• 23.10.2009 19:30

  • von Pete Fink & Stefanie Szlapka

Ralf Schumacher über seine neue Rolle als Teamchef

Die neue GP3-Serie wird 2010 einen prominenten Teamchef bekommen: Ralf Schumacher und Peter Mücke machen bei Mücke Motorsport "Halbe-Halbe"

(Motorsport-Total.com) - Ralf Schumacher wird im kommenden Jahr eine ganz neue Rolle an der Boxenmauer einnehmen: Im neuen GP3-Team von Mücke Motorsports wird der 34-Jährige eine tragende Rolle einnehmen, und gemeinsam mit Teambesitzer Peter Mücke die Mannschaft leiten. "Wir machen es Halbe-Halbe", bestätigte der ehemalige Formel-1-Pilot und jetzige Mercedes-DTM-Fahrer in Hockenheim.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher wird künftig auch an der Boxenmauer fungieren

Drei GP3-Autos will das Gespann Mücke/Schumacher 2010 aufbieten, Piloten wurden bisher noch keine nominiert. Ein aktiver GP3-Pilot Schumacher ist dabei auch zu Testzwecken nicht geplant. "Ich hoffe, dass die drei Piloten, die wir aussuchen werden, das alleine können", sagt er dazu schmunzelnd.#w1#

Für Schumacher geht damit ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. "Es war schon zu meiner Formel-1-Zeit so, dass ich das immer machen wollte", berichtete der DTM-Pilot, der durch seinen neuen Job aber keine Terminkonflikte erwartet.

"Es ist nur deshalb möglich, weil ich es bei Mücke ohne Probleme machen kann, selbst wenn ich nächstes Jahr weiterfahren sollte. Weil ich meine Priorität, außer an den acht Rennwochenenden, an denen ich vor Ort bin, auf der DTM lassen kann. Die Struktur bei Mücke ist so gut, dass das überhaupt kein Problem ist", so der Neo-Teamchef.

In der Diskussion war diese Kooperation schon länger: "Wir haben darüber gesprochen, weil Peter wusste, dass ich etwas Eigenes machen wollte. Aber eben nicht in eine bestehende Serie einsteigen wollte, weil man da einfach zu wenig Erfahrung hat. Und wenn ich etwas mache, dann soll es bitteschön auch erfolgreich sein, wenn es irgendwie möglich ist."

"Es ist nur deshalb möglich, weil ich es bei Mücke ohne Probleme machen kann, selbst wenn ich nächstes Jahr weiterfahren sollte." Ralf Schumacher

Diese Chance sieht das prominente Teamchef-Gespann nun in der neuen GP3. Schumacher weiß: "Auch für Mücke ist es eine Gelegenheit, sich auf breitere Füße zu stellen. Von daher hat es für beide eben Sinn gemacht." In der Tat: Die GP3 ist nach der DTM, der Formel-3-Euroserie, der Formel BMW Europa und der ADAC-Formel-Masters bereits die fünfte Serie, in der die Berliner mitmischen.

Nachwuchs im Umfeld der Formel 1

Schumacher unterstützt auch die Idee einer weiteren Nachwuchsserie im Unterbau der Formel 1: "Wenn ich sie nicht gut finden würde, hätte ich mich sicherlich nicht engagiert. Es gibt halt einfach gewisse Rahmenbedingungen vom Reglement her, die meiner Meinung nach sinnvoll für solche Nachwuchsserien sind. Dass man es weitestgehend eingrenzt, um sicherzustellen, dass wirklich der Fahrer vorne ist, der schnell ist und nicht der, der das größte Budget hat. Das ist bei solchen Serien immer gut."

Natürlich sei die GP3 "Neuland", weiß Schumacher: "Man wird erst in ein paar Jahren sagen können, ob es das Richtige war oder nicht. Aber die GP2 hat sich ja auch als gute Serie herauskristallisiert und alle die, die dort schnell waren, waren danach in der Formel 1 auch schnell."

"Wenn ich etwas mache, dann soll es bitteschön auch erfolgreich sein, wenn es irgendwie möglich ist." Ralf Schumacher

Ein weiterer großer Vorteil der GP3-Serie ist die Nähe zum Umfeld Formel 1: "Auch für junge Fahrer ist es keine schlechte Vorbereitung, die europäischen Strecken der Formel 1 kennenzulernen. Man fährt im Rahmen der Formel 1, von der es wohl eher unwahrscheinlich ist, dass sie jemals sterben wird. Da hat man einfach einen starken Rahmen, in dem man mitfahren kann, und wo man sich auch leichter tut, solche Teams durchzufinanzieren."

GP3 und Formel 3 schließen sich nicht aus

Analog zur Kombination Formel-3-Euroserie/DTM natürlich. Wobei sich die Euroserie und die GP3 nach Schumachers Ansicht auch nicht ausschließen: "Es wird sich zeigen, wer sich wo etabliert. Ich denke, dass beide Serien eine Daseinsberechtigung haben, auch weil es verschiedene Ansätze sind."

Ralf Schumacher

Peter Mücke und Ralf Schumacher teilen sich die Arbeit "Halbe-Halbe" Zoom

"Wenn einer im ersten Jahr Formel 3 gefahren ist, kann er genauso danach in die GP3 gehen, weil er sagt: 'Okay, ich will ein Jahr GP2 sparen und gegebenenfalls jetzt schon das Umfeld kennenlernen.' Diese Szenarien kann es geben", fährt er fort. "Ich denke, dass das GP3-Auto einfach noch eine Stufe schneller sein wird. Das ist klar und das muss auch so sein."

Schumachers Karriere hatte die Formel 3 als wesentliche Zwischenstation für seine späteren Formel-1-Erfolge. Nun kann der Kontakt mit der Königklasse noch früher stattfinden als zu seiner Zeit: "Ich bin halt einfach der Meinung: Wenn man in die Formel 1 will, dann tut man sich leichter, je früher man im Umfeld der Formel 1 anfängt." Noch dazu, wenn die neue GP3 "nicht einmal teurer als die Formel 3 ist. Ganz im Gegenteil, wenn ich sehe, was manche so aufrufen."

Der 280 PS-starke GP3-Bolide mit Renault-Power und einem Dallara-Chassis ist jedenfalls "optisch ein sehr ansprechendes Auto. Weil es von Dallara kommt, sind auch keine großen Probleme zu erwarten. Ich glaube, dass es eine gute Sache wird, aber das muss man einfach abwarten. Viele waren damals skeptisch, als die Formel 3000 eingestampft und die GP2 ins Leben gerufen wurde."

Karun Chandhok

Die Optik des GP3-Boliden findet Ralf Schumacher schon einmal "ansprechend" Zoom

Für ihn selbst ist die Rolle des Teamchefs eine ganz neue Herausforderung. Die notwendige Geduld sieht er dabei nicht unbedingt als eine seiner Stärken. "Also geduldig bin ich sicher nicht", erklärt Schumacher mit einem Lächeln. "Das ist eine Eigenschaft, die ich sicher nicht habe. Ich bin geduldiger geworden. Aber ich habe immer gesagt, dass ich dem Motorsport in irgendeiner Form verbunden bleiben möchte und da passt das sicherlich ins Konzept."

Und weiter: "In diesem Bereich und im Umfeld der Formel 1 mit einem so erfahrenen Mann wie Peter Mücke zusammenzuarbeiten, ist natürlich eine sehr interessante Herausforderung, bei der ich meinerseits viel lernen kann und auf der anderen Seite auch viel von meiner Erfahrung beisteuern kann. Alles andere, was dann in Zukunft passiert, muss man mal abwarten."