• 19.11.2012 14:34

  • von Tim Westermann

Macao Grand Prix - Chinas großer Motorsport-Schlager

Pompöse Casinos und Hotels teilen sich eine 28,2 Quadratkilometer große Insel mit Bauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert: Macao ist das Zockerparadies Südost-Asiens.

(Motorsport-Total.com) - Die Wirtschaft der ehemaligen portugiesischen Kronkolonie Macao boomt. So ist es eine logische Konsequenz, dass sich hier auch die Crème de la Crème des Motorsports einmal im Jahr zu einem der weltweit legendärsten Rennen trifft: Der Macao Grand Prix ist gefürchtet und genießt zugleich bei Fahrern und Herstellern seit nunmehr 59 Jahren ein ganz besonderes Renommee.

Titel-Bild zur News: Macao Grand Prix Stadtbild zwischen Tradition und Moderne

Macao - Stadt zwischen Tradition und Moderne Zoom

Am Wochenende hallte einmal mehr der brüllende Klang von hochgezüchteten Rennmaschinen durch die Häuserschluchten. Neben vielen Rahmenrennserien, wie dem Finale der WTCC oder dem spektakulären Motorradrennen, liegt das besondere Augenmerk der Branche auf dem Finale der Formel-3-Weltmeisterschaft. Wer hier gewinnt, legt damit meistens ein Fundament für eine große Motorsport-Karriere.

Michael Schumacher, Ayrton Senna oder David Coulthard - sie alle siegten schon auf dem Guia Circuit. VW-Pilot Edoardo Mortara gelang dieses Kunststück sogar zweimal. Damit hatte er sich für ein Audi-Cockpit in der DTM qualifiziert. Und in Macao siegte Mortara dieses Jahr souverän mit einem Audi R8 LMS in der GT-Klasse, ließ Alexandre Imperatori (Porsche) und Daniel Watts (McLaren) hinter sich.

Mortara beherrscht fast jedes Rennauto. Vor kurzem absolvierte er erfolgreich einen 80-Runden-Test in der Formel-1 in Abu Dhabi. Mortara ist ein Beweis für das hohe Niveau der Nachwuchsförderung bei Volkswagen Motorsport.

Macao-Sieger Edoardo Mortara

Macao-Sieger Edoardo Mortara Zoom

Doch auch technisch bietet Volkswagen viel für den Rennsport: Als Motorenlieferant für die Formel-3 zum Beispiel. Die Zweiliter-Saugmotoren zeichnen sich seit Jahren durch hohe Qualität und Standfestigkeit aus. Kapitale Motorschäden gibt es nicht. In Macao zählen aber vor Allem die Qualitäten der Rennpiloten. "Die Strecke hier ist sehr anspruchsvoll", bestätigt Volkswagen-Motorsportdirektor Jost Capito am Rand des Rennens.

Dabei wirft er vor allen Dingen einen Blick auf die Kompromisse, die bei den Fahrzeugabstimmungen zu machen sind: "Man muss sich entscheiden zwischen viel Abtrieb - das ist gut in den Kurven - oder weniger Flügeln - das ist gut auf der Geraden." Denn: Macao ist ein Stadtkurs. Viel Platz zum Manövrieren oder gar Auslaufzonen gibt es nicht. Jeder Fehler kann sofort zum ungewollten Ritt in die Leitplanke oder den Reifenstapel führen. Der 6,1 Kilometer lange Kurs wechselt laufend zwischen engen Kurven und Hochgeschwindigkeitspassagen.

"An jeder Ecke lauern Gefahren. Hier sind Taktik und Kopfarbeit gefragt. Du kannst in Macao nicht einfach überholen. Manche Kurven sind so eng, das nur ein Auto unbeschadet durchpasst", betont Volkswagens Motorsportrepräsentant Hans-Joachim Stuck die Brisanz im Cockpit. Keiner könnte diese Strecke besser beurteilen als die 61-jährige Fahrerlegende. Übrigens: Stuck siegte hier im Jahr 1980 auf BMW 320i bei den Tourenwagen.

Safety Car des Macao Grand Prix: Volkswagen Scirocco

Safety Car des Macao Grand Prix: Volkswagen Scirocco Zoom

Das Fazit: Fast nirgendwo sonst knallt es so oft wie auf dem Guia Circuit. Deswegen stehen die Safety Cars oft im Mittelpunkt des Geschehens. Volkswagen stellte, wie in den vergangenen zwei Jahren, die Sicherungsfahrzeuge (Safety Cars) für das Rennwochenende. Ein schlauer Schachzug, denn durch den verstärkten Einsatz beim Macao Grand Prix sind die Modelle präsent in den internationalen Fernsehbeiträgen.

Den Rest des Jahres zeichnet Macao sich durch die besondere Symbiose aus modernen Casinos und Mega-Hotels auf der einen Seite und durch seine über Jahrhunderte gewachsene historische europäische Altstadt auf der anderen Seite aus. Milliarden Dollar werden an Spieltischen und Automaten umgesetzt.

Macao hat in China einen ähnlichen Status wie Las Vegas in den USA. Doch im Gegensatz zur schillernden Scheinwelt à la Las Vegas ist die traditionelle Bausubstanz in Macao echt. Bis heute ist die von portugiesischer Kolonialherrschaft geprägte Architektur aus dem 17. und 18. Jahrhundert intakt. In den engen Gassen der Altstadt tummeln sich viele einheimische Händler.

Medical Car des Macao Grand Prix: Volkswagen Passat

Medical Car des Macao Grand Prix: Volkswagen Passat Zoom

Der Geruch von gebratenen Speisen liegt in der Luft. In kleinsten Läden werden Stoffe, Uhren oder Souvenirs angeboten. Das Gedränge ist groß. Viele Touristen sorgen für Umsätze. Macao ist eine einmalige angenehme Mischung aus europäischer Altstadt, schillernder Casino-Welt und wegen seinem auf einem Stadtrennkurs ausgetragenen Macao Grand Prix vergleichbar mit dem Fürstentum Monaco an der Cote d'Azur.


Fotos: Macao - Auf und neben der Strecke


Logisch, dass ein Renn-Auftritt oder gar ein Sieg an solch einem einzigartigen Ort eine Menge Prestige für Fahrer und Hersteller garantiert. Dieses Jahr konnte António Félix da Costa das Rennen in der Formel-3 für sich entscheiden. Damit holte er den Titel für Volkswagen als Motorenlieferant zurück nach Wolfsburg.