• 12.08.2007 18:19

  • von Pete Fink

Wie die NASCAR ihre Stars beschützt

Klaus Graf muss heute Abend zuschauen, wenn in Watkins Glen ein Rennen gefahren wird, in dem die NASCAR ihren Qualifikanten die lange Nase zeigte

(Motorsport-Total.com) - Ohne deutsche Beteiligung wird heute Abend das "Centurion Boats at The Glen" über die Bühne gehen, nachdem ein Regenschauer die NASCAR-Offiziellen am Freitag dazu bewogen hat, das Qualifying sofort abzusagen. Wohlgemerkt: Absagen, nicht verschieben, oder gar auf den Samstag zu verlegen, obwohl das gemäß Ablaufplan durchaus möglich gewesen wäre.

Titel-Bild zur News: Klaus Graf BAM Racing Sears Point 2007

Klaus Graf muss heute Abend beim Cup-Rennen aus Watkins Glen zusehen

Besonders bitter ist dies für das BAM-Team um Klaus Graf, denn nach der Verpflichtung von David Hyder und Dean Johnson war der Technikerstab des Teams in der Lage, dem Schwarzwälder ein nagelneues Auto hinzustellen, mit dem dieser sehr gute Chancen gehabt hätte, die harte Qualifikationsmühle erfolgreich zu überstehen.#w1#

Auch wenn in der NASCAR die besten 35 Autos fix qualifiziert sind, und von den insgesamt 49 Qualifikanten bei 43 Startplätzen daher ein Spiel "Acht aus 14" zu spielen ist, zeigte Graf im einzigen Freien Training, mit seinen nur drei schnellen Runden und Gesamtrang 17, dass BAM Racing in Watkins Glen voll konkurrenzfähig war.

Doch es sollte nicht sein, und Graf war bei weitem nicht der Einzige, den es dadurch erwischt hat. Auch Boris Said, Red-Bull-Pilot A.J. Allmendinger und der australische V8-Supercar-Champion Marcos Ambrose mussten enttäuscht wieder die Heimreise antreten. Said hatte zwar insofern Glück, als das er den Wood-Brothers-Ford von Bill Elliott übernehmen durfte, doch angefressen war er trotzdem.

Said hatte noch Glück im Unglück

"Ich verstehe einfach nicht, was sie sich dabei denken", so der 44-Jährige noch am Freitag in Richtung NASCAR. "Das Busch-Rennen ist am Samstag um 15:00 Uhr nachmittags. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum wir das Qualifying nicht morgen fahren können, denn der Wetterbericht lautet dann Sonne, Sonne und noch einmal Sonne."

Boris Said

Boris Said hatte Glück: Er fährt heute Abend den Wood-Brothers-Ford Zoom

Said war vor allem deshalb verbittert, weil dieses Spiel vor fünf Wochen in Daytona beim Pepsi 400 schon einmal abgelaufen war. Damals stand er im Qualifying auf der Pole Position und durfte trotzdem heimfahren, da es noch während der Qualifikation zu regnen begann. Die NASCAR-Reaktion war die gleiche, wie in Watkins Glen: Sofortige Absage, keine Verschiebung, oder Verlegung.

Dieses Prozedere führt zu einer elementaren Frage: Hat die NASCAR überhaupt ein Interesse daran, einen sportlichen Wettbewerb am hinteren Ende des Feldes zuzulassen, oder geht es im Milliardenspiel der Einschaltquoten nur noch darum, möglichst viele Big-Names sicher im Feld zu haben?

Einerseits erscheinen die beiden Samstag-Trainings, die rein sportlich gesehen keinerlei Bedeutung haben, als heilige NASCAR-Kuh und eine mögliche NASCAR-Argumentation wäre, dass 49 Autos in einem Samstagstraining zu viel Betrieb auf der Strecke machen würden. Das ist jedoch kein Problem, denn eigentlich geht es ja nur darum, dass den 14 Zeitqualifikanten eine sportliche Chance gegeben wird, in die Show zu gelangen.

Wo ist die sportliche Möglichkeit einer Qualifikation?

Und sowohl Wetterbericht, als auch Wochenendablaufplan hätten dieses durchaus zugelassen. Zudem ist eine Qualifikation am Samstag auch nichts neues, das gab es früher schon. Doch niemand scheint sich die Mühe gemacht zu haben, im Vorfeld irgendeinen Alternativplan aufgestellt zu haben.

Klaus Graf

Klaus Graf ist nach den Ereignissen vom Freitagabend sehr frustriert Zoom

Eine ganz bösartige Argumentation wäre auch die Tatsache, dass Kenny Wallace in der Auslosung zum Einzelzeitfahren an Nummer eins gelost wurde. Wallace ist bei den NASCAR-Fans einer der beliebtesten Nextel-Cup-Piloten im Feld und hätte mit seiner Startposition eine sehr ungünstige Vorraussetzung in der Qualifikation gehabt. Überraschenderweise rangiert der Fan-Liebling in der Ownerwertung auf... genau, Platz 43.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass auch in der NASCAR, wie in vielen Serien im Motorsport, ein immer gleiches Spiel gespielt wird: Die großen Owner werden durch Fusionen immer größer, während den kleinen Teams das Leben immer schwieriger gemacht wird. BAM-Racing mit Klaus Graf und Christian Kuhn können ein Lied davon singen.

Premiere überträgt das "Centurion Boats at The Glen" aus Watkins Glen heute Abend ab 20:00 Uhr live - am Mikrofon werden Jacques Schulz und Graf-Manager Christian Kuhn sitzen, der heute Morgen aus Watkins Glen zurück gekommen ist.