Jeff Gordon: "Nichts besser, als Kyle Busch zu schlagen"

Jeff Gordon holte sich in Phoenix den 83. Sieg seiner Karriere - Kyle Busch blieb in der entscheidenden Phase nur das Nachsehen

(Motorsport-Total.com) - Jeff Gordon wusste spätestens mit Fallen der Grünen Flagge in Phoenix, dass er am Sonntag ein gehöriges Wörtchen im Kampf um eine Topplatzierung im zweiten Sprint-Cup-Rennen der Saison 2011 wird mitreden können. Bereits während der freitäglichen Trainingssitzungen zeigte sich der Hendrick-Pilot vom Handling seines Chevrolet Impala mit der Startnummer 24 auf Longruns begeistert. Im sonntäglichen Subway Fresh Fit 500 folgte schließlich die Bestätigung.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon

Jeff Gordon in Phoenix: Riesige Freude nach dem ersten Sieg seit April 2009

Nachdem er in 138 der 312 zu fahrenden Runden an der Spitze des Feldes gelegen hatte, holte sich Gordon auf dem Ein-Meilenoval von Phoenix im US-Bundesstaat Arizona den insgesamt 83. Sprint-Cup-Sieg seiner Karriere. Der Triumph bedeutete gleichzeitig das Ende einer 66 Rennen andauernden Durststrecke ohne Sieg - der bisher längste sieglose Zeitraum in der mittlerweile über 18-jährigen Sprint-Cup-Karriere Gordons. Zudem war es der erste Sieg mit seinem neuen Crewchief Alan Gustafson, der nach der winterlichen Personalrochade im Hendrick-Team in dieser Saison für den Chevy mit der Nummer 24 zuständig ist.


Fotos: NASCAR in Phoenix


"Ich wusste von Beginn an, dass wir heute ein ganz spezielles Auto hatten", so Gordon im Anschluss an seinen langersehnten Sieg. "Ich wusste, wie gut Kevin Harvick auf dieser Strecke unterwegs ist. Als sich sah, dass wir gut mit ihm mithalten konnten, war mir klar, dass es heute klappen könnte", erinnert sich der Hendrick-Pilot an die ersten Runden des 200-Meilen-Rennens.

Schrecksekunde in Runde 59

Gänzlich ungefährdet gestaltete sich die Triumphfahrt allerdings nicht. Im Zuge einer Massenkarambolage mitten im Feld in Runde 59 geriet unter anderem der weinrote Hendrick-Chevy kurzzeitig an die Mauer. "In diesem Moment dachte ich, es wäre vorbei", erinnert sich Gordon. Die Beschädigung hielt sich allerdings in Grenzen und der vierfache Cup-Champion konnte seine Fahrt nach einem Check in der Boxengasse ohne größeren Zeitverlust fortsetzen.

Doch nicht nur das - bereits kurz darauf sollte es noch besser kommen: In Runde 77 übernahm Gordon erstmals die Führung im Rennen. Nach einigen sehenswerten Duellen mit Ex-Champion Tony Stewart (SHR-Chevrolet) und Hendrick-Teamkollege Jimmie Johnson war es in der Schlussphase der Gibbs-Toyota von Kyle Busch, der für Gordon das größte Hindernis auf dem Weg zum Sieg darstellte.

Nachdem sich der NASCAR-Champion der Jahre 1995, 1997, 1998 und 2001 in der Zwischenzeit den Bonuspunkt für die meisten Führungsrunden im Rennen gutschreiben lassen konnte, fiel er im Zuge der letzten Boxenstopprunde von Platz eins auf Rang drei zurück. Der letzte und entscheidende Angriff auf den führenden Busch glückte schließlich acht Runden vor Schluss. "In diesem Moment war es mir egal, ob ich gegen Kyle Busch oder wen auch immer kämpfen musste. Ich hatte erstmals seit langem das Gefühl, dass ich die Situation kurz vor Schluss eines Rennens kontrollieren konnte", so Gordon.

Kyle Busch im Finale ohne Chance

Nach einem kurzen Anklopfen am Heck des Toyota Camry mit der Startnummer 18 ging Gordon auf der Start-Ziel-Geraden längsseits und setzte sich in einem beherzten Manöver in Turn 1 schließlich durch. "In diesem Moment wurde es etwas haarig. Ich war mir nicht sicher, wie er reagieren würde. Wir berührten uns kurz in Turn 1 - das war's", erinnert sich Gordon an das rennentscheidende Manöver und ergänzt: "Als mir mein Spotter schließlich über Funk durchgab, dass ich vorbei war, ging es nur noch darum, die letzten Runden abzuspulen."

Jeff Gordon, Kyle Busch

Der entscheidende Angriff: Jeff Gordon geht innen an Kyle Busch vorbei Zoom

Angesichts der langen Durststrecke und der Tatsache, dass es ihm als einzigem Fahrer gelang, Kyle Busch am Phoenix-Wochenende in die Schranken zu weisen, verspürte Gordon im Moment des Überfahrens der Ziellinie nichts als Freude: "Kyle ist ein harter Hund. An seiner Seite einen Restart durchführen zu müssen, das ist nicht unbedingt das, was man haben muss. Jeder weiß, wie aggressiv er zu Werke geht. Es gibt nichts Besseres, als ihn zu schlagen." Einzig ein Sieg im direkten Duell mit Dauerchampion Jimmie Johnson würde nach Aussage Gordons für ihn persönlich eine ähnliche Tragweite haben.

Anders als bei so manchem Triumph in den Anfangsjahren seiner Karriere, hatte der einstige "Wonder Boy" diesmal das Publikum komplett auf seiner Seite. "Nach so langer Zeit weiß man einen Sieg erst richtig zu schätzen", so der Kalifornier, der durch seine Seriensiege in den 90er Jahren lange Zeit einen schweren Stand in den NASCAR-Hochburgen der US-amerikanischen Südstaaten hatte.

Gordon genießt die Siegesfeier in vollen Zügen

"Die Reaktion der Fans auf den vollbesetzten Tribünen war all die Mühe wert. Ich bin mir nicht sicher, ob ich so etwas in meiner Karriere schon einmal erlebt habe. Alle gingen sie mit - und das obwohl mein Burnout wahrlich nicht der beste war. Ich glaube, bei der Gelegenheit habe ich den Motor ruiniert", erinnert sich der 83-fache Sprint-Cup-Sieger an die Minuten unmittelbar nach der Zieldurchfahrt.

Jeff Gordon

Jeff Gordon und Crewchief Alan Gustafson feiern ausgelassen in der Victory Lane Zoom

Mit dem Ergebnis in Phoenix hat sich einmal mehr bewahrheitet, welch enormen Anteil Gordons Teambesitzer Rick Hendrick an den Erfolgen seines Schützlings hat. Hendrick war es, der wenige Tage nach dem Saisonfinale 2010 in Homestead für Erstaunen sorgte, als er drei seiner vier Teams in Bezug auf die Fahrer-Crewchief-Kombination neu aufstellte. Lediglich das Erfolgsgespann Jimmie Johnson/Chad Knaus blieb unangetastet.

Im Falle von Jeff Gordon zeichnet seither Alan Gustafson als Crewchief verantwortlich, für den es nach den Triumphen mit Kyle Busch 2005 und Mark Martin 2009 bereits der dritte Phoenix-Sieg mit jeweils einem anderen Fahrer war. Was die Saison 2011 betrifft, stehen die Chancen gut, dass es für das noch junge Gespann Gordon/Gustafson nicht der letzte Besuch in der Victory Lane war.