Homestead-Sieg für Hamlin - Six-Pack für Johnson

Denny Hamlin bringt mit seinem ersten Saisonsieg ein schwieriges Jahr versöhnlich zu Ende - Jimmie Johnson sichert sich seinen sechsten NASCAR-Titel

(Motorsport-Total.com) - "Five Time" ist Geschichte: Jimmie Johnson ist seit dem Finale der NASCAR-Saison 2013 in Homestead ein sechsfacher Sprint-Cup-Champion. Im entscheidenden letzten Saisonlauf genügte dem Hendrick-Piloten Platz neun, um sich nach 2006, 2007, 2008, 2009 und 2010 erneut die Krone in der höchsten NASCAR-Liga aufzusetzen.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

"Five Time" ist Geschichte: Jimmie Johnson ist nun sechsfacher NASCAR-Champion Zoom

Matt Kenseth und Kevin Harvick - Johnsons letzte verbliebene Gegner im Titelkampf - durften im Ford EcoBoost 400 trotz starker Vorstellung nur kurz hoffen, das Ruder noch einmal herumreißen zu können. Während Johnson trotz mehrerer Schrecksekunden Platz neun ins Ziel brachte, waren die Plätze zwei für Kenseth und zehn für Harvick zu wenig. Am Saisonende fehlten ihnen unterm Strich 19 beziehungsweise 34 Punkte auf den Champion.

Im Rücken von Polesetter Kenseth, der sich dank 144 auf Platz eins verbrachten Runden den Bonuspunkt für die meisten Führungsrunden gutschreiben ließ, hielt sich der von Platz sieben gestartete Jimmie Johnson über weite Strecken der Renndistanz in unmittelbarer Nähe der Spitzengruppe auf und fuhr seinem sechsten Titel scheinbar ungefährdet entgegen. Selbst im Falle eines Kenseth-Sieges hätte Johnson Platz 23 zum Titelgewinn genügt.

Drei Schrecksekunden für Johnson

Jimmie Johnson

Bevor Johnson den Cup in die Höhe stemmte, wurde es mehrmals richtig eng... Zoom

Bei einem chaotischen Restart in der 194. von 267 Runden allerdings stockte dem Hendrick-Piloten, seinem Crewchief Chad Knaus und der gesamte Johnson-Fangemeinde kurzfristig der Atem. Beim unmittelbar vorangegangenen Boxenstopp hatte die Johnson-Crew auf Sicherheit gespielt und ihren Fahrer nach einem Rundum-Service mit Wechsel aller vier Reifen auf Platz acht wieder auf die Strecke geschickt. So fand sich Johnson beim Restart, der von Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) und Johnsons langjährigem Mentor Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) angeführt wurde, mitten im Pulk wieder - und dort wurde es verdammt eng.

Weil Gordon in Reihe eins denkbar schlecht auf Touren kam und seinen Hendrick-Chevy nach kurzem Anklopfen von Kyle Busch (Gibbs-Toyota) nur mit großer Mühe auf Kurs halten konnte, kam es rückwirkend im Feld zu einer Kettenreaktion: Johnson geriet ausgerechnet mit dem Auto von Titelkonkurrent Kenseth leicht aneinander und hatte bei einem wilden Quersteher, der jenem von Gordon glich, seinerseits alle Hände voll zu tun, nicht in der Mauer zu landen.

Doch damit nicht genug: Im ersten Moment war nicht klar, ob Johnsons Hendrick-Chevy bei der brenzligen Szene Schaden am linken vorderen Kotflügel genommen hatte und somit Gefahr lief, dass ein Reifen aufgeschlitzt wurde. Inmitten dieser Momente der Unsicherheit wurde der Titelfavorit Nummer eins bis auf Platz 23 durchgereicht und hatte gleich zweimal Glück, einer Kollision haarscharf aus dem Weg zu gehen: Kyle Larson (Phoenix-Chevrolet; 15.) und kurz darauf Greg Biffle (Roush-Ford; 24.) kamen dem dunkelblauen Hendrick-Chevy von Johnson gefährlich nahe. Doch wie beim Restart ging es auch in diesen beiden Fällen gut.

Platz neun reicht zum sechsten Titel

Der Fünffach-Champion entging somit innerhalb weniger Minuten gleich dreimal einem möglichen Abflug und hatte 13 Runden später erneut das Glück auf seiner Seite, als die siebte von insgesamt acht Gelbphasen (Reifenschaden bei Paul Menard und anschließend spektakulärer Abgang mit Explosion der heißen Gummifetzen in der Boxengasse) das Feld einbremste. Johnson konnte so zusammen mit dem übrigen Feld die Boxengasse aufsuchen und erhielt einen frischen Satz Goodyear-Reifen. Wie sich später herausstellen sollte, hätte der linke vordere Pneu nicht mehr lange durchgehalten. Gleichzeitig ließ er von seiner Hendrick-Crew den letzten Verdacht auf nachhaltige Beschädigungen am Kotflügel ausräumen und konnte die letzten 60 Runden befreit unter die Räder nehmen.


Paul Menards explosives Rennende

Mit Platz neun brachte Johnson seinen sechsten NASCAR-Titel letztlich sicher und nach einer extrem starken Saison mit sechs Siegen alles andere als unverdient nach Hause. Kenseth hingegen schaffte den achten Saisonsieg trotz seiner 144 Führungsrunden nicht ganz. In der Homestead-Schlussphase lieferte sich der Gibbs-Pilot einen packenden Dreikampf mit seinem Teamkollegen Denny Hamlin und dem wieder einmal bestens aufgelegten Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet). "Junior" hatte sich zuvor gleich mehrfach speziell gegen Ende eines Stints in Szene setzen können und plante im Rücken des Gibbs-Duos Hamlin/Kenseth eine Schlussattacke, um seinen langersehnten ersten Saisonsieg doch noch einzufahren.

Kenseth allerdings machte seinen knallgelben Toyota Camry im Kampf um Platz zwei so breit wie es nur irgendwie ging und stoppte damit den finalen Vorwärtsdrang von Earnhardt Jr. Nutznießer dieses fesselnden Zweikampfes war Spitzenreiter Hamlin, der vorne die Segel setzte und beim 36. und letzten Rennen des Jahres seinerseits doch noch seinen ersten Saisonsieg unter Dach und Fach brachte.

Erster Saisonsieg für Denny Hamlin

Denny Hamlin

Denny Hamlin holte sich den letzten Sieg der NASCAR-Saison 2013 Zoom

"Das ist unglaublich. Mein Team und alle meine Sponsoren standen durch Höhen und Tiefen immer hinter mir", freute sich ein um Worte ringender Hamlin nach dem versöhnlichen Ende seiner von einer vierwöchigen Verletzungspause gekennzeichneten Saison. Mit dem längst überfälligen ersten Saisonsieg baute Hamlin seine Serie von aufeinanderfolgenden Jahren, in denen er mindestens ein Rennen gewann, im letzten Moment doch noch auf deren acht aus und gab zufrieden zu Protokoll: "Diese Serie wollte ich unbedingt fortsetzen."

Hinter den Top 3 Hamlin, Kenseth und Earnhardt Jr. machten die beiden Waltrip-Teamkollegen Martin Truex Jr. (4.) und Clint Bowyer (5.) die Top 5 des Saisonfinales komplett. Für Truex Jr. markierte Platz vier den Abschied vom Team. In der kommenden Saison wird der große Verlierer des Richmond-Skandals für Furniture Row Racing ins Lenkrad greifen. Deren diesjähriger Fahrer, Ex-Champion Kurt Busch, der in Richtung Stewart/Haas Racing abwandert, kam bei seinem letzten Start für das in Denver beihamatete Team auf Platz 21 ins Ziel nachdem ein später Schachzug, auf nur zwei neue Reifen zu setzen, nicht von Erfolg gekrönt war.

Derweil wurden die weiteren Top 10-Plätze vor dem neuen Champion Jimmie Johnson (9.) von Vorjahres-Champion Brad Keselowski (Penske-Ford; 6.), Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 7.) und Joey Logano (Penske-Ford; 8.) belegt. Kevin Harvick - neben Johnson und Kenseth der einzige weitere mit Titelchancen angetretene Fahrer - kam nach starker Anfangsphase, anschließenden Handlingsproblemen, die ihn sogar aus der Führungsrunde herausfallen sahen und sehenswertem Comeback schließlich auf Platz zehn ins Ziel. Für den Titel oder Vize-Titel zwar zu wenig, doch wie schon 2010 und 2011 beendete Harvick damit auch seine letzte Childress-Saison auf Platz drei der Sprint-Cup-Gesamtwertung, bevor für ihn in der Saison 2014 bei Stewart/Haas Racing ein neues Kapitel beginnt.

NASCAR-Abschied für Montoya, Martin und Schrader

Mark Martin

Ging Mark Martins Karriere wirklich mit Platz 19 in Homestead zu Ende? Abwarten... Zoom

Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) kam bei seinem letzten NASCAR-Rennen vor dem Wechsel zurück in die IndyCar-Serie auf Position 18 ins Ziel. Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet) beendete das letzte Rennen ihrer Rookie-Saison im Sprint-Cup auf Platz 20.

Endgültig Abschied nehmen heißt es nach aktuellem Stand der Dinge hingegen von NASCAR-Oldie Mark Martin, der den Stewart/Haas-Chevy des verletzten Tony Stewart beim letzten Auftritt auf Platz 19 ins Ziel brachte und von Ken Schrader (FAS-Ford), der bei seinem definitiv letzten Sprint-Cup-Rennen auf Platz 34 einlief. Die Zukunft von Jeff Burton ist ungewiss. Fest steht derzeit nur, dass für ihn neun Jahre Richard Childress Racing am Sonntag mit Platz 23 zu Ende gingen.

Während die alte NASCAR-Garde langsam aber sicher das Feld räumt, ist Jimmie Johnson auf dem besten Weg, mit den Legenden Richard Petty und Dale Earnhardt gleichzuziehen. Nach dem Gewinn seines sechsten Titels am Sonntag in Homestead fehlt dem gerade einmal 38-jährigen Kalifornier aus El Cajon in der ewigen NASCAR-Bestenliste nur noch ein Titel auf die beiden Siebenfach-Champions.

Jimmie Johnsons Jagd auf Titel Nummer sieben beginnt bereits in etwas mehr als drei Monaten. Am Sonntag, den 23. Februar 2014 steht mit dem Daytona 500 das Auftaktrennen der neuen Sprint-Cup-Saison auf dem Plan. 'Motorvision TV' überträgt wie gewohnt live.