• 30.03.2014 23:01

  • von Pete Fink

"Outlaw" Kurt Busch siegt im wilden Martinsville

Kurt Busch feiert beim STP 500 in Martinsville seinen ersten Sieg in Diensten von Stewart/Haas: Jimmie Johnson als Zweiter knapp geschlagen

(Motorsport-Total.com) - Sein Spitzname ist "Outlaw", was im Deutschen soviel bedeutet wie: der Gesetzlose. Am Sonntagabend im STP 500 tat Kurt Busch (Stewart/Haas-Racing) genau das, was ein "Outlaw" gerne macht: Er stahl sich etwas. Genauer gesagt: Den Sieg im sechsten Sprint-Cup-Saisonrennen auf dem Martinsville Speedway. Das Opfer hieß zum zweiten Mal binnen einer Woche Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet), der nach 296 (!) von 500 Runden in Front liegend nur auf Platz zwei ins Ziel kam.

Titel-Bild zur News: Kurt Busch, Jimmie Johnson

Martinsville-Thriller: Kurt Busch bezwingt Jimmie Johnson Zoom

Es war das grandiose Finale einer klassischen Short-Track-Schlacht mit 14 Gelbphasen und Kontakt-Racing vom Allerfeinsten. Johnson litt im Finale an starkem Übersteuern, was Kurt Busch gnadenlos ausnutzte, obwohl sein Chevy mit der Startnummer 41 nach diversen Scharmützeln selbst stark angeschlagen war. In den letzten 35 Runden wechselte die Führung zwischen den beiden Kontrahenten mehrmals, am Ende behielt der "Outlaw" die Oberhand über den in der Saison 2014 nach wie vor sieglosen "Six Pack".

"Ich weiß auch nicht genau, wie wir das geschafft haben", kommentierte der ältere Busch-Bruder, für den damit eine 83 Rennen andauernde Durststrecke zu Ende ging. Sein letzter Sieg kam im Herbst 2011 in Dover, damals noch in Diensten von Roger Penske. Doch vor allem die Saison 2013, als er als Einzelkämpfer das kleine Furniture-Row-Team in den Chase führte, brachte dem oft widerborstigen "Outlaw" Kurt Busch jede Menge neuer Sympathien. Schon 2013 hätte er einen Sieg verdient gehabt, diesen Job erledigte er nun für Gene Haas.

Der Stewart/Haas-Mitbesitzer wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich einmal sein Logo in der Victory Lane zu sehen. Das Ganze als Kundenteam von Hendrick Motorsports, von denen Karosse und Motor kommen. "Jimmie Johnson und Jeff Gordon sind hier beide die Könige", weiß Kurt Busch. "Eine alte Theorie sagt: Wenn du sie nicht schlagen kannst, dann werde ihr Partner. Ich fuhr heute ein Hendrick-Chassis, das von Stewart/Haas vorbereitet wurde und ich hatte einen Hendrick-Motor."

Johnson nur Zweiter

Und jede Menge Ärger, denn Brad Keselowksi (Penske-Ford; 38.) war stinksauer auf den späteren Sieger. Der Grund: Nach den zweiten Boxenstopps in Runde 40 kamen sich Keselowski, Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet; 22.) und eben Kurt Busch noch in der Boxengasse in die Quere, der Keselowski auf der Außenbahn die rechte Fahrzeugseite samt Aufhängung ruinierte. Keselowski spielte daraufhin den alten "Bad Brad" und versuchte, sich mit seinem ondulierten Fahrzeug per Revanchefoul am "Outlaw" zu revanchieren.

Jimmie Johnson

Wieder nichts: Nach 296 Führungsrunden blieb für Jimmie Johnson nur P2 Zoom

Dies war sicherlich der härteste, aber bei weitem nicht der einzige Zweikampf eines ansonsten klassischen Martinsville-Rennens, bei dem es nach fast jeder Gelbphase eine neue Rennkonstellation gab. Die einzige Konstante in diesem Hin und Her war Pechvogel Johnson, der am Ende konstatieren musste: "Das war alles, was ich geben konnte. Meine Hinterreifen waren am Ende und ich habe im Cockpit alle Knöpfe gedrückt, die es gab. Ich habe die Bremsen nach vorne gestellt und alle Ventilatoren abgestellt, um dem Auto wieder eine Balance zu geben. Aber für den Sieg hatte ich viel zu viel Übersteuern."

Wer hätte das gedacht? Sechs Sieger in sechs Saisonrennen, aber "Six Pack" ist nicht dabei. Auch Clint Bowyer (9.) hatte Pech: Seine Waltrip-Crew brachte den Toyota Camry mit der Startnummer 15 im Rennverlauf derart auf Vordermann, dass er im Finale auf den Long-Runs eigentlich stärker als Johnson und Kurt Busch unterwegs war. Ihm brach Gelbphase 14 das Genick, als sich Carl Edwards (Roush-Ford; 13.) drehte: Hinten rechts klemmte es beim Stopp, Bowyer fiel von Platz eins aus zuweit zurück.


NASCAR in Martinsville

Auch Matt Kenseth zeigte sich extrem gut aufgelegt, doch bei ihm ging ein Reifenpoker so gründlich in die Hose, dass er zu Rennmitte eine ganze Runde verlor. Wie stark sein Gibbs-Toyota eigentlich war, verdeutlicht Rang sechs. Ansonsten hatte die in der Qualifikation so starke Gibbs-Truppe wenig zu melden: Polesitter Kyle Busch (14.) fiel ohne Balance früh zurück, Front-Row-Kollege Denny Hamlin (19.) erging es nicht besser.

Logano konstant stark

Außer Johnson schaffte es eigentlich nur Joey Logano im zweiten Penske-Ford, sich konstant vorne festzubeißen. Von Startplatz drei aus fuhr sich Logano nach 500 guten Martinsville-Runden auf Rang vier. Einen ganz anderen Weg ging Dale Earnhardt Jr., der nach verpatzter Qualifikation (26.) im Rennen zunehmend in Fahrt kam und am Ende sehr guter Dritter wurde. Damit ist "Junior" auch wieder Tabellenführer vor Kenseth und Edwards.

Kurt Busch

Der "Outlaw" ist zurück: Kurt Busch beendet seine Durststrecke Zoom

Ebenfalls stark zeigte sich das Petty-Duo Marcos Ambrose (5.) und Aric Almirola (8.), das sich weitestgehend aus allen Scharmützeln heraushielt und mit zwei Top-10-Platzierungen belohnt wurde. Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevy; 7.) erlebte nur eine Schrecksekunde, als bei einem Boxenstopp die Aufhängung hinten links beschädigt wurde. Paul Menard (10.) im besten Childress-Chevy verhinderte um Haaresbreite die zweite Top-10-Platzierung von A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet; 11.).

Zu den großen Verlieren der wilden Martinsville-Schlacht zählte Danica Patrick, die von einem sehr guten zehnten Startplatz aus ins Rennen gegangen war. Allerdings bekam die 32-Jährige das Handling ihres Stewart/Haas-Chevys nie in den Griff und landete am Ende mit sechs Runden Rückstand abgeschlagen auf Rang 32. Kommende Woche gastiert der Sprint-Cup-Tross auf dem schnellen 1,5 Meilen-Oval von Texas.