• 24.01.2012 13:49

  • von Pete Fink

Kyle Busch: Unbedingt aus Fehlern lernen...

Kyle Busch hat seine Schlüsse aus der Sprint-Cup-Saison 2011 gezogen und gelobt Besserung - notfalls auch gegen den Willen seiner Fans

(Motorsport-Total.com) - Kyle Busch ist erst 26 Jahre alt. Sechs Jahre jünger als etwa Carl Edwards, Clint Bowyer, Kasey Kahne oder Denny Hamlin und zehn Jahre jünger als Jimmie Johnson, Dale Earnhardt Jr. oder auch Juan-Pablo Montoya, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Von Matt Kenseth, Jeff Gordon, Tony Stewart oder Greg Biffle, die alle am 40. Geburtstag kratzen oder ihn bereits hinter sich haben, ganz zu schweigen.

Titel-Bild zur News: Kyle Busch

Kyle Busch gibt sich geläutert und sagt: Es muss sich etwas ändern...

Und trotzdem gilt der Gibbs-Pilot als ewiges NASCAR-Talent, das Gefahr laufe, sein unbestrittenes Können durch permanente Eskapaden zu untergraben. Richtig ist: Kyle Busch hat bisher noch keinen Sprint-Cup-Titel gewonnen, obwohl er seit Jahren immer wieder zum engeren Favoritenkreis zählt. Aber regelmäßig im Chase, wenn es also in den letzten zehn Rennen um die berühmte Wurst geht, scheint ihm und seinem Gibbs-Team die Luft auszugehen.

Kyle Busch polarisiert die NASCAR-Fans wie kaum ein anderer. Wenn etwa NASCAR-Chef Brian France davon spricht, dass die Serie Bösewichter brauche (was übrigens schon seit Jahrzehnten der Fall ist), dann muss France den Namen Kyle Busch nicht in den Mund nehmen. Man weiß auch so, wer gemeint ist. Doch der Gibbs-Pilot will sich ändern. Dies versicherte er am Montag auf der Media-Tour von Charlotte erneut.

"Viele meiner Fans haben mich gebeten, dass ich mich bitte keinesfalls ändern soll", sagte Kyle Busch. "Sie sagen mir, dass sie mich so lieben wie ich bin und ich meine Einstellung beibehalten soll. Aber mir wird immer klarer: Wenn ich nichts verändere, dann wird mir das nicht weiterhelfen. Ich muss etwas ändern, ich muss nur noch herausfinden, was das genau ist und es für mich umsetzbar machen."

Talladega, Martinsville und dann Texas

Vor allem geht es dabei um sein schwer zu kontrollierendes Temperament. Nach einer - für seine Verhältnisse - ruhigen Saison 2011 brannten ihm im November beim Truck-Rennen von Texas die Sicherungen durch. Unter Gelber Flagge räuberte er Ron Hornaday Jr. in die Mauer. Eine kreuzgefährliche Situation, da Hornaday mit einer solchen Attacke samt hartem Einschlag nicht rechnen konnte.

Kyle Busch Ron Hornaday

Der Aufreger von Texas: Kyle Busch (18) drückt Ron Hornaday in die Mauer Zoom

Vor allem ist diese Aktion schwer nachvollziehbar, weil es in diesem Rennen zwar "nur" um den Ownertitel bei den Trucks ging (der für Kyle Busch Motorsports sehr wohl interessant war). Aber die Wellen, die dieser Vorfall schlug, hatte natürlich auch Konsequenzen für den Sprint-Cup, als Gibbs-Hauptsponsor M&M äußerst ungehalten reagierte. Vielleicht war diese Aktion aber auch ein Ausdruck der Frustration, denn in den beiden Wochen vorher hatte Kyle Busch alle Chancen auf den Sprint-Cup-Titel eingebüsst.

"Wir lagen auf Gesamtplatz vier oder fünf und hatten noch eine Titelchance", beschreibt er den Chase 2011. "Dann kam Talladega und ich wurde in einen Unfall verwickelt. Dasselbe eine Woche später in Martinsville. Damit war eine ganze Saison im Eimer." Ein Blick auf den NASCAR-Kalender 2011 verrät: Talladega, Martinsville und Texas folgten damals im Wochenrhythmus. Ganz weit hergeholt ist solch eine Theorie also nicht, auch wenn sich Kyle Busch konkret dazu nicht äußern wollte.

Nur soviel: "Es ist nicht so, dass damit eine Woche vergebens war. Dass du also einmal kein Rennen gewonnen hast. Nein, du musst bis Februar warten, um ein neues Jahr beginnen zu können, das dann wiederum bis November dauert. Darüber muss man schon einmal nachdenken: Du wirfst ein ganzes Jahr deines Lebens weg und denkst dir: Verdammt, das tut weh." Was aber keinesfalls als Rechtfertigung dafür dienen kann, dass man in der folgenden Woche einen Konkurrenten in die Mauer schickt.

Gerne mit eigenem Auto irgendwann im Sprint-Cup

Es bleibt also abzuwarten, ob Kyle Busch seine Ankündigung von Charlotte umsetzen kann. Eine Änderung hat sich schon ergeben: Er wird in der Saison 2012 wesentlich weniger Truck- und Nationwide-Rennen fahren. "Der Fokus muss auf dem Sprint-Cup liegen", betont er. "Und darauf, die Meisterschaft zu gewinnen." Die anderen beiden Serien sind in dieser Konstellation nur schmückendes Beiwerk, auch wenn er sich 2012 ein Nationwide-Cockpit mit seinem älteren Bruder Kurt teilen wird.

Kyle Busch

2012 erstmals in der Nationwide-Serie: Kyle Busch Motorsports Zoom

In einem Toyota Camry von Kyle Busch Motorsports übrigens, was die Frage aufwirft, ob sein eigenes Team irgendwann im Sprint-Cup fahren wird. "So etwas würde mich sehr freuen", gibt er zu. Damit würde er neben Tony Stewart zu einem zweiten wirklich konkurrenzfähigen Owner/Driver werden, wenn man Joe Nemechek und Michael Waltrip einmal ausklammert. Doch Kyle Busch hätte in diesem Fall ein ganz ähnliches Problem wie Dale Earnhardt Jr. und dessen JR Motorsports.

"Der Sprint-Cup wäre schon alleine deswegen schwierig zu erreichen, weil NASCAR seine Restriktionen hat. Im Prinzip könnte ich ein Team starten, aber wenn Joe Gibbs dann eines Tages ein viertes Team dazunehmen würde, müsste ich meines wieder schließen." Dies hatte NASCAR-Präsident Mike Helton am Rande der Daytona-Tests erklärt: "Wenn ein Fahrer sein eigenes Team besitzt, aber für eine andere Organisation fährt, dann werden alle Autos zusammengezählt. Die maximale Anzahl an Teams bleibt in diesem Fall bei vier."

Der Hintergrund: Wenn Hendrick-Pilot Earnhardt Jr. plötzlich mit vier eigenen Chevys von JR Motorsports im Sprint-Cup auftauchen würde, dann liegt der Verdacht nahe, dass Hendrick Motorsports im Prinzip acht Autos einsetzen würde. Starke Kundenteams wie im Fall Hendrick etwa Stewart/Haas Racing zählen nach dieser Logik übrigens nicht...