Juan Pablo Montoya: Die denkwürdigsten Momente seiner NASCAR-Karriere

Am Wochenende gab Juan Pablo Montoya sein NASCAR-Comeback nach zehn Jahren Pause - Ein unbeschriebenes Blatt ist er in der Stockcar-Szene wahrlich nicht

(Motorsport-Total.com) - Juan Pablo Montoya ist einer der vielseitigsten Rennfahrer der Welt. Seine glanzvolle Karriere umfasst sieben Formel-1-Siege, wobei er es sowohl mit Williams als auch mit McLaren auf die oberste Stufe des Podiums geschafft hat. In lediglich 94 Grands Prix erzielte er 30 Podestplätze und 13 Poles. Seine beste Platzierung in der WM-Gesamtwertung war Dritter (2002 und 2003).

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya im NASCAR-Cockpit

Juan Pablo Montoya hat auch in der NASCAR eine bewegte Karriere erlebt Zoom

Außerhalb der Formel 1 ist Montoya zweimaliger Gewinner des Indianapolis 500. Im Jahr 2000 triumphierte er dort als Rookie für Chip Ganassi Racing. 15 Jahre später, inzwischen für das Team Penske fahrend, fügte er seinen zweiten Sieg beim "Greatest Spectacle in Racing" hinzu. Unmittelbar vor seinem ersten Indy-500-Sieg hatte Montoya im Jahr 1999 als Rookie in Diensten des Ganassi-Teams mit beeindruckenden siegen Siegen den CART-Titel eingefahren.

Montoyas Erfolgsliste aber geht weit über den Formelsport hinaus und umfasst unter anderem auch Langstreckenrennen. So ist er dreimaliger Gesamtsieger der 24 Stunden von Daytona (2007, 2008, 2013 jeweils mit dem Ganassi-Team). Als Penske-Pilot wurde er im Jahr 2019 Champion in der Topklasse der IMSA-Serie.

Bei den 24 Stunden von Le Mans stand Montoya auf dem Podium, nämlich 2018 als er für United Autosports den dritten Platz in der LMP2-Klasse belegte. Außerdem hat er 2017 das Race of Champions (ROC) in Miami gewonnen. Zu sagen, dass "JPM" ziemlich gut ist, wäre eine Untertreibung.

Und dann ist da noch Montoyas NASCAR-Karriere, in der er bei mehr als 250 Starts in der Cup-Serie zwei Siege und neun Poles erzielte. Kurz vor seinem 49. Geburtstag (Freitag dieser Woche) kehrte der Kolumbianer am vergangenen Wochenende ins NASCAR-Cockpit zurück. In Watkins Glen pilotierte er einen Toyota Camry von 23XI Racing - dem Team, das Basketball-Legende Michael Jordan zusammen mit NASCAR-Pilot Denny Hamlin gehört.

Juan Pablo Montoya

Watkins Glen 2024: Juan Pablo Montoya fährt nach zehn Jahren wieder NASCAR Zoom

Nachfolgend blicken wir auf die denkwürdigsten Momente in Juan Pablo Montoyas NASCAR-Karriere zurück - sowohl auf die guten als auch die schlechten.

Das Jet-Dryer-Inferno

Okay, wir bringen es gleich hinter uns. Die Rede ist vom berüchtigten Feuerunfall mit einem Jet-Dryer während des Daytona 500 der NASCAR-Saison 2012. Dass dieser Vorfall nicht selten das erste ist, worüber gesprochen wird, wenn Montoya und NASCAR im selben Satz erwähnt werden, das erweist der soliden Karriere, die er als NASCAR-Pilot hingelegt hat, einen Bärendienst.

Aber hey, das Daytona-Oval brannte damals nicht nur buchstäblich, sondern tatsächlich. In einer Gelbphase aufgrund eines nicht damit zusammenhängenden Zwischenfalls brachte Montoya seinen Chevrolet Impala mit der Startnummer 42 von Chip Ganassi Racing in die Boxengasse. "Irgendetwas ist gewaltig kaputt", warnte er über Funk, doch das Team schickte ihn wieder auf die Strecke.

Mit hohem Tempo versuchte Montoya, wieder Anschluss an das Feld zu finden. Da brach in Turn 3 des Daytona International Speedway die Radaufhängung seines Autos hinten links. Der rote Ganassi-Chevy geriet außer Kontrolle und brach nach rechts aus. Direkt im Weg seines sich drehenden Autos waren an der Mauer zwei Jet-Dryer positioniert, um die Strecke zu reinigen.

Daytona 2012: Jet-Dryer in Flammen nach Crash von Juan Pablo Montoya

Daytona 2012: Jet-Dryer in Flammen nach Crash von Juan Pablo Montoya Zoom

Montoya krachte in das Heck eines der beiden Fahrzeuge. Während sein NASCAR-Bolide zerstört wurde, verteilten sich rund 750 Liter Kerosin auf der Strecke. Die Flüssigkeit entzündete sich rasch und verursachte ein gewaltiges Inferno, das zu einer Unterbrechung des Rennens mit der roten Flagge führte.

Es war ein denkbar unglückliches Timing und ein verrückter Crash, wie wir ihn weder davor noch danach jemals gesehen haben. Duane Barnes, der Fahrer des Jet-Dryers, und auch Montoya wurden im Halifax Medical Center in Daytona Beach untersucht. Glücklicherweise war keiner ernsthaft verletzt.

Einige dachten, das Rennen würde nie wieder aufgenommen werden, da die Schaden genommen haben könnte. Doch nach zweistündigen Aufräumarbeiten gelang es NASCAR, das Daytona 500 fortzusetzen und über die volle Distanz über die Bühne zu bekommen. Ins Ziel ging es am frühen Montagmorgen Ortszeit.

Wenn Teamkollegen kollidieren

2007 fuhr die zweite NASCAR-Liga (heute Xfinity-Serie, damals Busch-Serie) ein Rennen auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez in Mexiko City. Das Ganassi-Team war mit Scott Pruett und Juan Pablo Montoya auf dem besten Weg zu einem Doppelerfolg.

Doch acht Runden vor Schluss gab Montoya seinem Teamkollegen einen Stoß und schickte ihn in einen Dreher. Damit war der Weg frei für Montoyas ersten NASCAR-Sieg. Pruett freilich war von der Art und Weise, wie dieser Erfolg zustande kam, alles andere als beeindruckt.

Mexico City 2007: Scott Pruett, Juan Pablo Montoya im Rennen der Busch-Serie

Mexico City 2007: Scott Pruett, Juan Pablo Montoya im Rennen der Busch-Serie Zoom

"Ausgerechnet dein Teamkollege nimmt dich aus dem Rennen. Das war einfach nicht gut. Niederträchtiges, schmutziges Fahren", tönte Pruett, seines Zeichens mehrmaliger Champion in der Welt des Langstreckensports. Ein NASCAR-Rennen gewonnen hat er nie.

Montoya sagte, er fühle sich wegen der Kollision "wirklich schlecht", habe aber auch das Gefühl, dass es ihm sein Teamkollege extra schwer gemacht habe. Es war nicht das letzte Mal, dass "JPM" mit einem anderen Fahrer aneinander geriet ...

Der erste Cup-Sieg

Es dauerte nicht lange, bis Montoya seinem ersten Sieg in der zweiten NASCAR-Liga auch seinen ersten Sieg in der höchsten NASCAR-Liga folgen ließ. Als Rookie in der Saison 2007 überholte der Formelsport-Superstar den damaligen Roush-Piloten Jamie McMurray auf dem Sonoma Raceway.

Montoya, der einen Dodge Avenger für Chip Ganassi Racing fuhr, zog in der Haarnadelkurve innen an McMurray vorbei, verpasste dabei aber seinen Bremspunkt und war die Führung sofort wieder los. Sieben Runden vor Schluss versuchte er es erneut, in diesem Fall beim Anbremsen von Kurve 2.

Dieses zweite Manöver klappte und Montoya fuhr auf und davon. Die Spritvorräte im Tank seines Ganassi-Dodge gingen zur Neige, reichten aber gerade so, um als Sieger ins Ziel zu kommen.

Sonoma 2007: Juan Pablo Montoya feiert seinen ersten Cup-Sieg mit Vater Pablo

Sonoma 2007: Juan Pablo Montoya feiert seinen ersten Cup-Sieg mit Vater Pablo Zoom

In der Victory Lane sprach Montoya von einem "riesigen Sieg". Der aus Bogota stammende Kolumbianer war der erste - und ist bis heute einzige - Fahrer aus Südamerika, der jemals ein Rennen der NASCAR Cup Series gewonnen hat.

Herzschmerz beim Brickyard 400

Wenn es um Fahrer geht, die versuchten aus dem Formelsport in die NASCAR-Szene zu wechseln, dann war Montoya einer derer, denen der Umstieg beeindruckend gelungen ist. Eine Rennstrecke, die dem zweimaligen Indy-500-Sieger besonders gut lag, war wenig überraschend der Indianapolis Motor Speedway.

2009 lieferte Montoya beim Brickyard 400 eine absolut dominante Performance ab. In seinem Chevrolet Impala von Chip Ganassi Racing führte er 116 der 160 Runden an. Doch seine Chance, die berühmte Ziellinie aus Ziegelsteinen zu küssen, verpuffte nach einer unglücklichen Speeding-Penalty beim letzten Boxenstopp. Er konnte es nicht fassen.

Indianapolis 2009: Juan Pablo Montoya zu schnell in der Boxengasse

Indianapolis 2009: Juan Pablo Montoya zu schnell in der Boxengasse Zoom

"Das gibt's doch nicht", funkte Montoya, bevor er hinzufügte: "Wir hatten das im Sack. Danke, NASCAR, dass ihr mir den Tag versaut habt." Zu Ende ging einer beeindruckendsten Tage in der NASCAR-Karriere von "JPM" mit einem wenig repräsentativen elften Platz.

Rangelei mit Kevin Harvick

In seiner NASCAR-Zeit hatte Montoya keine Probleme damit, Farbe zu bekennen und für sich selbst einzustehen. Es gab mehrere Momente, in denen er mit einem anderen Fahrer aneinander geriet, aber keiner war so wie jener im Cup-Rennen in Watkins Glen 2007.

Bei einem späten Restart fuhr Montoya an sechster Stelle. Nach einem aggressiven Block vor Kurve 1 wurde er von Martin Truex Jr. (DEI-Chevrolet) touchiert, woraufhin Montoya in der Kurve mit Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) kollidierte und beide aus dem Rennen waren.

Montoya und Harvick sind für hitzige Wortgefechte durchaus bekannt. Und so war es nicht verwunderlich, dass es bei diesem Zwischenfall zu einer heftigen Auseinandersetzung kam. Es wurde geschubst, gerangelt und sich an die Helme gegriffen.

Watkins Glen 2007: Zoff zwischen Juan Pablo Montoya und Kevin Harvick nach Kollision

Watkins Glen 2007: Zoff zwischen Juan Pablo Montoya und Kevin Harvick Zoom

Innerhalb von 40 Sekunden eskalierte die Konfrontation. Schläge schienen nur noch Sekunden entfernt. Zum Glück aber wurden die beiden gerade noch rechtzeitig von Harvicks Teamkollege Jeff Burton und von einem NASCAR-Offiziellen getrennt.

Montoya erklärte, er habe versucht, Harvick mitzuteilen, wie er von Truex Jr. angeschoben wurde. Aber der zukünftige Cup-Champion, der Ende der Saison 2023 zurückgetreten ist, war damals nicht daran interessiert, zuzuhören. Auf die Frage nach dem Inhalt der Diskussion, die er mit Montoya hatte, sagte Harvick: "Ich habe darüber gesprochen, ihm in den Arsch zu treten, weil ich das so empfunden habe."

Die letzte karierte Flagge

2010 war Montoya in Watkins Glen nicht zu schlagen. Nachdem er sich in seinem #42 Ganassi-Chevrolet als Dritter qualifiziert hatte, führte er 74 der 90 Runden an und gewann mit fast fünf Sekunden Vorsprung auf Penske-Pilot Kurt Busch. Montoya sprach darüber, wie sehr er es liebt, in der Cup-Serie zu fahren, und hob die Schwierigkeiten hervor, die zwischen seinem ersten und zweiten Sieg lagen, nämlich 114 Rennen.

"Es ist großartig", sagte Montoya an jenem August-Tag im Jahr 2010 in der Victory Lane in Watkins Glen. "Wir haben viele Rennen aus der Hand gegeben. Es wurde wirklich langsam frustrierend, aber dieses Team hat einen tollen Job gemacht."

Watkins Glen 2010: Juan Pablo Montoya feiert als Sieger

Watkins Glen 2010: Juan Pablo Montoya feiert als Sieger Zoom

Es sollte der zweite und letzte Sieg in Montoyas Karriere in der NASCAR-Topliga sein, wenngleich er dort noch bis in die Saison 2014 hinein antrat. Auf den Ovalen zeigte er sich deutlich verbessert und kämpfte um zahlreiche Rennsiege auf allen Streckentypen, doch die schwarz/weiß karierte Flagge als Erster sah er nicht mehr.

Montoya beendete seine Vollzeit-NASCAR-Karriere mit einer einzigen Playoff-Teilnahme: 2009 wurde er Achter der Gesamtwertung. Bis heute ist das die höchste Jahresendplatzierung, die ein Fahrer, der außerhalb der USA geboren wurde, in der Geschichte der NASCAR Cup Series erreicht hat.

Rückkehr nach zehn Jahren Pause

Am vergangenen Sonntag versuchte Montoya, ein neues Kapitel in seiner NASCAR-Geschichte zu schreiben, indem er in Form eines Einzelstarts sein Comeback gab. Auf der Rennstrecke in Watkins Glen im US-Bundesstaat New York, auf er im Jahr 2010 triumphiert hatte, fuhr er den Toyota Camry mit der Startnummer 50, der von 23XI Racing auf Teilzeitbasis eingesetzt wird.

Auch wenn das Comeback in Bezug auf die Ergebnisse (P34 im Qualifying und P32 im Rennen) nicht so verlief, wie er es sich erhofft hatte, so hatte Montoya dennoch seinen Spaß. Im Verlauf des Rennens kam er nach vorne, ein Top-10-Ergebnis schien möglich. "Aber dann fing der rechte Hinterreifen an, Blasen zu werfen. Das hat uns gekillt", sagte er, nachdem er das Rennen mit einer Runde Rückstand beendet hatte.

Es bleibt abzuwarten, ob Watkins Glen 2024 das letzte Rennen in der NASCAR-Karriere von Juan Pablo Montoya bleiben wird, oder ob er es irgendwann in der Zukunft noch einmal versuchen wird.

Juan Pablo Montoya

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