Vorschau: Der NASCAR-Mythos Talladega
Am Sonntagabend steht eines der spektakulärsten NASCAR-Events an, wenn der Sprint-Cup in Talladega gastiert - 'Motorvision TV' überträgt ab 18:00 Uhr live
(Motorsport-Total.com) - In der NASCAR-Gemeinde gibt es wohl kaum jemanden, der beim Stichwort Talladega nicht mit der Zunge schnalzt und keine feuchten Augen oder zittrigen Hände bekommt. Aus gutem Grund: Der 2,66 Meilen lange Superspeedway in "Sweet Home Alabama" mit seiner 33 Grad steilen Kurvenüberhöhung ist einer dieser legendären NASCAR-Orte, die in der ganzen Motorsportwelt bekannt sind. Am Wochenende ist es wieder soweit: Das Aarons 499 steht an und damit die zweite große Restrictor-Plate-Schlacht des Jahres 2013.

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Talladega im Oktober 2012: Tony Stewart (ganz rechts) löst den Big-One aus Zoom
Talladega ruft. Von Atlanta aus geht es rund zwei bis drei Fahrstunden auf dem Interstate Highway 20 gen Westen, bis irgendwann dieser im Jahr 1969 eingeweihte und so unberechenbare Koloss auftaucht. Denn die Chancen auf einen Talladega-Sieg stehen 1:43 - im Prinzip kann in dieser gigantischen Windschattenschlacht jeder gewinnen. Vorausgesetzt, man übersteht den so gefürchteten "Big One", die klassischen Massenkarambolage, die in Talladega jederzeit auch im Plural auftreten kann.
Die Tempi werden am Sonntagabend vermutlich wieder an der 200-Meilen-Marke kratzen. Oder anders ausgedrückt: Die 43 V8-Boliden werden mit rund 320 km/h Stoßstange an Stoßstange durch das Areal donnern. Gefahren wird natürlich wieder mit den Restrictor-Plates, den Luftmengenbegrenzern, die die Motorleistung von über 900 PS auf etwa 600 PS reduzieren. Eine notwendige Maßnahme, denn sonst würde diese NASCAR-Schlacht ganz einfach zu schnell und damit zu gefährlich werden.
Keselowski und Harvick mit viel Momentum
Den typischen Schlachtplan für ein Talladega-Rennen beschreibt der amtierende NASCAR-Champion Brad Keselowski, der dort im Frühjahr 2009 sein allererstes Sprint-Cup-Rennen gewinnen konnte: "Du musst in Talladega höllisch aufpassen, wie sich das Rennen entwickelt. Es gibt Phasen, in denen du sehr geduldig sein musst. Und es gibt Phasen, in denen du alle deine Sinne zusammen halten und sehr klug agieren musst. Aber am Ende geht es immer darum, aggressiv zu sein. Dies sind die drei Elemente, an denen ich während eines Restrictor-Plate-Rennens arbeite." Vor Jahresfrist siegte Keselowski hier ein zweites Mal.

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33 Grad Kurvenüberhöhung: Restrictor-Plate-Racing in Talladega Zoom
Einer, der ebenfalls mit jeder Menge Schwung nach Alabama fahren wird, ist Richmond-Sieger Kevin Harvick. Der Childress-Pilot gilt als einer der absoluten Superspeedway-Spezialisten und gewann in dieser Saison bereits das Sprint Unlimited at Daytona und am gleichen Ort nur ein paar Tage später sein Budweiser-Duel. "Ich mag das Restrictor-Plate-Racing wirklich", sagt Harvick. "Aber zuletzt hatten wir dabei nicht besonders viel Glück."
"Im Vorjahr lagen wir in beiden zweiten Rennen von Daytona und Talladega jeweils auf Kurs zu einer echten Siegchance. Aber beide Male wurden wir in einen Unfall verwickelt. Wir konnten zuletzt also nicht mit wirklich tollen Ergebnissen glänzen, aber unser Richmond-Sieg versetzt uns in die Lage, dieses Momentum hoffentlich mitnehmen zu können." In Talladega gibt es klassischerweise keine Favoriten, aber Harvick und Keselowski sind zwei der Piloten, die am Sonntagabend auf alle Fälle zu beachten sein werden.
Was machen die Außenseiter?
Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) beendete zum Saisonauftakt 2013 in Daytona seine Restrictor-Plate-Pechsträhne. Matt Kenseth gewann in Talladega das Chase-Rennen im Oktober 2012, als Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) in der letzten Runde den Big One auslöste. Überhaupt legte Kenseth im Vorjahr eine beeindruckende Restrictor-Plate-Saison hin: Neben Talladega gewann er das Daytona 500, die beiden anderen Rennen beendete er jeweils als Dritter. Kann er bei seinem neuen Team Joe Gibbs Racing daran anknüpfen?

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Danica Patrick (hier auf Platz zwei) fuhr in Daytona ein Klasse-Rennen Zoom
Oder gibt es vielleicht eine saftige Überraschung, was in Talladega jederzeit in der Luft liegen kann. Was ist zum Beispiel mit David Ragan, der in seinem Front-Row-Ford mit der Startnummer 34 beim Kenseth-Sieg im Oktober 2012 Vierter wurde? Beim Frühjahrsrennen 2012 kam Ragan auf Rang sieben ins Ziel. Zwei Top-10-Plätze in zwei Talladega-Rennen - geht da vielleicht noch mehr für das kleine Front-Row-Team? Auch sein Teamkollege David Gilliland kam beide Male in die Top 15.
Und was macht Danica Patrick? Kann die 31-Jährige an ihre Bombenvorstellung von Daytona anknüpfen? Dort gewann sie als erste Frau eine Pole-Position, tummelte sich im gesamten Rennverlauf munter an der Spitze und lag eingangs der letzten Runde noch auf Platz drei. Lediglich ihre Unerfahrenheit verhinderte letztlich ein Bombenresultat und in Talladega übt Patrick bereits im Nationwide-Rennen am Samstag, um ihren achten Platz von Daytona vielleicht verbessern zu können.
45 Teams für 43 Startplätze
Die vielen Montoya-Fans dürfen wiederum gespannt sein, ob der Kolumbianer seinen jüngsten Aufwärtstrend auch in Alabama fortsetzen kann. Definitiv nicht bis zur Zielflagge wird Denny Hamlin durchhalten. Der Gibbs-Pilot feiert zwar sein Comeback in der schwarzen Startnummer 11, will aber sein Cockpit in der ersten Gelbphase an Brian Vickers übergeben. Hamlin hat seine Wirbelsäulenverletzung nach Ansicht der behandelnden Ärzte soweit auskuriert, dass er wenigstens die Startphase mitmachen darf.

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Denny Hamlin ist wieder da: Mini-Comeback für den Gibbs-Piloten Zoom
Wieder dabei ist Trevor Bayne im Ford Fusion der Wood Brothers. Michael Waltrip übernimmt das Steuer der Startnummer 55, Terry Labonte kehrt in das Cockpit des FAS-Ford zurück und Regan Smith übernimmt den Phoenix-Chevrolet. Seinen zweiten Einsatz im vierten Gibbs-Toyota mit der Startnummer 81 gibt Elliott Sadler und auch das kleine Leavine-Team mit Scott Speed ist in Talladega wieder mit von der Partie. Insgesamt treten also 45 Teams den Kampf um die 43 Startplätze an.
Die NASCAR-Fans aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dürfen sich freuen: 'Motorvision TV' überträgt den NASCAR-Klassiker aus Talladega am Sonntagbend live und in voller Länge ab 18:00 Uhr. Natürlich wie immer inklusive der kompletten Pre-Race-Show der US-amerikanischen Kollegen. Die Startflagge fällt etwa gegen 19:15 Uhr, am Mikrofon sitzen Pete Fink und Mario Fritzsche.
Die Meldeliste für Talladega:
01. 1 Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford) - PC1
03. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
04. 7 Dave Blaney (Baldwin-Chevrolet)
05. 9 Marcos Ambrose (Petty-Ford)
06. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
07. 11 Denny Hamlin / Brian Vickers (Gibbs-Toyota)
08. 13 Casey Mears (Germain-Ford)
09. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) - PC2
10. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
11. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
12. 17 Ricky Stenhouse Jr. (Roush-Ford)
13. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
14. 19 Mike Bliss (TriStar-Toyota)
15. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) - PC5
16. 21 Trevor Bayne (Wood-Ford)
17. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
18. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) - PC6
19. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
20. 29 Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
21. 30 David Stremme (Swan-Toyota)
22. 31 Jeff Burton (Childress-Chevrolet)
23. 32 Terry Labonte (FAS-Ford) - PC8
24. 33 Landon Cassill (Circle-Chevrolet)
25. 34 David Ragan (Front-Row-Ford)
26. 35 Josh Wise (Front-Row-Ford)
27. 36 J.J. Yeley (Baldwin-Chevrolet)
28. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
29. 39 Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet)
30. 42 Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
31. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
32. 47 Bobby Labonte (JTG-Toyota) - PC7
33. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) - PC3
34. 51 Regan Smith (Phoenix-Chevrolet)
35. 55 Michael Waltrip (Waltrip-Toyota)
36. 56 Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota)
37. 78 Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet) - PC4
38. 81 Elliott Sadler (Gibbs-Toyota)
39. 83 David Reutimann (BK-Toyota)
40. 87 Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
41. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
42. 93 Travis Kvapil (BK-Toyota)
43. 95 Scott Speed (Leavine-Ford)
44. 98 Michael McDowell (Parsons-Ford)
45. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)
Der Zeitplan von Talladega:
Freitag:
20:00 - 20:45 Uhr: Erstes Freies Training
21:30 - 22:30 Uhr: Abschlusstraining
Samstag:
ab 18:10 Uhr: Qualifying
ab 21:00 Uhr: Nationwide-Rennen
Sonntag:
ab 18:00 Uhr: Aarons 499 aus Talladega (live auf 'Motorvision TV')

