• 02.02.2008 12:16

Dieter Braun wird 65

(Motorsport-Total.com/sid) - Der zweimalige Motorrad-Weltmeister Dieter Braun feiert am heutigen Samstag seinen 65. Geburtstag. Wenn er nach Ostdeutschland kommt, wird er neuerdings mit einem ganz ungewöhnlichen Namen begrüßt. "Sie haben mir spaßeshalber den Titel 'Klein Gorbatschow' verpasst, weil mein Sieg 1971 der erste Schritt zur Wiedervereinigung gewesen sei."

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Das ist natürlich scherzhaft übertrieben, dennoch war dieser 11. Juli 1971 irgendwie mehr als nur ein sporthistorischer Tag. Braun gewann das Rennen der 125er-Klasse auf dem Sachsenring, was den Organisatoren so gar nicht passte. "Die wollten mich eigentlich schon gar nicht dabei haben. Und das haben sie mich auch deutlich spüren lassen", erzählt Braun: "Sie wollten mich mit einem unverschämt niedrigen Startgeld vergraulen. Aber da habe ich mir gesagt: Jetzt erst recht."

Nach seinem Sieg sollte der gebürtige Ulmer zunächst unter einem hanebüchenen Vorwand disqualifiziert werden, als dies nicht funktionierte und die Organisatoren auch noch zähneknirschend die westdeutsche Hymne spielen mussten, stellten sie kurzerhand alle Lautsprecher rings um die Strecke mit Ausnahme der im Podiumsbereich ab. Die ostdeutschen Zuschauer standen daraufhin auf, sangen die Hymne mit und feierten den damals amtierenden Weltmeister aus dem Westen mit 'Dieter'-Rufen.

"Ich habe davon erst nachher erfahren", sagt Braun, der mit seinem Titel 1970 erster deutscher Weltmeister in der Achtelliterklasse geworden war: "Und da habe ich natürlich eine richtige Gänsehaut bekommen." Noch heute wird er dauernd auf diesen Tag angesprochen. "Damals ist mir die Bedeutung noch gar nicht so bewusst geworden. Aber es ist unglaublich, wie sich diese Geschichte bis heute in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat."

Es war zweifellos der außergewöhnlichste von Brauns 14 Grand-Prix-Siegen, die 1973 in der 250er-Klasse noch einen zweiten WM-Titel nach sich zogen. Vom Motorradsport konnte er sich aber auch nach seiner Karriere nie trennen. Zunächst fungierte er als TV-Experte beim ZDF, Eurosport und dem MDR, in Dielheim im Kraichgau betreibt er ein Motorrad-Geschäft, bei mindestens drei WM-Rennen pro Jahr ist er vor Ort und seit drei Jahren fährt er sogar selbst wieder im Yamaha Classic Team. "Aus dem Geschäftsleben werde ich mich Ende des Jahres weitestgehend zurückziehen", berichtet er: "Aber Rennen fahren will ich, solange ich Spaß daran habe. Und da ist derzeit kein Ende in Sicht."

Seinen Ehrentag am Samstag wird er mit 150 Gästen auf einem Weingut in Wiesloch feiern. "Ich habe versucht, etwas mein Leben Revue passieren zu lassen, und habe deshalb Leute aus allen Phasen meines Lebens eingeladen", meint er. Die Geschichte vom Sieg auf dem Sachsenring wird er dabei sicher auch einige Male erzählen müssen.