Johnson plaudert aus dem Nähkästchen
Jimmie Johnson spricht im Interview über seine Jugend, seine Ängste und Hobbys, seine Ehefrau und seine geheime Leidenschaft: Eiskreme
(Motorsport-Total.com) - Jimmie Johnson betritt als Cup-Titelverteidiger die Rennstrecke von Charlotte. Der Kalifornier startet von Platz zehn und liegt in der Meisterschaft auf Platz sechs und hat damit beste Chancen auf einen Einzug in den Chase. Doch es gibt nicht nur den Rennfahrer Johnson, sondern auch den Privatmann Johnson. Zeit, einmal einen Blick auf das Privatleben des Hendrickstars zu werfen.

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Jimmie Johnson gewährt einen Blick in sein Privatleben und seine Vergangenheit
Frage: "Was war dein bester Moment in einem Rennauto?"
Jimmie Johnson: "Den ersten Sieg in jeder möglichen Rennklasse oder Kategorie einzufahren. Man kann einen jungen Mann in ein Auto setzen und ihn entwickeln, aber er muss gewinnen. Mein erster Sieg in einem Off-Road-Truck, mein erster ASA-Sieg, mein erster Busch-Sieg, mein erster Cup-Sieg, das alles waren sehr, sehr besondere Augenblicke."#w1#
Frage: "Hast du je einen Fehler gemacht, der dir nachhängt?"
Johnson: "Ich denke da an 1995 zurück, als ich mit Off-Road-Trucks unterwegs war und einen schlimmen Unfall in Mexiko hatte. Bis zu diesem Punkt war ich extrem aggressiv und habe viel Equipment verschlissen. Meine Karriere befand sich an einem kritischen Punkt. Ich war schnell und aggressiv aber habe nicht gewonnen, weil ich viele Fehler machte. An dem Punkt, wo ich mich beinahe selbst umgebracht habe, habe ich mich als Fahrer verändert."
Unfall veränderte Johnsons Fahrweise
Frage: "Was ist passiert?"
Johnson: "Ich führte das Baja 1000 an und lag weit vorne. Ich döste ein, weil ich mehr als 20 Stunden unterwegs war. Es war etwa drei oder vier Uhr Morgens und ich erwartete den Sonnenaufgang, um neue Kraft zu tanken und es bis ins Ziel zu schaffen. Ich döste hinter dem Steuerrad ein und als ich wieder aufwachte, schoss ich auf eine Kurve zu, wo ich zuvor hätte abbremsen sollen. Ich kam von der Strecke ab und mein Co-Pilot wurde bewusstlos. Ich dachte, ich hätte ihn verletzt. Meine Aufmerksamkeit war wieder da."
Frage: "Du fährst auf der Rennstrecke scheinbar furchtlos, aber gibt es etwas, vor dem du Angst hast?"
Johnson: "Wenn ich mich irgendwo befinde, wo es sehr hoch ist, habe ich das Bedürfnis, zu springen. Ich weiß nicht wieso, da gibt es eine Stimme in meinem Kopf, die mir sagt: 'Spring!' Ich war vor einigen Jahren gemeinsam mit meiner Ehefrau auf dem Eiffelturm. Ich sagte zu ihr: 'Du musst mich wieder herunterbringen. Ich habe das Gefühl, dass ich hier herunterspringen muss.' Sie sah mich an und fragte: 'Wovon redest du?' Ich antwortete, dass ich es ernst meine und dass ich wieder runter muss. So fuhren wir wieder nach unten."
Frage: "Du bist in El Cajon in Kalifornien aufgewachsen. Warst du ein Surfer?"
Johnson: "Ich habe viel Zeit mit surfen verbracht, das stimmt schon. Ich bin 15 Meilen vom Strand entfernt aufgewachsen. In der Schule hatte ich einige Freunde, die permanent nur zum surfen gingen. Später bin ich morgens oft früh aufgewacht, bin hinausgepaddelt und habe dennoch versucht, pünktlich wieder in der Schule zu sein."
Was ist ein Kalifornier ohne Surfbrett?
Frage: "Was magst du am surfen?"
Johnson: "Es ist sehr cool. Du versuchst die Welle genau dann zu erwischen, wenn sie bricht. Man sieht dann diese Welle auf sich zukommen und sie ist größer als du. Dann muss man sie einfangen, damit sie einen vorwärts treibt. Man paddelt und fährt rückwärts, dann hebt dich die Welle empor und ab geht's."
Frage: "Du spielst gerne Golf. Was fesselt dich daran so?"
Johnson: "Es ist so herausfordernd. Das, was ich dort genieße, ist es, mit drei Freunden rauszugehen, sich gegenseitig zu veralbern, Handicaps auszuarbeiten und auszuhandeln, bevor es mit dem eigentlichen Spiel losgeht. Ich liebe das drum herum und die Zeit, die ich mit meinen Freunden verbringen kann."
Frage: "Was war dein erster Job?"
Johnson: "Mein erster wirklicher Job war bei einer Stoßdämpferfirma. Die haben Stoßdämpfer für Geländefahrzeuge gebaut."
Frage: "Hattest du je mal einen richtig schlechten Arbeitsplatz?"
Johnson: "Jobs auf der Baustelle waren sehr hart, besonders in jungen Jahren. Man steht auf, bevor die Sonne aufgeht. Ich weiß nicht, welchen Kaffee es zu dieser zeit gab. Man arbeitet sich dann den Buckel krumm, bedient Presslufthammer oder verbaut Ziegelsteine. Das schlimmste war es, als wir etwas an einem Klärtank arbeiten mussten. Das ist die schlimmste Arbeit, die es geben kann."
Fisch-Tacos und Eiskreme
Frage: "Was ist deine Lieblingsspeise?"
Johnson: "Fisch-Tacos sind das höchste der Gefühle. In Mexiko zu sein, am Strand zu faulenzen und sich bei einem Stand frische Fisch-Tacos zu holen, es gibt nichts, was besser ist. Am besten noch zusammen mit Mais-Tortillas und Salsa."
Frage: "Wenn du vier Leute einmal zu einem Dinner treffen könntest, wen würdest du aussuchen?"
Johnson: "Ich würde meine Großväter gerne wieder sehen. Sie sind vor einer langen Zeit von uns gegangen. Ich hätte sie gerne wieder zurück und würde etwas Zeit mit ihnen verbringen. Ich weiß nicht, warum ich an Leute denke, die gestorben sind, aber ich denke an meine Freunde , die in der Nähe von Martinsville mit einem Flugzeug abgestürzt sind und ich denke an Blaise Alexander. Er war ein sehr enger Freund. Und ich denke an Al Shill Jr., gegen den ich Rennen gefahren bin. Das sind jetzt mehr als vier, aber an genau diese Leute denke ich."
Frage: "Kannst du den Satz vervollständigen: Meine Frau denkt, ich wäre zu..."
Johnson: "Kindisch würde passen. Ich hatte eine harte Jugend und darauf bin ich stolz."
Frage: "Wo war dein erstes Date mit deiner Frau?"
Johnson: "Ich war in New York. Es gab da eine Party im Haus eines Freundes. Ich bin ihr zuvor schon ein paar Mal begegnet und diesmal war sie auch da. Wir haben viel miteinander geredet und von da an ging alles sehr schnell."
Frage: "Hast du eine geheime Leidenschaft?"
Johnson: "Eiskreme. Ich bin verrückt danach. In den kleinen Kühlboxen im Motorhome haben wir eine große Auswahl an Eissorten. Ich kann mich bei so was schwer bremsen. Ich wache mal mitten in der Nacht auf, wissend, dass wir noch Eis im Gefrierfach haben, stehe auf und gönne mir einiges davon. Dann steige ich zurück ins Bett und meine Frau stöhnt: 'Es ist zwei Uhr Morgens. Du bist nur aufgestanden, um Eis zu essen?'"
Frage: "Hast du eine Lieblinssorte?"
Johnson: "Kirsche ist eine meiner Lieblinssorten. Karamell mag ich auch. Schokolade auf der einen Seite, Vanille auf der anderen, Karamell in der Mitte, so kann man jeden Löffel genießen."
Frage: "Du fährst höllisch schnell, aber wenn du in der Stadt unterwegs bist, was stört dich dann am Meisten?"
Johnson: "Langsame Wagen auf der Überholspur. Wenn man sich selbst links befindet auf einen Langsamen auffährt, brülle ich, er solle beiseite fahren. Es gibt ja schließlich noch drei oder vier Spuren."

