• 26.12.2013 11:20

  • von Pete Fink

Kolumne: Meine Tops und Flops 2013

Pete Fink schreibt in seiner neuen Kolumne über die NASCAR-Saison 2013: Johnson gegen Kenseth, die Danica-Pole, der Richmond-Skandal und ein Wunsch

Liebe NASCAR-Fans,

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Champion Jimmie Johnson: Aus "Five Time" wurde "Six Pack" Zoom

das Jahr 2013 neigt sich dem Ende zu und in Sachen NASCAR war es, soviel steht wieder einmal fest, ein sehr langes Jahr. Was auch kein Wunder ist, wenn den ganzen Januar hindurch das neue Gen6 getestet wird und die letzten Feierlichkeiten in Las Vegas erst Anfang Dezember stattfinden. Dazwischen liegt - wie immer - die Kleinigkeit von 38 Saisonrennen und am Ende Titel Nummer sechs für Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet). Alles ganz normal? Nicht ganz.

Für mich persönlich kam das erste Saisonhighlight gleich im Februar 2013, als Danica Patrick eine Sensationspole beim Daytona 500 heraus gefahren hat. Der Medienrummel, der auf diese Danica-Pole folgte, war schlicht und ergreifend unglaublich. Das Pressecenter in Daytona platzte aus allen Nähten und wir konnten froh sein, dass wir jeden Morgen an der Strecke überhaupt ein kleines Arbeitsplätzchen in irgendeinen Notbehelfszimmer gefunden haben.


Fotostrecke: Best-of-NASCAR 2013

Klar gibt es einige Spötter und Neider, die die Seriosität der Danica-Pole in Frage stellen. Zu verlockend ist die Verschwörungstheorie, dass man damit passend zum Saisonauftakt ein kaum vergleichbares weltweites Interesse generiert hat. Ich glaube daran nicht. Alle Stewart/Haas-Chevys gingen im Einzelzeitfahren wie die Feuerwehr: Ryan Newman und Tony Stewart kamen immerhin auf die Plätze vier und fünf, und wer die Statur der beiden kennt, dem kann klar sein, das da im Vergleich zu der zierlichen Danica vielleicht der eine oder andere Gewichtsvorteil mitgespielt haben könnte.

Top: "Six Pack" Johnson

Zum anderen ging die giftgrüne Startnummer 10 ziemlich früh ins Einzelzeitfahren und lag am Ende um winzige 33 Tausendstelsekunden vor Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet). Wenn das auf den 2,5 Meilen (oder 4,023 Kilometern) getürkt war, dann ziehe ich meinen Hut vor der Genauigkeit, mit der man das - inklusive aller Windrichtungen und Windstärken - berechnet und umgesetzt hat. Und noch was: Wer sich den Rennverlauf des Daytona 500 noch einmal vor Augen führt, der weiß, wie gut sich Danica dort verkauft hat. Eingangs der letzten Runde lag sie auf Rang drei, lies sich dann etwas abkochen und wurde Achte.

Danica Patrick

Danica Patrick: Daytona-Pole aber keine gute Rookie-Saison 2013 Zoom

Nein, ganz ehrlich: Ich glaube nicht an eine Verschwörungstheorie. Es war ein tatsächlicher Paukenschlag, ein Zufallstreffer, dem danach leider nicht mehr viel folgte. Ihre restliche Saisonperformance läuft bei mir daher unter der Rubrik "Flop", denn auch wenn es ihre Rookie-Saison war, und ganz Stewart/Haas zu Jahresbeginn sichtliche Handlingsprobleme aufwies, so hätte man sich doch wenigstens den einen oder anderen Achtungserfolg in Form einer Top-10-Platzierung gewünscht. Das kam aber nicht.

Das ganz große "Top" des Jahres muss natürlich Jimmie Johnson gebühren. Abgesehen von einer kleinen Schwächeperiode im Sommer befand sich der Kalifornier immer auf der Höhe des Geschehens. Im Sommer wurde Johnson zum zweiten Mal Vater, war zu diesem Zeitpunkt schon für den Chase qualifiziert und nutzte diese innerfamiliäre Abwechslung vielleicht zu einer kleinen, mentalen Auszeit. Es sei ihm vergönnt, denn in den Playoffs schlug er in gewohnter Manier zu. Nun wurde aus "Five Time" ein "Six Pack" und wir alle können darauf wetten, wann er die Rekorde von Richard Petty und Dale Earnhardt egalisiert. Meine Vermutung: Schnell.

Zuviele Unfälle mit Verletzungsfolge

Auch für Matt Kenseth muss ein echtes "Daumen hoch" stehen. Der Gibbs-Neuzugang war mit sieben Saisonsiegen der erfolgreichste Pilot und hätte Johnson um ein Haar biegen können. Unter dem Strich lautet seine bittere Erkenntnis: Nur der völlige und kollektive Team-Blackout von Phoenix verhinderte im vorletzten Saisonrennen mehr. Um einmal eine Zahl in den Raum zu werfen: Johnson beendete die ersten neun Chase-Rennen im Schnitt auf Platz 4,7 - eine Wahnsinnsmarke, die Kenseth fast egalisieren konnte. Aber eben nur fast und das ist gegen ein Gespann Johnson/Knaus in Hochform zu wenig.

Kyle Larson Crash

Der Crash von Kyle Larson (32) forderte 28 verletzte Zuschauer Zoom

Und so lautet eine weitere Erkenntnis der Saison 2013, dass es für die Toyota-Teams wieder einmal nicht zum Titel gereicht hat. Nach 2010 (Denny Hamlin) und 2012 (Clint Bowyer) ist Kenseth nun bereits der dritte Vize-Champion der Japaner mit Hauptsitz im kalifornischen Costa Mesa. Bei Gibbs muss man sich fragen lassen: Wann gewinnt Kyle Busch endlich einmal ein Chase-Rennen (wenn er für die Playoffs qualifiziert ist)? Und wie wird es mit Denny Hamlin nach dessen schwerer Verletzung weitergehen? Sein Homestead-Sieg war da sicher ein versöhnlicher Saisonabschluss.

Überhaupt gab es mir persönlich in der Saison 2013 etwas zu viele Vorfälle, in denen Menschen zu Schaden kamen. Angefangen mit dem furchtbaren Horrorcrash von Kyle Larson im Nationwide-Rennen von Daytona, bei dem es 28 verletzte Zuschauer gab. Hamlins Einschlag in Fontana, der tragische Todesfall von Jason Leffler in einem Sprint-Car-Rennen, wenige Wochen später ein - man muss es so sagen - glücklicher Tony Stewart, der sich ebenfalls bei einem Horrorcrash in einem Sprint-Car-Rennen "nur" einen Beinbruch zuzog.

Richmond als Minuspunkt

Dies alles ist sicherlich genauso wenig in der Kategorie "Top" einzuordnen, wie der Skandal rund um das Richmond-Rennen. NASCAR zeichnete sich immer dadurch aus, dass die Regelhüter am grünen Tisch so wenig wie möglich ins aktive Geschehen eingreifen wollten. Das Motto lautete immer: Lasst die Jungs die Dinge auf der Strecke selber regeln. Nicht so in Richmond. Man wollte ein Exempel statuieren und das ging meiner Meinung nach gründlich in die Hose.

Clint Bowyer

Clint Bowyer in Richmond: Der Anfang des ganzen Schlamassels Zoom

Plötzlich stand ein völlig unschuldiger Martin Truex Jr. nicht mehr im Chase, weil sein Waltrip-Team, der Auslöser des ganzen Schlamassels, in Familienhaftung genommen wurde. Damit hatte man eine Büchse der Pandora geöffnet und ein paar Tage später stand plötzlich ein genauso unbeteiligter Jeff Gordon als 13. Teilnehmer im Chase. Truex wurde sogar doppelt bestraft, weil sich sein Hauptsponsor die ganze kuriose Situation zu Nutze machte und über Nacht absprang. Die Folgen sind bekannt: Er verlor sein Waltrip-Cockpit.

Auch wenn NASCAR-Chef Brian France später mehrmals versicherte, dass er ganz einfach stinksauer gewesen sei, bin ich der Meinung, dass man das wesentlich eleganter hätte lösen können: Punktabzug nicht für alle Waltrip-Teams, sondern nur für Auslöser Clint Bowyer und damit Ende der Fahnenstange. Das wäre meiner Meinung nach völlig ausreichend gewesen und hätte zudem auch genügend Signalwirkung für die NASCAR-Szene gehabt. Nach dem Motto: Bitte unterlasst es in eurem eigenen Interesse, eure Piloten per Funk in eine Zwickmühle zu jagen. Es lohnt sich nicht.

Immer diese 1,5 Meiler

Ein absolutes "Top" gibt es von mir für das neue Gen6. Optisch ist es eine gewaltige Verbesserung gegenüber dem Vorgänger, weil nun wieder eine Markenidentität erkennbar ist. Über genügend Speed verfügt das Auto ebenfalls und ich bin recht zuversichtlich, dass das Aero-Problem auf den 1,5 Meilen-Ovalen in der Zukunft gelöst werden kann. Das liegt im Interesse aller Beteiligten und ich kann mich nicht daran erinnern, dass man in irgendeiner Serie bei Testfahrten einen Tag lang kleine Rennen simuliert hat, um die Dinge im Pack-Racing zu erproben.

Pete Fink Kolumne

MST-Redakteur Pete Fink und sein Wunsch: Saisonfinale in Daytona Zoom

Natürlich ist dabei aus Beobachtersicht etwas Geduld gefragt, aber eines ist zumindest klar geworden: NASCAR nimmt das Problem der bisweilen etwas eintönigen Intermediate-Rennen sehr ernst und das ist gut so. Weniger begeistert bin ich hingegen vom neuen, alten Kalender 2014: Mit Chicagoland, Kansas, Charlotte, Texas und Homestead haben wir wieder fünf dieser 1,5 Meiler in den zehn entscheidenden Chase-Rennen. Muss das denn wirklich sein?

Dass viele in der NASCAR-Szene für einen Rundkurs in den Playoffs plädieren, ist bekannt. Ich gehe da noch einen Schritt weiter und wünsche mir ein Saisonfinale in Daytona. Auch wenn dies einigen Leuten zuviel Lotterie sein mag: Ein wichtiges Spezialgebiet in der NASCAR ist es, die Restrictor-Plate-Strecken, also das berühmt-berüchtigte Pack-Racing, zu beherrschen. Und wenn einer den Titel ohne Daytona holen will, dann muss er halt die neun Chase-Rennen davor gewinnen.

Keine Frage: In NASCAR-USA ist sicher nicht alles Gold was glänzt. Aber ich finde, dass die Saison 2013 eine gute Saison war und freue mich auf ein umso besseres Jahr 2014.

Euer
Pete Fink

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