• 21.04.2009 00:07

  • von Klaus Graf

Klaus-Graf-Kolumne: Warum ich ein Mark-Martin-Fan bin

Mit 50 Jahren gewann Mark Martin das Phoenix-Rennen - NASCAR-Experte Klaus Graf widmet ihm seine neue Kolumne auf 'Motorsport-Total.com'

Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

Titel-Bild zur News: Mark Martin

Mark Martin gewann am Samstagabend das NASCAR-Rennen in Phoenix

Das Rennen in Phoenix war ein wirklich außergewöhnliches NASCAR-Rennen mit einem außergewöhnlichen Sieger. Denn es kommt ja schließlich nicht alle Tage vor, dass ein 50-Jähriger ein Rennen in einer der absoluten Top-Serien des weltweiten Motorsports gewinnt. Mich hat das zwar sehr gefreut, aber nicht sehr verwundert.

Mark Martin war der Mann, der Themen wie Ernährung oder eine professionelle Vorbereitung in die NASCAR gebracht hat. Das ist ganz sicher ein entscheidender Grund dafür, warum er mit seinen 50 Jahren immer noch in der Lage ist, mit all den notwendigen Reflexen so lange Rennen gegen die jungen Piloten durchzuhalten.#w1#

Er war derjenige, der den Fitnessgedanken im NASCAR-Sport verankert hat. Früher haben viele der "Good Ol'Boys" geraucht, die NASCAR war noch eine richtig wilde Angelegenheit, und die Piloten im Prinzip Cowboys auf Rädern. Das hat sich heute ganz extrem geändert, und eine der Ursachen dafür war Mark Martin.

Das Problem hieß Earnhardt

Mark Martin

Mark Martin fuhr viele Jahre lang den Roush-Ford mit der Startnummer sechs Zoom

Als ich 1998 mit Panoz in die USA kam, war Mark Martin schon drahtig und topfit. Er ist es bis heute noch. Ich war schon damals ein Fan von ihm, aber über ein kurzes "Hallo" bei einem Meeting mit Jack Roush kam unsere gegenseitige Konversation leider nicht hinaus.

Sein großes Problem hieß Dale Earnhardt, den er nie ganz knacken konnte, denn Mark Martin wurde bekanntlich viermal Vizemeister. Aber jeder hätte ihm wenigstens einen Titel gegönnt. Klar hatte Earnhardt zu dieser Zeit noch mehr Fans, und dann gab es da ja noch den großen Zweikampf Chevy gegen Ford.

In den USA sind die Leute sehr auf ihre Marken eingeschworen, und dieser Bezug bestand natürlich auch bei den Fahrern. Earnhardt war Chevy und Mark Martin war Ford. Nun weilt Earnhardt Sr. leider nicht mehr unter uns, aber Mark Martin gibt es immer noch.

Großer Respekt im Fahrerlager

Mark Martin

Mit 50 Jahren ist Mark Martin extrem populär und immer noch topfit Zoom

Umso überraschender war es für mich vor einigen Jahren, als ich erfuhr, dass Ford jemand wie Mark Martin hat ziehen lassen. Er war viele Jahre lang das Aushängeschild dieser Marke und ich persönlich fand das auch keine gute Angelegenheit.

Vielleicht war es in der alten Zeit sein einziger Schwachpunkt, dass er immer sehr verbissen und kämpferisch in die Rennen ging. Aber heute ist er ganz einfach ein cooler und umgänglicher Typ, der bei den Fans und im ganzen Fahrerlager extrem beliebt ist. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass er heute im ganzen NASCAR-Lager der am meisten respektierte Pilot ist.

Mark Martin war vor allem auch gegenüber jungen Fahrern immer sehr hilfsbereit. David Ragan ist zum Beispiel einer der Youngster, dessen Karriere von ihm richtig angeschoben wurde. Zudem hat er sein Herz eindeutig an die NASCAR verloren. Man hat ja in den vergangenen beiden Jahren beobachten können, dass er von diesem Sport einfach nicht loskommt.

Bei Hendrick solange wie er will

Mark Martin

Mark Martin kann selbst entscheiden, wann er seinen Hendrick-Chevy verlässt Zoom

Bei Hendrick, dem Top-Team der NASCAR schlechthin, hat er jetzt im Alter von 50 Jahren noch einmal die Chance bekommen, neu einzusteigen. Das alleine finde ich sehr bemerkenswert. Noch bemerkenswerter wird die Situation, wenn man weiß, dass er bei Hendrick im Prinzip solange fahren kann, wie er Lust hat.

Denn solange er Bock auf die NASCAR hat, wird Rick Hendrick sicherlich nichts Gegenteiliges unternehmen. Er hat es also ganz alleine selber in der Hand und wenn er sich dazu entscheidet, sich noch einmal den Stress einer kompletten Saison anzutun, dann kann er das auch.

Natürlich ist bei jedem Rennfahrer der normale Lebensablauf immer auf den Rennsport ausgelegt. Aber bei fast 40 Rennwochenenden hat das in der NASCAR noch einmal eine ganz andere Dimension. Da ist ein Leben außerhalb des Motorsports nicht möglich. Und wenn man dies weit über 20 Jahre lang betreibt, dann gibt es auch die eine oder andere Problematik. Im Fall von Mark Martin war es der Rücken, an dem er sich einmal operieren lassen musste.

Ich für meinen Teil traue ihm die Qualifikation zum Chase auf alle Fälle zu. Mark Martin ist auf jeder Strecke zu beachten, und er ist auch ein guter Road Racer, wenn es im Sommer nach Sonoma und Watkins Glen geht.

Herzliche Grüße
Ihr

Klaus Graf