Richmond: Hat Menard Harvick zum Sieg verholfen?

Jeff Gordon vermutet, dass Paul Menard die letzte Caution in Richmond heraufbeschwört hat, um Kevin Harvick zum Sieg zu verhelfen - NASCAR untersucht

(Motorsport-Total.com) - Kevin Harvick geht dank seines vierten Saisonsieges am vergangenen Wochenende punktgleich mit dem ebenfalls vierfachen Saisonsieger und Tabellenführer Kyle Busch in den an diesem Wochenende auf dem Chicagoland Speedway beginnenden Chase.

Titel-Bild zur News: Kevin Harvick, Carl Edwards

Kevin Harvicks Sieg in Richmond hat laut Jeff Gordon einen faden Beigeschmack

Jeff Gordon folgt mit drei Zählern Abstand auf Platz drei der aktuellen Gesamtwertung, deren Punkte nach den 26 Rennen der Regular-Season für die Playoffs anhand der eingefahrenen Saisonsiege angepasst wurden.


Fotos: NASCAR in Richmond


16 Runden vor Schluss des Wonderful Pistachios 400 in Richmond lag Gordon auf Siegkurs, verlor beim Boxenstopp während der 15. und letzten Gelbphase im Rennen allerdings die Führung und letztlich den Sieg an Kevin Harvick. Unter dem Strich lief Gordon als Dritter ein. Der Umstand, der im Rennen die Vorentscheidung brachte, stößt dem Hendrick-Piloten bis heute sauer auf.

Ausgerechnet Harvicks Childress-Teamkollege Paul Menard war es, der durch seinen Dreher ins Infield des Start/Ziel-Bogens die entscheidende Unterbrechung verursachte. Gordon ist der Meinung, dass der Dreher keineswegs natürlich zu Stande gekommen ist, stattdessen verdächtigt er Menard, den Abflug auf Anweisung des Teams heraufbeschwört zu haben, um so Teamkollege Harvick eine bessere Siegchance zu ermöglichen.

"Crashgate" auch in der NASCAR?

Droht der NASCAR tatsächlich eine "Crashgate"-Affäre à la Formel 1 in Singapur 2008, als der heutige NASCAR-Truck-Pilot Nelson Piquet Jr. seinen Boliden auf Anweisung des Renault-Teams absichtlich in die Mauer steuerte, um so Teamkollege Fernando Alonso in Führung zu bringen?

"Wenn man sich den Funkverkehr anhört, dann klingt das schon sehr verdächtig." Jeff Gordon

Gordon beruft sich bei seinen Verdächtigungen auf den Funkverkehr zwischen Menard und dessen Crewchief "Slugger" Labbe. "Demnach zu urteilen, was ich gehört habe, gab es Diskussionen über die Notwendigkeit einer Caution. Es wurden ständig die Abstände zwischen mir und der 29 (Harvick; Anm. d. Red.) durchgegeben. Nachdem ich Kevin überholt hatte, kam die Frage auf: 'Brauchen wir die Caution oder brauchen wir die Caution nicht?' Dann sagten sie: 'Komm auf den zweiten Kanal' und das nächste, was passierte, war der Dreher", so der Gordon-Vorwurf.

"Ich will ihm nichts unterstellen, sollten die Gerüchte nicht stimmen. Vielleicht hat er das Auto ausgangs Turn 4 einfach verloren", sagt Gordon, der jedoch gleichzeitig anfügt: "Wenn man sich den Funkverkehr anhört, den andere Leute für mich übersetzt haben, dann klingt das schon sehr verdächtig. Sollten die Gerüchte tatsächlich stimmen, kann ich nur sagen, dass ich eine Menge Respekt für Paul Menard verloren habe."

Endgültig festlegen will sich der vierfache Champion nicht, versichert aber, dass er "ein wenig enttäuscht wäre, sollte ich den Titel um drei Punkte verpassen". Im Gegensatz zur Gordon gingen die drei Bonuspunkte für den Richmond-Sieg an Kevin Harvick über...

Unterdessen bringt Harvick als Erklärung für die Caution "Reifenprobleme" am Auto von Menard vor und beruft sich dabei auf Aussagen innerhalb des Childress-Teams. Menard hätte 17 Runden vor Schluss per Funk durchgegeben, dass einer seiner Reifen komplett am Ende sei.

Untersuchung seitens NASCAR

In einem von Richard Childress Racing (RCR) veröffentlichten Statement von Teamchef Richard Childress selbst heißt es zu den Vorwürfen: "Trotz aller Spekulationen gab es keine Teamorder. Ich kenne Paul Menard gut genug, um zu wissen, dass er sein Auto nicht absichtlich in einen Dreher zwingen würde, selbst wenn er dazu aufgefordert worden wäre."

Noch am Donnerstag hieß es in einem Statement seitens NASCAR: "Wir haben nichts gesehen oder gehört, was daraufhindeuten würde, dass die 27 (Menard; Anm. d. Red.) etwas Unangemessenes getan hat." Am Freitag allerdings kündigte NASCAR-Präsident Mike Helton an, dass man der Sache sowohl anhand der Videoaufnahmen als auch der Aufzeichnungen des Boxenfunks nun doch nachgehen werde. "Wir werden uns die Sache genau ansehen, um herauszufinden, ob es Anhaltspunkte gibt", so Helton, der gesteht, dass es in diesem Fall "viel Spielraum für Interpretationen gibt". Nach Aussage des Präsidenten liege es "auf den Schultern von NASCAR, die Fakten richtig zu stellen".