• 11.04.2010 06:31

  • von Pete Fink

Phoenix: "Last-Minute-Sieg" für Newman - Montoya Fünfter

Juan Pablo Montoya, Jimmie Johnson und Kyle Busch bestimmten in Phoenix die Pace, aber Ryan Newman siegte, weil er Jeff Gordon niederrang...

(Motorsport-Total.com) - Was für ein Turnaround! Als das Subway Fresh Fit 600 (k) auf dem Phoenix International Speedway bereits so gut wie entschieden schien, sorgte eine ganz späte Gelbphase dafür, dass das Renngeschehen noch einmal komplett kippte. Der große Profiteur dieser Situation war Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet), der Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) beim folgenden Restart bezwang, und nach dem Daytona 500 des Jahres 2008 wieder einmal ein Sprint-Cup-Rennen gewann.

Titel-Bild zur News: Ryan Newman, Jeff Gordon

Die Entscheidung in Phoenix: Ryan Newman (re.) zieht an Jeff Gordon vorbei

Der große Pechvogel dieser Gelbphase (Auslöser war der Latitude-Ford von Scott Riggs) hieß Kyle Busch, der in seinem Gibbs-Toyota einem vermeintlich sicheren Sieg entgegenfuhr, am Ende jedoch nur Achter wurde. Der Grund hierfür lag einmal mehr in der finalen Reifenstrategie: Busch holte sich an der Box vier frische Reifen ab und verlor dadurch sieben Positionen. So glitt ihm der Erfolg aus den Händen.#w1#


Fotos: NASCAR in Phoenix


Etwas anders lag der Fall bei Jimmie Johnson. Der Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 48 steuerte hinter Kyle Busch einem sicheren zweiten Platz entgegen, fasste dann ebenfalls vier frische Goodyear-Gummis und lag zwei Runden vor dem Ende nur noch auf Rang acht. Doch Johnson katapultierte sich beim Restart innen weit nach vorne und landete tatsächlich noch auf Platz drei.

Gleiches gilt für Juan Pablo Montoya. Auch der Earnhardt/Ganassi-Chevrolet war vor der Gelbphase auf Kurs zu Platz vier, verlor mit vier frischen Reifen an der Box fünf Plätze, und kämpfte sich im Johnson-Schlepptau binnen zwei Runden von Position neun auf fünf nach vorne. Ein dringend benötigtes Top-Resultat für den Kolumbianer, der damit seiner Pechsträhne ein Ende setzen konnte.

Kyle Busch und Jeff Gordon gleitet der Sieg aus den Händen

Joey Logano, Juan Pablo Montoya

Auch Juan Pablo Montoya holte sich in Phoenix über 100 Führungsrunden Zoom

Doch die eigentlichen Gewinner von Phoenix waren die Pokerspieler. Gordon, Newman, Mark Martin (Hendrick-Chevrolet), Matt Kenseth (Roush-Ford), Polesitter A.J. Allmendinger (Petty-Ford) und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) spielten allesamt die Zwei-Reifenkarte und positionierten sich vor dem letzten Restart geschlossen auf den Plätzen eins bis sieben.

Gordon wählte die Außenbahn, versemmelte den Restart und wurde beim Anbremsen in Turn 1 vom innen heranjagenden Newman bezwungen. Damit war die Entscheidung gefallen. "Meine Reifen haben durchgedreht", versuchte der nach Martinsville erneut beim letzten Restart geschlagene Kalifornier keine Ausflüchte zu finden. "Das hat uns gekillt, denn damit war es vorbei."

Newman wiederum, der nur vier der insgesamt 378 Runden in Front lag, konnte sein Glück kaum fassen: "Ich kann das alles noch gar nicht glauben. Die Strategie mit nur zwei neuen Reifen war goldrichtig. Ich habe meine Linie gehalten und aus Turn 2 heraus einen guten Kurvenausgang erwischt." Überglücklich fügte er an: "Ich musste sehr lange auf diesen Sieg warten."

Von den sieben Pokerspielern zahlte sich diese Strategie auch für Mark Martin aus. Der NASCAR-Oldie brachte hinter Newman, Gordon und Johnson Platz vier nach Hause. Oder anders formuliert: Die Top 4 von Phoenix bestanden aus einem Hendrick-Kundenchevy (Newman) und drei Hendrick-"Werksautos". Roush-Pilot Kenseth wurde im besten Ford hinter Montoya Sechster, während Earnhardt Jr. (12.) und Allmendinger (14.) noch weit zurückfielen.

Vier oder zwei: Wie lautet der Masterplan?

Kyle Busch

Vier oder Zwei? Kyle Busch verlor das Phoenix-Rennen an der Box Zoom

Fakt ist: Beim letzten Sprint-Cup-Rennen in Martinsville kam es im Finale zu einer ganz ähnlichen Situation. Damals setzte Denny Hamlin auf vier frische Reifen und gewann. Zwei Wochen später war dies falsch. Es herrscht also allgemeine Unsicherheit in Sachen Strategie, was an zwei neuen Regeln liegt: Die Double-File-Restarts, bei denen die Überrundeten vorne nicht mehr mitmischen, und die Möglichkeit, dass es gleich drei Green-White-Chequered-Verlängerungen mit jeweils zwei fliegenden Runden geben könnte.

"Unsere Strategie mit vier neuen Reifen war genau richtig", brachte der drittplatzierte Johnson die kitzlige Sachlage auf den Punkt. "Wenn es nur eine weitere Gelbphase gegeben hätte, dann wäre eine für uns perfekte Situation entstanden." Kein Zweifel: Die Teams müssen in Sekundenbruchteilen reagieren. In den Hauptquartieren werden in den kommenden Wochen und Monaten die klugen Köpfe wahrscheinlich Überstunden schieben, um Strategiepapiere für diese finalen Rennsituationen zu entwerfen...

Übrigens: Der erst vor 11 Tagen am Knie operierte Hamlin hielt tatsächlich die komplette Renndistanz von 600 Kilometern durch. Mit dem Ausgang des Rennens hatte der Martinsville-Sieger jedoch nichts zu tun. Erst kassierte sein Gibbs-Toyota bei einer frühen Kollision einen Streifschuss, später gab die Batterie ihren Geist auf. Hamlin landete mit Rundenrückstand auf Platz 30.

Edwards und seine coole Sonnenbrille

Ryan Newman

Rauchzeichen: Ryan Newman gewann sein erstes Cup-Rennen seit Februar 2008 Zoom

Der Rest der Sprint-Cup-Nacht von Phoenix ist schnell erzählt: Eigentlich war es ein Rennen, in dem sich drei Piloten fast brüderlich die Führungsarbeit aufteilten. Montoya lag zu Beginn 104 Runden in Front, dann übernahm Johnson, bevor schließlich Kyle Busch das Ruder an sich riss. Und da sowohl Johnson als auch Kyle Busch je 113 Führungsrunden aufwiesen, bekamen beide zehn Bonuspunkte.

Es ging vom Tageslicht in die Wüstennacht. Carl Edwards (7.) löste diese visuelle Problemstellung in klassischer "Old-Style-Manier": Der Roush-Pilot begann das Rennen mit einer Sonnenbrille auf der Nase unter seinem Helm, hatte dafür aber kein getöntes Visier. Als schließlich die Dämmerung hereinbrach, ging die nun überflüssige Sonnenbrille prompt im Cockpit verloren. Passiert ist natürlich nichts, wahrscheinlich wurde die Brille auf dem heißen Wagenboden eingeschmolzen...

Clint Bowyer (Childress-Chevrolet) holte sich Platz neun vor Gibbs-Yongster Joey Logano. Mit Jubilar Kasey Kahne (Petty-Ford), Kurt Busch (Penske-Dodge) und Brian Vickers (Red-Bull-Toyota) gab es drei frühe prominente Crash-Opfer. Einzelkämpfer Robby Gordon (Gordon-Toyota) schaffte mit einem starken 15. Platz in der Ownerwertung wieder den so wichtigen Sprung unter die Top 35.

In der Fahrerwertung verteidigte Johnson seine Spitzenposition. Edwards, Logano und Kyle Busch gelang der Sprung unter die Top 12, aus denen Kurt Busch, Vickers und Paul Menard (29.) herausfielen. Montoya kletterte von Platz 25 auf 21, weist aber immer noch stattliche 132 Punkte Rückstand auf Position 12 auf. Kommende Woche gastiert die NASCAR auf dem superschnellen 1,5 Meilenoval von Texas.