NASCAR-Vorschau: Hochspannung in Atlanta
Am Sonntagabend beginnt in Atlanta das viertletzte NASCAR-Rennen der Saison, das nicht nur im Titelduell jede Menge elektrisierende Spannung verspricht
(Motorsport-Total.com) - Blickt man auf den 15. November 1992 zurück, dann erlebte man auf dem Atlanta Motor Speedway ein durchaus historisches und wegweisendes NASCAR-Event. Bill Elliott gewann damals das Hooters 500, welches das letzte Rennen der Saison war - und verlor die Meisterschaft doch um die Winzigkeit von zehn Punkten gegenüber Alan Kulwicki.

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Burn-Out: Jimmie Johnson feiert seinen Frühjahressieg von Atlanta
Davey Allison hätte nur Sechster werden müssen, um als Winston-Cup-Champion zu enden, doch nach 253 Runden war dieser Traum vorbei, als er mit Ernie Irvans Kodak Chevrolet nach dessen Reifenschaden kollidierte. So kam es in den letzten Runden zum finalen Showdown zwischen Kulwicki und Elliott, und entschieden wurde das Rennen und der Cup-Titel denkbar knapp durch fünf Bonuspunkte für die meisten Führungsrunden.#w1#
Am Ende lag Kulwicki 103 Runden vorne, Sieger Elliott jedoch nur 102, Kulwicki wurde Zweiter und gewann so die Meisterschaft. Hätte Elliott eine einzige Runde mehr in Front gelegen, wären beide Piloten punktgleich gewesen, und "Awesome Bill from Dawsonville" wäre als der Winston-Cup-Champion 1992 hervorgegangen, da er fünf Saisonsiege auf seinem Konto hatte. Es war die bislang engste Titelentscheidung.
Parallel Debüt und Finale

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Historisch: Jeff Gordon gab in Atlanta vor 15 Jahren sein Cup-Debüt Zoom
Dieses Drama ist aber nicht die einzige historische Besonderheit dieses Rennens, denn vielmehr gab "King" Richard Petty nach insgesamt 1.185 Cup-Auftritten seine Abschiedsvorstellung, während gleichzeitig ein gewisser Jeff Gordon - als damals 21-jähriger Jungspund - sein Cup-Debüt feiern durfte. Zumindest aus diesem Auftritt war jedoch keineswegs ersichtlich, was da für eine Karriere im Anflug war, denn Gordon crashte sein Auto zur Rennhalbzeit, und wurde am Ende 31.
15 Jahre später befindet sich der Rainbow-Warrior auf dem Weg zu seinem fünften Cup-Titel und zu seinem 82. Einzelsieg. Am Wochenende werden sowohl Gordon, als auch Petty im Gedenken an die damaligen dramatischen Ereignisse geehrt. Der "King" wird als Ehrenstarter fungieren, während Gordon das berühmte "Gentlemen, start your engines" zum Besten geben wird.
Ein Ereignis, welches der Gesamtführende durchaus als Anerkennung versteht: "Es ist schon eine Ehre, das Startkommando zu geben, denn immerhin habe ich meine Karriere auf dieser Strecke vor nunmehr 15 Jahren begonnen", so Gordon. "Und zum ersten Mal wird die Zuschauermenge wohl etwas bejubeln, was ich mache. Oder aber es wird das erste Mal sein, dass dieses Kommando ausgebuht wird." Ein Kalifornier im tiefen Süden - das alte Problem.
Viele verschiedene Sieger aktiv

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Bobby Labonte ist in Atlanta der erfolgreichste aller aktiven Piloten Zoom
Der Atlanta Motor Speedway liegt in Hampton, Georgia, etwa 30 Kilometer südlich von Atlanta. Es handelt sich dabei um ein superschnelles und hochspektakuläres 1,5 Meilenoval mit einer Zuschauerkapazität von über 125.000 Plätzen, und ist im Besitz von Bruton Smiths Speedway-Motorsport-Konzern, dem unter anderem auch die Strecken in Bristol, Las Vegas, Texas und Charlotte gehören.
Das Pep Boys Auto 500 von Atlanta ist das siebte von zehn Chase-Rennen der Nextel-Cup-Saison 2007 und in diesem Fall ist einmal nicht Jeff Gordon der erfolgreichste noch aktive Pilot, denn er liegt mit vier Siegen in dieser Statistik nur auf Rang drei. Erster ist Bobby Labonte mit sechs Erfolgen, gefolgt von Bill Elliott mit fünf Triumphen.
Neben Gordon gibt es fünf weitere Chase-Teilnehmer, die bereits in Atlanta gewinnen konnten: Jimmie Johnson, Tony Stewart und Carl Edwards (jeweils zwei Siege), sowie Kevin Harvick und Kurt Busch mit je einem Erfolg. Auch Mark Martin, Dale Earnhardt Jr., Kasey Kahne und Dale Jarrett befinden sich in den Siegerlisten.
Letzte Chance für Stewart?

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Für Tony Stewart heißt es in Atlanta wohl "Alles oder nichts" Zoom
Stewart ist der Vorjahressieger des Herbstrennens von Atlanta und wurde im Frühjahr hinter Johnson Zweiter. Für Stewart kann am Wochenende nichts anderes, als die Maximalpunktzahl das Ziel darstellen, will er angesichts seiner knapp 250 Punkte Rückstand noch eine Titelchance haben. Johnson hingegen gilt als ausgemachter 1,5 Meilen-Spezialist und könnte mit seinem achten Saisonsieg seinem Teamkollegen und Kumpel Jeff Gordon noch näher auf den Pelz rücken.
Kevin Harvick feierte im Frühjahresrennen von 2001 seinen ersten Karriereerfolg in Atlanta, wo nach Einführung der elektronischen Zeitmessung im Jahr 1993 zwei der fünf engsten Zieleinläufe überhaupt stattfanden. Der damalige Rookie Harvick schlug Jeff Gordon um lächerliche sechs Tausendstelsekunden - kurz nach dem Tod von Dale Earnhardt Sr. ein bewegender Moment nicht nur für dessen Nachfolger.
Kurt Busch wird am Sonntag in seinem wunderschönen goldenen Penske-Dodge auftreten, den er in dieser Saison schon beim Budweiser-Shootout und im Allstar-Race gefahren hat. Red-Bull-Pilot Brian Vickers kommt als letztjähriger Pole-Setter nach Atlanta und hat am Wochenende einen neuen Crew-Chief. Jeremy Mayfield gibt sein Debüt im Haas-Chevrolet mit der Startnummer 66, wo er Jeff Green ablösen wird.
Was macht Montoya?

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Juan Pablo Montoya besitzt in Atlanta durchaus Außenseiterchancen Zoom
Ein besonderes Augenmerk gilt am Wochenende der Performance von Juan Pablo Montoya. Innerhalb der Ganassi-Truppe ist man davon überzeugt, dass der Kolumbianer bei seinem zweiten Auftreten auf einem Oval regelmäßig bessere Leistungen abzugeben vermag, als bei seinem Debüt. Sollten Crew-Chief Donnie Wingo und Co. Recht behalten, dann ist am Sonntag einiges zu erwarten, denn Montoya wurde im Frühjahr ausgezeichneter Fünfter.
Er startete von Position 16 aus und lag vor dem letzten Restart sogar auf Rang vier, als er den drittplatzierten Jimmie Johnson attackierte. Montoya geriet auf die obere Spur und hatte einen Mauerkontakt, was dazu führte, dass Jeff Burton durchschlüpfen konnte. Am Ende musste sich der Ganassi-Pilot gegen Clint Bowyer verteidigen und holte in seinem fünften Cup-Rennen sein erstes Top-5-Resultat.
Wie man in Atlanta erfolgreich ist, weiß Johnsons Crew-Chief Chad Knaus: "Atlanta ist eines der coolsten Rennen zu Saisonende. Die Strecke ist groß und man hat jede Menge Platz. Die Fahrer können sowohl die untere Linie befahren, als auch an der Mauer entlang, wenn die Reifen etwas nachlassen. Wenn man unten fährt, dann ist der Spritverbrauch besser, als auf der oberen Linie, denn dann ist die Rundenlänge etwas kürzer. Das hat Einfluss auf Benzinverbrauch und Boxenstrategie."
'Premiere' überträgt das Pep Boys Auto 500 aus Atlanta am Sonntagabend ab 20:00 Uhr live.

