NASCAR schaut den Bristol-Sündern auf die Finger
Kyle Busch und Carl Edwards fahren unter besonderer Beobachtung der NASCAR, Busch ist noch immer sauer und lästert über "Weichei" Edwards
(Motorsport-Total.com) - Kyle Busch schäumt noch immer vor Wut. Der Gibbs-Pilot sah sich in Bristol durch das "Anklopfen-und-Vorbeifahren"-Überholmanöver von Carl Edwards brüskiert und hatte diesen im Ziel als Racheakt nachträglich gerammt. Ein Vorfall, der für so manche Schlagzeile gesorgt hat und der auch den NASCAR-Offiziellen nicht verborgen geblieben war. Das Tribunal sah zwar keine Strafe für Busch vor, dennoch fahren er und Edwards nun unter Bewährung.

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Kyle Busch gegen Carl Edwards lautet die Rivalität der Stunde
Der Tabellenleader hat seinem Kontrahenten dessen Überholmanöver noch nicht verziehen - dabei ist der Bruder von Kurt Busch selbst kein Kind von Traurigkeit. In Loudon etwa geriet er mit Juan Pablo Montoya aneinander, was zu einer ähnlichen Racheaktion des Kolumbianers führte. Natürlich wurde Montoya für seine Rambo-Attacke damals bestraft, aber die Initialzündung lieferte damals offenbar Busch mit kleinen Remplern.#w1#
Busch ist kein stilles Wässerchen
In Anbetracht dieser und ähnlicher Zwischenfälle, wo Busch verwickelt war, ist es logisch, dass er immer stärker ins Visier der NASCAR gerät. Zu Saisonbeginn gaben die Offiziellen in Daytona aufgrund des Vorfalls um Tony Stewart und Kurt Busch bekannt: "In der Vergangenheit gab es die 'Bewährung für den Rest des Jahres', aber das wurde nie bis zum 'bitteren Ende' durchgezogen. Sie schien nie etwas Besonderes zu bedeuten. Jetzt werden wir uns einschalten. Wenn ein Fahrer auf Bewährung mit einem anderen Fahrer innerhalb der Bewährungsfrist aneinander gerät, werden wir etwas unternehmen." Damit wissen die beiden Bristol-Sünder, was ihnen blüht.
Da hilft es nicht viel, wenn sich Busch selbst anerkennend auf die Schulter klopft, Edwards nicht noch während des Bristol-Rennens abgeschossen zu haben, sondern erst im Ziel: "Ich hätte ihn kinderleicht in Kurve drei an ihn heranfahren, ihn von hinten touchieren können und ihn so umdrehen können. Ich habe es nicht getan."
"Ich habe versucht, gegen ihn sauber zu fahren und habe es ihm nicht heimgezahlt." Der Verzicht auf ein ausgesprochen rüdes Foul ist jedoch keine besonders positive Eigenschaft, derer man sich rühmen darf, sondern sollte unter Rennfahrern und Sportlern aber eigentlich Standard sein. Busch weiß auch, dass es nicht der erste Vorfall ist, in den er verwickelt war.
"Ich kam Denny (Hamlin; Anm. d. Red.) in die Quere und wir sind dann ein wenig gegeneinander gefahren. Ich bin nie hinter ihn zurückgefallen, aber es war zu spät, um Carl noch einzuholen. Die Leute sagen immer, dass ich selbst auch immer jemanden aus dem Weg räumen würde. Ich mache das nicht mit Absicht, das sage ich Ihnen."
Für die Bewährungsstrafe der NASCAR hat er eine eigene Interpretation: "Ich glaube nicht, dass das heißt, dass wenn man gegen einen anderen Fahrer fährt und ihn rausdreht, man deswegen für ein Rennen suspendiert wird. Ich denke, das bezieht sich eher darauf, wie man die Bewährung angeht. Wenn man die selbe Sache wieder macht, dann sind die Auswirkungen vielleicht eine Sperre oder so was."
Edwards will seine Emotionen unter Kontrolle behalten
"Man muss seinen Ärger nach dem Rennen im Zaum halten. Ich würde den genauen Wortlaut der NASCAR erhalten, wenn ich einen anderen Fahrer abräumen und dafür suspendiert werden würde, aber ich glaube nicht, dass das passiert", so Busch.
Der Tabellenleader ist auf dem besten Weg, das neue "Enfant terrible" des PS-Zirkus zu werden. Vielleicht ist es auch nur der steigende Druck des Titelkampfes, denn schon bald sind alle wieder nahezu gleichauf. Momentan hat Busch noch einen riesigen Vorsprung, an Zählern, doch der ist in den Playoffs weggewischt. Sein Kontrahent Edwards, der auch unter Bewährung steht, sieht die Angelegenheit hingegen ganz nüchtern und sachlich: " Als Fahrer sollte man nie den Emotionen die Kontrolle über sich selbst überlassen."
"Aber wir sind nun mal so, alle tun es. Eine drohende Sperre ist daher eine Sache, die mich neben meinem Crew-Chief und Jack (Roush, Teamchef; Anm. d. Red.) davon abhält, da draußen etwas Dummes zu machen. Ich mache mir keine Sorgen darüber, auf Bewährung zu sein. Ich muss nur einfach besonders vorsichtig sein, damit mich meine Emotionen nicht überwältigen."
Jimmie Johnson hingegen zweifelt, dass die Bewährung etwas an der Grundeinstellung ändert: "Es sind einfach nur Emotionen, die den Kopf übernehmen. Beide Jungs wissen, was sie drauf haben. Eine Bewährung ist etwas, was man im Hinterkopf hat, aber letztendlich ändert das nichts an deiner Fahrweise und dem, was du auf der Strecke machst."
Das Verhältnis zwischen Busch und Edwards kann man indes gepflegt als frostig bezeichnen. Vor dem Training war Busch wieder ganz er selbst, als er auf die Frage eines Reporters, ob er nicht mit dem Roush-Piloten die Sache ausdiskutieren könnte, zynisch in Richtung Edwards spottete: "Ich schreibe ihm vielleicht später eine SMS, dann können wir uns mal gemeinsam ein paar In-N-Out-Burger genehmigen Halt, Moment. Vielleicht isst er solches Zeug nicht. Dann eben Salat."
Edwards zeigt sich davon wenig beeindruckt: "All das kümmert mich nicht, wir sind hier, um Rennen zu fahren. Es war wirklich gut, einfach knallharter Rennsport und das, was danach passiert ist, das geschieht auf den Rennstrecken jede Woche. Das ist eben die NASCAR. Man muss das leicht sehen."

