• 10.03.2013 23:13

  • von Pete Fink

Jackpot am Geburtstag: Kenseth gewinnt in Las Vegas

Matt Kenseth siegt an seinem Geburtstag beim dritten NASCAR-Saisonlauf in Las Vegas - Kasey Kahne und Titelverteidiger Brad Keselowski auf den Plätzen

(Motorsport-Total.com) - Matt Kenseth schafft das statistisch fast Unmögliche und gewinnt an seinem Geburtstag ein Sprint-Cup-Rennen. In den über 60 Jahren NASCAR-Historie hatte es dies bisher nur zweimal gegeben: Einmal durch Cale Yarborough in den 1970er-Jahren und einmal vor nicht allzu langer Zeit durch Kyle Busch in Richmond. Der jetzt 41-jährige Kenseth ist nun also der dritte NASCAR-Pilot, dem dies gelang. Doch der Gibbs-Neuzugang musste sich dieses vermutlich schönste Geschenk hart erarbeiten.

Titel-Bild zur News: Matt Kenseth

Kerzen ausblasen: Matt Kenseth gewinnt zum dritten Mal in Las Vegas Zoom

Denn sein großer Gegner in einem mitreißenden Finale beim Kobalt Tools 400 auf dem Las Vegas Motor Speedway hieß Kasey Kahne in einem superstarken Hendrick-Chevrolet, der das Renngeschehen über fast die gesamte Renndistanz bestimmte. Kahne sammelte am Ende nicht weniger als 114 Führungsrunden ein, hatte nach 267 Rennrunden aber keine Chance gegen einen sich mit Händen und Füßen wehrenden Kenseth. Zwei Zehntelsekunden trennten die beiden Kontrahenten beim Fallen der Zielflagge.

In einem von Beginn an unterhaltsamen Sprint-Cup-Rennen fiel die Entscheidung an der Box, als sich Kenseth im Rahmen der fünften und letzten Gelbphase bei einem Fuel-Only-Stopp ohne Reifenwechsel in Front zockte. Kahne ließ, wie die meisten Piloten auch, zwei neue Reifen aufschnallen und fand sich danach als Sechster in der Verfolgerposition wieder. Knapp 30 Runden hatte der Hendrick-Pilot noch Zeit, seinen Reifenvorteil zu nutzen, was ihm jedoch nicht ganz gelang. Die Konkurrenz war schnell kassiert, doch dann war Kenseth an der Reihe.

Mehrere Male schien es, als hätte sich die Startnummer 5 in eine Angriffsposition gebracht, doch in jedem Fall hatte Kenseth eine passende Antwort parat. Kahne versuchte es unten herum, in der Mitte, doch die obere Linie des gelben Gibbs-Toyota erwies sich immer als die Schnellere. "Ich habe alles versucht", musste der 32-Jährige eingestehen. "Ich bin früh vom Gas gegangen, ich bin spät vom Gas gegangen, aber Matt hat einfach einen guten Job gemacht, indem er seinen Schwung beibehielt. Er hat einen tollen Kampf geboten und das Ganze auf alten Reifen nach Hause gefahren. Kompliment."

Keselowski ringt Kyle Busch nieder

Clint Bowyer, Brad Keselowski

Start zum Kobalt Tools 400 mit Polesitter Brad Keselowski (2) Zoom

Dies gab Kenseth natürlich zurück: "Kasey hatte heute das beste Auto", so der NASCAR-Champion des Jahres 2003. "Ich habe meinem Crewchief (Jason Ratcliff; Anm. d. Red.) zwölf Runden vor Schluss gesagt, dass wir das Ding leider verlieren werden. Wir hatten einfach zuviel Untersteuern und eben nicht das schnellste Auto. Aber irgendwie haben wir es dann doch noch geschafft. Doch ich war so richtig nervös." Ein spannendes Las-Vegas-Finale hatte seinen Sieger gefunden.

Überhaupt ging es in Las Vegas auch ohne einen einzigen Crash von Beginn an zur Sache. Weil Training und Qualifying vom Freitag verregnet waren, wurde nach der Ownerwertung der Vorsaison 2012 aufgestellt. Dadurch erbte NASCAR-Champion Brad Keselowski (Penske-Ford; 3.) die Pole, der weder am Test-Donnerstag, noch am regenfreien Samstag eine auffällige Figur gemacht hatte. Doch die Setup-Veränderungen von Crewchief Paul Wolfe zeigten Wirkung: Keselowski hielt sich zu Beginn auf Platz eins, ließ sich später auch durch einen missratenen Boxenstopp nicht aus dem Konzept bringen und zockte sich analog zu Kenseth im Finale auf Rang zwei nach vorne.

Zwar musste er nach dem letzten Restart Kahne ziehen lassen, doch immerhin konnte er Kyle Busch (4.) niederhalten. Der Lokalmatador hatte seinerseits am Samstag durch gute Zeiten geglänzt und fuhr seinen Gibbs-Toyota zu Beginn mühelos in direkte Schlagdistanz zur Spitze. Auch eine Durchfahrtsstrafe wegen Pit-Lane-Speedings überstand der Gibbs-Pilot schadlos. Sein gelber Toyota Camry glänzte vor allem bei den Restarts und auf den Short-Runs, doch in jeder länger unter Grüner Flagge andauernden Rennphase büsste er Boden ein.

So auch im Finale: Schlussendlich hatte Kyle Busch keine Chance gegen Keselowski und musste sich mit Rang vier zufrieden geben. Fünfter wurde Phoenix-Sieger Carl Edwards (Roush-Ford), der Jimmie Johnson (6.) in den Schlussrunden bezwang. Der vierfache Las-Vegas-Sieger Johnson sah nur gegen Rennmitte als Siegkandidat aus, als er Kahne einmal überholen konnte und sich 66 Lead-Laps einverleibte. Im Finale ging seinem Hendrick-Chevrolet der sprichwörtliche Saft aus.

Viele große Namen weit hinten

Kasey Kahne, Kyle Busch

Kyle Busch (18) und Kasey Kahne (5) lieferten sich viele Duelle Zoom

Mit Dale Earnhardt Jr. fuhr sich ein dritter Hendrick-Chevy solide auf Rang sieben. Für "Junior" war es das dritte Top-10-Ergebnis im dritten Saisonrennen. Wie Edwards und Johnson hatte der Dauerpublikumsliebling aber nichts mit der Entscheidung zu tun. Martin Truex Jr. wurde als Achter bester Waltrip-Pilot vor dem Childress-Duo Paul Menard (9.) und Kevin Harvick (10.). Aufgrund der nur fünf Gelbphasen lagen zeitweise nur noch 15 Piloten in der Führungsrunde, am Ende waren es immerhin noch deren 19.

Darunter auch die beiden Earnhardt/Ganassi-Chevrolets von Jamie McMurray (13.) und Juan Pablo Montoya (11.). Montoya erwischte dabei genauso einen "Lucky Dog" wie Vorjahressieger Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 11.) und Penske-Neuzugang Joey Logano (Penske-Ford; 12.). Mit Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet; 25.) und Vize-Champion Clint Bowyer (Waltrip-Toyota; 27.) kamen in Las Vegas zwei der "Big-Boys" zu keinem Zeitpunkt zurecht.

Das große Setup-Thema an einem sonnigen Nevada-Sonntag war das hartnäckige Übersteuern, unter dem fast alle Piloten litten. Auch Danica Patrick hatte zu keinem Zeitpunkt eine Chance, auch nur um eine Position in der Führungsrunde zu kämpfen. Am Ende brachte sie ihren bockigen Stewart/Haas-Chevy mit sechs Runden Rückstand auf Platz 36 ins Ziel.

Lob für das neue Gen6

Doch eines machte Las Vegas auch klar: Das neue Gen6 sorgte dafür, dass es auch auf den kitzeligen 1,5 Meilen-Ovalen zu Überholmanövern kam. Keselowski/Kahne, Johnson/Kahne, einige Male Kyle Busch gegen Kahne, Johnson und Keselowski - die 1,5 Meilen-Premiere des neuen NASCAR-Boliden verdiente sich gute Noten und birgt viel Anlass zur Hoffnung, dass es auch in Zukunft zu interessanten Intermediate-Rennen kommen wird.


Fotos: NASCAR in Las Vegas


In der Sprint-Cup-Gesamtwertung hat Johnson weiterhin die Nase knapp vor Keselowski und Earnhardt. Sieger Kenseth machte naturgemäß einen großen Satz von 18 auf zehn. Noch mehr Aufholen konnte der zweitplatzierte Kahne von Position 31 auf 14. Dieses Szenario könnte am kommenden Wochenende aber bereits wieder komplett durcheinander gewürfelt werden, denn dann wartet ein ganz besonderes NASCAR-Schmankerl.

Zum ersten Mal in der Saison 2013 macht der NASCAR-Tross auf dem berühmt-berüchtigten Short-Track von Bristol. Die 500 Runden im inoffiziellen Kolosseum der NASCAR an der Staatsgrenze zwischen Virginia und Tennessee stellen komplett andere Anforderungen an Mensch und Material. 'Motorvision TV' überträgt auch diesen NASCAR-Kracher am Sonntagabend ab 17:30 Uhr wieder live!