Hendrick: Lust und Frust in "Sin City"

Während Jimmie Johnson, Dale Earnhardt Jr. und Kasey Kahne in Las Vegas allesamt einen starken Eindruck hinterließen, kam Jeff Gordon überhaupt nicht zu Rande

(Motorsport-Total.com) - Für Hendrick Motorsports gestaltete sich das Las-Vegas-Wochenende zum Wechselbad der Gefühle. Jimmie Johnson sorgte mit der Bestzeit im ersten Freien Training am Freitag für einen Auftakt nach Maß. Im anschließenden Qualifying fuhr Neuzugang Kasey Kahne mit neuem Streckenrekord auf die Pole-Position. Im zweiten Freien Training am Samstag gab Publikumsliebling Dale Earnhardt Jr. die Pace vor und sorgte somit für drei verschiedene Hendrick-Piloten auf Platz eins der Zeitenliste in den ersten drei Sessions des Wochenendes.

Titel-Bild zur News: Dale Earnhardt Jun.

"Junior" behielt in Las Vegas die Oberhand gegenüber "Big Daddy"

Mit dem Abschlusstraining am Samstag - im NASCAR-Jargon als Happy-Hour bekannt - wendete sich das Blatt für die Mannschaft des zehnfachen Meistermachers Rick Hendrick. Johnson zerlegte seinen Chevrolet Impala bereits in der ersten Runde und musste daraufhin ins Ersatzauto wechseln. Gemäß NASCAR-Reglement nahm der fünffache Champion das Rennen am Sonntag vom Ende des Feldes auf, während Polesetter Kahne in der ersten Startreihe Gesellschaft durch Earnhardt Jr. erhielt.

Mit Fallen der Grünen Flagge um 20:19 Uhr MEZ übernahm "Junior" zur Freude der 150.000 Zuschauer am Las Vegas Motor Speedway sofort die Führung und hielt diese bis zur zweiten Gelbphase in Runde 73. Mit einer anderen Boxenstoppstrategie als der Rest der Spitzengruppe versehen, konnte Earnhardt die Qualitäten des Hendrick-Chevy mit der Startnummer 88 anschließend nicht mehr ganz so beeindruckend zur Geltung bringen.


Fotos: NASCAR in Las Vegas


"Das Auto war anfangs zwar sehr schnell, aber mit zunehmender Renndauer kam uns das Handling abhanden. Ich glaube, ich habe Steve (Crewchief Letarte; Anm. d. Red.) in der Anfangsphase nicht klar genug zu verstehen gegeben, wie sich das Auto genau verhält. Ich hätte es besser wissen müssen", ärgerte sich Earnhardt. "Wenn du in dieser hart umkämpften Rennserie einmal im Verkehr steckst, ist es verdammt schwierig." Unterm Strich stand für den NASCAR-Publikumsliebling Platz zehn zu Buche. "Wir werden es in Bristol wieder versuchen", so "Junior".

Jimmie Johnsons Ritt durch das Feld endet auf Platz zwei

Während Polesetter Kasey Kahne nach einem Lackaustausch mit Daytona-500-Sieger Matt Kenseth (Roush-Ford) in der Schlussphase zurückfiel und schließlich einen unauffälligen 19. Platz belegte, vermochte Jimmie Johnson mit Sponsor Kobalt Tools auf dem Auto im Kobalt Tools 400 mächtig aufzugeigen. Vom Ende des Feldes kommend arbeitete sich der NASCAR-Champion der Jahre 2006 bis 2010 schnell nach vorn und übernahm in Runde 98 erstmals die Spitzenposition.

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson holte am Sonntag für Hendrick die Kastanien aus dem Feuer Zoom

In der Schlussphase lieferte sich Johnson ein sehenswertes Duell mit Tony Stewart - seinem Vorgänger und Nachfolger auf dem NASCAR-Thron - um den Sieg. "Mit dem Ersatzauto von ganz hinten bis auf Platz eins zu fahren, ist unglaublich", kommentierte Johnson.

Da "Smoke" dem Hendrick-Piloten bei den Restarts aber regelmäßig den Schneid abkaufen konnte, musste sich Johnson am Ende mit Platz zwei zufrieden geben. "Ich hasse es, so knapp zu verlieren, denn ich will in der Victory Lane stehen", machte der fünffache Champion kein Hehl aus der Tatsache, dass er trotz seines starken Ritts durch das Feld nicht ganz zufrieden war.


Schlussphase im Kobalt Tools 400

Jeff Gordon am gesamten Wochenende deutlich im Rückstand

Unterdessen lief für Johnsons ehemaligen Mentor und aktuellen Teammitbesitzer Jeff Gordon in Las Vegas nichts zusammen. Der vierfache NASCAR-Champion brachte im Verlauf des Wochenendes als einziger Pilot aus den Reihen des Hendrick-Teams nie ein Bein auf den Boden. Gordon und Crewchief Alan Gustafson fanden anders als die Gespanne Earnhardt/Letarte, Kahne/Francis und Johnson/Knaus weder am Freitag, noch am Samstag oder Sonntag einen Weg, um das Fahrverhalten des Hendrick-Chevy ihren Vorstellungen anzupassen.

"Wir waren nicht sehr gut unterwegs und hatten schwer zu kämpfen. Manchmal musst du einfach mit einem Platz im Mittelfeld zufrieden sein, wenn es für mehr nicht reicht", kommentierte Crewchief Gustafson stellvertretend für Gordon. Platz zwölf für den Kalifornier am Sonntag bedeutete unterm Strich ein besseres Ergebnis als die Performance der Startnummer 24 über 267 Runden vermuten ließ.

"Natürlich können wir mit Platz zwölf nicht zufrieden sein, aber es gab Phasen in diesem Rennen, da wäre ich mit Platz 20 glücklich gewesen. So gesehen geht es in Ordnung", urteilte Gustafson. Restlos zufrieden war nach Fallen der Karierten Flagge letztlich keiner der vier Hendrick-Piloten. Der 200. Sieg des Teams wird so mindestens bis zum kommenden Sonntag in Bristol auf sich warten lassen.