• 29.03.2010 22:02

  • von Pete Fink

Hamlin gewinnt unglaubliches Martinsville-Finale!

Der Zielsprint von Martinsville wird wohl in die NASCAR-Geschichte eingehen: Denny Hamlin gewinnt vor Joey Logano und dem großen Pechvogel Jeff Gordon

(Motorsport-Total.com) - Nun muss die Knieoperation wegen einer ausgiebigen Siegesfeier wahrscheinlich bis Mittwoch warten: Lokalmatador Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) gewann am Montagabend mit einem kaputten Kreuzband in einem unglaublichen Finale sein Heimrennen auf dem Martinsville Speedway. Es war ein wahres Wechselbad der Gefühle, denn in den letzten 30 der insgesamt 500 Runden änderte sich die Gemütslage des Gibbs-Piloten fast minütlich.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon, Denny Hamlin, Matt Kenseth

Die Entscheidung: Matt Kenseth fliegt ab, innen schlüpft Denny Hamlin durch

Zu dramatisch spitzte sich das Finale im Goody's Fast Pain Relief 500 zu. Erst verlor Hamlin seinen vermeintlich hartnäckigsten Konkurrenten nach einem Reifenschaden. Der gleichwertige Jeff Burton (Childress-Chevrolet) klopfte alle fünf Runden am Hamlin-Heck an und holte sich dabei rechts vorne einen schleichenden Plattfuß.#w1#


Fotos: NASCAR in Martinsville


In der Hoffnung, es trotzdem bis zum Ende zu schaffen, blieb Burton jedoch auf der Strecke. Das sollte sich rächen, denn neun Runden vor dem Ende touchierte sein Childress-Chevrolet plötzlich die Streckenbegrenzung. Nach 140 Führungsrunden nur Platz 21 - ein bitterer Tag für den zweiten Lokalmatador aus Virginia.

Hamlin konnte nun durchschnaufen, denn natürlich gab es eine Gelbphase. Doch als die Verfolger sahen, dass der schwarze Gibbs-Toyota mit der Startnummer 11 an die Box fuhr, und sein Teamkollege Kyle Busch als Zweiter gleich hinterher, blieb der Rest auf der Strecke. Ein Riesenfehler von Hamlins Crewchief Mike Ford, der auf diese Weise einen sicheren Sieg aus den Händen gab?

Jeff Gordon fehlen nur wenige Meter

Hamlin war plötzlich nur noch Neunter. Durch dieses vermeintliche Missgeschick kam Jeff Gordon in seinem Hendrick-Chevrolet unvermittelt in die Spitzenposition und schien nach dem Restart einem sicheren Sieg entgegen zu fahren, bevor es wenige Meter vor dem Überqueren der Ziellinie noch einmal krachte.

Jeff Burton

Pech: Jeff Burton verabschiedet sich mit einem Reifenschaden Zoom

Das Opfer war Kyle Busch, der von Paul Menards Petty-Ford in die Mauer geschickt wurde. Das bedeutete eine Green-White-Chequered-Verlängerung von zwei Extra-Runden. In Gordons Hendrick-Box rauften sich die Mechaniker die Haare, denn in diesem wilden Short-Track-Finish war klar, dass Hamlin - auf vier frischen Reifen - nun mit dem Messer zwischen den Zähnen fahren würde. Binnen drei Runden war der schwarze Gibbs-Toyota zuvor von Rang neun auf vier nach vorne geprescht.

Nun standen zwei weitere Runden in der Verlängerung an. Und in denen ging es erst so richtig rund: Innen verteidigte Gordon beim Restart seine Führung, außen bedrängte ihn der Stewart-Haas-Chevy von Ryan Newman. Doch direkt hinter Gordon schob sich Matt Kenseth vor Turn 1 heran und gab dem Hendrick-Chevy einen kleinen Schubser, weshalb Gordon die Türe innen aufmachen musste.

Kenseth schlüpfte innen durch, nur um eine Gerade später viel zu optimistisch in Turn 3 hinein zu stechen. Nun geriet wiederum der Roush-Ford auf die Außenbahn und innen ging plötzlich die Türe für Hamlin auf. Der bedankte sich und nahm in seinem Schlepptau gleich noch seinen Gibbs-Teamkollegen Joey Logano (2.) mit. Für Jeff Gordon blieb am Ende nur Rang drei, Kenseth wurde gar nur als 18. gewertet.

Hamlin fehlen die Worte

"Das war schlicht und ergreifend unglaublich", lauteten die ersten Worte Hamlins in der Victory Lane. "Ich kann das alles noch gar nicht begreifen." Pechvogel Gordon wiederum lamentierte weniger die Short-Track-typische Kenseth-Aktion in Turn 1, als vielmehr die Gelbe Flagge nach dem Kyle-Busch-Abflug.

Denny Hamlin, Jeff Burton

312 Runden kämpften Denny Hamlin und Jeff Burton um die Führung Zoom

"Das war eigentlich das riesengroße Pech, denn die Gelbe Flagge kam etwa 30 Meter bevor ich die Ziellinie überquert hatte", so Gordon. Den besten Zuschauerplatz im finalen Zielsprint hatte wiederum Ryan Newman, der am Ende als Vierter abgewunken wurde. Seine Schilderung: "Jeff hat Turn 1 einfach überfahren. Das hat die Türe für alle aufgemacht."

Doch auch dahinter ging es zum Schluss heiß her: Selten wurde in der Vergangenheit auf der nur 800 Meter langen und sehr flachen Kampfbahn von Martinsville zu dritt nebeneinander gekämpft. An diesem Montag schon. In diesem Kuddelmuddel setzte sich schließlich Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota) durch und wurde Fünfter.

Brian Vickers (Red-Bull-Toyota) ergatterte sich Platz sechs vor dem besten Childress-Chevrolet von Clint Bowyer und Carl Edwards (Roush-Ford). Der zuletzt so erfolgsverwöhnte NASCAR-Dauerdominator und Martinsville-Spezialist Jimmie Johnson wurde ohne eine einzige Führungsrunde Neunter vor Greg Biffle. Fast unbemerkt fuhr der Roush-Pilot damit zum sechsten Mal im sechsten Rennen in die Top 10.

Montoya mit erneutem Rückschlag

Der Rest des Goody's Fast Pain Relief 500 ist schnell erzählt. Es war ein typisches Short-Track-Rennen mit vielen Scharmützeln und wieder einigen Reifenschäden. Unter anderem erwischte es Juan Pablo Montoya in Runde 126. Die Sprint-Cup-Saison 2010 entwickelt sich für den Kolumbianer extrem negativ, denn durch den 36. Platz von Martinsville rutschte der Earnhardt/Ganassi-Pilot in der Gesamtwertung auf Position 25 ab.

Jeff Gordon, Kurt Busch, Kevin Harvick

Kevin Harvick und Jeff Gordon waren vor allem zu Rennbeginn stark unterwegs Zoom

Ebenfalls Pech hatte der Polesitter und bisherige Gesamtleader Kevin Harvick, der zu Rennbeginn lange Zeit in Front lag. An dessen Childress-Chevrolet traten frühe Bremsprobleme auf, Harvick wurde einen Platz vor Montoya als 35. gewertet. In der Gesamtwertung rutschte er auf Rang vier ab.

Über weite Strecken sah es so aus, als könnte sich NASCAR-Veteran Mark Martin in das Spitzenduell Hamlin/Burton einmischen, doch eine Strafe wegen eines losgerissenen Druckschlauchs warf den Hendrick-Piloten von Platz drei auf 24 zurück. 90 Runden blieben dem 51-Jährigen für eine Aufholjagd, die schlussendlich auf Rang sechs zu Ende war. Dann erlitt auch Martin einen Reifenschaden, der ihn letztlich auf Position 20 ins Ziel brachte.

Neuer Gesamtführender ist nun Jimmie Johnson und angesichts seiner bestechenden Frühform darf durchaus die Frage gestellt werden, ob es sich bei diesem Führungswechsel im Gesamtklassement nicht schon um die letzte Änderung auf Platz eins gehandelt hat. Am Osterwochenende ist Sprint-Cup-Pause, bevor es dann in Phoenix weitergeht - eine weitere Johnson-Spezialstrecke...