• 03.11.2014 02:16

  • von Pete Fink

Texas-Schlacht: Johnson siegt im Gordon-Drama

Während Jimmie Johnson in Texas seinen vierten Saisonsieg feiert, erlebt Jeff Gordon ein Drama - wieder fliegende Fäuste, wieder Brad Keselowski im Fokus

(Motorsport-Total.com) - Am Ende war es, im wahrsten Sinne des Wortes, eine Schlacht. Es gibt keinen Zweifel daran, dass Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) nach 191 Führungsrunden ein verdienter Sieger des AAA Texas 500 war. Ganz nebenbei bemerkt war es der 70. Karriere-Erfolg des Kaliforniers. Damit steht zudem fest, dass es in der Eliminator-Round nach wie vor keinen definitiven Qualifikanten für die Final-Four von Homestead gibt. Aber das alles sind nur Nebengeräusche eines großen NASCAR-Dramas.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon, Brad Keselowski

Emotionen: Jeff Gordon (mitte) geht Brad Keselowski (links) an den Kragen Zoom

Denn der große Pechvogel des zum Schluss so chaotischen Texas-Abends war Jeff Gordon, der eine vermeintlich sichere Homestead-Qualifikation wegwarf. Zum zweiten Mal in Folge, denn nach Martinsville (Earnhardt-Sieg und P2) ging in den Schlussrunden von Texas alles, aber auch wirklich alles denkbare schief. Statt dem so wichtigen Texas-Triumph nur Platz 29 - und eine nun gnadenlos auf der Kippe stehende Qualifikation für das Saisonfinale.

Was war passiert? Eigentlich sah Gordon bereits wie der sichere Sieger aus. Er hatte im Texas-Finale einen passablen Vorsprung und hinter ihm mühte sich sein Teamkollege Johnson nach besten Kräften, das Verfolgerduo Brad Keselowski (Penske-Ford) und Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) zu blocken. Vier Runden vor dem geplanten Ende dann die Schrecksekunde: Clint Bowyer (28.) landete in seinem Waltrip-Toyota plötzlich in der Mauer und löste damit eine späte Gelbphase samt Green-White-Checkered-Verlängerung aus.

Der Vorsprung war dahin. Beim Restart wählte Leader Gordon die Außenbahn und ließ nach innen (Johnson) eine kleine Lücke. Dies war der Moment, in dem Keselowski beinhart in die Hendrick-Mitte fuhr. Es kam zum Kontakt und Gordon schlitzte sich dabei einen Reifen auf. Prompt legte der Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 24 auf der Gegengeraden einen Dreher hin und schleppte sich waidwund an die Box. Dort flog Gordon zu allem Überfluss aus der Führungsrunde. Wahnsinn.

Gordon-Frust und Keselowski "beinhart"

Jimmie Johnson

Der Texas-Triumphator: Jimmie Johnson siegt am Ende klar und deutlich Zoom

Natürlich gab es noch einmal Gelb (neuer Texas-Rekord mit 13 Gelbphasen), aber Gordons Siegchancen waren dahin. Mehr als P29 war binnen weniger Sekunden nicht mehr möglich. Extrem bitter. Vorne machte Johnson beim Restart kurzen Prozess und hielt Harvick (2.) und Keselowski (3.) hinter sich. Kyle Busch (Gibbs-Toyota) verpasste als Vierter ein mögliches Texas-Triple, nachdem er das Truck- und das Nationwide-Rennen gewonnen hatte. Doch dann ging es erst so richtig rund.

Gordon parkte seinen Hendrick-Chevy direkt neben dem Keselowski-Ford und ging auf diesen zu. Nach einem kleinen Wortgefecht schubste Harvick Keselowski von hinten an, was Gordon zu einem Angriff nutzte. Es folgte eine handfeste Schlägerei, die in den Gesichtern von Gordon und Keselowski kleine Cuts hinterließ. Erst nach einigen Sekunden konnten die Streithähne getrennt werden. Wieder fliegende Fäuste in der NASCAR, wieder durchbrennende Sicherungen im so turbulenten Chase 2014.


Der Boxkampf zwischen Gordon und Keselowski

Es war eine beispiellose Wendung des Rennschicksals. Binnen weniger Augenblicke verpuffte eine fast sicher geglaubte Final-Qualifikation, die nun auf der Kippe steht. Noch besitzt Gordon als Gesamtvierter ein virtuelles Homestead-Ticket, aber nur einen Punkt hinter ihm lauern gleichauf Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) und Carl Edwards (Roush-Ford). Überhaupt trennen die acht Playoffkandidaten ganze 18 Punkte. Und damit steht jetzt schon fest: Das kommende Phoenix-Rennen, das Quicken Loans for Heroes 500, wird ein absoluter NASCAR-Thriller. Was das Texas-Finale definitiv auch war.

Und Bösewicht Keselowski hat in Texas nichts dazu beitragen können, dass sein angeschlagenes Image aufpoliert wurde. Es war sein typisch knallhartes Agieren als es um die Wurst ging, was man dem Penske-Piloten nicht übelnehmen kann. Wie allerdings Gordon, Harvick und Co. in einer Woche in Phoenix reagieren werden, das steht auf einem ganz anderen Stern. Keselowski steht ganz sicher kein einfaches Rennen bevor.

Logano und Hamlin punktgleich vorne

Kenseth Newman

Tyre-Rub mal drei: Ryan Newman, Matt Kenseth und Marcos Ambrose Zoom

Der Rest der Texas-Story ist schnell erzählt. Polesitter Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) bestimmte die Anfangsphase und wurde nach einem Feindkontakt samt Reifenwechsel doch nur 25. Gleiches gilt für Ryan Newman (Childress-Chevrolet), der sich wenigstens noch auf Rang 15 arbeiten konnte. Johnson überholte Kenseth in Runde 53, danach spielten die Hendrick-Zwillinge im Prinzip Katz und Maus mit der Konkurrenz.

Als es in der zweiten Rennhälfte dann zu vielen Gelbphasen kam, nutzte Keselowski dies um einen Boxenstopp auszulassen und sich vorne an der Spitze festzubeißen. Neben dem immer in Lauerstellung platzierten Harvick bildete "Bad Brad" somit den vierten Mann an der Spitze. Weil die Gelbphasen auch im Finale nicht aufhören wollten, kamen Keselowski und Harvick immer wieder in direkte Schlagdistanz zu Gordon/Johnson - mit den bekannten Folgen.


NASCAR in Fort Worth

In diesem ganzen Kuddelmuddel holte sich das Ganassi-Duo Jamie McMurray und Kyle Larson die starken Positionen fünf und sieben. Dazwischen klassierte sich ein extrem unauffälliger Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevy; 6.). Auch Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet) zockte sich einmal kurz in Front und wurde am Ende Achter. Sehr positiv ging das Ende für Carl Edwards (Roush-Ford; 9.) und Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 10.) aus, die sich damit nach wie vor Hoffnungen für ein Homestead-Ticket machen können.

Joey Logano war im Rennverlauf eigentlich der wesentlich aussichtsreichere Penske-Pilot, musste aber nach einem späten Stopp mit Rang zwölf hinter Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevy; 11.) Vorlieb nehmen. Logano ist nun punktgleicher Tabellenführer mit Hamlin, Newman liegt zehn Zähler zurück auf Gesamtrang drei. Was aber im Hinblick auf Homestead noch gar nichts bedeutet. Dies alles wird am kommenden Sonntagabend in Phoenix entschieden. Für Hochspannung ist bereits jetzt gesorgt.