• 10.01.2010 12:02

  • von Pete Fink

Who is... "King" Richard Petty? (2)

Zwischen 1964 und 1979 holte sich King Richard Petty sieben NASCAR-Titel und stieg in dieser Zeit zum unangefochtenen Superstar auf

(Motorsport-Total.com) - Das Jahr 1967 geriet für Richard Petty zum völligen Triumphzug, als der King sagenhafte 27 der 49 NASCAR-Saisonrennen gewann. Der damals 30-Jährige avancierte zum mit Abstand größten Star der NASCAR. Egal in welcher Ecke der USA ein Rennen stattfand, Petty gab solange Autogramme, bis es an der Zeit war, im Auto festgeschnallt zu werden und die Show begann. War das Rennen vorbei, stand er wieder an der Boxenmauer und gab solange Autogramme, bis keiner mehr da war.

Titel-Bild zur News: Daytona 1966 Cale Yarborough und Richard Petty

Der Daytona-Start 1966: Cale Yarborough und Richard Petty (re.) in Reihe eins

Das hatte Folgen. "Wenn Richard Petty nicht in deinem Rennen fährt, dann wirst du keine Tickets verkaufen", weiß Jim Hunter, der aktuelle NASCAR-Pressechef und in den späten 1960er Jahren Präsident des Darlington Raceways zu berichten. So war es kein Wunder, dass es Petty war, der sich einige Extra-Dollars damit verdiente, im Vorfeld eines Rennens eine Antrittsgage auszuloben.#w1#

Andere folgten. Zum Beispiel Pettys großer Rivale David Pearson. "Wenn du Pearson in deinem Rennen haben wolltest, dann musstest du ihm exakt die gleiche Summe bezahlen, die du Petty bezahlt hattest", erinnert sich Hunter. "Er sagte immer: 'Egal was du Richard gegeben hast, es ist für mich in Ordnung.' Weniger wollte Pearson nicht, und wenn er herausfand, dass ihm jemand weniger bezahlte, dann kam er nicht."

Das Dauerduell Petty gegen Pearson war jedoch keine handfeste Fehde zweier NASCAR-Cowboys, sondern bestand eher aus einer Art Highspeed-Artistik. Pearson gewann in den Jahren 1966, 1968 und 1969 sogar drei NASCAR-Titel, aber das wohl berühmteste Duell der beiden befreundeten Kontrahenten fand in der Saison 1976 beim Daytona 500 statt.

Petty vs. Pearson und das Daytona-Finale 1976

Daytona 1976: Richard Petty David Pearson

Daytona 1976: Es kracht zwischen Richard Petty (li.) und David Pearson (re.) Zoom

Es war die letzte Runde. Petty lag unmittelbar vor Pearson, als die beiden in Turn 3 fuhren. Pearson setzte aus dem Windschatten heraus zum logischen Überholmanöver an, doch sein weißer Mercury der Wood Brothers geriet auf eine etwas höhere Spur. Petty blieb unten mit etwa einer halben Wagenlänge in Front. Dann kam es zum Kontakt.

"Der Hund hat mich getroffen", lautete Pearsons Funkspruch, als Pettys Dodge die linke Vorderseite des Mercurys touchierte. Pearson erlebte einen Mauerkontakt und drehte sich ins Infield kurz vor der Boxeneinfahrt. Petty schlitterte zunächst auf der Strecke weiter, bevor auch er ins Infield abbog und seinen Motor verlor - nur etwa 100 Meter vor der Ziellinie.

Während Petty nun verzweifelt versuchte, seinen Dodge wieder in Gang zu bringen, kam von hinten der heftig ondulierte Pearson-Mercury heran und stotterte über die Ziellinie. Es sollte Pearsons einziger Daytona-Sieg bleiben, aber der Vorsprung der beiden war so groß, dass Petty immerhin noch mit Platz zwei belohnt wurde.

Es war eines der vielen legendären Daytona-Finals, die die NASCAR in den USA zum Tagesgespräch machten. Petty weiß: "Im Prinzip muss niemand die Regeln verstehen. Ein Fünfjähriger kann genauso ein Rennen schauen wie ein 105-Jähriger. Selbst wenn sie es noch nie zuvor gesehen haben, verstehen sie was passiert: Autos überholen Autos, Autos bauen einen Crash. Vielleicht spielt nicht jeder Baseball, Basketball oder Golf. Aber jeder hat ein Auto. Und die meisten sind verrückt nach ihrem Auto, selbst wenn es nur ein alter Kombi ist."

Gewerkschaftsführer Petty

Daytona 1969 Richard Petty Ford

Richard Petty 1969 in Daytona vor seinem Auto: In dieser Saison ein Ford Zoom

Petty wurde Ende der 1960er Jahre so populär, dass er es sogar überlebte, als die NASCAR-Piloten versuchten, sich in einer Fahrergewerkschaft zu organisieren. So etwas war das rote Tuch schlechthin für Diktator Bill France, der üblicherweise mit aller erdenklichen Härte gegen solche Ideen vorging. Als es 1969 in Talladega zum Eklat kam, war Petty der erste der Piloten, dessen Truck das Gelände unter Protest verließ.

Doch im Gegensatz zu früheren Reaktionen konnte es sich France nicht leisten, den vermeintlichen Rädelsführer Petty auf Lebenszeit zu sperren. "Natürlich hat es ihm überhaupt nicht gefallen, was damals geschah", erinnert sich Petty. "Aber ich war ihr Anführer. Ich war damals ihr Earnhardt. Wenn NASCAR mich damals gesperrt hätte, dann hätte das auch Folgen für sie gehabt."

Denn "natürlich hätten sie auch weiterhin Rennen veranstalten können. Aber sie hätten damit ein denkbar schlechtes Image bekommen. Also waren sie klug genug, die Sache unter den Tisch zu kehren und ruhig zu bleiben." Im Prinzip hatten beide Parteien gewonnen: Die Piloten bekamen die Aufmerksamkeit, die sie wollten und NASCAR vermied die Gründung einer Fahrergewerkschaft. Man einigte sich.

Das große Thema war damals die Sicherheit der Piloten. Der neue Superspeedway von Talladega erlaubte unglaubliche Speeds von 200 Meilen oder 320 Stundenkilometern. Auf der anderen Seite gab es in dieser Zeit viele Tote wie Curtis Turner, Joe Weatherly oder Fireball Roberts. Auch Petty erlebte 1970 in Darlington den schlimmsten Unfall seiner Karriere, als sich sein Plymouth Superbird zwölfmal überschlug.

Bei den Sponsoren wieder vorne

Richard Petty 1970 Plymouth Superbird

Die Wing-Car-Ära: Richard Petty 1970 in seinem Plymouth Superbird Zoom

Pettys linker Arm hing dabei aus dem Fenster der Fahrerseite und wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. NASCAR reagierte und machte die heute noch bestehenden Netze zur Vorschrift. Doch der King saß bereits einen Monat später wieder im Auto: "Schmerzen berühren mich nicht so, wie vielleicht viele der Durchschnittsmenschen", sagte Petty einmal. "Das ist bei mir fast alles Kopfsache."

Längst war Petty Enterprises neben den Wood Brothers und den Teams von Junior Johnson und Bud Moore zum bestimmenden NASCAR-Faktor geworden. Als sich Anfang der 1970er Jahre die großen Werke zurückzogen und die Sponsoren Einzug hielten, war es erneut Petty, der den Taktstock schwang.

Mit STP kam 1972 erstmals ein nationaler Ölkonzern in die NASCAR und natürlich auf die Startnummer 43. Damals bezahlte STP sagenhafte 250.000 US-Dollar für eine Saison, die blau, rot und orange gehaltene Lackierung wurde zu einem Markenzeichen im Motorsport. Selbst im fernen Le Mans traten die STP-Boliden in dieser Farbkombination an, obwohl das dominierende hellblau eigentlich die Farbe der Pettys war.

Neben Pearson erwuchsen im Laufe der Zeit andere NASCAR-Legenden wie Bobbie Allison, Cale Yarborough oder später die Youngster Darrell Waltrip und Dale Earnhardt zu den großen Konkurrenten Pettys. Seine sieben Titel holte der King in den Jahren 1964, 1967, 1971, 1972, 1974, 1975 und ein letztes Mal 1979. Die Popularität Pettys mittlerweile ging soweit, dass eine Tageszeitung einmal einen zweiten Platz des Kings beschrieb, aber völlig vergaß zu erwähnen, wer das Rennen gewonnen hatte.

Die Bescheidenheit der Petty-Familie

Richard Petty 1975

Superstar Richard Petty 1975 als sechsfacher NASCAR-Champion Zoom

Doch egal, wie groß seine Popularität wurde, der King legte immer großen Wert darauf, bescheiden zu bleiben. Als Anfang der 1970er Jahre vom damaligen US-Präsident Richard Nixon eine Einladung ins Weiße Haus von Washington kam, was für die NASCAR-Jungs aus den Südstaaten damals ein wahrlich außerordentliches Ereignis war, hielt die Familie dies geheim.

Pettys Sohn Kyle ging damals noch zur Schule und saß mit hochrotem Kopf in der Klasse, als der Lehrer, der den Sachverhalt aus der Zeitung erfahren hatte, das Ereignis besprach. "Wir waren ein Teil der Gemeinde", erklärte Kyle Petty später einmal. "Es wäre einfach etwas angeberisch gewesen, wenn ich erzählt hätte, dass mein Vater ins Weiße Haus eingeladen war. Darüber haben wir nie gesprochen."

"Aber natürlich war dies für unsere Familie eine unglaubliche Sache. Einfach nur daran zu denken, das ich jemand kannte, der ins Weiße Haus eingeladen war. Dieses Ereignis hat das, was mein Vater erreicht hatte und den gesamten Sport in ein völlig anderes Licht gerückt." Kyle Petty meinte damit den langsamen, aber steten Aufstieg der NASCAR über den gesamten nordamerikanischen Kontinent.

Aber auch in den Zeiten der totalen Erfolge blieb das gesamte Petty-Team auf dem Boden der Realität. Es gab keine Flüge zu den Rennen, gefahren wurde in einem Van. King Richard Petty saß zumeist hinten und erklärte dem jeweils bemitleidenswerten Fahrer nur allzu gerne, was er alles falsch machen würde. In den bodenständigen Hotels wurde in Doppelzimmern geschlafen, jeder einzelne Ausgabenbeleg wurde eingesammelt.

Das Daytona 500 des Jahres 1979

Cale Yarborough Bobbie Allison Donnie Allison 1979

Die legendäre Daytona-Keilerei zwischen Cale Yarborough (li.) und den Allisons Zoom

Konkurrent Bobby Allison formulierte Pettys Stärken folgendermaßen: "Er war einfach gut auf Short Tracks, Long Tracks, auf asphaltierten Strecken genauso wie auf Dirt Tracks und Rundkursen. Er hat als Fahrer einfach einen unglaublich guten Job gemacht. Sie hatten gutes Material und sie haben als Familie wirklich zusammengearbeitet."

Beim Daytona 500 im Jahr 1979 sollte der endgültige und landesweite NASCAR-Durchbruch folgen und natürlich spielte Petty dabei eine der Hauptrollen. Er erinnert sich: "Ich habe die Auswirkungen des Daytona-Rennens von 1979 erst sehr spät verstanden. Aber es war zum ersten Mal komplett live im nationalen Fernsehen. An der gesamten Ostküste gab es einen riesigen Schneesturm, weshalb viele Leute einschalteten, die das Rennen sonst nicht gesehen hätten."

"Und es war ein Höllenrennen. Ich tat alles, was in meiner Macht stand, um Platz drei zu sichern, als plötzlich Donnie Allison und Cale Yarborough, die beiden Führenden, miteinender kollidierten. Das Schicksal schlug zu und ich fuhr von Platz drei aus zum Sieg - ohne irgendetwas tun zu müssen."

Es war der legendäre Boxkampf zwischen Yarborough und den Brüdern Donnie und Bobby Allison, dem die ganze USA live zuschaute. Auf der Titelseite der berühmten 'New York Times' stand am nächsten Tag folgendes Petty-Zitat: "In den Jahrbüchern wird stehen, dass Richard Petty das Daytona 500 des Jahres 1979 gewonnen hat. Es wird aber nicht erwähnt werden, dass zwei Jungs, die zwei Meilen vor ihm fuhren, ineinander krachten. Es war ein unglaubliches Rennen, sogar wenn einer der Jungs es gewonnen hätte. Der Boxkampf danach war einfach nur die Krönung des ganzen Spektakels."

In dieser Saison gewann Richard Petty seinen siebten und letzten NASCAR-Titel. Seinen endgültigen Rücktritt erklärte er jedoch erst im Jahr 1992. Was in den 1980er Jahren und auf seiner Abschiedstour alles geschah, erfahren Sie morgen im dritten und letzten Teil der großen Richard-Petty-Story auf 'Motorsport-Total.com'.

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