• 14.10.2007 19:46

Jeff Gordon im ausführlichen Siegerinterview

Jeff Gordon in der Pressekonferenz über die verrückten letzten Runden von Charlotte und seine Hauptgegner im verbleibenden Nextel-Cup-Chase

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jeff, erzähle uns ein wenig über deinen heutigen Sieg"
Jeff Gordon: "Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, ich bin noch total aufgeregt, genau wie vergangene Woche. Es war damals ein großartiges Duell und diese Woche ist es jetzt in Charlotte das Gleiche. Alle haben mich die Woche über danach gefragt, dass wir in den letzten Rennen nicht besonders gut ausgesehen haben. Seit 1999 habe ich hier nicht mehr gewonnen und die ganzen Probleme, die wir heute hinter uns lassen mussten, machen aus diesem Sieg etwas ganz spezielles für mich."

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon

Jeff Gordon bejubelt seinen sechsten Saisonsieg in Charlotte

"Und mein Gott, wenn ich heute nicht gewonnen hätte, dann wären die Jungs, mit denen ich kämpfe, wahrscheinlich vor mir ins Ziel gekommen. Entweder Jimmie Johnson oder Clint Bowyer, beide liefern tolle Leistungen ab, von daher ist dieser Sieg extrem wichtig."#w1#

Frage: "Nur um ganz sicher zu gehen: Nachdem dich Bowyer fast gerammt hätte, kamst du im Green-White-Checkered-Finale sehr gut weg. Warum hast du die Benzin-Situation in den letzten Gelbphasen so dramatisiert?"
Gordon: "Wen ich sie überdramatisiert hätte, dann hätte ich die Führung nicht verloren. Ich wollte einfach auf der sicheren Seite sein. Es gab schon einen Grund, warum die Jungs beim Restart davor so dicht auf mich aufgefahren sind, und ich muss mich bei Kyle bedanken, denn er hat richtig klug gehandelt."

Dank an den besonnenen Teamkollegen

Kyle Busch

Kyle Busch verhielt sich im Charlotte-Finale sehr besonnen Zoom

"Ich vermute, dass er auch ein kleines Problem gehabt hat, aber er hätte mir auch leicht hinten auffahren können und mich so herausdrehen können. Ich hatte in der Anfahrt auf Turn 1 keine Power und Newman zog außen herum an uns vorbei. Wenn wir kein Benzinproblem gehabt hätten, dann hätte uns niemand eingeholt."

"Beim letzten Restart wollte ich nur sicherstellen, dass der Motor genug Sprit bekommen würde. Aber es ging nicht darum, dass uns das Benzin ausgehen würde, nicht dass ihr das falsch versteht. Wir hatten nur zu wenig Benzin an Bord, um langsam auf dem Banking herumzurollen. Also fuhr ich im flachen Bereich der Strecke, damit ich soviel Sprit wie möglich auf der rechten Seite des Tanks halten konnte. Auf diese Art und Weise hatte ich beim Restart jede Menge Power und keine Aussetzer."

"Das hat prima funktioniert. So gut, dass ich auf der Start-Ziellinie sogar durchdrehende Räder hatte und Bowyer mir direkt im Genick saß. Es war eine Art Katz- und Mausspiel, aber glücklicherweise hat er mich von hinten getroffen. In der Victory Lane kam er zu mir und sagte: 'Sorry, ich habe dich getroffen', aber ich sagte zu ihm: 'Kein Problem, wenn du mich nicht getroffen hättest, dann hättest du mich überholt."

Schöner Zweikampf mit Dale Jr.

Jeff Gordon Dale Earnhardt Jr.

Mit Dale Earnhardt Jr. gab es richtig aufregende und enge Zweikämpfe Zoom

Frage: "Eine andere Kleinigkeit. Ich weiß gar nicht, ob du dich daran erinnerst. Ich denke, es war in Runde 83, als du Dale Jr. einen kräftigen Schubser gabst. Er verlor beinahe sein Heck und du zogst an ihm vorbei. Ich habe die Abfolge der Ereignisse nicht ganz verstanden. Hatte er etwas damit zu tun, oder war es einfach das, was du in diesem Moment tun musstest?"
Gordon: "Ich habe schon damit gerechnet, dass ihr auf das zurückkommen werdet. Was passiert ist, ist, dass er auf der oberen Linie jede Menge Schwung bekam, aber es dauerte eine lange Zeit, bis er auf dem Speed war. Daher schloss ich auf und ein paar Runden nach einem Restart war ich unten, als ich in Turn 3 einfuhr. Er war oben und zog nach unten, also konnte ich direkt hinter ihm jede Menge Speed mitnehmen."

"Mein Auto arbeitete unten super, seines offensichtlich nicht, denn ich ging aufs Gas, während er offensichtlich noch auf der Bremse stand. Ich wollte ihn überhaupt nicht aus dem Weg räumen, ich wollte nur soviel Schwung wie möglich mitnehmen und als ich ihn angeschubst hatte, dachte ich mir nur 'Oops' und habe ihn überholt. Das war alles."

Frage: "War dein Sieg heute exakt nach dem Plan, den du dir vorher zurecht gelegt hast, oder warst du aufgrund deiner Strategie am Ende in der Position, damit du dieses Rennen gewinnen konntest?"
Gordon: "Klar, wir haben uns das Ganze vor drei oder vier Tagen aufgeschrieben (lacht, Anm. d. Red.). Also bitte. Nein, im Ernst. Man weiß nie, wie sich so ein Rennen entwickelt, man kann keinen Fahrplan aufstellen. Ihr müsst meinen Crew-Chief Steve Letarte fragen. Er ist der Mann, der die Strategie umsetzt, er entscheidet über zwei oder vier Reifen und Benzin. Ich mache nur mein Bestes, um wie hier in Charlotte ein Rennen zu gewinnen."

Erfahrung bringt nichts

Jeff Gordon

Auch die Erfahrung von 81 Cup-Siegen kann manchmal wertlos sein Zoom

Frage: "Nach dem Restart flog Ryan Newman an dir vorbei. Hinter dir waren Kyle Busch und Clint Bowyer. Du dachtest, dass dir dein Benzin ausgehen wird. Welche Rolle spielt deine Erfahrung als vierfacher Champion in so einer Situation?"
Gordon: "Null. Erfahrung und Talent spielen in so einem Moment keine Rolle. In diesem Moment fuhr ich in Turn 1, ich hatte meinen Fuß auf dem Gaspedal und es fühlte sich an, als hätte plötzlich jemand den Motor abgestellt. Und ich war mir ziemlich sicher, dass das wieder passieren würde."

"Wir hatten so etwas schon einige Male zuvor. Es ist spät im Rennen, man versucht die Benzinpumpe mit den Resten zu füttern. Aber wenn ich mir über die Situation im Klaren gewesen wäre, dann wäre ich schon vorher auf den Apron gefahren und hätte so die Führung vielleicht nicht verloren. Ich dachte einfach, dass wir in Ordnung sind."

"Als ich in der Mitte der Kurve war, hoffte ich nur, dass ich wieder Gas geben können würde, was dann ja auch passiert ist. Ich sah im Spiegel, wie Kyle Busch direkt hinter mir war und ich wartete auf einen Stoß. Ich dachte, dass er denken würde, dass ich Gas geben würde."

"Mir war schon klar, dass sie mir ins Heck fahren würden, also versuchte ich etwas nach oben zu fahren. So kam er nach unten, während oben die Nummer 12 an uns allen vorbeidonnerte. Da betete ich nur darum, dass das Benzin zurückkommen würde und so kam es dann ja auch."

"Ich habe dann nur den Benzindruck beobachtet und dachte mir, dass ich vielleicht noch sechs oder sieben Pfund Sprit haben würde, was nicht besonders viel ist. Ich befürchtete, dass mir das Benzin ausgehen würde, oder würde es vielleicht doch reichen? Was wird passieren? Dann fuhr ich durch die nächste Kurve und es war okay. Dann hoffte ich nur noch, dass es bis zum Ende reichen würde. Mehr konnte ich nicht tun."

"In der Gelbphase funkte ich dann an die Box: 'Mir wird das Benzin ausgehen, mir wird das Benzin ausgehen', aber Steve sagte mir: 'Dir wird das Benzin nicht ausgehen, du hast noch genug an Bord.' Auf der Gegengerade passierte auch nichts, es ging nur um Turn 3 und 4. NASCAR sieht es sicher nicht gerne, wenn du auf dem Apron in Richtung Restart fährst, aber ich musste das tun. Glücklicherweise hat es funktioniert."

Über das Newman-Manöver

Ryan Newman

Ryan Newman verblüffte mit seinem Manöver nicht nur die Zuschauer Zoom

Frage: "Wenn du auf diese Art und Weise aus einer Kurve kommst und dann siehst, wie der Kollege, der dich gerade überholt hat, in der Mauer hängt, denkst du dir dann: 'Was in aller Welt geht denn hier gerade ab?'"
Gordon: "Alles ist möglich. Steve erkennt am Tonfall meiner Stimme, wenn ich ihn frage, ob wir genug Sprit haben, oder ob wir alles verbrauchen können, was noch drinnen ist. Du kannst nur hoffen, dass du es ins Ziel schaffen wirst."

"Als das alles passierte, war fertig und frustriert, aber es ging weiter. Ich versuchte, die Nummer 12 zu jagen. Er hat richtig Gas gegeben, aber mein Auto war zumindest gleich schnell. Ich hätte ihn aber wahrscheinlich nicht überholen können, also stellte ich mich auf Platz zwei ein."

"Dann habe ich in den Spiegel geschaut, um zu sehen, was hinter mir passiert. Es sah alles ganz gut aus und ich dachte mir, dass er wenigstens keiner derjenigen ist, mit denen wir um den Titel kämpfen und in der Punktewertung noch ein guter Tag daraus wird. Und auf einmal brach ihm das Heck aus und das war es dann. Ich konnte es gar nicht glauben, hatte aber gleichzeitig alle Hände voll zu tun, um nicht verwickelt zu werden. Ich wusste nicht, ob er nun nach unten rutschen würde, oder erst noch einmal in die Mauer krachen würde, und danach nach unten rutschen würde."

"Ich wollte auch die Kontrolle über mein Auto nicht verlieren, denn da gab es jede Menge Öl. Es war eine verrückte Kette von Ereignissen und ich bin regelrecht überwältigt. Wahrscheinlich ebenso wie er, als ich ohne Benzin war und er außen um mich herumfuhr."

Bowyer beeindruckt, Charlotte wird geliebt

Clint Bowyer

Clint Bowyer genießt höchsten Respekt - nicht nur bei Jeff Gordon Zoom

Frage: "Eine Frage zu Clint Bowyer. Wie überrascht bist du, dass er derjenige ist, der dir auf den Fersen ist. Was hat er in seinen 68 Cup-Rennen gezeigt, dass er für dich ein Herausforderer auf den Titel ist?"
Gordon: "Er ist unglaublich, er beeindruckt gerade eine ganze Menge Leute. Wenn ich einen Fahrer beurteile und was dieser meiner Meinung nach erreichen kann, dann geht es mir als allererstes immer um Konstanz und um gute Leistungen auf unterschiedlichen Strecken. Und seine Konstanz dieses Jahr ist wirklich sehr gut. Vielleicht war er vor dem Chase nicht besonders spektakulär, aber er kommt einfach immer ins Ziel. Davon muss man einfach beeindruckt sein, egal ob sie einen Defekt haben, oder nicht. Er selbst war immer in der Lage, sich aus allem Ärger herauszuhalten."

"Der wirkliche Schlüssel für einen Top-Fahrer ist dann, wenn es um die Wurst geht, wenn es um die Meisterschaft geht. Wenn man dann in der Lage ist, noch einen draufzusetzen, wenn man sich selber auf das nächste Level bringt, wenn man derjenige ist, den es zu schlagen gilt, dann beeindruckt man. Und genau das macht er."

Frage: "Was bedeutet es für dich, hier zum ersten Mal seit 1999 gewonnen zuhaben?"
Gordon: "Das war immer einer meiner Lieblingskurse. Zwischen 1994 und 1999 waren wir immer solide uns stark. Wir kamen nach Charlotte, haben Poles geholt, waren vorne dabei und haben Rennen gewonnen. Irgendwie kam das zu einem Stillstand. Aber die Performance von Jimmie und Chad hat uns geholfen. Wenn du siehst, wie gut sie unterwegs sind, dann hat das einen positiven Effekt auf die ganze Organisation, auch auf uns, weil wir wissen, dass wir das können und auch die Werkzeuge dazu haben."

Stewart ist eine Qual

Tony Stewart

Tony Stewart - kann jemand mit so einem Lächeln eine Qual sein? Zoom

"Ich habe an meinem Fahrstil gearbeitet und wir haben das letzte aus dem Auto und den Setups herausgekitzelt. Dann waren wir gut unterwegs und das war schon der halbe Sieg. Aber gut zu fahren dreht die Sache nicht, denn - aus was für Gründen auch immer - haben wir einfach nicht das Ziel erreicht. Heute habe ich nichts anders gemacht, aber die Dinge liefen für uns und es hat geklappt."

Frage: "Welchen Einfluss hat die Tatsache, dass Tony Stewart nun 198 Punkte bei noch fünf ausstehenden Rennen hinter dir ist? Niemand anderer scheint auf der Jagd zu sein. Ist es im Chase mit drei oder vier Gegnern einfacher, als mit sieben oder acht?"
Gordon: "Es ist immer noch das Gleiche. Ich schreibe Tony solange nicht ab, solange er eine mathematische Chance hat. Dieser Kerl ist eine wirkliche Qual. Er kann auf jeder Strecke zu jeder Zeit gewinnen. Sein Team ist stark und ich weiß wie gut er und seine Mannschaft ist."

"Natürlich fühle ich mich komfortabel, aber ich nehme es nicht auf die leichte Schulter. Es ist schon gut, dass es zwischen uns dreien noch richtig eng zugeht, das lässt uns konzentriert bleiben. Wir werden nicht konservativ agieren, aber wir werden klug agieren und harte Rennen fahren. Wir werden nichts ändern."

"Das schwierige am Chase ist, dass du gegen elf andere Jungs fährst. Wenn der eine oder andere heraus fällt, dann macht es das zwar ein wenig einfacher, aber du musst immer noch vier oder fünf andere schlagen."

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