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Who is... "King" Richard Petty? (3)
Im dritten und letzten Teil der großen Richard-Petty-Story dreht sich alles um seinen 200. NASCAR-Sieg und eine unglaubliche Abschiedstournee 1992
(Motorsport-Total.com) - Als die 1980er Jahre begannen, war Richard Petty 43 Jahre alt. Der King hatte sieben NASCAR-Titel geholt und weit über 100 Rennen gewonnen. Er war zwar eine lebende Legende, aber die alte NASCAR-Garde um Cale Yarborough, Bobby Allison oder David Pearson wurde langsam aber sicher von der Generation um Dale Earnhardt, Darrell Waltrip, Bill Elliott oder Rusty Wallace abgelöst.

© NASCAR
Richard Petty feierte das Jubiläum seines 200. Siegs im Siegerauto von 1984
Zu dieser alten Garde zählte natürlich auch Petty, der jedoch noch überhaupt nicht bereit war, den Youngster freiwillig das Winston-Cup-Feld zu überlassen. Aus gutem Grund, wie sich Robin Pemberton, heute aktueller NASCAR-Vize-Renndirektor und damals ein blutjunger Mechaniker am Petty-Dodge mit der Startnummer 43, erinnert.#w1#
"Er hatte die Strategie des gesamten Rennens im Kopf", beschreibt Pemberton. "Er wusste ganz genau, wo er sich auf der Strecke befand, welche Runde es gerade war, wer alles überrundet war und wann die nächsten Stopps anstanden." Die Routine des Altstars gegen die kaum zu bändigende Aggressivität der Earnhardts, Waltrips und Wallace', so lautete das Generationenduell.
Es war jedoch klar, dass Petty im Laufe der Zeit seinem Alter Tribut zollen würde. Die Siege wurden weniger, doch ein großer sportlicher Meilenstein stand noch bevor: Der 200. Petty-Sieg. Dieser geschah unter denkwürdigen Umständen. Es war der 4. Juli 1984, der amerikanische Nationalfeiertag. Der Schauplatz war natürlich und auch völlig passenderweise das Sommerrennen von Daytona.
Sieg Nummer 200 vor den Augen des Präsidenten

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In den 1980er Jahren wurden die Petty-Siege langsam immer seltener Zoom
Petty war bereits 47 Jahre alt, als der damalige US-Präsident Ronald Reagan von Bord der Airforce One, der Präsidentenmaschine, das berühmte Startsignal "Gentlemen, start your engines" gab. Es war zudem das erste Mal überhaupt, dass ein US-Präsident vor Ort einem NASCAR-Rennen beiwohnte, denn Reagans Maschine landete wenig später in Daytona und er übergab in der Vicotry Lane höchstpersönlich den Siegerpokal.
Dieser ging zum 200. Mal an Petty, der Cale Yarborough in einem fantastischen Finale niederrang. Diesen historischen Sieg bezeichnet der King heute noch als "die Krönung meiner Karriere. Es war ein magischer Tag für mich und meine Familie. Das war für uns alle ein extrem wichtiges Ereignis, denn der Präsident war da und mein 200. Sieg war das i-Tüpfelchen."
Damit steht der King nicht alleine da. Für Ned Jarrett, selbst zweifacher NASCAR-Champion und Vater von Dale Jarrett, gab es in den vergangenen 30 Jahren drei NASCAR-Rennen, die einen extrem wegweisenden Charakter hatten: "Das Daytona 500 von 1979 war unglaublich wichtig. Als 1992 in Atlanta Jeff Gordon sein erstes Rennen, und Richard Petty sein letztes Rennen fuhr, und der Titel so knapp entschieden wurde, war dies ebenfalls ein großer Tag für unseren Sport. Und als Richard 1984 sein 200. Rennen im Beisein des US-Präsidenten gewann, rangiert dies ebenfalls ganz weit oben."
Auch der Kalifornier Reagan war begeistert: "Er sagte mir, er hätte noch nie etwas vergleichbares gesehen", berichtete Petty. "Sogar nach den ganzen offiziellen Siegesfeierlichkeiten blieb er noch da. Wir hatten also am 4. Juli ein Picknick mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten. Es war einfach nur ein großartiger Tag."
Ein ganzes Jahr auf Abschiedstour

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Zwei lebende NASCAR-Legenden: Richard Petty und Junior Johnson Zoom
Prompt folgte eine zweite Einladung ins Weiße Haus. Dieses Mal mit der gesamten Familie und dem legendären Siegerauto mit der Startnummer 43 vor der Haustüre. Doch es sollte der letzte große Petty-Erfolg bleiben, denn in den folgenden Jahren war dem King nicht mehr als eine Mitläuferrolle vergönnt. Oft wurde ihm die Frage gestellt, warum er sich diese acht langen Jahre danach gab.
Seine Antwort war immer dieselbe: "Ich fahre nicht mehr für Ruhm oder Geld. Ich fahre einfach gerne. So einfach ist das. Es gibt Katzen, die den Kühen gerne dabei zusehen, wie sie Gras fressen. Das taugt ihnen. Ich will einfach nur fahren, ich will das Metall um mich herum, und die Räder unter mir spüren." Doch ein richtig großer Auftritt sollte dem alternden King noch einmal vergönnt sein.
Als er Ende 1991, im Alter von 54 Jahren, einsehen musste, dass seine aktive Zeit endgültig vorbei war, entschloss er sich zum Abtritt. Aber nicht einfach heimlich, still und leise, sondern, eines Königs würdig, im Rahmen einer gewaltigen Abschiedstournee, die die gesamte Saison 1992 andauern sollte. Elf Konzerne bezahlten jeweils 225.000 US-Dollar, um die Petty-Tour zu finanzieren. Dafür dürften sie mit dem Logo werben.
Es war eine Promotionssache ungeahnten Ausmaßes. Plötzlich gab es an jeder Strecke tonnenweise Petty-Devotionalien zu kaufen, was alleine kolportierte 15 Millionen US-Dollar in die Kassen spülte. Die Nachfrage nach Tickets war so groß, dass viele Veranstalter Zusatztribünen aufstellen mussten. Und in fast jedem der 29 Saisonrennen landeten vor dem Start 200 Fallschirmspringer als Ehrung für Pettys sagenhafte 200 Siege.
Zigtausende Zuschauer verabschieden sich vom King

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Atlanta 1992: Richard Petty nimmt seinen Abschied als aktiver Rennfahrer Zoom
Gegen Jahresmitte lud die Familie Petty zu einem Tag der offenen Tür auf das heimische Anwesen ein. Beobachter schätzten die Anzahl der Teilnehmer auf etwa 30.000 Menschen. Gegen acht Uhr morgens soll die Warteschlange vor dem Tor etwa drei Meilen lang gewesen sein. Petty selbst schrieb sich an diesem Tag natürlich die Finger wund.
"So lange du ihm etwas zu essen gibst, ihm ab und zu eine Pepsi vorbeibringst und ihn zwischendurch aufs Klo gehen lässt, wird er Autogramme geben", wird sein langjähriger STP-PR-Mann Chuck Spicer zitiert, der diesen Sommertag Mitte Juli im heißen Level Cross natürlich miterlebt hatte. Zu seiner Abschlussparty im Georgia Dome von Atlanta kamen dann 50.000 Besucher.
Es war der Tag vor seinem letzen NASCAR-Rennen. Fünf Piloten hatten noch eine Titelchance: Der spätere Champion Alan Kulwicki, Bill Elliott, Davey Allison, Harry Gant und Kyle Petty. Der Jubilar spielte keine sportliche Rolle mehr. Umso mehr, als er noch vor Rennhalbzeit in eine Massenkarambolage verwickelt wurde. Petty: "Mein Auto fing Feuer, also überlegte ich mir, dass es wohl besser sei, wenn ich ein Feuerwehrauto finden würde. Daher rollte ich um die Strecke, bis eines kam."
Ein unrühmliches Ende einer unvergleichbaren Karriere. Petty stieg aus, winkte ein letztes Mal den Fans zu und begab sich zu seiner Familie im Transporter. Doch sein Team hatte andere Pläne. Sie arbeiteten fieberhaft, um das Wrack noch einmal auf die Strecke zu bekommen. Wenige Runden vor dem Ende wurde Petty zum Auto gerufen.
Für immer mit der NASCAR verbunden

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Richard Petty ist bis heute der erfolgreichste NASCAR-Pilot aller Zeiten Zoom
Die hellblaue Startnummer 43 hatte keine Motorhaube mehr. Also ließ sich der King einen STP-Aufkleber bringen, der kurzerhand auf den Luftfilter geklebt wurde. Unter dem donnernden Applaus der voll besetzten Tribünen fuhr Richard Petty sein 1.185 und letztes NASCAR-Rennen zu Ende. Eine 35 Jahre lange Karriere hatte doch noch ein standesgemäßes Finale gefunden.
Eigentlich blieb dem King in all diesen Jahren nur ein großer Wunsch unerfüllt: "Ich wünschte, ich wäre beim ersten Brickyard 400 im Jahr 1994 dabei gewesen, aber ich war zwei Jahre zuvor zurückgetreten. Das war ein ganz wichtiger Moment für NASCAR. Denn als wir in Indy fuhren, waren wir plötzlich legitimiert. Das Fernsehen behandelte uns anders, die Sponsoren behandelten uns anders. Und alle sagten: Jetzt habt ihr es endgültig geschafft."
Trotzdem war er einer der maßgeblichen Figuren im unaufhaltsamen Aufstieg der NASCAR. "Im Prinzip ist es eine Diktatur", sagte Petty kurz nach seinem Rücktritt 1992. "Es gehört einem Mann und er führt es. Ich habe damit kein Problem. Wenn ich mitspielen will, dann befolge ich seine Regeln. Wenn ich genug davon habe, gehe ich nach Hause. So ist es und so war es immer."
Und an der immensen Bedeutung des Kings gibt es keinen Zweifel. Ein NASCAR-Historiker fasste es wie folgt zusammen: "Richard Petty brachte sich und auch NASCAR von zwei Zeilen langen Meldungen auf der letzten Seite des Sportteils bis zu den großen Überschriften auf Seite eins. Sein Name, sein Lachen und seine Rekorde brachten jeden sportinteressierten Leser jenseits der Mason-Dixon-Line dazu, auf diesen Motorsport aus den Südstaaten aufmerksam zu werden."

