• 06.09.2008 21:11

Ganassi: Natürlich könnte ich mehr Investitionen vertragen

Chip Ganassi spricht über sein IndyCar-Team, die Probleme des NASCAR-Teams und die Situation auf dem Sponsormarkt und im US-Motorsport

(Motorsport-Total.com) - Chip Ganassi ist eines der amerikanischen Schwergewichte im US-Motorsport und unterhält wie Roger Penske in den beiden höchsten Klassen, NASCAR und IndyCar, eigene Rennteams. Diesen Sommer ist sein NASCAR-Rennstall in die Schlagzeilen gekommen, weil ein Wagen aus Geldmangel zurückgezogen werden musste. Der Teamchef von Juan Pablo Montoya spricht im Interview über diese Geschichte sowie andere Problematiken des US-Motorsports in IndyCar und NASCAR.

Titel-Bild zur News: Chip Ganassi

Chip Ganassi glaubt nicht an eine besondere Krise seines NASCAR-Teams

Frage: "Wie teilen Sie Ihre Zeit zwischen dem IndyCar-Geschäft und der NASCAR auf?"
Chip Ganassi: "Es ist wohl 50 zu 50. Diese Teams sind wie meine Kinder, manche brauchen mehr Aufmerksamkeit als andere, aber man liebt sie alle auf gleiche Weise."#w1#

Frage: "Fühlt sich die IndyCar nach einer Saison seit dem Merger anders an, als zuvor?"
Ganassi: "Es gibt mehr Begeisterung, mehr Leute reden darüber. Das ist ermutigend. Wir haben zu den Sponsoren einen guten Draht und viele Leute aus dem Sponsor-Geschäft reden über die verschiedenen Aspekte des Sports. Sie interessieren sich für die IndyCar. Sie hören sich gerne unsere Meinung an, das ist nicht schlecht."

Frage: "Unternimmt die IRL alles, was ihr zur Verfügung steht, um den Sport bestmöglich zu vermarkten?"
Ganassi: "Ich denke, jede Liga kann mehr für ihren Sport tun. Alle Führungspersönlichkeiten jeder Sportart, in die ich involviert war, ob IRL, NASCAR oder Baseball, alle könnten mehr tun. Sie müssen immer die Balance zwischen der sportlichen Exekutive und dem knallharten Geschäft finden."

Frage: "Wie dringend braucht die IndyCar einen Titelsponsor?"
Ganassi: "Vor zehn Jahren hätte ich wohl noch anders auf die Frage geantwortet. Wenn die IRL weiterhin das Exekutivorgan bleiben will, wüsste ich nicht, warum ein Titelsponsor so wichtig sein sollte, um erfolgreich zu sein. Allerdings könnte der Sport sehr davon profitieren, wenn die richtige Firma der Hauptsponsor wäre."

"Die Leute wollen noch immer zwischen IndyCar und Stockcar unterscheiden, das muss man immer beibehalten. Ich glaube nicht, dass ein Titelsponsor ein Muss ist, aber er wäre wichtig in Bezug auf...nun, wenn man einen Sponsor wie RJR (Winston; Anm. d. Red.) fände, der viel Geld in die NASCAR gepumpt hat, dann ist man wohl geneigt zu sagen 'Ja, die sind schon wichtig'. Und andere Sponsoren? Ich weiß nicht, ob andere Geldgeber auch so einen Durchbruch geschafft hätten."

Pleite des Franchitti-Teams war unaufhaltsam

Frage: "Wie gleichen Sie in Gedanken den Erfolg des IndyCar-Teams mit den Problemen des NASCAR-Teams ab?"
Ganassi: "Für mich sind die Teams alle gleich. Nur weil eine Serie gerade populärer ist, bin ich nicht dabei. Ich bin nicht wegen der Fans da. Ich bin in beiden Serien, weil ich den Sport liebe und alles, was damit zu tun hat."

Scott Dixon Dan Wheldon

Dem IndyCar-Team von Chip Ganassi geht es sportlich ausgezeichnet... Zoom

Frage: "Was hätten Sie im Nachhinein mit dem Wagen Nummer 40 (Franchittis Ex-Team; Anm. d. Red.) anders gemacht?"
Ganassi: "Ich bin nicht sicher, was ich anders gemacht hätte. Ich weiß es nicht. Die Würfel sind eben so gefallen. Ich weiß nicht, was wir hätten anders hätten tun müssen."

Frage: "Als Sie die Entscheidung getroffen haben, war es sicher schwierig, aber war es zumindest finanziell einfach?"
Ganassi: "Finanziell waren wir dazu gezwungen, was hätten wir also tun sollen? Ich wusste schon vorher, dass wir bei der Gelegenheit etwas Geld draufzahlen würden müssen."

"Hätte ich gewusst, dass wir es bis zum Rest des Jahres schaffen würden und uns am Ende vielleicht meinetwegen fünf Millionen Dollar (ca. 3,5 Millionen Euro; Anm. d. Red) fehlen würden, hätte ich weitergemacht. Aber Tatsache ist, dass wir in der Mitte der Saison standen und wir nicht wussten, wie es weitergehen soll. Es wäre einfach nicht klug gewesen, weiterzumachen."

Ganassi weigert sich, von einer Krise zu sprechen

Frage: "Nach dieser Geschichte schossen Gerüchte aus dem Boden, welche die Pleite des Nummer-40-Teams in Zusammenhang mit der schlechten Wirtschaftslage in Zusammenhang bringen. Sehen Sie das auch so?"
Ganassi: "Nein, nicht wirklich. Wir sind zwar nicht gerade in einer sponsorenfreundlichen Umgebung und ich denke, dass uns unsere Performance auch nicht viel geholfen hat."

"Dass sich Dario verletzt hat, war auch unglücklich für uns. Es gab einige Sachen, die einfach gegen uns gespielt haben, auf die wir keinen Einfluss hatten. Ich habe viele Anrufe von anderen Ownern erhalten, die mir gesagt haben 'Hey, das mussten schon viele über sich ergehen lassen'. Oder andere sagte: 'Du hast eine schwere Entscheidung getroffen, wir applaudieren dir'."

"Niemand hat was gesagt, als Childress ein Nationwide-Auto zurückziehen musste. Niemand hat was gesagt, als Red Bull Leute entlassen musste. Niemand sagt etwas, wenn Hall-of-Fame Leute entlassen muss. Ich muss auch Teammitgliedern kündigen, prozentual genauso vielen, wie alle anderen auch und schon stricken manche da eine Pleite meines NASCAR-Geschäfts heraus. Man kann in diesem Geschäft auf vielerlei Weise erfolgreich sein, durch Siege und Niederlagen, aber auch durch Profit und Verluste."

Der Profisport - ein knallhartes Finanzgeschäft

Frage: "Überlegen Sie, sich einen anderen Partner oder Investor ins Boot zu holen?"
Ganassi: "Das höre ich andauernd. Die meisten Investoren, mit denen ich mich treffe, wollen eine Gegenleistung haben. Und es ist schwierig, ihnen in diesem Geschäft als Gegenzug Erfolge zu garantieren."

Juan Pablo Montoya

...dem NASCAR-Team hingegen weniger Zoom

"Man muss sich die lange Geschichte des Profisports ansehen. Für die meisten Sportteams liegt der Ertrag im Handel mit den Besitztümern. Schau dir Baseballteams an oder die Footballteams - die handeln um viel höhere Beträge, als es die Finanzleute für sinnvoll halten würden. Wenn so jemand zu mir käme, dann würde ich einem solchen Schritt zustimmen."

Frage: "Wie würden Sie reagieren, wenn ein Team wie Petty verkauft wird?"
Ganassi: "Man muss sich mal alle diese Deals ansehen, ob das Roush oder Evernham oder Petty ist, man muss jeden davon individuell getrennt voneinander betrachten. Wer hat gekauft? Warum hat er gekauft? Alles, was man sagen kann, ist dass sich durch die Transaktion die Besitzverhältnisse geändert haben."

"Für mich als Außenstehenden sieht es so aus, dass Petty seine Rennfahrerschule verkauft hätte und das Renn-Team wäre eine Dreingabe gewesen. Von außen sieht es für mich jedenfalls so aus. Doch jedes davon war ein eigener Deal."

Ganassi: Mehr Geld würde nicht schaden

"Die Geschichte dieser Transaktionen ist noch nicht abgeschlossen, jeder kann irgendetwas kaufen. Etwas zu kaufen ist die einfachste Sache der Welt. Ob sich das auf die Performance oder die Langlebigkeit des Rennstalls auswirkt, da müssen Sie mich in fünf Jahren noch mal fragen."

Frage: "Was passiert mit den Herstellern im Sport?"
Ganassi: "Die Hersteller wie Dodge sehen sich das genau an. Sie beobachten genau, wieviel sie in die Waagschale werfen und was nicht. Dodge ist nicht auf dem Level von Toyota oder General Motors, Dodge wird also eher auf seine Ausgaben achten, als die Großen."

Frage: "Inwieweit sind Sie besorgt, dass Sie alles haben, um in der NASCAR zu gewinnen?"
Ganassi: "Ich weiß es nicht, ich habe alles, was ich brauche. Könnte ich eine Finanzspritze gebrauchen? Sicherlich. Ein Teambesitzer, der behauptet, er bräuchte nicht mehr Geld, lügt. Ich könnte mehr Investitionen vertragen. Hätte ich zusätzliche zehn Millionen Dollar (ca. sieben Millionen Euro; Anm. d. Red) zur Verfügung, würde das sicher helfen. Vielleicht bräuchte ich sogar noch mehr."

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