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15 Gelbphasen: Harvick gewinnt turbulentes Kansas-Rennen
Kevin Harvick stellt mit seinem Kansas-Sieg den Kontakt zur Tabellenspitze her - Matt Kenseth rettet knappen Punktevorsprung auf Jimmie Johnson
(Motorsport-Total.com) - Der Kansas Speedway ist seit der Neukonfiguration im Sommer 2012 für reichlich NASCAR-Schrott gut. 14 Gelbphasen im Herbstrennen 2012, acht Gelbphasen im Frühjahrsrennen 2013 und nun stolze 15 Gelbphasen im Herbstrennen 2013, dem vierten von zehn Chase-Rennen im Kampf um den diesjährigen Sprint-Cup-Titel. Grund für all das Chaos im Hollywood Casino 400 war neben dem an sich schon tückischen 1,5-Meilen-Oval vor allem die Kombination aus ungewöhnlich niedrigen Außentemperaturen (14 Grad Celsius) und den überarbeiteten "Zone Tread"-Reifen von Goodyear, die am Sonntag erstmals im Rennbetrieb eingesetzt wurden.

© NASCAR
Childress-Pilot Kevin Harvick ist nach seinem Kansas-Sieg neuer Tabellendritter Zoom
Als nach 267 Runden die Karierte Flagge fiel, lag der Fahrer vorn, der auch beim Start auf Platz eins geführt wurde: Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) wandelte seine erste Sprint-Cup-Pole seit September 2006 in 138 Führungsrunden und seinen dritten Saisonsieg um. Damit meldete sich "The Closer" im Titelkampf eindrucksvoll zurück. Vor dem fünften Chase-Rennen am kommenden Samstag in Charlotte trennen Harvick, der seine 13. und letzte Saison für Richard Childress Racing fährt, als neuen Tabellendritten nur noch 25 Punkte von Tabellenführer Matt Kenseth (Gibbs-Toyota).
"Meine Jungs haben mir hier ein unglaubliches Auto hingestellt. Wenn sogar ich damit auf die Pole fahren kann, dann sagt das einiges aus. Letztlich war die Track-Position heute entscheidend", so Harvick, dessen Siegchancen bei Rennmitte allerdings in ernsthafte Gefahr gerieten. Nach einem frühen Green-Flag-Stop, auf den eine für ihn unpassende Gelbphase folge, hatte Harvick im dichten Rennverkehr sichtlich Mühe, seinen Childress-Chevy auf Kurs zu halten. Anders als in Alleinfahrt an der Spitze stimmte das Handling im Pulk überhaupt nicht. Doch mit diesem Problem war der spätere Sieger nicht der einzige.
Kenseth behauptet Tabellenführung knapp vor Johnson
Auch Tabellenführer Matt Kenseth erlebte ein äußerst durchwachsenes viertes Chase-Rennen, in dem es für ihn lange Zeit nicht danach aussah, dass er nach 267 Runden als Elfter nur knapp an den Top 10 scheitern würde. Mit einer Durchfahrtsstrafe für zu schnelles Fahren in der Boxengasse machte sich Kenseth nach zuvor 21 Führungsrunden selbst die Aufgabe schwer. Einmal in den hinteren Regionen des Feldes, klagte der Gibbs-Pilot ähnlich wie Harvick über ein "übles" Handling, das seine Crew rund um Jason Ratcliff erst nach dem letzten Boxenstopp wieder in ein einigermaßen fahrbares Verhalten umwandeln konnte.

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Matt Kenseths Vorsprung an der Tabellenspitze beträgt nur noch drei Punkte Zoom
Mit Platz elf rettete Kenseth einen knappen Vorsprung von drei Punkten auf Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 6.) ins fünfte von zehn Chase-Rennen. Johnson hatte über weite Strecken des Rennens klar das dominierende Auto, doch auch beim fünffachen NASCAR-Champion lief nicht alles nach Plan. Genau wie Harvick wurde Johnson in der ersten Rennhälfte von einer der zahlreichen Gelbphasen auf dem falschen Fuß erwischt. Der Hendrick-Pilot war als Führender gerade auf dem Weg zu einem Routinestopp als ihn eine Debris-Caution dazu zwang, ohne Stopp durch die Boxengasse zu zuckeln, um nicht in Rundenrückstand zu geraten.
Den fälligen Stopp legte Johnson somit eine Runde später als geplant ein und fand sich anschließend wie Harvick und Kenseth im dichten Rennverkehr des Mittelfelds wieder. Doch anders als der Childress- und der Gibbs-Pilot, die nur über einen späten Verzicht auf neue Reifen beziehungsweise die allerletzten Veränderungen am Fahrwerk wieder nach vorn kamen, war Johnson jederzeit in der Lage, aus eigener Kraft wieder in Richtung Top 5 nach vorn zu fahren.
Platz fünf schien dem erwiesenen Chase-Spezialisten Johnson sicher, als sein Hendrick-Chevy in der vorletzten Runde plötzlich Leistung verlor. Doch statt eines Ausfalls in letzter Sekunde hatten Johnson und seine Crew rund um Chad Knaus das Glück der Tüchtigen: Lediglich Carl Edwards (Roush-Ford; 5.) gelang es, Johnson noch abzufangen. So schaffte Johnson eine Woche nach seinem Sieg in Dover tatsächlich das Kunststück, mit einem drohenden Motorschaden dem bisherigen Dominator des Chase 2013 - Matt Kenseth - weitere fünf Punkte abzunehmen.
Kurt Busch und Jeff Gordon machen Boden gut

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Jeff Gordon (3.) und Kurt Busch (2.) kamen sich auf der Strecke mehrmals nahe Zoom
Insgesamt platzierten sich im zerfahrenen Hollywood Casino 400 letztlich doch elf Chase-Piloten in den Top 15. Die besten hinter Sieger Kevin Harvick waren Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet) und Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet), die auf den Plätzen zwei und drei einliefen. Der ältere der beiden Busch-Brothers zeigte dabei eine bemerkenswerte Aufholjagd, musste er doch nach seinem Crash im Samstagstraining ins Ersatzauto wechseln und vom Ende des Feldes starten.
Jeff Gordon wurde im Rennverlauf ähnlich wie Harvick und Johnson durch eine Gelbphase auf dem falschen Fuß erwischt und musste sich ebenfalls wieder nach vorn kämpfen. Eine abweichende Boxenstopp-Strategie von Crewchief Alan Gustafson kam dem vierfachen NASCAR-Champion dabei zu Gute.
Als Jeff Gordon nach der Zieldurchfahrt aus seinem Auto gestiegen war, gab es jedoch erst einmal eine längere Unterhaltung mit Kurt Busch. "Es war kein NASCAR-Rennen, wenn du nicht im Anschluss eine Diskussion mit einem anderen Fahrer hattest. Ich wollte einfach eine höfliche Diskussion mit Kurt führen", grinste Gordon, nachdem sich die beiden kurz zuvor minutenlang angeregt unterhalten hatten und dabei nicht zwingend einer Meinung waren.
Auslöser war eine Begegnung der beiden auf der Strecke, als Gordon bei den schwierigen Streckenverhältnissen im Zweikampf die Linie nicht halten konnte und den Furniture-Row-Chevy von Kurt Busch leicht am Heck erwischte. Dieser revanchierte sich umgehend, indem er dem Hendrick-Chevy von Gordon seitlich einen mitgab und leicht in die Mauer abdriften ließ.
Nach den Plätzen zwei und drei hatten sich die Gemüter dann aber doch recht schnell wieder beruhigt. Für Jeff Gordon bedeutete die zweite Top-5-Platzierung in Folge, dass er sich in der Gesamtwertung an Kyle Busch vorbei auf Rang vier und bis auf 32 Zähler an Tabellenführer Matt Kenseth heranschob. Für Kurt Busch ging es nach seiner ebenfalls zweiten Top-5-Platzierung im Chase von Tabellenrang neun auf sieben nach vorn.
Erneuter Kansas-Frust für Kyle Busch

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Nach diesem Crash war für Kyle Busch endgültig Feierabend Zoom
Während Kurt Busch frohlockte, schob dessen jüngerer Bruder Kyle Busch am Kansas Speedway wieder einmal jede Menge Frust. Nach seinen beiden Crashs im Herbstrennen 2012 und im Frühjahrsrennen 2013 setzte der Fahrer des Gibbs-Toyota mit der Startnummer 18 diese zweifelhafte Serie fort. Mehr noch: Es ging für Kyle Busch an diesem kühlen Sonntag nahe Kansas City so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte.
Nach seinem Crash im Samstagstraining musste Kyle Busch das Rennen genau wie Bruder Kurt Busch vom Ende des Feldes in Angriff nehmen. Als Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet) mit einem Crash in der ersten Kurve des 267-Runden-Rennens den Reigen der 15 Gelbphasen früh eröffnete, wurde auch Kyle Busch in Mitleidenschaft gezogen. Beim Ausweichmanöver beschädigte sich der als Tabellendritte angereiste Gibbs-Pilot den Frontsplitter seines Toyota Camry, was dem Handling im weiteren Rennverlauf nicht zuträglich war.
In Runde 188 geriet Kyle Busch dann mit Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet; 18.) aneinander. Auf Höhe Start/Ziel übersah der Gibbs-Pilot den innen neben ihm liegenden Chevy von Montoya und drehte sich vor dessen Nase ins Infield weg. Davon erholt, zerlegte Kyle Busch sein Auto nur 13 Runden später endgültig. Nach einem der zahlreichen Restarts wurde es in Turn 1 zu eng. Mit Brian Vickers (Waltrip-Toyota; 32.) und Carl Edwards zu dritt nebeneinander in die Kurve gegangen, fand sich Busch nach einer Berührung mit dem Roush-Ford von Edwards in der Außenmauer wieder.
Ryan Newman neben Kyle Busch der große Verlierer

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Ryan Newman wurde unschluldiges Opfer eines Abflugs von Justin Allgaier Zoom
Auf Platz 34 wurde Kansas-Pechvogel Kyle Busch schließlich gewertet und rutschte in der Tabelle von Rang drei auf fünf ab. "Was soll ich sagen? Wir sind in Kansas", so Buschs lakonischer Kommentar nach seinem Ausfall. Der Punkterückstand des vierfachen Saisonsiegers auf Gibbs-Teamkollege Matt Kenseth wuchs auf 35 Punkte an.
Einziger weiterer Chase-Pilot, der deutlich unter Wert geschlagen wurde, war Ryan Newman auf Platz 35. Der Stewart/Haas-Fahrer wurde in Runde 137 unschuldiges Unfallopfer, als Rookie Justin Allgaier seinen Phoenix-Chevrolet (wie so viele andere Fahrer im Rennen) in Turn 2 übersteuernd aus der Kontrolle verlor. Newman konnte nicht ausweichen und schleppte sich nach der Reparatur mit 80 Runden Rückstand ins Ziel. In der Gesamtwertung ging es für den einzigen Stewart/Haas-Piloten im Chase von Rang sieben auf zwölf nach hinten.
14 der 15 Gelbphasen im Hollywood Casino 400 wurden entweder durch Unfälle, Dreher in Turn 2 oder Kleinteile auf der Strecke (Debris) hervorgerufen. Die kurioseste Caution gab es aber in Runde 156, als eine riesige Qualmwolke über Turn 1 des 1,5-Meilen-Ovals hereinzog. Grund war kein Motorschaden an einem der 43 V8-Triebwerke, sondern eine Feuer gefangene Hecke vor den Zuschauerrängen.

