• 19.09.2007 14:01

Mass: "Das ist einfach traumhaft"

Der ehemalige Formel-1-Pilot spricht im Interview über seine Ausfahrt im W 196-Silberpfeil von 1954 über die Nordschleife des Nürburgrings

(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Formel 1, Sportwagen, Le Mans - Sie sind fast überall schon gefahren und haben jede Menge Pokale gewonnen. Nach Ihrem Abschied als Formel-1-Experte bei 'RTL' ist es sehr ruhig um Sie geworden. Sind Sie jetzt Rentner?"
Jochen Mass: "Nein, ganz und gar nicht. Ich sitze ständig noch irgendwo in einem Rennauto. Ich bin längst noch kein Rentner, das wäre wirklich eine große Beleidigung."

Titel-Bild zur News: Jochen Mass

Jochen Mass nimmt am Wochenende im historischen Mercedes-Rennfahrzeug Platz

Frage: "Am Wochenende gibt es ein Wiedersehen mit Ihnen. Sie sind einer der Stars bei der ADAC Nürburgring Classic. Was genau machen Sie da?"
Mass: "Ich werde mit dem W 196-Silberpfeil von 1954 über die Nordschleife fahren. Das ist eine wirklich tolle Sache, ich freue mich schon darauf."#w1#

Frage: "Werden Sie nochmal richtig Gas geben?"
Mass: "Ich werde zügig fahren, aber natürlich nicht ans Limit gehen. Das ist ein Grand-Prix-Wagen von damals, der kostet ja eine Menge, da geht die Sicherheit vor. Das Auto ist mir anvertraut worden, ich gehe bestimmt kein Risiko ein."

Frage: "Wie teuer ist denn das Auto?"
Mass: "Ich denke, bei Auktionen werden die Gebote bei etwa fünf Millionen Euro anfangen. Der Preis kann allerdings deutlich darüber liegen. Die Historie dieses Silberpfeils ist dokumentiert und man weiß, dass es ein Original-Auto ist. Also hat es zwangläufig einen großen Wert."

Frage: "Was reizt Sie an solchen Veranstaltungen?"
Mass: "Abgesehen vom Privileg, dieses Auto fahren zu dürfen, ist es für mich immer wieder ein ganz emotionaler Moment, in den Silberpfeil zu steigen. Man darf nicht vergessen, dass diese Autos die Basis allen Rennsports sind, so wie er heute existiert."

Frage: "Was wissen Sie über den 196-Silberpfeil?"
Mass: "Der 196er war der letzte Grand-Prix-Wagen von Mercedes. Dieses Auto war damals allen Konkurrenten überlegen. Und in diesem Silberpfeil saßen Giganten wie Juan Manuel Fangio, Hans Herrmann oder Stirling Moss."

Frage: "Was geht Ihnen alles durch den Kopf, wenn Sie am Steuer eines solchen Autos sitzen?"
Mass: "Ich bin dieses Auto schon oft gefahren, aber es ist jedes Mal ein ganz bewegender Moment. Diese alten Fahrzeuge erzählen ja Geschichten. Und wenn man da hinhört, erfährt man viel über die Zeit und die Leute. Das ist Gänsehaut pur."

Frage: "Es ist ja auch ein komplett anderes Fahren als mit den heutigen Formel-1-Autos?"
Mass: "Wenn ich mit diesem Auto ein bisschen schneller fahre, spüre ich schon, wie sehr die Fahrer damals damit zu kämpfen hatten. Im Vergleich dazu sind die heutigen Formel-1-Autos verdammt leicht zu fahren. Man darf nicht vergessen, dass der alte Silberpfeil auf schnellen Strecken Geschwindigkeiten von 300 Stundenkilometern erreicht."

Frage: "Es ist also kein lästiger Pflichttermin für Sie?"
Mass: Nein, ganz und gar nicht. Bei sowas geht mir immer wieder das Herz auf. Es ist eine große Ehre, dabei zu sein und mit diesen Autos zu fahren, gerade auf dem alten Nürburgring. Das ist einfach traumhaft, da freue ich mich jetzt schon drauf. Die Fans werden in jedem Fall auf ihre Kosten kommen."

Frage: "Passen derartige Veranstaltungen noch in die heutige Zeit?"
Mass: "Diese Veranstaltungen, speziell auf dem Nürburgring, sind wie eine Praline. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Die Leute, die dahinterstecken und die Rennwagen mit viel Liebe erhalten, kann man nur bewundern."

Frage: "Sie sitzen also nicht in Ihrem Haus, trinken Wein und genießen das Leben..."
Mass: "Die Leute haben da immer noch diese Klischees im Kopf. Wir haben damals nicht annähernd soviel verdient wie die heutige Generation der Formel-1-Rennfahrer. Sich nur zurücklehnen und Wein genießen - das ist alles Quatsch. Da fehlt mir nicht nur das Geld dafür, das ist auch nicht im Sinne des Erfinders: Ich will mich noch lange nicht ausruhen, Wein trinken und das Leben genießen. Das kann ich auch anders."

Frage: "Was ist zurzeit Ihre Hauptaufgabe?"
Mass: "Ich bereite eine neue Rennserie mit NASCAR-Autos in Europa vor, was ich hoffentlich bis zum nächsten Jahr auf die Reihe kriege. Das ist eine preisgünstige und vor allem sehr spektakuläre Geschichte. Die Leute lieben diese Autos und die Show. Die Fahrzeuge haben 700 PS und sind wirklich günstig. Man kauft so ein Auto rennfertig für 140.000 Euro."

Frage: "Und wo wollen Sie fahren?"
Mass: "In möglichst vielen Ländern, vor allem aber im Süden. Italien, Spanien, aber auch Deutschland und England stehen auf der Liste."

Frage: "Wie viele Teilnehmer schweben Ihnen vor?"
Mass: "Je mehr Autos, desto besser. Wenn ich 20 habe, wäre ich schon sehr stolz. Wenn es mehr sind, was ich auch glaube, wäre das echt toll."