• 24.03.2014 00:22

  • von Pete Fink

Reifenchaos und Verlängerung: Kyle Busch im Glück

Kyle Busch profitiert in Fontana vom Pech der Hendrick-Zwillinge Jimmie Johnson und Jeff Gordon - 18 der 43 Piloten von Reifenschäden betroffen

(Motorsport-Total.com) - Es war ein NASCAR-Klassiker mit starkem Gummigeschmack. Nicht die dominierenden Jimmie Johnson und Jeff Gordon (beide Hendrick-Chevrolet), sondern Kyle Busch gewann am Sonntagabend das Auto Club 400 von Fontana. In einem turbulenten Rennen, das in eine wahre Reifenschlacht ausartete (hier geht's zum Live-Ticker), setzte sich der Gibbs-Pilot in einer Green-White-Checkered-Verlängerung durch und siegte vor dem Ganassi-Youngster und Montoya-Nachfolger Kyle Larson.

Titel-Bild zur News: Kyle Busch

Kyle Busch ist der glückliche Sieger der Reifenschlacht von Fontana Zoom

Pechvogel Johnson (24.) lag 104 der 206 Runden in Front - und strandete sieben Umläufe vor dem Ende mit einem Plattfuß. Sein Vorsprung betrug zu diesem Zeitpunkt zwei Sekunden auf Teamkollege Jeff Gordon, der seinerseits von Vibrationen berichtete. Gordon versuchte seinen Hendrick-Chevy auf Händen ins Ziel zu tragen, was zahlreiche Reifenschäden der Konkurrenz verhinderten. Zwei Runden vor dem Ende gab es noch einmal Gelb und der Vorsprung war dahin.

Was dann folgte, war ein Szenario, das Sieger Kyle Busch als "die klassische Days-of-Thunder-Geschichte" bezeichnete. "Heiliger Strohsack! Was soll man erwarten, wenn es eine Green-White-Checkered-Verlängerung gibt und alle an die Box kommen?" In der Tat: Gordon ging wie viele andere auf Nummer sicher und lies sich vier neue Goodyear-Gummis aufschnallen. Wie bereits zuvor gelang ihm kein guter Restart. Am Ende sprang gar nur Rang 13 heraus.

Das Stewart/Haas-Duo Kurt Busch und Tony Stewart zockte sich mit nur zwei neuen Reifen zunächst in Front, hatte aber eingangs der letzten Runde die beiden Kyles direkt im Genick sitzen. Beide hatten vier neue Goodyear-Gummis aufgeschnallt und spielten diesen Vorteil gnadenlos aus. "Ein unglaublicher Tag", jubelte der im wahrsten Sinne des Wortes glückliche Restart-König und Fontana-Sieger, der damit sein Chase-Ticket gelöst hat.

Große Enttäuschung im Hendrick-Lager

Auch der erst 21-jährige Zweitplatzierte, der am Vortag in Fontana sein erstes Nationwide-Rennen gewonnen hatte, wusste nicht so recht, wie ihm geschehen war: "Ich habe keine Ahnung, wie ich am Ende beim Restart plötzlich auf Platz zwei kam", sagte Kyle Larson, dem dies nur Sekunden später herzlich egal war: "Ein Wahnsinnstag. Hut ab vor allen im Team, das ganze Wochenende war einfach nur genial."


Die Reifenschäden von Fontana

Ein zutiefst enttäuschter Jeff Gordon konstatierte, dass er "die letzte Gelbphase und den Restart nicht gebraucht" habe. "Goodyear macht normalerweise so einen guten Job, aber das war schon ohne Beispiel." Sein Leidensgenosse Jimmie Johnson hatte sich bereits wieder gesammelt: "Am Ende hat uns etwas um den Sieg gebracht, was nicht im Bereich unserer Kontrolle stand", gab der fünffache Fontana-Sieger zu Protokoll. "Eigentlich habe ich das Gefühl gehabt, dass wir wieder einmal ein Rennen auf unserer Heimstrecke gewinnen könnten. Es ist schon der Hammer, dass uns das nicht gelang."

Während Kyle Busch im Finale binnen zwei Runden von Restartplatz sieben auf eins vorstürmte, kam sich das vorne gestartete Stewart/Haas-Duo fast selbst in die Quere. "Ich wusste nicht, welche Spur Kurt nutzen würde, dazu lag ich im ganzen Rennen zu weit hinten", schilderte Stewart (5.). "Wir hatten viele Probleme zu Rennbeginn, aber als es am Ende um alles ging, waren wir zur Stelle. Die zwei neuen Reifen waren genau die richtige Entscheidung, denn eigentlich hatten wir kein Top-5-Auto."


Fotos: NASCAR in Fontana


Ganz ähnlich sah es auch Kurt Busch, der mit Rang drei sein bislang bestes Resultat für den neuen Arbeitgeber holte: "So viele Emotionen und am Ende fährst du gegen deinen eigenen Boss um den Sieg. Das war schon ein ganz spezieller Moment, aber wir werden diesen Sieg bekommen. Das kann ich definitiv sagen." Zwischen das Stewart/Haas-Duo schob sich noch Pole-Sitter Matt Kenseth (4.), der den ganzen Fontana-Tag munter vorne mitmischte.

18 von 43 Piloten mit Reifenproblemen

Das turbulente Finish brachte Jamie McMurray im zweiten Ganassi-Chevy auf Rang sechs vor Brian Vickers (7.), der sich in seinem Waltrip-Toyota über weite Strecke vorne zeigen konnte. A.J. Allmendinger feierte für sein JTG-Team als Achter die erste Top-10-Platzierung. Der frisch gebackene Papa Paul Menard kam als Neunter ebenfalls weit nach vorne. Danica Patrick (14.) zeigte in ihrem Stewart/Haas-Chevy ein blitzsauberes Rennen und der kurzfristig für den erkrankten Denny Hamlin eingesprungene Sam Hornish Jr. steuerte den Gibbs-Toyota auf einen starken 17. Rang.


Das Finale von Fontana

Aber: Nicht weniger als 18 der 43 Piloten waren im Rennverlauf von Reifenproblemen betroffen. Dies deutete sich bereits am Trainingssamstag an, als es vor allem die Penske-Boys Brad Keselowski (26.) und Joey Logano (39.) erwischte. NASCAR machte deutlich, dass Reifenlieferant Goodyear nicht in der Verantwortung stehen würde. Vielmehr, so die Samstagsaussage, seien die Teams in Sachen aggressives Setup, Reifensturz und Reifendruck selbst in der Verantwortung. Bleibt die Frage, was nach dem Reifenchaos vom Sonntag noch kommen wird.

In der Gesamtwertung hat Carl Edwards (10.) mit 186 Punkten die Nase nun hauchdünn vor Dale Earnhardt Jr. (12.; 185) und Pechvogel Jeff Gordon (184). Keselowski (182) und Kenseth (179) liegen ebenfalls in direkter Schlagdistanz. Jimmie Johnson (165) hat ein wenig an Boden verloren, wird dieses Manko am kommenden Wochenende auf seiner Spezialstrecke in Martinvsille wieder gutmachen wollen. Dann ist 'Motorvision TV' wieder live dabei. Die Höhepunkte aus Fontana kommentiert Lenz Leberkern am Montagabend ab 22:10 Uhr.