• 04.06.2009 13:00

  • von Pete Fink

NASCAR-Vorschau: Das kontroverse Pocono

Keine andere Strecke polarisiert das Sprint-Cup-Feld so sehr wie das Trioval von Pocono: Zäher NASCAR-Streifen oder knackiger Regen- und Benzinpoker?

(Motorsport-Total.com) - Den Pocono Raceway kann man auf eine ganz simple Formel reduzieren: Entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn. Aus der Sicht der Sprint-Cup-Piloten natürlich je nachdem, wie das jeweilige Auto funktioniert. Pocono polarisiert, und die Grenze zwischen Sieg und Desaster ist nirgendwo so eng, wie in den etwas abgelegenen Bergen von Pennsylvania, genauer gesagt in den Pocono Mountains nahe Long Pond.

Titel-Bild zur News: David Ragan

Pocono ist ein wahrer NASCAR-Marathon mit langen Geraden und drei Kurven

Sportlich gesehen liegt die Besonderheit von Pocono in seinem einzigartigen Trioval-Layout. Jede der drei Kurven ist anders, und vor allem der ultraschnelle Turn 2 - auch bekannt unter dem Spitznamen "Tunnel-Turn" - genießt in NASCAR-Kreisen große Beliebtheit, aber auch jede Menge Respekt.#w1#

Eigentlich wäre Pocono mit seiner Länge von 2,5 Meilen ein echter Superspeedway, doch da zwei der drei Kurven sehr eng geschnitten sind, und weil das Banking im Vergleich zu anderen Superspeedways mit maximal 14 Grad nicht besonders hoch ist, wird in Pennsylvania nicht mit Restrictor-Plates, sondern mit vollen 850 Sprint-Cup-PS gefahren.

Und: Viele Fahrer fühlen sich in Pocono an ein normales Rundkursrennen erinnert, und bezeichnen den Kurs daher als "Roval". Einer der Hauptkritikpunkte ist dementsprechend auch die Marathon-Distanz von 500 Rennmeilen, die einigen Piloten bisweilen zu lange dauert.

Viel Kritik an Pocono

Jimmie Johnson

Nicht selten spielt das Wetter eine Hauptrolle in den Pocono Mountains Zoom

Eine weitere Besonderheit betrifft die Besitzverhältnisse. Die Strecke gehört nicht zu den beiden großen Betreibergruppen der NASCAR-Mutter International Speedway Corporation oder der Bruton-Smith-Firma Speedway Motorsports Inc., die den Sprint-Cup-Rennkalender quasi unter sich aufteilen. Pocono ist nach wie vor im Privatbesitz der Mattioli-Familie.

Dass dieses im bisweilen recht diktatorischen NASCAR-Gefüge nicht unbedingt von Vorteil ist, beweist die äußerst wechselvolle Vergangenheit des Kurses, denn in seiner 35-jährigen Geschichte war Pocono eigentlich schon einige Mal schlicht und ergreifend bankrott, wurde aber durch die Hilfestellung der France-Familie immer wieder vor einem völligen Kollaps gerettet.

"Ich mag die Mattiolis und ich bin ein großer Bewunderer von ihnen", sagte etwa Jeff Gordon. "Aber diese Strecke ist eigentlich überholt und benötigt dringend einige Verbesserungen. Natürlich ist es toll, dass wir hier im Nordosten fahren, aber zwei solch lange Rennen pro Jahr zu haben, schockiert mich schon etwas. Obwohl der Nordosten ein wichtiger Markt ist, würde es mich überraschen, wenn das auch in Zukunft so bliebe."

Der Hintergrund ist klar: Das holprige und schnelle Pocono ist speziell im Tunnel-Turn brandgefährlich und das Renngeschehen ist trotzdem gerne eintönig. Davon kann zum Beispiel Bobby Allison berichten, dessen NASCAR-Karriere 1988 in der ersten Runde ebendort mit einem Horrorcrash zu Ende ging.

Wer sind 2009 die Geheimtipps?

Brian Vickers

Holprig, schnell und sehr breit: Geheimtipp Brian Vickers in Pocono Zoom

Allerdings kann Pocono bisweilen auch spektakuläres Racing bieten. Speziell dann, wenn die Boliden am Ende der mit 1,14 Kilometern längsten Start-/Zielgeraden des gesamten Sprint-Cup-Kalenders teilweise mit vier, fünf oder gar sechs Autos nebeneinander in Turn 1 hineindonnern.

NASCAR-Champion Jimmie Johnson ist trotzdem kein Pocono-Fan. Der Hendrick-Pilot bezweifelt, dass die 500 Meilen "gutes Racing" hervorbringen können, während sein Kollege Kyle Busch (Gibbs-Toyota) das 2,5 Meilen Trioval schlicht und ergreifend "langweilig" findet.

Nicht selten stellt sich am Renntag in Pennsylvania ein Fahrzeug als unbesiegbar heraus, wie es Kurt Busch (Penske-Dodge; 2007) oder Kasey Kahne (Petty-Dodge; 2008) vormachten. Auch Regen in der angrenzenden Hügellandschaft spielt gerne eine Rolle im zu erwartenden viereinhalb Stunden-Marathon.

Dann kommen plötzlich die Spritspar-Wunder zu Wort, unter denen sich auch die Ford-Armada von Jack Roush befinden könnte: Carl Edwards gewann den Regen- und Benzinpoker zuletzt. Viele Experten werfen darüber hinaus einen intensiven Blick auf Brian Vickers: Im Vorjahr schrammte dessen Red-Bull-Toyota als Zweiter nur knapp am ersten Sprint-Cup-Sieg vorbei.

2008: Montoya mit zwei Rennen zum Vergessen

Juan Pablo Montoya

Für Juan Pablo Montoya sollte sich 2008 besser nicht wiederholen Zoom

Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) hat im Kampf um seine Playoff-Ambitionen in Pocono einiges gut zu machen. 2008 krachte der Kolumbianer unverschuldet in den Childress-Chevrolet von Clint Bowyer und wurde 38. Wenige Wochen später beendete ein kapitaler Motorschaden sein zweites Rennen. Nur Platz 40 war die Quittung.

Insofern müssen Montoyas Resultate aus seiner Debüt-Saison 2007 (16 und 20) zu Rate gezogen werden. Pocono ist ein schnelles, flaches Oval, das dem ehemaligen Formel-1-Piloten eigentlich entgegen kommen müsste. Es gilt: Wenn Montoya seine Chase-Chancen unterstreichen möchte, dann wäre das anstehende Rennwochenende eine perfekte Gelegenheit dazu.

Pocono bringt am Wochenende auch wieder ein bekanntes Gesicht hervor: Patrick Carpentier wird im Toyota Camry von Tommy Baldwin Racing sein Saisondebüt geben. Insgesamt haben 46 Teams gemeldet. Die Qualifikation für die 43 Startplätze zum Pocono 500 beginnt am Freitagabend um 21:40 Uhr MESZ, die Startflagge fällt am Sonntagabend gegen 20:15 Uhr MESZ.

Die Entry-List von Pocono:

01. 00 David Reutimann (Waltrip-Toyota)
02. 1 Martin Truex Jr.(Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
03. 2 Kurt Busch (Penske-Dodge)
04. 5 Mark Martin (Hendrick-Chevrolet)
05. 6 David Ragan (Roush-Ford)
06. 06 Trevor Boys (Boys-Dodge)
07. 07 Casey Mears (Childress-Chevrolet)
08. 7 Robby Gordon (Gordon-Toyota)
09. 09 Sterling Marlin (Phoenix-Dodge)
10. 9 Kasey Kahne (Petty-Dodge)
11. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
12. 12 David Stremme (Penske-Dodge)
13. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Matt Kenseth (Roush-Ford)
16. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
17. 19 Elliott Sadler (Petty-Dodge)
18. 20 Joey Logano (Gibbs-Toyota)
19. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
20. 26 Jamie McMurray (Roush-Ford)
21. 29 Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
22. 31 Jeff Burton (Childress-Chevrolet)
23. 33 Clint Bowyer (Childress-Chevrolet)
24. 34 John Andretti (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
25. 36 Patrick Carpentier (Baldwin-Toyota)
26. 39 Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet)
27. 42 Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
28. 43 Reed Sorenson (Petty-Dodge)
29. 44 A.J. Allmendinger (Petty-Dodge)
30. 47 Marcos Ambrose (JTG/Waltrip-Toyota)
31. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
32. 51 Dexter Bean (Blackjack-Dodge)
33. 55 Michael Waltrip (Waltrip-Toyota)
34. 64 Mike Wallace (Gunselman-Toyota)
35. 66 Dave Blaney (Prism-Toyota)
36. 71 David Gilliland (TRG-Toyota)
37. 75 Derrick Cope (Cope/Keller-Dodge)
38. 77 Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge)
39. 78 Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet)
40. 82 Scott Speed (Red-Bull-Toyota)
41. 83 Brian Vickers (Red-Bull-Toyota)
42. 87 Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
43. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
44. 96 Bobby Labonte (Yates-Ford)
45. 98 Paul Menard (Yates-Ford)
46. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)