Spritpoker in Dover: Keselowski kalkuliert am besten

Brad Keselowski übernimmt mit dem zweiten Sieg im dritten Chase-Rennen die Tabellenführung von Jimmie Johnson - Spritpoker bei Joe Gibbs Racing geht schief

(Motorsport-Total.com) - Das AAA 400 in Dover gestaltete sich am Sonntag zu einem klassischen Spritpoker. Brad Keselowski (Penske-Dodge) erwies sich in dieser Disziplin wieder einmal als der Meister und holte sich im dritten von zehn Chase-Rennen bereits seinen zweiten Sieg. Jeff Gordon und Mark Martin erwiesen sich ebenso als kluge Taktiker und kamen nach 400 Runden auf der "Monster Mile" auf den Plätzen zwei und drei ins Ziel.

Titel-Bild zur News: Brad Keselowski

Penske-Pilot Brad Keselowski fuhr im dritten Chase-Rennen zum zweiten Sieg Zoom

Über weite Strecken der Distanz wurde das 400-Runden-Rennen jedoch von Joe Gibbs Racing dominiert. Denny Hamlin bestimmte von der Pole-Position die Anfangsphase und führte die ersten 35 Runden. Im Überrundungsverkehr musste er dann seinem Teamkollegen Kyle Busch die Führung überlassen. Anschließend drückte Busch, der in diesem Jahr keine Chance auf den Gewinn des NASCAR-Titels hat, dem Rennen klar seinen Stempel auf und lag nicht weniger als 302 Umläufe in Front.

Als Matt Kenseth (Roush-Ford; 35.) in Runde 308 mit einem gebrochenen Achsstabilisator die vierte von fünf Gelbphasen auslöste, ging das komplette Feld - angeführt von Kyle Busch, Jimmie Johnson und Denny Hamlin - zum Reifenwechsel und Nachtanken an die Box. Der Restart erfolgte mit 79 noch ausstehenden Runden und die große Frage lautete, ob ein solcher Stint mit einer Tankfüllung möglich sein würde. Nur neun Umläufe nach Caution vier war es wiederum Matt Kenseth, der mit einem Dreher für die fünfte und letzte Unterbrechung sorgte. Während am Roush-Ford mit der Startnummer 17 nicht nur der linke Vorderreifen am Kotflügel verrauchte, sondern sich damit auch Kenseths Titelchancen nahezu in Rauch auflösten, stand an der Spitze die Strategie im Mittelpunkt.

Knapp 80 Runden mit einer Tankfüllung

Matt Kenseth

Mit diesem Dreher brachte Matt Kenseth (35). den Spritpoker ins Rollen Zoom

Das in der zweiten Hälfte der Top 10 platzierte Hendrick-Duo Jeff Gordon und Kasey Kahne sowie Waltrip-Pilot Mark Martin entschieden sich, noch einmal an die Box zu kommen und ihren Tank auffüllen zu lassen. Wie sich später herausstellen sollte, war dies die richtige Entscheidung, denn Gordon lief letztlich auf Platz zwei vor Martin ein. Kahne wurde nur durch eine nicht richtig angezogene Radmutter und einen zusätzlichen Boxenstopp um eine bessere Platzierung als Rang 15 gebracht.

Der Rest des Feldes blieb in Gelbphase fünf auf der Strecke und sah sich so der Herausforderung gegenübergestellt, 79 Runden mit einer Tankfüllung überstehen zu müssen. Brad Keselowski war letztlich derjenige, der sich seine Spritvorräte am besten einteilte. Der Penske-Pilot rettete sich knapp vor den mit Vollgas heranstürmenden Jeff Gordon und Mark Martin als Sieger ins Ziel und übernahm damit wieder die Tabellenführung von Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 4.), der in den letzten 40 Runden nur mit 80 Prozent Gaspedalstellung unterwegs war, um ohne weiteren Stopp über die Distanz zu kommen.

"Wir fuhren die ganze Zeit in der Spitzengruppe mit, hatten aber kein absolutes Siegerauto", so Keselowski nach seinem ersten Dover-Sieg in der Victory Lane. "Diese Strecke mag vielleicht eine meiner schlechtesten sein, aber wir schauen ohnehin nicht auf Statistiken. Stattdessen arbeiten wir uns Woche für Woche den Hintern ab und bringen uns die richtige Position. Sollten wir dies noch sieben Wochen lang so durchziehen können, dann werden es sieben fantastische Wochen", schickte der nun fünffache Saisonsieger sogleich eine Warnung in Richtung der versammelten Konkurrenz.

Frust pur bei Joe Gibbs Racing

Denny Hamlin

Polesetter Denny Hamlin musste neun Runden vor Schluss noch einmal tanken Zoom

Derweil blickten das Gibbs-Duo Kyle Busch (7.) und Denny Hamlin (8.) sowie Clint Bowyer (Waltrip-Toyota; 9.) nach dem Rennen enttäuscht aus der Wäsche. Der Spritpoker ging in allen drei Fällen schief: Bowyer war der erste, der einsah, dass sein Sprit nicht reichen würde und legte einen Stopp unter Grün ein. Busch musste in der 390. von 400 Runden in Führung liegend ebenfalls für einen kurzen Splash-and-Dash-Stop an die Box, Teamkollege Hamlin folgte nur eine Runde später. "Das Ende ist natürlich frustrierend. Ich musste mich im Ziel schon fragen, wie es sein konnte, dass uns so viele langsamere Autos schlagen konnten", sagte Hamlin nach Platz acht und hält fest: "Wir müssen unbedingt an unserem Spritverbrauch arbeiten."

Unterdessen scheiterte die Schlussattacke des Zweitplatzierten Jeff Gordon auf der Linie um eine Sekunde, dennoch war der Hendrick-Pilot mit seiner Strategie zufrieden. "Die letzte Caution spielte uns in die Karten. Anschließend musste ich nicht mehr auf den Spritverbrauch schauen. Am Ende habe ich gehofft, dass die Jungs vor mir alle Sprit sparen müssen. So war es dann auch, nur die 2 (Keselowski; Anm. d. Red.) zog durch. Um ehrlich zu sein, wussten wir aber schon vor Beginn des Chase, dass wir in puncto Spritverbrauch nicht mit der 2 mithalten können. Dieses Team hat es einfach drauf", zollte Gordon der Leistung von Keselowski und der Penske-Crew Respekt.

Gordons Hendrick-Teamkollege Jimmie Johnson musste in der Schlussphase Gas wegnehmen und seine Hoffnungen auf einen achten Sieg in Dover begraben. "Als ich hörte, dass es auf einen Spritpoker hinauslaufen würde, dachte ich schon wir hätten alles verloren, denn normalerweise liegt uns diese Disziplin überhaupt nicht. Es fiel mir nicht leicht, Gas wegzunehmen, aber zum zweiten Mal bei 15 Versuchen gelang es uns heute, mit den Spritvorräten über die Distanz zu kommen." Auf der Ziellinie rollte der schwarze Hendrick-Chevy von Johnson aus, doch Platz vier war ihm sicher. Damit musste der fünffache NASCAR-Champion die Tabellenführung allerdings wieder an Sieger Brad Keselowski abtreten. Der Penske-Pilot liegt nun fünf Punkte vor dem Hendrick-Fahrer.


Die Schlussphase im AAA 400

Mark Martin war nach Platz drei ebenfalls zufrieden. Der NASCAR-Olide hatte eine bemerkenswerte Aufholjagd hinter sich, wurde er doch im Zuge der ersten Gelbphase wie so viele Fahrer auf dem falschen Fuß erwischt. Der Großteil des Feldes war bereits unter Grün zum ersten Routinestopp an der Box, als J.J. Yeley (Baldwin-Chevrolet; 34.) mit einem Reifenschaden vorn rechts für die erste Caution sorgte. Nur Kyle Busch, Denny Hamlin, Clint Bowyer, Jeff Gordon, Brad Keselowski und Jimmie Johnson waren zu diesem Zeitpunkt noch auf der Bahn, tankten unter Gelb und waren anschließend die einzigen Fahrer in der Führungsrunde.

Neben Martin wurden im Zuge dieser ersten Gelbphase auch diverse Chase-Teilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt. Für Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota; 6.), Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet; 11.), Kevin Harvick (Childress-Chevrolet; 13.) und die im Verlauf der Renndistanz mit starken Handlingsproblemen kämpfenden Greg Biffle (Roush-Ford; 16.) und Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 20.) ging es anschließend nur noch um Schadensbegrenzung.

Während Vize-Champion Carl Edwards (Roush-Ford; 5.) in einem starken Rennen zum ersten Mal seit Fontana Ende März in die Top 5 fuhr und Ricky Stenhouse seinen zweiten Sprint-Cup-Auftritt für Jack Roush als Zwölfter knapp außerhalb der Top 10 beendete, war für Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet; 26.) und Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet; 28.) mit jeweils sieben Runden Rückstand nichts zu holen.


Fotos: NASCAR in Dover


Matt Kenseth ist nach seinem 35. Platz aufgrund des gebrochenen Achsstabilisators und anschließenden Drehers der große Verlierer aus dem Kreis der Chase-Teilnehmer. Bei noch sieben ausstehenden Saisonläufen liegt der Ex-Champion in Diensten des Roush-Teams bereits 72 Punkte hinter Tabellenführer Brad Keselowski zurück. Chase-Rennen Nummer vier steigt am kommenden Sonntag in Form der allseits gefürchteten Restrictor-Plate-Schlacht auf dem Talladega Superspeedway.

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