Fotofinish in Talladega: Stimmen der Beteiligten
Das Aaron's 499 in Talladega sah ein denkwürdiges Finale mit sechs Fahrzeugen innerhalb einer Zehntelsekunde - Bowyer, Gordon, Edwards nehmen Stellung
(Motorsport-Total.com) - Clint Bowyer, der das Herbstrennen in Talladega 2010 noch als Sieger beenden konnte, verpasste einen neuerlichen Triumph am Sonntag denkbar knapp. Auf der Ziellinie trennten den Childress-Piloten nach 188 Runden winzige 0,002 Sekunden von Sieger Jimmie Johnson. Den Ausschlag für die knappe Niederlage gab der Versuch des Blockens auf den letzten Metern gegen den als Führenden in die letzte Runde gegangenen Hendrick-Chevy mit der Startnummer 24 von Jeff Gordon.

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Der Zieleinlauf in Talladega sorgte für reichlich Gesprächsstoff
"Ich sah die anderen von hinten kommen. Die 24 und ich versuchten vorne gegenseitig, dem jeweils anderen den Schwung zu nehmen. Am Ende lief es auf ein Sprintduell zwischen uns beiden hinaus", analysierte Bowyer, der seine Rechnung allerdings ohne das auf der Innenbahn herannahende Duo Jimmie Johnson/Dale Earnhardt Jr. gemacht hatte. "Als ich die beiden unten kommen sah, habe ich gehofft, dass Jeff sie blocken würde. Das hätte uns den Sieg gesichert."
Stattdessen hielt Gordon seine Linie auf der mittleren von drei Spuren, sodass Johnson den außen liegenden Chevy mit der Startnummer 33 von Bowyer auf der Ziellinie noch abfangen konnte. "Wir kamen als Führende aus Turn 4", beschrieb Gordon die Situation aus seiner Sicht. "Wenn ich mir später das Video anschaue, werde ich mit Sicherheit ein paar Dinge finden, die ich im Nachhinein lieber anders gemacht hätte."
Edwards hätte um ein Haar die vierte Spur eröffnet
Was Bowyer betrifft, so half ihm auf den letzten Metern auch der Push von Teamkollege Kevin Harvick nicht mehr. "Am Ende um den Sieg mitzufahren, ist alles, was du auf dieser Art Strecke verlangen kannst", stellte Harvick mit Blick auf die Eigenheiten der Superspeedway-Rennen fest. "Ich dachte, ich könnte die 33 zum Sieg schieben. Als Hintermann hast du ohnehin keine andere Wahl. Leider hat es am Ende nicht ganz gereicht." Harvick beendete das Rennen letztlich hinter Earnhardt als Fünfter.
Bowyer zog aus seinem zweiten Platz keine Genugtuung. "Das nervt. Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn du weißt, dass du als Verlierer Geschichte geschrieben hast. Früher oder später muss ich damit anfangen, als Gewinner Geschichte zu schreiben", scherzte er mit Blick auf die Tatsache, dass er im engsten Sprint-Cup-Finish seit Einführung der elektronischen Zeitmessung vor 18 Jahren der Unterlegene war. Zu allem Überfluss musste der den Sieg ausgerechnet an Dauerchampion Johnson abtreten. "Dieser Kerl hat nun wirklich genug gewonnen", kicherte Bowyer.
Auf den an Spannung und Dramatik kaum zu überbietenden Zieleinlauf angesprochen, äußerte sich Roush-Pilot Carl Edwards, der das Rennen als Sechster beendete, wie folgt: "Wenn das den Ticketverkauf nicht ankurbelt, was dann? Ich weiß nicht, wie es von außen aussah, aus der Cockpitperspektive habe ich acht Fahrer gesehen, die ungeheuer präzise gefahren sind. Kevin und Clint haben wahrscheinlich gar nicht gemerkt, dass ich da war. Dennoch haben sie mir genug Luft zum Überleben gelassen. Am Schluss war alles eine Frage des Instinkts."
Es fehlte nicht viel und Edwards hätte auf den letzten Metern ganz oben die vierte Spur aufgemacht. "Mir fehlten wenige Zentimeter, um vorbeigehen zu können. Immerhin sind wir alle geradeaus über die Ziellinie gefahren", verwies der Roush-Pilot auf das dramatische Talladega-Finale vor zwei Jahren, als er sich nach einer Kollision mit Brad Keselowski auf den letzten Metern spektakulär am Fangzaun überschlug.

