powered by Motorsport.com
  • 06.06.2020 19:48

  • von Jim Utter, Co-Autoren: Mario Fritzsche, Charles Bradley

NASCAR-Stars Johnson & Wallace äußern sich zum Thema Rassismus

Jimmie Johnson und Darrell "Bubba" Wallace machen mit teilweise eigenen Erfahrungen auf Rassendiskriminierung in den USA und der Welt aufmerksam

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton bemüht sich in diesen Tagen intensiv, auf das Thema der ungerechten Behandlung von farbigen Menschen aufmerksam zu machen. Auf seinen Social-Media-Plattformen hat Hamilton mit mehreren Postings und Story-Postings seine Gefühle zum Ausdruck gebracht.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson fühlt sich veranlasst, seinen Standpunkt zu teilen Zoom

Auslöser dafür war nicht zuletzt der Mord an George Floyd am 25. Mai in Minneapolis durch den Polizisten Derek Chauvin, an dem auch drei von Chauvins Kollegen beteiligt waren. Seither macht Hamilton wiederholt und mit Nachdruck auf die BlackLivesMatter-Kampagne aufmerksam.

Auch in der NASCAR ist das Thema präsent. Darrell "Bubba" Wallace - einziger afroamerikanische Fahrer, der jemals in der höchsten NASCAR-Liga ein Vollzeitcockpit erhalten hat - äußerte sich vor wenigen Tagen verärgert über "das Schweigen der Spitzenfahrer in unserem Sport", wenn es um das Thema Rassendiskriminierung geht.

In der aktuellen Episode des Podcasts von Dale Earnhardt Jr., die am Mittwoch online ging, bezeichnet Wallace dieses Schweigen als "mehr als frustrierend" und erzählt eine Diskriminierungsgeschichte, die ihm selbst vor einigen Jahren widerfahren ist.

Darrell "Bubba" Wallace hat es selbst erlebt

"Ich wurde [auf der Straße] angehalten und mir wurde gesagt, ich solle aus meinem Auto aussteigen, um es durchsuchen zu lassen", so Wallace. "Mein Auto war gerade erst gereinigt worden und ich hatte gerade einen Scheck für einen Rennsieg einlösen lassen, Ich hatte also das gesamte Geld in meinem Auto gehabt. Aber für die Reinigung hatte ich das Geld herausgenommen. Man stelle sich vor, das Geld wäre noch drin gewesen."

"Die Waffen wurden gezogen. Sie waren zwar nicht auf mich gerichtet, aber sie waren auch nicht mehr in ihren Halftern. Sie waren also bereit, etwas zu tun", so der farbige NASCAR-Pilot und weiter: "Eine falsche Bewegung und ich würde heute nicht hier sitzen und darüber sprechen."

"Was mich aber am meistern verärgert hat", so Wallace, "waren die Sprüche, die ich mir anhören musste. 'Können Sie sich dieses Auto leisten? Das ist ein schönes Auto.' Und ich sagte: 'Ja Sir, das kann ich.' Ich wollte noch mehr sagen, aber eine falsche Bewegung hätte, weil ich schwarz bin, dazu führen können, dass ich auf dem Gehweg liege und sagen muss 'Ich kann nicht atmen.'"

Darrell Wallace

Darrell "Bubba" Wallace hat Diskriminierung am eigenen Leib erlebt Zoom

Jimmie Johnson: "Habe versucht, meine Stimme zu finden"

Jimmie Johnson, einer der Fahrer, die mit Wallace zum Thema Rassendiskriminierung telefoniert haben, hat sich kurz vor und kurz nach den Äußerungen von Wallace selbst zu Wort gemeldet - sowohl auf Social-Media als auch im Interview. Der siebenmalige NASCAR-Champion betont aber, dass das Thema für ihn selbst eine Lernerfahrung ist.

"Ich habe mich veranlasst gefühlt, Erklärungen abzugeben und ich wollte meinen Standpunkt teilen. In meiner Position möchte ich als Mensch eine Stimme haben, um für Ungerechtigkeiten einstehen zu können. Also habe ich versucht, meine Stimme zu finden", so Johnson am Freitag. Bereits am Montag hatte er auf seinen Social-Media-Plattformen eines der berühmtesten Zitate von Martin Luther King geteilt und mit eigenen Worten kommentiert:

Jimmie Johnson

Johnson gibt an, seine Stimme zum Thema lange genug zurückgehalten zu halten Zoom

"Es tut weh zu sehen, wie unser Land von Rassismus und Hass zerrissen wird. Ich kann nicht vortäuschen, dass ich verstehen würde, was schwarze Männer und Frauen erlebt haben. Aber ich kann meine Stimme erheben und Rassenungleichheit verurteilen. Ich hoffe, dass sich die Liebe für die gesamte Menschheit durchsetzen kann und Veränderungen herbeiführen kann, um eine bessere Zukunft für unsere Kinder zu schaffen", so Johnson.

"Ich glaube, ein Teil dieser Reise besteht darin, mich selbst zu bilden", gibt Johnson im Gespräch zu. "Ich habe mich intensiv damit beschäftigt und habe versucht, mich weiterzubilden." Auf welche Art und Weise? "Mittels Telefongesprächen mit Freunden, wie etwa Bubba Wallace und anderen farbigen Freunden, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe."

"Zu lernen und zu verstehen, wie umfassend sich meine Freunde mit Schwierigkeiten beschäftigt haben, hilft mir dabei, meine Stimme zu finden und Klarheit zu erhalten über die Situation und all den Lärm da draußen", erklärt der siebenmalige NASCAR-Champion.

Wallace: "Unsere Stimme hat so viel mehr Gewicht"

Johnson gibt aber zu, dass es eine Herausforderung ist, sich in den öffentlichen Diskurs einzubringen: "Es ist ein sensibles Thema. Ich glaube, man muss seinem Herzen folgen und das posten, woran man glaubt. Es ist schwer, sein Leben zu leben, wenn man sich Sorgen um andere Menschen machen muss. Man muss seine Leidenschaften und die Dinge, an die man glaubt, erkennbar werden lassen."

Oder wie es "Bubba" Wallace im Podcast von Dale Earnhardt Jr. formuliert: "Unsere Stimme hat so viel mehr Gewicht als jene von 'Joe Schmo' von der Straße. Ich habe gesagt, dass wir es besser machen müssen und jeden ermutigen müssen, das zu sagen, was er fühlt. Letzten Endes ist das viel wichtiger als jeder Rennsieg oder Titel, die man jemals erreicht hat. Das ist etwas, das eine Veränderung auf globaler Ebene zur Folge haben kann."

Neueste Kommentare