Vorschau: NASCAR-Poker in Texas

(Motorsport-Total.com) - Gleich vorweg eines: Das wirklich Interessante beim Dickies 500 am kommenden Sonntagabend auf dem Texas Motor Speedway ist die Tatsache, dass keiner der beiden klaren Titelkandidaten, also weder Jeff Gordon, noch Jimmie Johnson, eines der 13 bislang ausgetragenen Nextel-Cup-Rennen gewinnen konnten.

Im Gegenteil: Die ersten zwölf Events sahen zwölf verschiedene Sieger, erst Jeff Burton durchbrach diesen Lauf mit seinem Erfolg beim Samsung 500, das im April dieses Jahres stattfand. Die weiteren bisherigen Sieger lauten Kasey Kahne, Tony Stewart, Carl Edwards, Greg Biffle, Elliott Sadler, Ryan Newman, Matt Kenseth, Dale Jarrett, Dale Earnhardt Jr., Terry Labonte und Mark Martin.#w1#

Für Abwechslung und viel Spannung ist also gesorgt, wenn Deutschlands Basketballstar Dirk Nowitzki die dann 43 Nextel-Cup-Piloten auf das noch relativ junge 1,5 Meilen Oval schicken wird, das mit einer Kurvenerhöhung von 24 Grad den Anlagen in Charlotte oder Atlanta sehr ähnelt.

35.000 Pferdestärken im Cowboy-Land

Insgesamt knapp 160.000 Zuschauer haben auf den Tribünen Platz. Zählt man jedoch den ganzen Infield-Bereich dazu, dann kommt man auf eine Gesamtkapazität von über 210.000 Besuchern, und genau so viele werden am Sonntagnachmittag um 14.30 Uhr Ortszeit zum Rennstart auch erwartet.

Im Gegensatz zu Atlanta gilt das Oval in der Nähe von Fort Worth nicht als extrem Reifen mordend, somit kommen also auch wieder Strategiepokerspiele zum Beispiel mit nur zwei neuen Reifen auf die Tagesordnung. Charakteristisch für Texas sind auch die vielen Bumps in Turn 3 und 4, obwohl der Dale's Dip, die größte Bodenwelle, mittlerweile repariert ist.

Etwa 5,2 Millionen Menschen leben in der Region Dallas/Fort Worth, in der die Cowboys an diesem Wochenende einmal etwas im Schatten von knapp 35.000 Pferdestärken stehen werden, wenn die 43 Piloten ihre Kipphebelstarter betätigen, und das 33. von 36 Nextel-Cup-Saisonrennen gestartet werden wird.

Johnson versus Gordon

Mathematisch gesehen können noch alle zwölf Chase-Teilnehmer den Titel holen. Realistisch gesehen wird es wohl auf einen Zweikampf Jeff Gordon versus Jimmie Johnson hinaus laufen, denn der Vorsprung vor dem Dritten Clint Bowyer beträgt bereits über 100 Punkte. Aber wie gesagt: Keiner der Hendrick-Zwillinge konnte bislang in Texas gewinnen.

Es ist klar, dass sich die Augen aller auf das Titelduell richten, das in den letzten Wochen immer enger geworden ist. In Martinsville konnte Johnson 15 Punkte gut machen, in Atlanta deren 44, und nun beträgt der Abstand drei Rennen vor dem Ende neun Punkte. Zu diesem Zeitpunkt in der Saison ist das so wenig wie noch nie.

Allerdings haben beide Titel-Kandidaten regelmäßige Top-5-Zielankünfte in ihren Texas-Statisiken stehen. Jimmie Johnson erlaubte sich im Frühjahr einen seiner seltenen Ausrutscher, denn der 1,5 Meilen Spezialist wurde im April nur 38., nachdem er unschuldig in einen Crash mit Tony Stewart verwickelt wurde.

Übrigens: Die Hendrick-Piloten haben bislang 16 von 33 Saisonrennen gewinnen können. Sollten also am Wochenende entweder Gordon, Johnson, Kyle Busch oder Casey Mears einen Triumph draufpacken können, dann hätte die Hendrick-Truppe 50 Prozent aller Nextel-Cup-Events für sich entschieden.

Außenseiter und Heimspieler

Aber vielleicht kann der große Pechvogel der aktuellen Saison in Texas auftrumpfen, und seine mittlerweile 59 Rennen andauernde sieglose Negativserie durchbrechen. Dale Earnhardt Jr. gewann am 6. Mai 2006 (!) in Richmond zum bislang letzten Mal, und in Texas holte er im April 2000 seinen überhaupt ersten Cup-Sieg.

"Texas ist definitiv einer der Orte, wo ich dieses Problem lösen könnte", glaubt Dale Jr. Seine Statistik ist ausnehmend gut, denn in sieben von 13 Rennen landete der NASCAR-Superstar in den Top 10, "Wir haben hier so viele gute Erinnerungen. Nicht nur der erste Sieg, wir hatten eigentlich immer ein Top-10-Auto."

Bobby Labonte, der Winston-Cup-Champion von 2000, ist gebürtiger Texaner und feiert somit am kommenden Sonntag beim Dickies 500 in Fort Worth sein Heimrennen, auch wenn fast seine ganze Familie mittlerweile nach North Carolina umgezogen ist.

Es ist völlig klar, dass er es als "großartig" empfinden würde, wenn er am Wochenende auf dem Texas Motor Speedway seinem mittlerweile zurückgetretenen Bruder Terry nacheifern könnte, und genau an der Stelle einen Sieg landen würde, an welcher Bruder Terry die texanische Winston-Cup-Ausgabe von 1999 gewann - Bobby fehlt dieser Sieg noch.

Was machen Montoya und die Bullen?

Juan Pablo Montoya wird am Wochenende bereits zum dritten Mal in Texas fahren, denn er bestritt dort im Herbst 2006 ein Busch-Rennen und wurde im April 2007 guter Achter. Auch Red-Bull-Pilot Brian Vickers erlebte im Land der Cowboys ein gutes Frühjahresrennen, denn er landete am Ende auf Rang 14, während sich sein Teamkollege A.J. Allmendinger nicht qualifizieren konnte.

Greg Zipadelli, der Crew-Chief von Tony Stewart, weiß, wie man in Texas gewinnt: "Normalerweise ist es im zweiten Texas-Rennen immer etwas kühler, so dass die Autos mehr Grip haben. Im Herbst ist die Strecke offenbar auch nicht so temperaturempfindlich, wie im Frühjahr. Du brauchst ein gutes Auto, einen guten Motor und einen Fahrer, dem es nichts ausmacht, wenn er ein wenig quer daherkommt."

Vielleicht wird das drittletzte Cup-Rennen der Saison am Sonntagabend auch zu einer herzlichen Pokerpartie. Das populäre Texas Hold'em läuft derzeit auf jedem zweiten TV-Kanal in Deutschland - 'Premiere' überträgt jedoch das Dickies 500 aus Texas am 4. November live ab 21:30 Uhr, die Kommentatoren sind Jacques Schulz und Klaus Graf.