Keselowski bezwingt Johnson beim Chase-Auftakt

Brad Keselowski setzt sich auf dem Chicagoland Speedway gegen den lange dominierenden Jimmie Johnson durch - Jeff Gordon nach Crash der große Verlierer

(Motorsport-Total.com) - Brad Keselowski hat das erste von zehn Chase-Rennen im Kampf um den NASCAR-Titel 2012 für sich entschieden. Der Penske-Pilot verwies nach 267 Runden auf dem Chicagoland Speedway den von der Pole-Position gestarteten Hendrick-Piloten Jimmie Johnson auf Platz zwei. Johnson hatte das Rennen scheinbar nach Belieben im Griff und lag insgesamt 171 Umläufe auf Platz eins. Bei der letzten Runde der Boxenstopps unter Renntempo musste der fünffache NASCAR-Champion seine lange Führung dann aber hergeben.

Titel-Bild zur News: Brad Keselowski

Für Penske-Pilot Brad Keselowski begann der Chase 2012 nach Maß Zoom

Keselowski kam eine Runde nach Johnson zum Service und anschließend unmittelbar vor dem Hendrick-Piloten wieder auf die Strecke zurück. In den verbleibenden knapp 40 Runden ließ der einzige Dodge-Fahrer im Kreis der diesjährigen Chase-Teilnehmer nichts mehr anbrennen und holte sich mit drei Sekunden Vorsprung auf Johnson seinen insgesamt vierten Saisonsieg. "Aus irgendeinem Grund lag mein Auto im letzten Stint fantastisch und ich konnte mich absetzen", so Keselowski, nachdem er den Großteil des Rennens in der Verfolgerposition der Startnummer 48 verbracht hatte.

Mit seinem Sieg beim ersten von zehn Chase-Rennen des Jahres übernahm Keselowski auch die Tabellenführung. "Das erste Rennen im Chase zu gewinnen, das fühlt sich in etwa so an, als würde man Runde eins in einem Schwergewichtskampf gewinnen. Es ist ein guter Start, aber uns stehen noch einige Runden bevor", zog der siegreiche Penske-Pilot in der Victory Lane einen treffenden Vergleich.

Derweil musste sich Johnson nach langer Führung mit Platz zwei begnügen und schaffte es auch im elften Anlauf nicht, auf dem Chicagoland Speedway in die Victory Lane einzubiegen. "Im letzten Stint war er einfach besser", konstatierte der Hendrick-Pilot in Richtung des Siegers Keselowski und gratulierte diesem umgehend: "Glückwunsch an Brad, aber auch Platz zwei ist für uns ein guter Start in den Chase." Crewchief Chad Knaus hatte mit Blick auf die entscheidende Szene nach dem letzten Boxenstopp ein Blockademanöver von Keselowski gegen den von hinten herannahenden Johnson gewittert. Die NASCAR-Offiziellen teilten diese Ansicht allerdings nicht.


Fotos: NASCAR in Chicago


Hinter Johnson lief dessen Hendrick-Teamkollege Kasey Kahne auf Platz drei ein und erwischte damit ebenfalls einen gelungenen Start in das Unternehmen Titeljagd. "Wir hatten die gesamte Distanz über ein gutes Auto, doch unterm Strich waren die 48 und die 2 noch einen Tick besser", kommentierte Kahne, der sich am vergangenen Wochenende in Richmond per Wildcard ins Feld der Chase-Teilnehmer gefahren hatte und dank seines dritten Platzes in der Tabelle von elf auf fünf nach vorn rückte.

Aric Almirola, Jimmie Johnson

Polesetter Jimmie Johnson dominierte den Chase-Auftakt über weite Strecken Zoom

Der amtierende NASCAR-Champion Tony Stewart legte mit Platz sechs im Geico 400 einen soliden Auftakt auf dem Weg zu einer möglichen Titelverteidigung hin. Beim letzten Boxenstopp unter Grün ließ Stewart anders als die Konkurrenz nur zwei neue Reifen aufziehen, konnte davon aber nicht entscheidend profitieren. "Es war ein langer Tag", analysierte "Smoke", der nur von Platz 29 ins Rennen gegangen war. "Ich musste heute wohl mehr Autos überholen als jeder andere. Platz sechs ist nicht ganz das, was ich mir ausgerechnet hatte, geht aber in Ordnung."

Dale Earnhardt Jr. ärgert sich über Fehler

Dale Earnhardt Jr. war ein weiterer Fahrer, der im Verlauf der insgesamt ruhig verlaufenen 267 Runden einige Überholmanöver zeigte. Der Hendrick-Pilot hatte sich im Qualifying am Samstag zunächst Startplatz vier gesichert, musste diesen aber hergeben und vom Ende des Feldes starten, weil er nach der Zeitenjagd seinen Motor beschädigte, nachdem er einen Gangwechsel etwas übermotiviert vollzogen hatte. "Ich bin ein wenig sauer auf mich selbst, weil ich gestern diesen dummen Fehler gemacht habe", so Earnhardt nach Platz acht im Ziel.

Die beiden Waltrip-Teamkollegen Martin Truex Jr. (9.) und Clint Bowyer (10.) fuhren ebenfalls in die Top 10 und erwischten einen soliden Auftakt in den Chase. Bowyer hatte beim letzten Stopp genau wie Tony Stewart auf nur zwei neue Reifen gesetzt. Auch für Kevin Harvick (Childress-Chevrolet; 12.) und Greg Biffle (Roush-Ford; 13.) begann der Chase solide, wenn auch nicht mit der erhofften Top-10-Platzierung.

Denny Hamlin

Denny Hamlin rollte in der letzten Runde ohne Sprit im Tank aus - Platz 16 Zoom

Eine solche war für den als Tabellenführer angereisten Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) bis zur letzten Runde zum Greifen nah. Doch wenige Meter vor der erlösenden Ziellinie rollte der schwarze Toyota Camry mit der Startnummer 11 auf Platz sieben liegend ohne Sprit aus. "Beim letzten Stopp wurde das Auto nicht komplett vollgetankt. Über Funk erhielt ich die Information, dass wir mit dem Sprit vier Runden im Minus wären, also musste ich Gas wegnehmen. Es ist frustrierend, so kurz vor Schluss so viele Plätze zu verlieren, aber wir haben ein schnelles Auto und werden uns die Punkte zurückholen", versicherte Hamlin, für den statt einer Top-10-Platzierung unterm Strich nur Rang 16 zu Buche steht.

Crash von Jeff Gordon rettet Matt Kenseth

Zwei Positionen hinter Hamlin lief Matt Kenseth als 18. ein. Auch der Roush-Pilot lag lange Zeit auf Kurs zu einer Top-10-Platzierung, verlor kurz nach Halbzeit der Distanz aber einen Stoßdämpfer. Mit nur noch drei Dämpfern lag der Ford Fusion mit der Startnummer 17 entsprechend abenteuerlich. Im Zuge einer Gelbphase knapp 30 Runden später konnte die Roush-Crew das Problem mittels mehrerer Stopps beheben und schaffte sogar das Kunststück, Kenseth in der Führungsrunde zu halten.

Die für Kenseth erlösende Gelbphase wurde in Runde 188 von Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet; 35.) ausgelöst. Nachdem sich der große Pechvogel der ersten Saisonhälfte vor Wochenfrist in Richmond in letzter Sekunde doch noch für den Chase qualifiziert hatte, endete das erste Playoff-Rennen für ihn auf Platz vier liegend in der Mauer von Turn 1. "Wir hatten einen guten Tag. Eine Top-5-Platzierung wäre möglich gewesen, doch dann blieb das Gaspedal stecken", so Gordon, der beim harten Einschlag unverletzt blieb, sichtlich enttäuscht. Angesichts von Platz 35 ist der vierfache Ex-Champion der ganz große Verlierer des Chase-Auftakts 2012.

Jeff Gordon

Für Jeff Gordon begann der Chase mit einem Crash nach technischem Versagen Zoom

Unterdessen kam Kyle Busch, der am vergangenen Wochenende gegen Gordon so knapp den Kürzeren gezogen hatte und keine Chance auf den Titel hat, mit seinem Gibbs-Toyota auf Platz vier ins Ziel und fuhr sich damit neben Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet; 5.) und seinem eigenen Gibbs-Teamkollegen Joey Logano (7.) als einer von nur drei Fahrern ohne Chance auf den Titel in die Top 10 des Geico 400.

Brad Keselowski reist als Tabellenführer nach Loudon

Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) zeigte auf dem Chicagoland Speedway ein äußerst unauffälliges Rennen und lief mit zwei Runden Rückstand auf Platz 23 ein. Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet) beendete das sechste Sprint-Cup-Rennen ihrer Karriere mit ebenfalls zwei Runden Rückstand auf die Spitze auf Platz 25.

In der Gesamtwertung liegt Brad Keselowski nach seinem Sieg nun mit drei Punkten Vorsprung auf Jimmie Johnson auf Platz eins. Vorjahreschampion Tony Stewart folgt mit fünf Zählern Rückstand auf Johnson auf Rang drei. Bis zu Rang elf (Matt Kenseth) liegen alle Piloten punktemäßig innerhalb eines Sieges zu Tabellenführer Keselowski. Lediglich Jeff Gordon fällt als Zwölfter schon nach dem ersten Playoff-Rennen deutlich ab.

Chase-Rennen Nummer zwei steigt am kommenden Sonntag auf dem New Hampshire Motor Speedway in Loudon. Auf dem Ein-Meilen-Oval schob der spätere Champion Tony Stewart vor Jahresfrist den zweiten Sieg nach seinem Auftakttriumph auf dem Chicagoland Speedway nach.