Unwiderstehlich: Pocono-Doppel für "Junior"

Dale Earnhardt Jr. gewinnt auch das zweite Sprint-Cup-Rennen 2014 auf dem Pocono Raceway - Kevin Harvick knapp geschlagen - Big-One mit 13 Autos

(Motorsport-Total.com) - Der Pocono Raceway entwickelt sich mehr und mehr zur Paradestrecke von Hendrick Motorsports und insbesondere von Dale Earnhardt Jr. Nachdem er im Juni bereits das Pocono 400 für sich entschieden hatte, gewann "Junior" am Sonntag auch das GoBowling.com 400, den zweiten Auftritt der Sprint-Cup-Boliden in diesem Jahr auf dem 2,5 Meilen langen Tri-Oval im US-Bundesstaat Pennsylvania.

Titel-Bild zur News: Dale Earnhardt Jun.

Dritter Saisonsieg für Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevy) - der zwete in Pocono Zoom

Zwar hatte Earnhardt Jr. über weite Strecken des Rennverlaufs nicht das allerschnellste Auto, doch als es am Ende drauf ankam, war er - nicht zuletzt dank einer cleveren Strategie von Crewchief Steve Letarte - zur Stelle. In der 131. von 160 Runden holte Letarte seinen Fahrer unter Grün zu einem Splash-and-Dash an die Box, nachdem er ihn in der Gelbphase zuvor zu einem kompletten Service hereingeholt hatte.

Nach dem letzten Restart vier Runden vor Schluss musste sich Earnhardt Jr. der Angriffe von Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) erwehren. Diese Prüfung meisterte der Sohn des siebenmaligen NASCAR-Champions Dale Earnhardt mit Bravour. Sein dritter Saisonsieg und der zweite in Pocono waren der Lohn. Zudem ist der unangefochtene Liebling der NASCAR-Massen nun die Nummer eins der Setzliste für den Chase.


Fotos: NASCAR in Pocono


"Am Schluss habe ich einfach versucht, die Jungs hinter mir zu halten. Kevin war auf dem Weg zu Turn 2 etwas stärker, aber es hat gereicht. Wir hatten am gesamten Tag ein schnelles Auto, aber auch die Strategie war perfekt. Ich kann es gar nicht glauben, dass wir jetzt beide Pocono-Rennen gewonnen haben", freute sich Earnhardt Jr. in der Victory Lane.

Mit diesem Triumph geht die Serie von Hendrick-Siegen auf dem Pocono Raceway weiter. Die zurückliegenden fünf Rennen seit August 2012 wurden allesamt von Fahrern aus dem Team von Rick Hendrick gewonnen. So war der erfolgreiche Teambesitzer, obwohl er diesmal nicht persönlich vor Ort war, auch einer der ersten Gratulanten. Noch in der Victory Lane empfing Earnhardt Jr. den Anruf seines Chefs per Handy.

Big-One mit 13 Autos

Verfolger Harvick musste sich nach 160 gleichermaßen spannenden wie strategiegeprägten Runden um lediglich 0,2 Sekunden geschlagen geben. "Ich muss mich beim Team für die Strategie bedanken. So hatten wir zumindest die Chance auf den Sieg", bemerkte der Stewart/Haas-Pilot. Was er damit meinte? In Runde 117 war Harvick einer von insgesamt 13 Fahrern, die in den größten Aufreger des Pocono-Nachmittags verwickelt waren.

Es war der Restart nach der fünften von insgesamt acht Gelbphasen - und dieser ging gründlich schief. Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) führte die Meute vor Teamkollege Earnhardt Jr. in Turn 1. Dort verlor Denny Hamlin seinen Gibbs-Toyota, nachdem ihm Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) die Luft genommen hatte, mit Ach und Krach nicht aus der Kontrolle.

Dennoch: Der Beinahe-Dreher von Hamlin sorgte im Mittelfeld für Chaos: Brad Keselowski, Michael Annett, Tony Stewart, Ricky Stenhouse, Matt Kenseth, Paul Menard, Aric Almirola, A.J. Allmendinger, Justin Allgaier, Brian Vickers, Martin Truex Jr. und eben Harvick trugen allesamt Beschädigungen an ihren Fahrzeugen davon.


Schrott in Turn 1 von Pocono

Am spektakulärsten strandete Stewart - nämlich auf dem Auto von Menard. "Ich kann leider nicht weiterfahren, denn mein Auto steht auf einem anderen", funkte "Smoke" ganz trocken in Richtung seines Crewchiefs Chad Johnston. Als sich das Chaos gelichtet hatte und die endgültig ausgefallenen Stewart (36.), Vickers (37.) und Kenseth (38.) nach dem obligatorischen medizinischen Check Auskunft gaben, sprach Kenseth davon, dass "Denny sein Auto verlor. Ich wollte ausweichen, hatte aber keine Chance."

"Die Motorhaube von Paul Menard war ganz sicher nicht der Platz, auf dem ich das Rennen beenden wollte..." Tony Stewart

Vickers sah es ganz ähnlich: "Die 11 kam vor uns quer. Als ich versuchte, einen Weg vorbei zu finden, krachte ich in die Mauer. Schade." Stewart merkte abschließend an: "Die Motorhaube von Paul Menard war ganz sicher nicht der Platz, auf dem ich das Rennen beenden wollte..." Vor allem für Stewart und Vickers bedeutete der Crash einen (weiteren) herben Rückschlag im Kampf um einen möglichen Chase-Einzug.

Platz drei im Rennen ging schließlich an Joey Logano (Penske-Ford) vor Bowyer. Fünfter wurde Greg Biffle (Roush-Ford), der damit aber nicht zufrieden war. Crewchief Matt Puccia hatte auf die aggressivste Strategie aller Teams gesetzt und seinen Fahrer bereits in der 121. von 160 Runden zum letzten Mal an die Box geholt. Dank zweier noch folgender Gelbphasen (Abflüge von A.J. Allmendinger und Kurt Busch) konnte Biffle so viel Sprit sparen, dass er sich Chancen auf einen Abstauersieg ausrechnen durfte.

Kurz nach dem vorletzten Restart aber schluckte ihn zunächst Earnhardt Jr. und kurz darauf auch Harvick, Logano und Bowyer. "Ich wusste, dass unsere Strategie aufgehen würde. Es bricht mir das Herz, dass es kurz vor Schluss nochmals Gelb gab", so Biffle, der klar zu verstehen gab: "Mit der Art und Weise, wie wir um die Top-Platzierungen mitreden, können wir nicht zufrieden sein. Wir wollen aus eigener Kraft gewinnen."

Jeff Gordon nach langer Führung Sechster

Dale Earnhardt Jun., Jeff Gordon

Jeff Gordon führte 63 Runden lang, der Sieg ging an Teamkollege Earnhardt Jr. Zoom

Kurt Busch - mit seinem Mauerkontakt in Turn 2 der 154. Runde Auslöser der letzten Gelbphase - stand nach 30 Führungsrunden mit Platz 13 ebenso mit leeren Händen da wie Jeff Gordon. Der Indianapolis-Sieger lag sogar 63 Runden lang auf Platz eins, konnte am Ende aber nicht mehr als Platz sechs an Land ziehen.

"Die anderen Jungs wussten, dass sie uns heute nur über die Strategie schlagen konnten. Am Ende hat uns einfach die Track-Position gefehlt. Meine Restarts waren heute gut, aber leider lag ich bei den letzten immer auf der Innenbahn", so Gordon, der sich während er in Führung lag stets für die Außenbahn entschieden hatte.

Die Top 10 wurden von Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet), Ryan Newman (Childress-Chevrolet), dem ohne seinen angestammten Crewchief Darian Grubb angetretenen Hamlin sowie Vorjahressieger Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet) komplettiert. Jimmie Johnson im vierten Hendrick-Chevrolet spielte im Rennverlauf keine Rolle. Stattdessen setzte der sechsmalige und amtierende NASCAR-Champion seine Serie schlechter Sommer-Ergebnisse fort.

Nichts zu holen für Jimmie Johnson und Kyle Busch

Schon in Runde neun musste Johnson mit plattem rechten Hinterreifen (nach Mauerkontakt in Turn 2) unter Grün die Box aufsuchen. Er verlor dabei eine Runde, die er allerdings schon acht Umläufe später per Lucky-Dog zurückbekam. Auslöser für diese zweite Caution im Rennen war ein Abflug von Danica Patrick.

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson erwischte gleich zweimal die Mauer von Turn 2 Zoom

Die Stewart/Haas-Pilotin war in der Runde zuvor in Turn 2 an der Mauer gewesen, hatte sich dabei einen schleichenden Plattfuß eingefangen, der sie nur wenige Sekunden später nochmals in die Mauer von Turn 2 beförderte. Von Startplatz zehn ins Rennen gegangen, wurde Patrick am Ende mit vier Runden Rückstand als 30. gewertet.

Für Johnson aber kam es noch dicker. In Runde 112 krachte auch er nochmals in die Mauer von Turn 2 und rätselte anschließend: "Beim ersten Mal untersteuerte das Auto. Beim zweiten Mal hatte ich nicht das Gefühl, dass der Reifen der Grund war. Das Auto fuhr einfach geradeaus."

Das Ergebnis: Platz 39 für den Champion, der in den Wochen zuvor die Plätze 14, 42, 42 und zehn belegt hatte. Auch für Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 42.) gab es in Pocono nichts zu holen. Er musste in Runde 23 mit Rauchentwicklung aus dem Auspuff abstellen.

Am kommenden Wochenende heißt es im Sprint-Cup zum zweiten und letzten Mal in dieser Saison: Road Racing. Auf dem traditionellen Rundkurs in Watkins Glen geht der 22. von insgesamt 36 Saisonläufen über die Bühne.