• 01.09.2008 09:02

  • von David Pergler

Jimmie Johnson beherrscht Fontana

Gegen Jimmie Johnson war in Fontana kein Kraut gewachsen, die Konkurrenz um Greg Biffle biss sich an dem dominanten Kalifornier die Zähne aus

(Motorsport-Total.com) - Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) war schon das ganze Rennwochenende in Fontana durchgehend schnell, aber was der zweifache Cup-Champion beim Pepsi 500 ablieferte, war eine Galavorstellung. In 227 von insgesamt 250 Umläufen war seine Startnummer 48 im Zwischenklassement ganz oben zu lesen. Damit hat er dieses Rennen zum zweiten Mal in Folge gewonnen und bereits vor dem Start hat er das für ihn siegreich verlaufene Pepsi 500 von 2007 auf der kalifornischen Strecke als Schicksalsrennen und als Meilenstein in der Meisterschaft bezeichnet.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson hat in Fontana alles niedergewalzt, was ihm in die Quere kam

Genau das Gleiche könnte hier auch der Fall sein, denn nun hat er die beiden Titelduellanten Kyle Busch (Gibbs-Toyota) und Carl Edwards (Roush-Ford) daran erinnert, dass er nach wie vor ein ernstzunehmender Gegner im Kampf um die Meisterschaft ist und man ihn nie abschreiben darf. Zwar kam ihm auch das Streckenprofil recht nahe, denn Fontana ist keines der von Hendrick dieses Jahr so gefürchteten 1,5-Meilen-Ovale, sondern misst zwei Meilen, trotzdem gilt: Einen so dominanten Johnson gab es schon lange nicht mehr zu sehen.#w1#

Der Titelverteidiger konnte zuletzt ebenfalls souverän das Allstate 400 gewinnen, doch dieses Rennen kann man ein wenig ausklammern, weil in der Reifenfarce von Indianapolis kein normaler Rennverlauf zustande kam. Bereits im Februar 2008 hatte Johnson Anstalten gemacht, den ersten NASCAR-Auftritt in Fontana zu gewinnen, doch 23 Runden vor Schluss hatte ihm damals Edwards noch die Show gestohlen.

Alle Angriffe der Konkurrenz scheiterten kläglich

Jimmie Johnson

Das Feld macht sich auf die Reise... Zoom

Diesmal hatte niemand eine Chance gegen Johnson, nicht einmal der zweitplatzierte Greg Biffle (Roush-Ford), der im Ziel um mehr als zwei Sekunden zurück lag. Immer wieder hatte der Hendrick-Pilot größere Zeitabstände zwischen sich und seine Verfolger bringen können, welche seinen Wagen nur während der Gelb-Phasen aus der Nähe sahen.

Nur wenige Male gelang es den Rivalen, vor Johnson zu schlüpfen, etwa nach Runde 162. Johnson zog an der Box vier Reifen auf, einige Konkurrenten ließen sich je nur zwei neue Walzen raufschnallen und konnten durchschlüpfen. So fand sich der 32-Jährige beim Restart auf Position sechs wieder. Doch der Kalifornier gab Gas und war eine Runde später Vierter, zwei Runden später Zweiter und die dritte Runde darauf hatte er wieder die Führung inne.

Beeindruckend war dabei die scheinbar spielerische Leichtigkeit, mit der er stets Platz eins zurück erobern konnte. In Runde 182 hatte die Konkurrenz während einer Caution wieder den nächsten Versuch: Bei Hendrick gab es Probleme mit der Tankanlage, was Johnson wertvolle Sekunden kostete. So verließ der Kalifornier seine Mechaniker abermals als Sechster. Auf der Strecke hätte ihn Edwards und Co nie überholen können.

Jimmie Johnson meldet sich im Meisterschaftskampf zurück

Jimmie Johnson

Die Boxenstopps waren in Fontana Jimmie Johnsons Achillesferse Zoom

Kaum war die grüne Flagge draußen, schwang sich Johnson wieder innerhalb von drei Runden von Auto zu Auto zurück an die Spitze. Den Verfolgern blieb nichts anderes übrig, als ins Lenkrad zu beißen. Wenig später wolle Biffle es wissen: Seine Crew fertigte ihn in Windeseile ab und der Ford-Fusion konnte sich vor den dominanten Chevrolet-Impala-SS setzen. Doch gegen den amtierenden Champion war kein Kraut gewachsen - einen halben Umlauf später sah der Roush-Pilot wieder nur die Auspuffrohre von Johnson.

Damit stand dem 36. Cup-Sieg des Hendrick-Piloten nichts mehr im Weg. "Das ist der gleiche Wagen, mit dem wir in Indianapolis gewonnen haben, da bin ich sehr stolz darauf", jubelte Johnsons Crew-Chief Chad Knaus nach der triumphalen Zieldurchfahrt. "Das Auto war sehr gut, besonders in den ersten 15 oder 20 Runden", gab der Rennsieger zu Protokoll. "Wenn man ein Auto wie heute zur Verfügung hat, ist es egal, wo man sich auf der Strecke bewegt", deutete Johnson an, dass er die Konkurrenz von jeder Position aus hätte schlagen können.

Die geschlagenen Rivalen konnte vor so viel Dominanz nur den Kopf schütteln: "Er wurde im Rennverlauf immer besser. Aber er hatte auch mehr Grip in den Kurven", gab Biffle zu Protokoll. Der Roush-Pilot war frustriert, 2008 noch kein Rennen gewonnen zu haben: "Der Wagen mit der Nummer 48 war heute die große Trumpfkarte. Wenn uns nicht gerade die 18 (Kyle Busch; Anm. d. Red.) schlägt, dann die 48."

NASCAR-Topfavoriten insgesamt eher schwach

A.J. Allmendinger

Red Bull verpasste zwar die Top 10, lieferte aber ein gutes Wochenende ab Zoom

Bester Toyota war ausnahmsweise nicht Überflieger Busch, sondern dessen Teamkollege Denny Hamlin (Gibbs-Toyota), der damit zum zweiten Mal in Folge als Dritter ins Ziel fuhr. Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) fuhr ein starkes Rennen auf vier nach Hause, ebenso wie Matt Kenseth (Roush-Ford). Für den Tabellenleader verlief in Fontana diesmal nicht alles nach Plan und mit Rang sieben fand sich Busch genau einen Platz hinter seinem neuen Erz-Rivalen Edwards ein.

Kasey Kahne (Evernham-Dodge), David Reutimann (Waltrip-Toyota) und Clint Bowyer (Childress-Chevrolet) komplettierten die Top 10. Ganassi-Star Juan Pablo Montoya war schon das ganze Wochenende recht unauffällig und mit Rang 20 kam er genau auf der Position ins Ziel, auf der er sich schon das ganze Wochenende bewegt hatte. Auch Tony Stewart lieferte ein insgesamt schwaches Rennwochenende ab, welches er als 22. beendete.

Für Jeff Gordon (Hendrick-Chervolet) war Rang 15 ebenfalls nicht die ganz große Offenbarung, der Kalifornier wartet noch immer auf Saisonsieg Nummer eins. Mit den Plätzen zwölf und 14 konnten die Red-Bull-Toyota zwar nicht an die starken Trainingsleistungen anknüpfen, sorgen aber für ein insgesamt gutes Red-Bull-Wochenende. Das ist besonders für Allmendinger wichtig, der sich den Weg zurück in die Top 35 der Owner-Wertung bahnen muss.

In Richmond wird abgerechnet

In Sachen Chase hat sich wenig getan, außer dass der elftplazierte Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) und Jeff Burton (Childress-Chevrolet) auf 17 nun auch ihre Playoff-Tickets gelöst haben. Durch eine Zielankunft auf der zehn hat Chase-Wackelkandidat Bowyer noch ein paar zusätzliche Punkte zwischen sich und David Ragan (Roush-Ford) auf 13 bringen können, der auch in der Tabelle auf dem undankbaren 13. Platz rangiert.

Doch zwischen diesen zwei Fahrern ist es nach wie vor sehr eng, gerade einmal 17 Zähler trennen den Roush- und den Childress-Piloten, erst das kommende Rennen in Richmond entscheidet sich, wer von den beiden in den Meisterschaftskampf ziehen darf, wenn in einer Woche abgerechnet wird und ein Schlussstrich um das Chase-Duell gezogen wird. Auch Kahne darf sich ebenso noch Hoffnungen machen, wie auch einige vor Bowyer platzierte Fahrer noch zittern müssen.