Kyle Busch mit stärkstem Schlussspurt in Atlanta

Kyle Busch gewinnt in Atlanta vor Joey Logano und dem verletzungsbedingt gehandicapten Martin Truex Jr. - Für Brad Keselowski wird es eng mit dem Chase

(Motorsport-Total.com) - Wie nicht anders zu erwarten brachte das AdvoCare 500 in Atlanta - vorletztes Rennen der Regular-Season im Sprint-Cup - einige der Chase-Aspiranten näher an eine Teilnahme an den diesjährigen NASCAR-Playoffs oder stellte die Teilnahme endgültig sicher. Gleichzeitig brachte das über 325 Runden unter Flutlicht ausgetragene Rennen einige andere Chase-Aspiranten um die wohl letzte Chance, den Cut noch zu schaffen.

Titel-Bild zur News: Kyle Busch

Mit Saisonsieg Nummer vier löste Kyle Busch sein Ticket für den Chase Zoom

Zu den Gewinnern des 25. Saisonlaufs zählt allen voran Kyle Busch. Der Gibbs-Pilot holte sich nach einer dezenten ersten Rennhälfte, in der er überhaupt nicht in Erscheinung trat, seinen vierten Saisonsieg und stellte damit nicht nur seine Teilnahme am diesjährigen Chase, sondern auch eine Top-10-Platzierung in der Tabelle nach Richmond (7. September) sicher.

Damit nimmt Kyle Busch wichtige Bonuspunkte für seine - Stand heute - vier Saisonsiege mit in den Titelkampf. "Das fühlt sich komplett anders an als vor 365 Tagen", freute sich der siegreiche Gibbs-Pilot in der Victory Lane in Anspielung auf die Tatsache, dass er beim Kampf um die Chase-Plätze 2012 beim alles entscheidenden Rennen in Richmond gegen Jeff Gordon unterlag und beim Titelkampf nur Zuschauer war.


Fotos: NASCAR in Atlanta


Mit einem Kyle-Busch-Sieg in Atlanta war zunächst nicht zu rechnen. "Zu Beginn des Rennens war ich mit dem Auto überhaupt nicht glücklich, aber Dave (Crewchief Rogers; Anm. d. Red.) und die Jungs haben es hinbekommen." Beim letzten Boxenstopp in der 290. von 325 Runden brachte die Gibbs-Crew ihren Fahrer auf Rang drei liegenden Fahrer an Joey Logano (Penske-Ford; 2.) und Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet; 5.) vorbei auf eins: Der Grundstein für den vierten Saisonsieg von Kyle Busch.

Penske-Pilot Logano lag zwar insgesamt 78 Runden lang auf Platz eins, konnte nach dem letzten Stopp aber nichts mehr ausrichten. "Ein Sieg hätte uns zwar noch mehr geholfen, aber auch so werden wir es schaffen", so der in der Sprint-Cup-Tabelle von Gesamtrang zehn auf acht nach vorn gestoßene Michigan-Sieger im Hinblick auf seine Chancen auf eine erfolgreiche Chase-Qualifikation am kommenden Wochenende.

Platz drei in Atlanta ging an Waltrip-Pilot Martin Truex Jr., der sich das Handicap seines gebrochenen rechten Handgelenks nicht anmerken ließ und speziell in der zweiten Rennhälfte munter in der Spitzengruppe mitfuhr. Mit seinen unter erschwerten Bedingungen herausgefahrenen dritten Platz machte auch der Sonoma-Sieger deutlich, dass am kommenden Samstag in Richmond ein Wörtchen mitsprechen will, wenn es um die Ermittlung der zwölf Chase-Teilnehmer geht. Aktuell hält Truex Jr. die zweite Wildcard. Von den Top 10 der Tabelle trennen ihn 15 Punkte.

Kampf um den Chase: Sieben Fahrer sind durch

Kasey Kahne

Kasey Kahne steht trotz Platz 36 nach Crash sicher im Chase Zoom

Während Logano und Truex Jr. am kommenden Wochenende noch einmal auf der Hut sein müssen, brachten in Atlanta neben Kyle Busch weitere Fahrer ihre Chase-Qualifikation in trockene Tücher: Kevin Harvick (Childress-Chevrolet), der als Neunter ins Ziel kam und damit eine Top-10-Platzierung in der Tabelle ebenso sicherstellte wie Carl Edwards (Roush-Ford), dem ein 18. Platz in Atlanta reichte. Kyle Buschs Gibbs-Teamkollege Matt Kenseth, dem dank seiner fünf Saisonsiege zumindest eine der beiden Wildcards sicher war, stellte mit Platz zwölf ebenfalls eine Top-10-Platzierung in der Tabelle und damit die Inanspruchnahme seiner Bonuspunkte sicher.

Während sich neben den ohnehin schon für den Chase qualifizierten Fahrern Jimmie Johnson, Clint Bowyer und Matt Kenseth nach Atlanta auch Kevin Harvick, Carl Edwards, Kyle Busch und - trotz Platz 36 nach frühen Problemen - auch Kasey Kahne über ihre Playoff-Teilnahme freuen dürfen, zieht allen voran Brad Keselowski nach dem AdvoCare 500 ein langes Gesicht. Wie nahmen die Dinge in Atlanta ihren Lauf?

Nachdem Ricky Stenhouse Jr. (Roush-Ford) den Vorteil seiner ersten Pole-Position im Sprint-Cup nicht nutzen konnte, setzte sich Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) aus Reihe zwei kommend sofort auf Platz eins und führte das Feld auch beim Restart nach der ersten Gelbphase (Competiton-Caution in Runde 25) an. An seiner Seite hatte Montoya beim ersten Restart den Hendrick-Chevy von Jeff Gordon. Dieser kam auf der Außenbahn überhaupt nicht in die Gänge und brachte damit unfreiwillig zwei seiner Teamkollegen in Bedrängnis: In einer Kettenreaktion auf der Außenbahn rauschte Kasey Kahne ins Heck von Jimmie Johnson.

Wieder ein Sonntag zum Vergessen für Jimmie Johnson

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson Platzierungen der vergangenen drei Wochen: 40, 36, 28 Zoom

Frühe Reparaturarbeiten sowohl bei Kahne als auch bei Johnson waren die Folge. Für Johnson setzte sich seine Pechsträhne des Sommers weiter fort, denn kurz nachdem er in die Kettenreaktion verwickelt wurde, traf er in Runde 76 die herrenlose Lauffläche eines Reifens von Paul Menard (Childress-Chevrolet). Der Tabellenführer musste erneut unplanmäßig seine Hendrick-Crew aufsuchen. Ein Dreher weniger als 50 Runden vor Schluss markierte für Johnson schließlich das unrühmliche Ende eines verkorksten Atlanta-Sonntags.

Beim Restart nach der Kettenreaktion übernahm Carl Edwards (Roush-Ford) die Führung von Montoya, nur um diese durch Caution Nummer drei in Runde 57 (Debris) an der Box wieder zu verlieren. Jeff Gordon wurde von seiner Hendrick-Crew am schnellsten abgefertigt, hatte aber auch in der Folge mehrfach Probleme, bei den Restarts in die Gänge zu kommen. Bei freier Fahrt unter Grün hingegen hatte Gordon in der ersten Rennhälfte neben Edwards und Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) das schnellste Autos im Feld.

Von Runde 80 bis kurz vor die 200er-Marke lief das Rennen unter Grün und sah in dieser Phase neben Edwards und Bowyer auch Penske-Pilot Logano (strategiebedingt) auf Platz eins. Der Youngster brauchte nach einem frühen Stopp unter Grün (um ein nicht korrekt montiertes Hinterrad zu fixieren) eine Gelbphase, um wieder mit dem restlichen Feld on-sequence zu kommen. In Runde 192 kam die von Logano erhoffte Caution, als der Toyota-Motor im Auto von Spitzenreiter Bowyer verrauchte. "Das wurmt natürlich", so Bowyer, der aufgrund seiner bereits vor Atlanta sicheren Chase-Qualifikation mit einer Experimentalversion des Toyota-V8 ins Rennen geschickt wurde.

Brad Keselowski der große Atlanta-Verlierer

Anschließend war es Brad Keselowski, der die Pace machte. Doch auch das Ford-Triebwerk vor den Füßen des amtierenden NASCAR-Champions wollte die 325 Runden nicht im Vollbesitz der Kräfte überstehen. Von Leistungsverlust geplagt wurde Keselowski sukzessive durchgereicht und fiel in der 308. von 325 Runden schließlich ganz aus.

Paul Menard, Brad Keselowski

Brad Keselowski lag in Führung als sein Ford-Motor Leistung verlor Zoom

"Der Motor hörte sich fürchterlich an. Bis dahin lief es ausgezeichnet. Es war einfach einer dieser Tage, an denen du es nicht in der Hand hast", so Keselowksi, für den es auf Tabellenplatz 15 ohne Saisonsieg nun ganz eng wird. Um eine Chance auf die erfolgreiche Titelverteidigung zu haben, hilft dem Penske-Piloten am Samstag in Richmond fast nur noch ein Sieg. Doch selbst dann braucht er die Mithilfe einiger Kontrahenten.

Nach Keselowskis Leistungsverlust übernahm Teamkollege Logano kampflos das Zepter im AdvoCare 500, gefolgt von den bis dahin komplett unauffällig agierenden Ryan Newman und Kyle Busch. Busch wurde von seiner Gibbs-Crew beim letzten Boxenstopp auf Platz eins gebrachte und ließ sich in der Schlussphase die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Newman hatte die erste Rennhälfte außerhalb der Spitzenplätze verbracht, da er bei der Ausfahrt aus der Boxengasse nach dem ersten Stopp zwischen Mark Martin und Aric Almirola eingeklemmt wurde und sich einen verbogenen Kotflügel eingefangen hatte.

In der zweiten Rennhälfte war der Stewart/Haas-Pilot dann genau wie Kyle Busch zur Stelle und kreuzte die Linie schließlich als Fünfter. Im Kampf um den Chase-Einzug womöglich dennoch zu wenig für Newman, der die zweite Wildcard nach Atlanta nicht mehr inne hat, weil sich Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet) dank Platz vier auf Gesamtrang zehn verbessert und die Wildcard damit von Newman an den zweifachen Saisonsieger Kasey Kahne weitergereicht wurde.

Chase: Kurt Busch wäre drin, Jeff Gordon nicht

Jeff Gordon

Jeff Gordon: Platz sechs in Atlanta reicht derzeit nicht für ein Chase-Ticket Zoom

Hinter den Top 5 Kyle Busch, Joey Logano, Martin Truex Jr., Kurt Busch und Ryan Newman kreuzte Jeff Gordon nach starker erster Rennhälfte und sichtlichen Schwierigkeiten mit einem übersteuernden Auto in der zweiten Rennhälfte schließlich als Sechster die Linie. Im Kampf um den Chase muss der vierfache NASCAR-Champion nach wie vor zittern. Ohne Saisonsieg liegt Gordon aktuell auf Rang elf der Tabelle. Auf den rettenden Rang zehn (Kurt Busch) fehlen ihm derzeit sechs Punkte.

Gordons Hendrick-Teamkollege Dale Earnhardt Jr. kam in Atlanta hinter dem nur in der ersten Rennhälfte stark auftretenden Juan Pablo Montoya (7.) auf Platz acht ins Ziel. Als Siebter der Tabelle hat Earnhardt Jr. derzeit 37 Punkte Vorsprung auf Rang elf (Gordon) und muss im Sinne einer Chase-Teilnahme in Richmond "nur" darauf bedacht sein, sich keinen Totalausfall zu leisten.

Für Greg Biffle (Roush-Ford) - aktuell Neunter der Tabelle - darf in Richmond genau wie für den Gesamtzehnten Kurt Busch nichts schiefgehen. Biffle hat zwar einen Saisonsieg auf der Habenseite, doch Sonoma-Sieger Martin Truex Jr. oder Indianapolis-Sieger Ryan Newman könnten den Roush-Piloten noch abfangen, sollte dieser aus den Top 10 herausfallen.