• 04.04.2013 05:07

  • von Pete Fink

Verletzter Hamlin: Schwere Vorwürfe gegen Logano

In seinem ersten öffentlichen Auftritt nach dem Fontana-Rennen erhebt Denny Hamlin heftige Vorwürfe gegen Joey Logano, der sich dagegen zur Wehr setzt

(Motorsport-Total.com) - Vor Ostern sah es für kurze Zeit so aus, als würde zwischen Denny Hamlin und Joey Logano Friede einkehren können, als Loganos Teamchef Roger Penske davon berichtete, dass die beiden Kontrahenten einen regen SMS-Dialog führen würden. Doch schon einen Tag später meldete sich der schwer verletzte Hamlin via Twitter zu Wort und berichtete davon, dass die schriftliche Konversation "nicht besonders gut" gelaufen sei. Nun legte der Gibbs-Pilot in seinem ersten Interview nach seiner Verletzung noch einmal gehörig nach.

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin

Denny Hamlin unterstellt Joey Logano einen absichtlichen Abschuss

Und wie. Hamlin unterstellte Logano beim fraglichen Fontana-Manöver am Sonntagabend vor zwei Wochen die reine Absicht, auch wenn er seinen ehemaligen Teamkollegen nicht für die Verletzungsfolgen verantwortlich machen wollte. "Wie kann es denn keine Absicht gewesen sein", beschrieb der 32-Jährige seine Sicht der Dinge. "Es ist ja nicht so, dass er ins Übersteuern kam, weil ich ihm die Luft weggenommen habe."

"Ich habe deutlich beobachten können, wie er immer näher kam. Dann fuhr ich ein Stück weiter nach oben und er kam immer noch näher. Ich fuhr wieder hoch, aber er hat das Spiel einfach solange weitergetrieben, bis er mich gerammt hat. Ich unterstelle ihm nicht, dass er wollte, dass ich abfliege und mich verletze. Aber er ist mit voller Absicht in mich hineingefahren und daran gibt es gar keinen Zweifel. Er hatte kein Übersteuern und er hat mich auch nicht mit dem Heck getroffen sondern mit der Front."

Auch über Loganos Motivation ist sich Hamlin sicher: "Er hat gesehen, dass ich ihn überholen werde und das wollte er nicht zulassen. Er ist solange auf dem Gas geblieben, bis er irgendetwas getroffen hat. Das ist meine Meinung und ich weiß, wovon ich rede. Schließlich war ich direkt vor Ort und in den ganzen Vorfall verwickelt." Beim anschließenden Frontalcrash traf Hamlin die innere Streckenbegrenzung, an der keine Safer-Barrier errichtet war und zog sich beim Einschlag einen Kompressionsbruch am Lendenwirbel L1 zu.

Logano wehrt sich gegen Hamlin-Vorwürfe

Denny Hamlin

Fontana: Denny Hamlin (11) nach seinen Einschlag in die innere Streckenbegrenzung Zoom

"Ich bin sehr dankbar dafür, dass meine Wirbelsäule an genau dieser Stelle gebrochen ist. Wenn es anders gelaufen wäre, dann hätte auch mein Rückenmark betroffen sein können und das hätte für mich den Rollstuhl bedeuten können", so Hamlin. Er weiß: "So eine Verletzung wie meine riskierst du, wenn du auf einem Zwei-Meilen-Oval ein Rennen fährst. Aber was mich am meisten frustriert, ist dann seine Aussage nach dem Motto: 'Ich bin mir sicher, dass es Denny gut geht, diese Autos sind sicher.'"

"Das ist sehr bedenklich, denn er nimmt es offenbar als gegeben an, dass es egal ist, wie hart du einschlägst - dir wird es danach schon gut gehen. Aber genau deswegen fahren wir uns auf den großen Strecken nicht ins Auto. Er war völlig rücksichtslos und hat sich nicht um irgendwelche möglichen Folgen gekümmert. Er nimmt es ganz einfach als gegeben hin, wie sicher diese Autos in den vergangenen Jahren geworden sind."


Das atemberaubende Finale von Fontana

Logano wehrte sich gegen die Hamlin-Vorwürfe. "Ich weiß genau, gegen wen ich da gefahren bin und ich weiß auch genau, was eine Woche vorher passiert ist", sagte der 22-Jährige gegenüber 'ESPN'. "In dieser letzten Runde wollte ich einfach das Rennen gewinnen. Das ist mein Ziel. Aber ich habe ihn nicht absichtlich über den Haufen gefahren. Wenn ich das gewollt hätte, dann hätte ich ihn am linken Hinterreifen getroffen. Ich habe ihn aber an der Türe berührt. Es war hartes Racing und es tut mir leid, dass er sich verletzt hat."

Auch zu seinen Kommentaren direkt nach dem Rennen nahm er Stellung: "Das wurde aus dem Kontext gerissen, denn zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht wissen, dass er sich verletzt hat." Die Privatfehde Hamlin/Logano begann auf verbaler Ebene beim Daytona 500, eskalierte auf der Strecke erstmals in Bristol und fand nun in Fontana einen bitteren Höhepunkt. In Bristol war es Hamlin, der Logano einen Schubser gab und sich dafür sofort via Bordfunk entschuldigte.

Deutliche Drohung gegen Logano

Joey Logano

Joey Logano: Spürt er ab sofort den Gegenwind der Kollegen? Zoom

Sowohl in Bristol, als auch in Fontana stand der Penske-Pilot dicht vor einem Rennsieg. Hamlin unterstellt: "Er hatte jetzt zwei Wochen in Folge das schnellste Auto, aber anstatt diese Rennen zu gewinnen, hat er sich in Vorfälle verwickeln lassen, weil er einfach nicht geduldig genug ist. In Fontana habe ich oft beobachtet, wie er den Kollegen den Weg abgeschnitten hat. Ich glaube, dass das nun einige Piloten wissen. Entweder er ändert seinen Stil oder er wird ab sofort in viele Vorfälle verwickelt werden."

Schon direkt nach dem Fontana-Rennen wollte Tony Stewart Logano an den Kragen gehen mit dem Vorwurf, der Youngster habe den dreifachen NASCAR-Champion beim letzten Restart geblockt. Soll heißen: Hamlin ist davon überzeugt, dass er mit seiner negativen Meinung über Logano im Fahrerlager nicht alleine dasteht. So ist auch seine deutliche Ankündigung in die Richtung des Penske-Youngster zu verstehen.


Fotos: NASCAR in Fontana


"Alles kommt irgendwann zurück. Die Jungs da draußen können dir das Leben zur Hölle machen. Die Konsequenzen werden kommen. Auf solchen Dingen hat unser Sport aufgebaut und uns dahin gebracht, wo wir jetzt sind. Ich stelle Tonys Aussagen keine Sekunde lang in Frage. Er steht üblicherweise zu seinem Wort und einen wie ihn hat man besser nicht zum Gegner. Und ich kann versichern, dass er von jetzt an eine ganz harte Zeit haben wird, wenn er uns überholen will."

Obwohl Hamlin nach wie vor sein Rückenkorsett tragen muss, ist er nach eigener Aussage so gut wie schmerzfrei. Eigentlich soll er mindestens sechs Wochen pausieren, doch der 32-Jährige hat sich bereits ein anderes Ziel gesetzt: "Ich bin jetzt einmal sehr optimistisch und ich befolge damit nicht die Anweisungen, aber ich würde sehr gerne in Richmond wieder im Auto sitzen." Dieses Rennen steigt am 27. April, also zwei Wochen vor dem bis dato angedachten Darlington-Rennen am 11. Mai.