Herzschlagfinale in Fontana: Harvick schlägt Johnson!

Kevin Harvick setzt sich im hochdramatischen Fontana-Finale gegen Champion Jimmie Johnson und Kyle Busch durch - Juan Pablo Montoya auf P10

(Motorsport-Total.com) - Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) schaffte das, womit keiner mehr gerechnet hätte. In einem hochspannenden Finale eines über weite Strecken zähen Rennens setzte sich der Childress-Pilot gegen den fünffachen Sprint-Cup-Champion Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 2.) durch und gewann das Auto Club 400 in Fontana knapp. Johnson seinerseits hatte erst wenige Runden zuvor die Führung vom lange Zeit dominierenden Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 3.) übernommen.

Titel-Bild zur News: Kevin Harvick, Jimmie Johnson

Kevin Harvick setzte sich in der letzten Runde gegen Jimmie Johnson durch

Von Startplatz 24 kommend arbeitete sich "Mr-where-did-he-come-from?" Harvick in gewohnter Manier durch das Feld. In Turn 3 der letzten Runde setzte er sich schließlich außen neben Johnson, zog vorbei und holte sich einen viel umjubelten Heimsieg. Harvick ist damit im fünften Spint-Cup-Rennen der Saison bereits der fünfte Sieger.

"Was für ein großartiger Tag", jubelte der siegreiche Lokalmatador in der Victory Lane. "Wir lagen zwar nur eine Runde in Führung, aber es war die richtige." Den Hauptanteil an diesem Last-Minute-Erfolg hatte allerdings er selbst, indem er sich mit seinem beherzten Manöver erst auf den letzten Metern die Führung holte. Via Twitter ließ Harvick wenig später verlauten: "Das hat richtig Spaß gemacht. Es geht doch nichts über einen Sieg."

Jimmie Johnson knapp geschlagen

Jimmie Johnson musste sich am Ende mit Rang zwei begnügen. "Das hat mich an das Finale im vergangenen Jahr erinnert", so die erste Reaktion des knapp geschlagenen Hendrick-Piloten. Damals hatte Johnson den ebenfalls stark aufkommenden Harvick auf den letzten Runden knapp in die Schranken weisen können, in diesem Jahr gelang ihm das nicht: "Ich wusste, dass er von hinten angeflogen kommen würde, ich habe alles versucht, aber ich konnte ihn nicht aufhalten. Dort außen zu überholen, erfordert eine Menge Mut", zollte er dem Sieger Harvick Respekt.

Kevin Harvick, Jimmie Johnson

Das entscheidende Manöver: Harvick geht in Turn 3 außen an Johnson vorbei Zoom

Der fünffache Fontana-Sieger Johnson hielt sich in der ersten Rennhälfte noch zurück. Nicht zum ersten Mal haderte der Champion nahezu bei jedem Stopp mit langen Standzeiten an der Hendrick-Box. Nach der vorletzten Gelbphase zeigte er sich im letzten Rennviertel erstmals in der Nähe der Spitze.

Kyle Busch drückte dem Rennen seinen Stempel auf

Im Gegensatz dazu präsentierte sich Kyle Busch, der das Rennen nach einem Ausrutscher im ersten Freien Training im Ersatzauto aufnehmen musste, direkt von Beginn an gewohnt angriffslustig. Nach einem Raketenstart wurde der aus der vierten Startreihe kommende Toyota mit der Startnummer 18 am Ende der ersten Runde bereits auf Rang drei notiert.

Wenig später übernahm Busch erstmals die Führung von Teamkollege Denny Hamlin. Die beiden Gibbs-Piloten bestimmten fortan das Geschehen an der Spitze des Feldes. Mit 151 Führungsrunden sicherte sich der Bristol-Sieger Busch zwar den entsprechenden Bonuspunkt, für den Sieg in Fontana sollte es im hochdramatischen Finale auf dem Auto Club Speedway jedoch nicht reichen.

Nach der Zieldurchfahrt entschuldigte sich der überlegene Fahrer des Rennens umgehend bei seinem Team. "Wir haben das Rennen aus der Hand gegeben. Alle im Team haben einen tollen Job gemacht, aber ich habe es nicht zu Ende bringen können. Die anderen Jungs waren am Ende einfach besser." Damit meinte Kyle Busch natürlich die beiden Kalifornier Harvick und Johnson, die mit ihrem fesselnden Duell in der letzten Runde für Stimmung auf den Rängen sorgten.

Pech für Denny Hamlin und Tony Stewart

Vor der dramatischen Schlussphase war das 200-Runden-Rennen auf dem Zweimeilenoval von langen Phasen unter Grüner Flagge gekennzeichnet. Polesitter Juan Pablo Montoya übernahm zunächst das Kommando, musste die Führung aber schon nach wenigen Runden Denny Hamlin überlassen.

Die erste Unterbrechung erfolgte in Runde 75 aufgrund von Debris. Nach den obligatorischen Boxenstopps kam Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet) dank nur zwei neuer Reifen als Erster wieder auf die Strecke. Newmans Teamkollege und Boss Tony Stewart allerdings verzichtete als Einziger auf einen Stopp und führte das Feld beim folgenden Restart an.


Fotos: NASCAR in Fontana


Die beiden Stewart/Haas-Piloten konnten sich jedoch nur kurz ihrer Doppelführung erfreuen. Kyle Busch machte wenig Federlesen und übernahm alsbald wieder die Führung. Teamkollege Hamlin (39.) verlor in dieser Phase des Rennens massiv an Speed. Ein Elektrikproblem am Toyota war die Ursache und sorgte dafür, dass der amtierende Vizechampion das Rennen aufgeben musste.

Nach der zweiten Gelbphase des Rennens kurz nach Halbzeit befand sich Stewart wieder im selben Rhythmus wie die Konkurrenz. Am Ende reichte es jedoch nur zu Platz 13 und "Smoke" war nach der Zieldurchfahrt entsprechend angefressen. Nach Las Vegas gab er bereits zum zweiten Mal in dieser Saison ein gutes Ergebnis aus der Hand. In Nevada hatte es nach langer Führung nur zu Rang drei gereicht, diesmal landete er nach ebenfalls starker Vorstellung gar außerhalb der Top 10.

Labontes Crash von vorentscheidender Bedeutung

Den vorentscheidenden Moment im Rennen markierte schließlich die vierte und letzte Gelbphase. Bobby Labonte krachte mit seinem JTG/Waltrip-Toyota in Turn 2 in die Mauer. Der Cup-Champion des Jahres 2000 schleppte den brennenden Wagen anschließend noch bis in Turn 4. Dort blockierte das havarierte Fahrzeug allerdings die Einfahrt zur Boxengasse, was sich nachhaltig auf die Strategie für den letzten Boxenstopp der Führenden auswirkte. Die ersten sieben Fahrzeuge - unter anderem Kyle Busch, Johnson und Harvick - blieben draußen, dahinter bogen die Fahrer zum Stopp ab. Beim anschließenden Restart setzte der auf der Innenseite losfahrende Johnson den neben ihm startenden Kyle Busch erstmalig im Rennen unter massiven Druck.

Jimmie Johnson, Kyle Busch, Kevin Harvick

Jimmie Johnson, Kyle Busch und Kevin Harvick brachten die Fans zum Toben Zoom

In den letzten Runden schließlich hatte der Toyota-Pilot kein Mittel gegen das stark aufkommende Chevy-Duo Johnson und Harvick. Zunächst luchste der Dauerchampion dem lange führenden Gibbs-Piloten die Spitzenposition ab. Wenig später sollte ihm Harvick folgen. Die etwa 88.000 Zuschauer auf den Rängen des östlich von Los Angeles gelegenen, mächtigen Zweimeilenovals tobten. Doch damit nicht genug. In der letzten von 200 Runden hatte der Childress-Pilot das Heck von Johnsons Hendrick-Chevy erreicht und setzte in Turn 3 auf der Außenspur das rennentscheidende Manöver.

Montoya und Vickers mit konstantem Rennen

Juan Pablo Montoya zeigte eine durchwegs konstante Leistung. Der von der Pole Position aus ins Rennen gehende Kolumbianer verbrachte den Großteil des Rennens innerhalb der Top 10. Die langen Phasen unter Grüner Flagge kamen dem Ganassi-Chevy allerdings nicht unbedingt entgegen. Montoya hatte über weite Strecken des Rennens mit Untersteuern zu kämpfen. Am Ende stand ein solider zehnter Platz zu Buche.

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya fuhr nach der Pole Position im Rennen auf Rang zehn Zoom

Eine starke Leistung zeigte auch Red-Bull-Pilot Brian Vickers. Von Startplatz 19 aus kommend, lag er bei Halbzeit des 200-Runden-Rennens auf Rang vier, am Ende reichte es immerhin zu Platz acht. "Wir wollten den Sieg. Nach unserem 'Glück' in den letzten Rennen ist dies dennoch ein gutes Ergebnis", so die erste Reaktion von Vickers, der in dieser Saison bereits dreimal unschuldig in Unfälle verwickelt wurde und außerhalb der Top 30 in der Punktewertung nach Fontana gereist war. Teamkollege Kasey Kahne rundete als Neunter ein starkes Red-Bull-Resultat ab.

Carl Edwards neuer Tabellenführer

Im Gegensatz dazu landete der bisherige Tabellenführer Kurt Busch (Penske-Dodge; 17.) erstmals in diesem Jahr nicht in den Top 10 eines Rennens und musste die Spitzenposition im Gesamtklassement an Roush-Pilot Carl Edwards übergeben, der in Fontana auf Rang sechs hinter Teamkollege Matt Kenseth (4.) und Ryan Newman (5.) ins Ziel kam. Letztgenannter zog in der Tabelle ebenfalls am Penske-Piloten vorbei auf Rang zwei.

Am kommenden Wochenende steht den Sprint-Cup-Piloten dann eine ganz andere Aufgabe bevor. Auf dem Halbmeilenoval in Martinsville, der kürzesten Strecke im Kalender, kommt auf alle Beteiligten eine heiße Schlacht nach feinster Short-Track-Manier zu. Zu den Favoriten gehören ganz sicherlich wieder Champion Jimmie Johnson und Vizemeister Denny Hamlin. Die beiden konnten nicht weniger als die letzten neun(!) Martinsville-Rennen für sich entscheiden, wobei dem Gibbs-Piloten zuletzt drei Erfolge in Serie gelangen.