Villeneuve: "Werde nicht den Helden spielen"

Jacques Villeneuve wird von den NASCAR-Stars jede Menge Skepsis entgegengebracht, doch der Kanadier fühlt sich deswegen nicht angegriffen

(Motorsport-Total.com) - Im Vorfeld seines ersten Nextel-Cup-Wochenendes in Talladega musste sich Jacques Villeneuve jede Menge Kritik der alteingesessenen NASCAR-Stars anhören, doch angegriffen fühlt er sich deswegen nicht. Im Gegenteil: Der Kanadier versteht durchaus, dass Jeff Gordon und Co. ihren Standpunkt zur Sprache gebracht haben.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve in seinem Davis-Toyota mit dem Logo von UNICEF

Von Journalisten auf die Äußerungen seiner neuen Kollegen angesprochen, entgegnete er zunächst mit einem Schuss Ironie: "Ist doch großartig - das erinnert mich an Europa! Im Ernst: Sie haben nichts Schlimmes gesagt, das wäre in der Formel 1 zehnmal bösartiger gewesen. Die Jungs wollen nur, dass ich mich nicht einmische, weil sie im Chase sind. Aus ihrer Sicht ist es klar, dass sie ihren Standpunkt zum Ausdruck bringen. Ich würde das auch tun", sagte er.#w1#

Keine Profilierungsaktionen geplant

"Ich habe immer versucht, intelligent zu fahren." Jacques Villeneuve

Gleichzeitig nahm er den Chasern aber ihre Befürchtungen: "Ich habe immer versucht, intelligent zu fahren, und ich werde sicher nicht versuchen, den großen Helden zu spielen", so der 36-Jährige. "Ich bin nicht wegen der Punkte hier; für mich geht es um nichts, um keine Meisterschaft oder so. Ich habe in meiner Karriere schon viel erreicht, es geht nicht um meine ganze Karriere. Ich brauche nur die Rennkilometer, um für Daytona bereit zu sein."

Dass er in Talladega überhaupt seine Premiere in der höchsten NASCAR-Liga geben kann, hat er einer für viele überraschenden Entscheidung der Serienverantwortlichen zu verdanken, die ihm trotz seiner geringen NASCAR-Erfahrung rechtzeitig die notwendigen Lizenzen ausgestellt haben. Nun gilt es, ein wenig Erfahrung für nächstes Jahr zu sammeln, denn richtig losgehen soll Villeneuves zweite US-Karriere erst 2008 in Daytona.

Naturgemäß zeigte er sich über die Freigabe seitens der NASCAR erfreut: "Ich bin Formel-1-Weltmeister und Indy-500-Sieger. Die NASCAR findet, dass das etwas bedeutet, und das freut mich", gab der Formel-1-Weltmeister von 1997 am Freitag in Talladega zu Protokoll. "Ich habe hier zwei Tage getestet. Alle dachten, dass Blaney im Auto sitzen würde, nicht ich, und es gab kein einziges Problem."

Einiges ist für Villeneuve noch neu

"Unterm Strich ist es auch nur ein Rennauto." Jacques Villeneuve

Zugeben musste er, dass es "ein paar Dinge" gibt, "von denen ich nie zuvor gehört habe, aber unterm Strich ist es auch nur ein Rennauto. Man muss schnell fahren, das ist alles." So vergaß er zum Beispiel, sich fristgerecht für das Rennwochenende einzuschreiben: "Wenn ich das in der Formel 1 vergessen hätte, hätte ich nicht fahren dürfen. Die Einstellung hier ist eine ganz andere. Alle helfen sich gegenseitig. Das kenne ich gar nicht, aber ich finde es klasse."

Sportlich lief es für ihn am ersten Tag des Wochenendes schon mal nicht schlecht, denn obwohl er wegen eines Problems 40 Minuten Trainingszeit verlor, erreichte er auf Anhieb den 42. Rang - 43 Autos dürfen bekanntlich am morgigen Rennen teilnehmen. Genau das ist das erklärte Ziel Villeneuves: "Das Auto war recht gut. Wenn wir uns nicht qualifizieren, wäre das sehr enttäuschend", steckte der Davis-Toyota-Pilot sein Ziel klar ab.

Parallel zum Nextel-Cup ist er an diesem Wochenende auch in der Craftsman-Truck-Serie im Einsatz, quasi der dritten Liga des NASCAR-Sports. Im Qualifying für das heutige Rennen sicherte sich Villeneuve den zehnten Platz - er war damit schneller as 26 Konkurrenten. Rückschlüsse auf das Hauptrennen am Sonntag könne man daraus aber nicht ziehen: "Die Autos sind ganz anders, das kann man nicht vergleichen", erläuterte der bald zweifache Familienvater abschließend.