• 21.11.2007 22:30

  • von Pete Fink

Who is... Jimmie Johnson? (2)

Jimmie Johnson gewann in seinen sechs Jahren im Nextel-Cup zwei Titel - hier der zweite Teil des großen Karriererückblicks auf 'Motorsport-Total.com'

(Motorsport-Total.com) - Im ersten Teil des Jimmie-Johnson-Specials erfuhren die Leser von 'Motorsport-Total.com' vieles über die Geschichte des aktuellen NASCAR-Champions aus der Zeit vor seiner Nextel-Cup-Karriere. Der zweite und letzte Teil beschäftigt sich nun mit den Ereignissen seit seiner Verpflichtung als Cup-Pilot.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson und seine Hendrick-Crew feiern in Homestead seinen zweiten Titel

Der Auftakt in der Verpflichtung Johnsons war damals geprägt von einigem Misstrauen seitens des Hauptsponsors Lowe's, wie Teamchef Rick Hendrick auch unverblümt zugab: "Das Timing hat uns zwar nicht direkt gepasst, aber wir waren von Jimmie dermaßen beeindruckt, dass wir ihn haben wollten, bevor uns jemand anderer zuvorkommt. Wenn man einen Jungen sieht, der alles besitzt, was nötig ist, dann darfst du nicht warten, denn dann kann es schon zu spät sein."#w1#

Und Johnson hielt dem großen Erwartungsdruck von Beginn an stand. Nach drei Schnupper-Rennen im Jahr 2001 begann er sein Rookie-Jahr 2002 gleich mit einem Paukenschlag, denn er fuhr bei den Daytona 500, dem ersten Saisonrennen und dem absoluten Jahreshighlight gleich einmal auf die Pole Position.

Zwar wurde er am Ende nur 15., es dauerte aber gerade mal zehn Rennen, bis Johnson seinen Lowe's-Chevrolet im heimischen Fontana in die Victory Lane fuhr und damit sein Versprechen gegenüber dem Hauptsponsor einlöste. Er konnte also tatsächlich gewinnen. Aber nicht nur das: Drei Wochen später ließ er Sieg Nummer zwei folgen und war damit der erste - und bislang einzige - Rookie, der in der NASCAR jemals die Punktewertung anführen konnte.

Am Ende seiner ersten Cup-Saison landete Johnson mit drei Saisonsiegen als Fünfter einen Rang hinter seinem Teamkollegen und Mentor Jeff Gordon, der in diesem Jahr noch eine ganz andere, aber ebenso wichtige Rolle im Leben des damals 26-Jährigen einnahm.

Jeff Gordon als Heiratsvermittler

Jimmie Johnson mit Ehefrau Chandra

Jimmie Johnson mit Ehefrau Chandra - auch hier lief ohne Jeff Gordon nichts Zoom

Denn sein Hendrick-Teamkollege stellte ihm im Jahr 2002 eine gewisse Chandra Lynn, ein Model aus Muskogee, Oklahoma vor. Keine zwei Jahre später hielt Johnson während eines Skiurlaubes in Beaver Creek um ihre Hand an. Die Hochzeit fand am 11. Dezember 2004 auf der Karibikinsel St. Barts statt, wo die Eheleute zuvor ihren ersten gemeinsamen Urlaub verbracht hatten. Geflittert wurde im Anschluss standesgemäß auf der 50 Meter Yacht von Teamchef Rick Hendrick.

In der Saison 2003 bekam die Konkurrenz zum ersten Mal die Konstanz des Kaliforniers zu spüren, denn drei Einzelsiege, aber vor allem seine 20 Top-10-Platzierungen in 36 Saisonrennen spülten Johnson in der Gesamtwertung auf Position zwei. Nur einer konnte ihn in diesem Jahr schlagen und der war noch beständiger: Roush-Pilot Matt Kenseth, der zwar nur ein Rennen gewann, seinen Ford aber sensationelle 25 Mal in die Top 10 brachte.

2004 entpuppte sich dagegen als ein Jahr, dass durch extreme Höhen und Tiefen gekennzeichnet war. Johnson gewann nicht weniger als acht Rennen und wurde am Ende doch nur Zweiter. Der traurige Höhepunkt der Nextel-Cup-Saison 2004 war der 24. Oktober, als eine Beechcraft Super King Air aus der Hendrick-Flotte auf dem Weg von Concord nach Martinsville abstürzte.

Die nachfolgenden Untersuchungen ergaben als Absturzursache einen Pilotenfehler, denn in den Bergen von Süd-Virginia hatte es an diesem Tag erheblichen Nebel und der Pilot hielt sich nach einem abgebrochenen Landeanflug nicht an die ihm zugewiesene Flughöhe.

Insgesamt zehn Personen, darunter Ricky Hendrick, der damals 24-jährige Sohn des Teamchefs Rick Hendrick kamen dabei ums Leben. Es war das sechste Rennen in den Playoffs und Jimmie Johnson gewann - in Unkenntnis über die Tragödie, denn die Maschine wurde am Bull Mountain, sieben Meilen entfernt vom Blue Ridge Airport erst gegen elf Uhr nachts entdeckt.

2004 beinahe der erste Titel

Jimmie Johnson Chad Knaus

Jimmie Johnson und Crew-Chief Chad Knaus standen 2004 knapp vor dem Titel Zoom

Johnson gewann in der Folge noch zwei Chase-Rennen, aber der Vorsprung von Kurt Busch war schon zu groß, so dass der Titel am Ende des Jahres an den damaligen Roush-Piloten ging. Der Abstand zwischen Kurt Busch und Johnson waren gerade einmal acht Pünktchen, was den bislang engsten Zieleinlauf in der ganzen NASCAR-Historie darstellt.

2004 war das erste Jahr, nachdem die NASCAR ihr neues Chase-System eingeführt hatte und Kurt Busch erkannte, auf welchem Weg man in den Playoffs zum Titel fährt. Er gewann zwar nur das Auftaktrennen in Loudon, endete aber an sieben weiteren Wochenenden immer in den Top 6.

Johnson hingegen triumphierte zwar in vier der zehn Chase-Rennen, leistete sich jedoch auch zwei Platzierungen jenseits der Top 30, wodurch im letzten Saisonrennen in Homestead noch drei Fahrer eine Chance auf den Titel hatten. Denn neben Kurt Busch und Johnson hatte auch Jeff Gordon noch die Möglichkeit, Meister zu werden.

Aber in einem Rennen, dass viele als eines der besten NASCAR-Finals ansehen, verhinderte Greg Biffle, damals Roush-Teamkollege von Kurt Busch, mit seinem Sieg einen Titelträger aus dem Hendrick-Stall. Johnson wurde in Südflorida Zweiter, Jeff Gordon Dritter, Kurt Busch jedoch reichte ein fünfter Platz zur Meisterschaft.

Jimmie Johnson ist ein Kämpfer

Matt Kenseth Jimmie Johnson

Jimmie Johnson (hier mit Matt Kenseth) geht keinem Zweikampf aus dem Weg Zoom

Auch in der folgenden Saison hatte Johnson nach vier Saisonsiegen noch geringe Titelchancen, als es nach Homestead ging. Doch erneut hatte er kein Glück: Ein Reifenplatzer schickte ihn nach 124 von 267 Runden in die Mauer und so landete der Kalifornier in der Gesamtwertung auf Rang fünf.

Diese Position ist bis heute das schlechteste Ergebnis in der Gesamtwertung des 32-Jährigen, der als Kind übrigens gar nicht bei den StockCars fahren wollte, weil er von den IndyCars fasziniert war. Sein späteres großes Idol war Cale Yarborough, der zwischen 1957 und 1988 560 Cup-Rennen bestritt und dabei 83 Siege, sowie in den Jahren 1976, 1977 und 1978 als bislang einziger NASCAR-Pilot drei Meisterschaften in Folge erreichte.

2006 sollte sich Johnson auf die Spuren Yarboroughs begeben, denn in dieser Saison holte er sich bereits im fünften Anlauf seinen ersten NASCAR-Titel und gewann auch sein erstes Daytona 500, das "Great American Race", welches jedes Jahr gleich zum Saisonauftakt im Februar über die Bühne geht. Auch in Indianapolis siegte er beim Brickyard 400 in eindrucksvoller Manier, denn dort lag er nach einem Reifenschaden zwischenzeitlich auf Position 38 fast hoffnungslos zurück.

Aber Johnson ist ein Kämpfer: "Ich gebe jeden Tag und in jeder Runde alles, was ich habe", sagte er über sich selbst. "Genauso denkt Chad Knaus und mein gesamtes Team. Wir haben eine tolle Beziehung, gutes Material und großartige Sponsoren. Ich weiß, dass das jeder erzählt, aber das ist nun mal die Wahrheit. Unser Sport dreht sich um die Leute. Alle Top-Teams haben dasselbe Material, es geht nur um die Leute."

Wer ist Mentor - wer Schützling?

Jimmie Johnson Jeff Gordon

Ist Jimmie Johnson schon aus dem Schatten von Jeff Gordon ausgetreten? Zoom

Sollte er also nach 2006 und 2007 in der Saison 2008 seine dritte Meisterschaft in Folge holen können, dann würde er exakt 30 Jahre später den Rekord seines Vorbildes Cale Yarborough einstellen können. Sein Teamkollege und Hendrick-"Zwillingsbruder" Jeff Gordon war nie in der Rolle eines Idols, und bei genauerer Betrachtung kann man auch an der Mentor/Schützling-Beziehung der beiden Ausnahmepiloten ernsthafte Zweifel bekommen.

Denn zusammen sind sie in 215 Cup-Rennen an den Start gegangen. 112 Mal hatte Johnson beim Fallen der Zielflagge die Nase vor Jeff Gordon, 103 Mal war es genau umgekehrt. Johnson hat in dieser Zeit 30 Rennen gewonnen, Jeff Gordon nur 23 und Johnson lag 130 Mal in den Top 10, Jeff Gordon nur 124 Mal.

Seit Johnson und Jeff Gordon gemeinsam im Cup fahren, hat der blaue Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 48 zwei Meisterschaften gewonnen, Jeff Gordon noch keine einzige. Aus dieser Perspektive wird es verständlich, wenn Teamchef Rick Hendrick anfängt, von einer Jimmie-Johnson-Ära zu sprechen.

"Jimmie hat mich, seit er zu Hendrick kam, immer gepusht und mich zu einem besseren Fahrer werden lassen" sagte Jeff Gordon einmal über seinen Kumpel Jimmie. Auch der Titelkampf des abgelaufenen Jahres hat nichts an der Beziehung der beiden verändert, wie Johnson bekräftigt: "Wir haben sicherlich immer noch eine enge Verbindung zu einander, wir sind immer noch sehr eng mit Jeff und Ingrid (Vandebosch, Jeff Gordons Ehefrau; Anm. d. Red.) befreundet. Wir verbringen viel Zeit miteinander, wir gehen oft essen."

Ab jetzt sind es die großen Vier

Dale Earnhardt Jr. Rick Hendrick

Mit Dale Earnhardt fahren 2008 gleich drei Superstars im Team von Rick Hendrick Zoom

"Natürlich", so Johnson während des Saisonfinales 2007, "gerät man auf der Piste das eine oder andere Mal aneinander. Aber um unsere Freundschaft aufs Spiel zu setzen, dazu sind wir nicht die Typen. Das würde keiner von uns beiden machen, eine solche Art von Rennfahrer sind wir einfach nicht."

Überhaupt hatte der zweifache Champion in seiner Nextel-Cup-Zeit nur ein einziges Mal eine schwerere Verletzung erlitten, als er sich Ende 2006 das Handgelenk brach - beim Sturz vom Dach eines Golfwagens. "Ich bin ein ganz normaler Mensch, ich gehe gerne aus und habe Spaß, ich ziehe mein Ding durch und dabei habe ich mir das Handgelenk gebrochen."

Perfekt ist also nicht der Ausdruck, der zu Johnson passen würde und das weiß er auch selbst. "Ich würde gerne ein besserer Straßenkurs-Pilot sein. Wenn ich nach Watkins Glen oder Sonoma komme, kann ich in den Top 10 mitfahren, aber an einen Sieg ist nicht zu denken", sagt der unauffällige NASCAR-Star.

Denn eines ist spätestens seit dem 18 November 2007 ganz klar: Bislang sprach man immer von den "großen Drei", die den NASCAR-Sport dominieren würden. Gemeint sind dabei Dale Earnhardt Jr., Tony Stewart und Jeff Gordon. Seit dem vergangenen Wochenende in Homestead dürfte man in Zukunft wohl von den "großen Vier" sprechen.

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