NASCAR 2013: Bessere Rennen mit den neuen Autos?

Jeff Gordon zeigt sich von den veränderten Sprint-Cup-Boliden für die kommende Saison angetan und sehnt sich ein Ende des Aeropushs im Verkehr herbei

(Motorsport-Total.com) - In der vergangenen Woche testeten die drei Hersteller, die sich in der Sprint-Cup-Saison 2013 im Feld befinden, erstmals das neue "Car of Tomorrow", das sogenannte CoT 2.0. Die zweitägigen Testfahrten fanden auf dem kürzesten Kurs im Sprint-Cup-Kalender, dem nur 0,526 Meilen langen Short-Track in Martinsville statt.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson im Chevrolet Impala für die Saison 2013

In Martinsville fuhren die 2013er-Autos (hier Jimmie Johnson im Chevy SS) schon

Für Chevrolet griffen Jimmie Johnson (Hendrick) und Kevin Harvick (Childress) ins Lenkrad des SS. Für Ford erledigte Roush-Pilot Carl Edwards die Testarbeit im neuen Fusion. Toyota setzte Waltrip-Fahrer Martin Truex Jr. in den neuen Camry. Brauchbare Ergebnisse über das Verhalten der neuen Boliden brachte der Martinsville-Test aufgrund der Streckencharakteristik aber noch nicht zu Tage. Vielmehr ging es den Herstellern um ein erstes Feedback der anwesenden Teams und Fahrer.

Jeff Gordon, seit 20 Jahren im Sprint Cup aktiv, nahm an den ersten Testfahrten noch nicht teil, erkundigte sich am Watkins-Glen-Wochenende aber umgehend bei Teamkollege Jimmie Johnson über die ersten Eindrücke. Eines steht für den vierfachen NASCAR-Champion schon jetzt fest: "Die Autos sehen klasse aus. Das war schließlich eines der wichtigsten Anliegen." Im Vergleich zur laufenden Saison weisen die künftigen Sprint-Cup-Fahrzeuge eine stärkere Identifikation mit dem jeweiligen Straßenmodell der drei Hersteller Chevrolet, Ford und Toyota auf.

Jeff Gordon von der Optik der neuen Autos angetan

"Die Hersteller sind begeistert", sagt Chevy-Pilot Gordon und verweist auf den klassischen Slogan im US-Racing "Win on Sunday - Sell on Monday", indem er anführt: "Ihre Produkte kommen künftig noch stärker zur Geltung. Das wird dabei helfen, die am Sonntag siegreichen Fahrzeuge am Montag zu verkaufen."

Der 41-jährige NASCAR-Routinier Gordon kann sich noch gut an die ersten Testfahrten des ursprünglichen CoT vor sechs Jahren erinnern und hält fest: "Im Vergleich zu damals bin ich diesmal wesentlich positiver gestimmt. Ich weiß, dass alles, was wir seitdem gelernt haben, in die Entwicklung der neuen Autos eingeflossen ist." Speziell hinsichtlich der Optik gab es seinerzeit massive Kritik von Fahrern und Fans, was unter anderem im Frühjahr 2010 dazu führte, dass der Heckflügel am CoT wieder dem aus der Vergangenheit bewährten Heckspoiler weichen musste.

Jeff Gordon

Hendrick-Pilot Jeff Gordon sieht die Maßnahmen seitens NASCAR positiv Zoom

Doch die jüngsten Anpassungen sind nicht nur optischer Natur. Auch auf technischer Ebene gibt es ab der kommenden Saison Unterschiede zum aktuellen Stand. "Es wurde mit weniger Gewicht im Auto experimentiert", weiß Gordon und schiebt hinterher: "Ich würde es gern sehen, wenn wir noch etwas mehr Gewicht reduzieren könnten, aber das wird schwierig. Grundsätzlich ist das Auto sehr sicher und das ist die Hauptsache." Gegenüber dem aktuellen Gesamtgewicht eines NASCAR-Boliden (3.450 Pfund) wurde in Martinsville mit 100 Pfund weniger gefahren.

Das leidige Thema Aeropush in den Ovalen

Die Gewichtsreduzierung soll in Zusammenhang mit einer weicheren Reifenmischung von Goodyear für ein verbessertes Handling der Autos sorgen und unterm Strich zu unterhaltsameren Rennen führen, da ein weicherer Reifen naturgemäß schneller abbaut und die Aerodynamik dann nicht mehr so stark zur Geltung kommt wie mit frischen Reifen, die nahezu auf der Straße "kleben".

"Ich kann mich noch gut erinnern, als wir vor zehn, 15 Jahren erstmals mit dem Aeropush im Verkehr konfrontiert wurden", so Gordon. "Wir sprachen damals zwar darüber, machten und uns aber nicht allzu viele Gedanken. Plötzlich wurde dieses Phänomen zum zentralen Thema hinsichtlich des Aufbaus der Fahrzeuge." Eine direkte Folge des Aeropushs ist ein in den vergangenen Jahren zu beobachtender Rückgang der in den NASCAR-Ovalen vorgetragenen Überholmanöver und damit automatisch "langweiligere" Rennen.

Greg Biffle, Marcos Ambrose

Überholmanöver in den Ovalen sind in der Saison 2012 eher Mangelware Zoom

Speziell in der laufenden Saison fallen die Sprint-Cup-Läufe durch wenig Gelbphasen und ungewöhnlich lange Green-Flag-Runs auf. Auch Jeff Gordon sieht diese Entwicklung mit einem weinenden Auge, stellt allerdings positiv heraus: "Trotz dieses Umstands gab es in diesem Jahr schon eine ganz Reihe verschiedener Sieger." Die bisherigen 22 Saisonläufe wurden von nicht weniger als 14 verschiedenen Piloten gewonnen.

So bleibt hinsichtlich spannenderer Rennverläufe die Hoffnung, dass es spätestens ab der kommenden Saison wieder mehr Überholmanöver und Side-by-Side-Racing zu sehen gibt. Die nächsten Testfahrten mit den Fahrzeugen der Generation 2013 stehen auf dem 2,66 Meilen langen Superspeedway in Talladega (4. Oktober) sowie den beiden 1,5-Meilen-Ovalen in Fort Worth (9./10. Oktober) und in Kansas City (18. Oktober) auf dem Programm. Letztgenanntes Oval wird derzeit umfangreich umgebaut und neu asphaltiert. Am 21. Oktober steigt auf dem Kansas Speedway das sechste von zehn Chase-Rennen der Saison 2012.