• 19.09.2008 19:53

  • von Marco Holzer

Holzer-Kolumne: Doppelpack auf Kultstrecken

UPS-Porsche-Junior Marco Holzer berichtet über seine Aufholjagd in Spa, Reifenpoker und Monza und Daumendrücken für seinen Freund Sebastian Vettel

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',
nach der langen Sommerpause habe ich einen Doppelpack im Porsche-Mobil1-Supercup absolviert. Erst ging es in die belgischen Ardennen nach Spa-Francorchamps, am Wochenende danach auf die Highspeed-Strecke im italienischen Monza. In beiden Rennwochenenden hat das Wetter eine entscheidende Rolle gespielt - einmal kam es mir entgegen, das andere Mal leider nicht.

Titel-Bild zur News: Marco Holzer

Marco Holzer war in Spa und Monza im Supercup unterwegs

In Spa hat es im Freien Training am Freitag geregnet. Es war für mich das erste Mal, dass ich im Nassen auf dem langen Kurs gefahren bin. Das war ziemlich schwierig, aber ich konnte dennoch die achtschnellste Zeit erzeilen. Damit war ich sehr zuversichtlich für die Qualifikation am Samstag. Doch im Qualifying war es trocken, alle Erkenntnisse, die ich im Training gewonnen hatte, nutzten mir nicht mehr viel. Ich fuhr das erste Mal überhaupt mit dem Porsche auf einer trockenen Strecke in Spa - und gleich ging es um die Startplätze. Ich hatte zunächst Probleme, mich an die lange Strecke zu gewöhnen. Die anderen fuhren am Ende des Qualifyings ihre schnellen Runden, doch da hatte ich meine neuen Reifensätze schon aufgebraucht. Mehr als Startplatz 23 war nicht drin, vielleicht wäre es besser gelaufen, wenn es im Training auch trocken gewesen wäre.#w1#

Aufholjagd in den Ardennen

Beim Rennstart stand ich so weit hinten, dass ich die Startampeln kaum sehen konnte. Aber es lief im Rennen sehr gut für mich. Schon am Start konnte ich einen anderen Piloten überholen, direkt danach noch einmal zwei. So war ich bald 20., nach einem weiteren Überholmanöver auf Rang 19. Danach hing ich etwa drei bis vier Runden hinter einem anderen Auto fest. Als ich an dem vorbei war, war der Knoten geplatzt. Ich konnte durchs Feld nach vorn marschieren. Als es in der Schlussphase des Rennens anfing zu regnen, war es zwar schwieriger, das Auto auf der Strecke zu halten, aber für mich war es noch leichter, die anderen zu überholen. Ich konnte ein paar Leute sogar außen rum überholen, auch wenn es teilweise sehr eng war. So konnte ich am Ende noch Platz zwölf holen.

"Es hat sehr viel Spaß gemacht, einen nach dem anderen zu überholen." Marco Holzer

Ich hatte in Spa zwar einige Schrecksekunden, aber es hat sehr viel Spaß gemacht. In Eau Rouge bin ich einmal quer gestanden, da habe ich mir vorgenommen, es in der nächsten Runde vorsichtiger anzugehen. Da die Strecke so lang ist, war es an manchen Stellen trockener als auf anderen Abschnitten des Kurses und man wusste nie, was einen in der nächsten Kurve erwartet. Es hat aber sehr viel Spaß gemacht, einen nach dem anderen zu überholen. Ich habe aus dem Rennen in Spa sehr viel gelernt, denn es waren Bedingungen, die wir sonst nicht haben.

Regen auch in Monza

Von Spa aus ging es direkt weiter auf eine nächste legendäre Rennstrecke, nämlich nach Monza. Das Wetter war in Italien genauso unbeständig wie in Belgien. Am Freitag hat es morgens geregnet, bei unserem Freien Training war es aber trocken. Es war mein erster Auftritt in Monza und ich hatte mich schon sehr darauf gefreut, dort zu fahren. Im Freien Training lief es auch sehr gut. Mit meinem ersten Reifensatz wurde ich Fünfter, mit dem zweiten Satz lief es noch besser, aber ich wurde im letzten Sektor behindert und belegte schließlich Rang 13. Das hat mich ein bisschen geärgert, denn Platz vier oder fünf wäre durchaus drin gewesen.

"Monza sieht von außen vielleicht sehr einfach aus, aber es ist eine recht schwierige Strecke." Marco Holzer

Im Qualifying von Monza hat es dann geregnet. Es war also wie in Spa, nur umgekehrt - trockene Strecke im Training, nasse Strecke im Qualifying. So stand ich wieder vor für mich völlig neuen Bedingungen und ich musste noch einmal bei Null anfangen. Zunächst lag ich auf Rang acht, doch es ging für mich immer weiter nach hinten und schließlich landete ich auf Rang 18. Darüber war ich natürlich sehr enttäuscht. Monza sieht von außen vielleicht sehr einfach aus, aber es ist eine recht schwierige Strecke. Man muss genau wissen, wie man die Kurven anbremsen muss und das war alles neu für mich. Doch mein Teamkollege Martin Ragginger holte Startplatz zwei und damit wusste ich, dass unser Setup gut ist. Ich konnte es nur nicht umsetzen.

Reifenpoker im Regen

Das Rennen am Sonntag war eine reine Lotterie. Der Wetterdienst hat für das Rennen Regen vorhergesagt. Deshalb stand das ganze Feld zunächst mit Regenreifen auf der Startaufstellung. Doch wenige Minuten vor dem Start haben die meisten auf Slicks gewechselt. Mein Teamkollege Martin, ich und noch ein paar andere Piloten hinter mir blieben wegen der Wetterdaten aber auf Regenreifen. Leider trocknete die Strecke aber zunächst komplett ab. Zwar fing es dann wieder leicht zu regnen an, doch mit den Regenreifen war es, wie auf Schmierseife zu fahren. Wir wurden nach hinten durchgereicht, ich lag am Ende auf Rang 21, Martin auf Platz 22. Es war ein Pokerspiel, doch es hätte auch gut ausgehen können. Ich bin natürlich enttäuscht, aber das gehört zum Motorsport dazu.

"Wenn wir das nächste Mal ein solches Wetter haben, sind wir bestens dafür gewappnet." Marco Holzer

Die beiden Wochenenden in Spa und Monza waren nicht einfach, denn solche Mischbedingungen sind sehr ungewöhnlich und schwer kalkulierar. Es war für mich aber wichtig, diese Erfahrungen zu machen und zu lernen, mit dem Porsche bei diesen Bedingungen zu fahren. Denn wenn wir das nächste Mal ein solches Wetter haben, sind wir bestens dafür gewappnet. Und auch wenn meine persönliche Leistung nicht so toll war, muss ich sagen, dass das Team an beiden Rennwochenenden wieder einen perfekten Job gemacht hat. Ich bin froh, dass ich im UPS-Porsche-Juniorteam und bei Manthey fahren kann.

Mitfiebern mit Vettel

Für mich lief es zwar in Monza nicht so gut, aber das Wochenende hatte etwas sehr Positives: Ein Freund, mit dem ich schon im Kart und in der Formel BMW zusammen gefahren bin, hat dort seine erste Pole Position und seinen ersten Formel-1-Sieg geholt: Sebastian Vettel. Ich habe das Rennen natürlich mitverfolgt, habe mitgefiebert und habe mich riesig gefreut für ihn. Leider konnte ich ihm nicht persönlich gratulieren, denn zu ihm gab es nach dem Rennen natürlich kein Durchkommen mehr. Ich habe ihm aber eine SMS geschickt.

An diesem Wochenende starte ich mit dem deutschen Carrera-Cup in Barcelona und da geht es für mich wieder um Punkte. Den umgebauten Kurs in Barcelona kenne ich schon aus dem vergangenen Jahr, außerdem bin ich dort in diesem Jahr schon im Supercup gefahren. Ich hoffe, dass es dort für mich viel besser läuft als in den vergangenen beiden Rennen. Ich habe mir vorgenommen, für die Fahrer- und die Teamwertung viele Punkte zu sammeln - und natürlich, wieder viel zu lernen.

Bis zum nächsten Mal,
Ihr Marco Holzer

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