• 21.11.2009 11:05

  • von Pete Fink

"Montoya-Mania" in Homestead

Der sportliche Erfolg von Juan Pablo Montoya beschert der NASCAR zumindest am Homestead-Wochenende den erhofften Aufschwung

(Motorsport-Total.com) - Als Juan Pablo Montoya Ende 2006 in die NASCAR wechselte, träumten die Verantwortlichen davon, dass der Kolumbianer der populärsten US-Serie eine völlig neue Zielgruppe eröffnen würde: Die riesige lateinamerikanische Bevölkerungsschicht. Doch dem war nicht so, den Hispaniern war die NASCAR herzlich egal.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya erlebt bei seinem Heimrennen einen riesigen Trubel

Das änderte sich in dieser Saison. Montoya fuhr konstant vorne mit und parallel dazu stieg auch das Interesse der Latinos. Bei seinem Heimrennen in Homestead, also in Greater Miami, kulminiert der Hype an diesem Wochenende. Alleine 2.400 Spezialtickets der "Montoya-Mania" wurden verkauft, seine Charity-Gala unter der Woche besuchten über 700 Promis, die insgesamt 1,5 Millionen US-Dollar spendeten.#w1#

Auch Jeff Gordon, Jimmie Johnson, Kasey Kahne, Max Papis und Jarno Trulli waren vor Ort. Ebenso große Teile des Earnhardt/Ganassi-Teams, die sich im Reigen der Millionäre "wie auf einem roten Teppich in Hollywood" fühlten. Dazu die Showbranche, wie etwa die zweitplazierte Miss Universum. Popstar Shakira, neben Montoya das derzeit wohl bekannteste Produkt Kolumbiens, meldete sich per Videobotschaft.

Jeff Gordon, natürlich in Begleitung von Ehefrau Ingrid, einer Belgiern, gab sich beeindruckt. "Ich weiß nicht, in wieweit sich die zahlreichen Motorsportfans in Südamerika für die NASCAR interessieren", philosophierte der Hendrick-Pilot, selbst ein bekennender Formel-1-Fan. "Dort hat man sich bisher vor allem für die F1 interessiert, aber mit Juan Pablo und eventuell Nelson Piquet wird der lateinamerikanische Einfluss bei uns sicherlich zunehmen."

Die Nähe zum Äquator

Juan Pablo Montoya

Auch Connie Montoya ist in Homestead natürlich ein bekennender 42-Fan Zoom

Vor allem in Greater Miami, wo fast zwei Drittel der Bevölkerung lateinamerikanischer Abstammung ist. Oder wie es Stewart/Haas-Pilot Ryan Newman formulierte: "Je näher wir dem Äquator kommen, desto populärer wird er." Für Homestead-Streckenchef Curtis Gray wird sein Speedway sogar "zum NASCAR-Tor für deren internationales Marketing."

Gray würde sich nicht wundern, wenn angesichts der gewaltigen kolumbianischen Fangemeinde am Rennsonntag "der Trubel um das Montoya-Auto größer ist, als der um den Chevrolet von Dale Earnhardt Jr." Ganz abgesehen von Jimmie Johnson, der auf dem besten Wege ist, Geschichte zu schreiben. Wahrlich unerhörte Zustände in NASCAR-USA.

Doch der Chef reibt sich die Hände: "Juan Pablo kann hier ein echter Star werden", erklärte Brian France in Homestead. "Sein Ruf, sein aggressiver Stil und seine Verbindung zu hispanischen Bevölkerung ist sehr gut für uns. Die Frage ist, ob er in dieser Form des Rennsports gut genug ist, um ein Star zu werden. Ich denke das, aber er muss das erst noch beweisen." Kein Wunder, denn die NASCAR-Zahlen stagnieren seit 2007. Ein neuer Markt schafft neues Wachstum.

Der so gelobte Montoya jedenfalls hat nichts dagegen, diese Funktion zu übernehmen. "Wenn ich NASCAR damit helfen kann, warum nicht? Aber eine Botschafterrolle hat für mich keine Priorität. Ich fahre hier keine Rennen, um die NASCAR bei den Lateinamerikanern populär zu machen. Ich fahre in der NASCAR, um alle anderen in den Hintern zu treten."

Erfolg ist das beste Marketing

Juan Pablo Montoya Daytona, Daytona International Speedway

Der Andrang um das Montoya-Auto wird am Sonntagabend riesig sein Zoom

Doch natürlich blieb es auch dem ehemaligen Formel-1-Star nicht verborgen, welch gewaltigen internationalen Einfluss seine NASCAR-Aktivitäten haben. "Natürlich finde ich das großartig. Ich bin aber nicht in die NASCAR gekommen, um dies zu kreieren. Nur: Als die Resultate nicht da waren, hat es auch keinen interessiert. Jetzt will jeder die Rennen schauen und alle sprechen darüber."

Streckenchef Gray ist der gleichen Ansicht: "Für unsere Verkaufszahlen hat keine Marketingstrategie so gut funktioniert wie ein erfolgreicher Montoya. So viele neue Fans wie in diesem Jahr hatten wir noch nie und das liegt meiner Meinung nach an seinen Resultaten." So werden am Sonntag - wie zu besten Formel-1-Zeiten - eine ganze Menge kolumbianischer Flaggen über Südflorida wehen. Trotz Earnhardt, trotz Johnson.

Nur in der Montoya-Familie selbst sieht die Sache überraschenderweise etwas anders aus: "Mein Sohn ist ein riesiger Kyle-Busch-Fan", verriet der 34-Jährige über seinen vier Jahre alten Sprössling Sebastian. "Ich habe für sein Zimmer gerade eine M&M-Motorhaube erstanden. Aber ich werde wohl eine Target-Haube daneben hängen."