• 17.12.2013 11:05

  • von Pete Fink

Roush-Analyse: Wo ist der Wurm drin?

Gut, aber eben nicht gut genug - das ist die immer gleichlautende Saisonbilanz von Carl Edwards und Greg Biffle - bei Ricky Stenhouse gibt es Veränderungen

(Motorsport-Total.com) - "Wir waren schon gut, aber im Prinzip lief jede Saison in etwa gleich ab. In einem guten Jahr haben wir ein bis drei Rennen gewonnen, wir standen im Chase, aber wir waren eben nie ein echter Titelkandidat. Ich hatte das Gefühl, alles gegeben zu haben und das Maximum herausgeholt zu haben. Wenn du so lange Zeit irgendwo bist und das Team immer von den gleichen Leuten und auf die gleiche Art und Weise geführt wird, und immer die gleichen Resultate kommen, dann stellst du dir schon die Frage, welches Gewicht deine Stimme nach so vielen Jahren noch besitzt."

Titel-Bild zur News: Greg Biffle, Carl Edwards

Roush-Duo Greg Biffle und Carl Edwards: Wie geht es 2014 weiter? Zoom

Dieses Zitat stammt von Matt Kenseth und beschreibt seinen aktuellen Standpunkt zum Thema Roush/Fenway Racing, wo er über ein Jahrzehnt lang tätig war. Ein NASCAR-Team, dessen beste Zeiten mittlerweile fast zehn Jahre zurück liegen, als Kenseth (2003) und Kurt Busch (2004) den NASCAR-Titel holten und man in der Saison 2005 mit Kenseth, Busch, Carl Edwards, Mark Martin und Greg Biffle alle fünf Roush-Ford in den Chase brachte. Damals gewann die Roush-Truppe nicht weniger als 15 der 36 Rennen.

Aus den fünf Roush-Ford (damals noch mit einer sponsorenbedingten Spezialgenehmigung) sind mittlerweile nur noch drei Teams geworden. Edwards und Biffle halten nach wie vor die Ford-Fahne hoch, während von unten der zweifache Nationwide-Champion Ricky Stenhouse als Kenseth-Nachfolger herangeführt werden soll. Apropos Kenseth: Mit sieben Saisonsiegen und dem Vizetitel bot der 41-Jährige eine herausragende Saison 2013 - allerdings nicht mehr für Jack Roush, sondern für sein neues Team Joe Gibbs Racing.


Fotostrecke: Vizechampion Matt Kenseth

Und in der Tat: Was Kenseth über seine ehemalige Mannschaft zu sagen hat, kann auch mit Zahlen belegt werden. Edwards und Biffle kamen 2013 zwar beide in den Chase, spielten dort aber überhaupt keine Rolle mehr. Edwards holte sich in Phoenix und Richmond zwei magere Saisonsiege, Biffle schlug zu Jahresmitte einmal in Michigan zu. Rookie Stenhouse trug (noch) nichts dazu bei und unter dem Strich liest sich die Saisonbilanz 2013 für das inoffizielle Ford-Werksteam denkbar simpel: Wieder einmal ganz gut, aber eben nicht gut genug. Siehe das Kenseth-Statement.

Auch Toyota zieht vorbei

Mit einem Unterschied: Der NASCAR-Klassenprimus Hendrick Motorsports hat sich 2013 erneut ein Stück weit entfernt von der Roush-Truppe, während auch die Gibbs-Toyotas (am Ende stand es 12:3 nach Saisonsiegen) deutlich vorbeizogen. Besonders bitter für Teamchef Jack Roush, der die Toyota-Fraktion gerne als "die dunkle Seite" bezeichnet. Die Ursache bringt Biffle auf den Punkt: "Wir haben einfach nicht genug Speed. Wir sind ganz vorne nicht konkurrenzfähig und du willst einfach nur deinem Helm auf den Boden schleudern und die Türe eintreten."

Greg Biffle

Jack Roush: Sein Ford-Team liegt mittlerweile hinter den Gibbs-Toyotas Zoom

"Ich will in den Top 5 landen, ich will um Siege kämpfen, Führungsrunden machen. Ich will mir nicht den Hintern abfahren und dann um die Plätze 13 oder 15 fighten. Das frustriert mich. Aber du musst dich am Riemen reissen, weiter hart arbeiten, am nächsten Wochenende wieder antreten und dich fragen, was wir besser machen können." Sein Teamkollege Edwards bläst übrigens in ein ganz ähnliches Horn.

"Die ersten 26 Saisonrennen waren ganz okay", sagte "Cousin Carl". "Wir haben keine großen Fehler gemacht, wir haben zwei Rennen gewonnen und lagen in der Tabelle ganz vorne. Ich dachte schon, dass wir ein Wörtchen mitreden können, aber dann mussten wir ganz klar feststellen, dass wir zu wenig Speed haben. Wir waren ganz einfach nicht schnell genug." Nur ein bisschen, aber das reicht in der modernen NASCAR, um ans Ende der Top 10 zurückgeworfen zu werden.

Bei Stenhouse wird aufgerüstet

Nun ruht die Hoffnung auf den zahlreichen kleinen Aero-Änderungen, die für die Sprint-Cup-Saison 2014 kommen werden. "Meiner Meinung nach haben wir nicht viel zu verlieren", sagt Edwards. "Wir stehen den Veränderungen positiv gegenüber, denn wir sind eigentlich sehr gut darin, uns anpassen zu können. Das Problem ist nur, dass diese Sache recht teuer werden könnte, wir eine Menge Arbeit bekommen und niemand so genau weiß, was dabei herauskommen wird. Aber ich bin neugierig."

Ricky Stenhouse Jun.

Ricky Stenhouse: Bei der Startnummer 17 gibt es Veränderungen Zoom

Bei Biffle und Edwards gibt es für das neue Jahr keine personellen Veränderungen: Matt Puccia (Biffle) und NASCAR-Urgestein Jimmy Fennig (Edwards) bleiben die Crewchiefs. Im Fall Stenhouse hat man reagiert und Mike Kelly als neuen starken Mann befördert. Crewchief Kelly gewann 2011 und 2012 mit Stenhouse die beiden Nationwide-Titel und soll ab sofort Scott Graves ersetzen. Mit Patrick Magee gibt es zudem einen neuen Carchief am Stenhouse-Ford. "Das wird gut, ich freue mich darauf", sagt Stenhouse. "Jeder im Team glaubt an Mike und auch an mich."

"Meiner Meinung nach hat uns vergangenes Jahr etwas gefehlt und jetzt sind wir bereit für die Schlacht." Wer weiß: Die Ford-Markenkollegen von Roger Penske haben es vor knapp drei Jahren vorgemacht, als man das Nationwide-Siegerduo Brad Keselowski und Crewchief Paul Wolfe gemeinsam im Sprint-Cup arbeiten ließ. 2010 hatten Keselowski/Wolfe den Nationwide-Titel gewonnen, 2012 folgte quasi aus dem Nichts heraus der ganz große Coup im Sprint-Cup. Für die Roush-Truppe wäre solch ein Knaller höchste Zeit.