• 23.06.2008 03:02

  • von Pete Fink

Kyle Busch siegt in Dreherorgie - Montoya Sechster

Kyle Busch gewann überlegen die Kollisionsorgie von Sonoma - Juan Pablo Montoya landete nach einem unverschuldetem Dreher nur auf Platz sechs

(Motorsport-Total.com) - Kyle Busch machte auf dem Infineon Raceway von Sonoma - wie man so schön sagt - alles richtig. Der Joe-Gibbs-Pilot schnappte sich in Runde 33 die Führung und gab sie im Anschluss nicht mehr ab. Zusätzlich konnte er im Rückspiegel in aller Ruhe beobachten, wie sich nahezu alle seiner härtesten Konkurrenten irgendwann im Laufe der 112 Runden gegenseitig aus dem Rennen kegelten.

Titel-Bild zur News: Kyle Busch

Multitalent Kyle Busch überzeugte in Sonoma auch auf einer Rundstrecke

Vor allem das Finale des Toyota/SaveMart 350 geriet zu einer wahren Orgie aus Drehern und Kaltverformungen aller Art, während derer die Gemüter einiger Protagonisten sichtlich am Überkochen waren. Darunter befanden sich unter anderem so hochkarätige Rundstrecken-Kaliber wie Juan Pablo Montoya (Ganassi-Dodge) und Tony Stewart (Gibbs-Toyota), die sicherlich in der Lage gewesen wären, wenigstens eine Konkurrenz für Kyle Busch darzustellen, die jedoch an der Verrichtung dieser Aufgabe unverschuldet gehindert wurden.#w1#

Kyle Busch, Stewart und Montoya bestimmten jedoch nicht die Anfangsphase von Sonoma, denn dazu startete das heute für die Hauptunterhaltung zuständige Trio zu weit hinten. Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) kontrollierte das Feld zunächst klar, wurde später jedoch durch einige für ihn unglücklich fallende Gelbphasen nach hinten durchgereicht, und beendete das Rennen nur auf Platz 16.

Die Schlüsselfaktoren in Kalifornien lauteten Traktion und Bremsen - beides bot der Ganassi-Dodge von Montoya scheinbar in perfekter Dosierung, denn schon nach 14 Runden hatte der von Startplatz 21 aus gestartete Sonoma-Sieger von 2007 die Top 10 erreicht, und es gab zunächst keinerlei Anzeichen, dass er seinem Vormarsch ein Ende setzen wollte.

Gelbphasen drehen Renngeschehen um

Sonoma Sears Point Infineon Raceway

Polesetter Kasey Kahne hielt sich nicht lange an der Spitze des Feldes Zoom

Mitten in die ersten Stopps unter Grüner Flagge platzte eine Gelbphase, als sich David Ragan (Roush-Ford) und Joe Nemechek (Furniture-Row-Chevrolet) in der letzten Haarnadelkurve nicht über die Vorfahrt einigen konnten, und einen mächtigen Reifenstapel auf die Strecke beförderten. Just in diesem Moment gingen Montoya, Kyle Busch und Tony Stewart zu einem geplanten Tankstopp an die Box - und profitierten allesamt gewaltig.

Vorne lag nun für kurze Zeit Greg Biffle (Roush-Ford), der einige Runden zuvor an der Box war - und seine Position an der Spitze zwei Kurven später wieder wegwarf, als er in Turn 2 durch das Kiesbett ratterte. Montoya verlangsamte in der Staubwolke etwas zu sehr, weswegen Kyle Busch durchschlüpfen konnte. Biffles Teamkollege Jamie Mc Murray sicherte sich Position drei, Tony Stewart lauerte auf Platz vier, die ehemalige Spitzengruppe war komplett aus den Top 10 herausgefallen.

In der zweiten und letzten Tankphase 42 Runden vor dem Ende kam es zu einer Parallelität der Ereignisse: Robby Gordon, Kurt Busch und Max Papis (Haas-Chevrolet) lösten die zweite Gelbphase aus - und wieder waren just zu diesem Zeitpunkt einige Piloten an der Box zum Sprit fassen. Auf den ersten drei Plätzen änderte sich jedoch nichts: Kyle Busch führte vor Montoya und McMurray. Tony Stewart würgte bei seinem Stopp seinen Toyota Camry ab, und verlor prompt zwei Plätze gegen einen auch am Rennsonntag überzeugenden Marcos Ambrose (Wood-Ford) und den nicht minder starken Lokalmatador David Gilliland (Yates-Ford).

Ambrose in Kollision mit Montoya

Kyle Busch Juan Pablo Montoya

Kyle Busch hielt in Sears Point auch Juan Pablo Montoya auf Distanz Zoom

Dann geschah das in Sonoma so typische Manöver dieses Mal mit großen Folgen, denn beim Anbremsen in Turn 11 - die Haarnadelkurve - drehte Ambrose plötzlich Montoya um, der sich wiederum gerade gegen McMurray wehrte. Der Kolumbianer fiel zunächst bis auf Platz 15 zurück und dieser Lackaustausch sollte eine Schlussphase einläuten, die es wahrlich in sich hatte.

Auch Sprint-Cup-Rookie Ambrose, der sich später für die Kollision entschuldigte, sollte nicht ungeschoren davon kommen, denn neun Runden später drehte ihn Elliott Sadler (Evernham-Dodge) um, was für den Australier das vorzeitige Rennende mit Getriebeschaden bedeutete.

Montoyas Ganassi-Dodge erlitt nach dem Kontakt mit Ambrose ganz offensichtlich auch eine Beschädigung, denn er meldete starkes Übersteuern. Wie schwierig seine Aufgabe plötzlich war, verdeutlicht folgendes Beispiel: Hinter Montoya fuhr zu diesem Zeitpunkt Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet), seinerseits alles andere als ein Rundstreckenspezialist, der sich via Funk bei seiner Box beschwerte: "Sagt Juan, er soll schneller fahren. Er ist doch hier der Profi!"

Nach einem heftigen Einschlag von David Reutimann (Waltrip-Toyota) schien nun die Stunde von Tony Stewart zu schlagen, der sich beim Restart an McMurray vorbei auf Platz zwei schob. Auch sein Glück dauerte jedoch nur wenige Kurven, als weiter hinten Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) seinen Bremspunkt in einem Zweikampf um einige Meter verpasste, und Stewart, McMurray und sich selbst umdrehte.

Kyle Busch siegt in überzeugender Manier

Sonoma Sears Point Infineon Raceway

Die Haarnadelkurve sorgte auf dem Infineon Raceway für reichlich Action Zoom

Stewart fiel dadurch zurück - und hatte wohl einen so dicken Hals, dass er beim folgenden Restart eine weitere Kettenreaktion auslöste, weil er in einen größeren Pulk mit nur sehr wenig erkennbarer Bremswirkung hineinrauschte, und so eine letzte Gelbphase und ein Green-White-Chequered-Finale provozierte.

Kyle Busch wiederum konnten die hinter ihm so zahlreich auftretenden Scharmützel herzlich egal sein. Der Gesamtführende fuhr souverän seinem fünften Saisonsieg entgegen, der spätestens nach seinem Nationwide-Erfolg auf der Rundstrecke von Mexiko City keine allzu große Überraschung war.

Zweiter wurde Lokalmatador David Gilliand im Yates-Ford, der damit das bisher beste Sprint-Cup-Resultat seiner Karriere einfuhr. Jeff Gordon holte sich mit einer fehlerfreien Fahrt Rang drei und verdeutlichte so, dass man in Sonoma dann ein gutes Ergebnis herausfahren kann, wenn man großen Wert darauf legt, sich aus allen Kaltverformungen herauszuhalten.

Auch Clint Bowyer (Childress-Chevrolet) und Casey Mears (Hendrick-Chevrolet) verfolgten hartnäckig die Gordon-Strategie, und sahen die Zielflagge auf den Positionen vier und fünf vor Juan Pablo Montoya, der mit waidwundem Ganassi-Dodge von der Stewart/Harvick/McMurray-Kollision profitierte, und in den letzten beiden Runden den arg drängelnden Ryan Newman (Penske-Dodge) hinter sich halten konnte.

Chase: Kenseth in - Harvick out

Kyle Busch David Gilliland

Auch David Gilliland konnte Kyle Busch im Finale nicht mehr gefährden Zoom

Matt Kenseth und Carl Edwards (beide Roush-Ford) sicherten sich die Plätze acht und neun, während Tony Stewart immerhin noch als Zehnter abgewunken wurde. Kenseth schaffte durch dieses Resultat auch den Sprung unter die Top 12 der Gesamtwertung, die zum Einzug in den NASCAR-Chase berechtigen. Er verdrängte Kevin Harvick, der nach seinem Dreher nur auf Position 30 landete.

Brian Vickers wurde im besten Red-Bull-Toyota 13., A.J. Allmendinger verlor mit technischen Problemen früh zwei Runden und landete nur auf Rang 38. Vickers holte in der Gesamtwertung einen Platz auf und rangiert nun als 15. nach wie vor in Schlagdistanz zu den Playoffs, während Allmendinger im Kampf um die Top 35 der Ownerwertung keinen Boden gut machen konnte und sich weiterhin auf Position 37 befindet.

In der Sprint-Cup-Fahrerwertung gab es auf den ersten fünf Positionen keinen Wechsel: Kyle Busch führt weiterhin deutlich vor Jeff Burton, Dale Earnhardt Jr., Carl Edwards und Jimmie Johnson. Neuer Sechster ist Jeff Gordon, Juan Pablo Montoyas Rückstand auf eine Chase-Platzierung beträgt satte 254 Zähler.