• 01.04.2012 22:52

  • von Pete Fink

Chaos in Martinsville: Newman siegt aus dem Nichts

Verrücktes Ende in Martinsville: Jeff Gordon und Jimmie Johnson dominieren, Clint Bowyer räumt alle ab und Ryan Newman gewinnt

(Motorsport-Total.com) - Chaos pur im Martinsville-Finale! Binnen Sekundenbruchteilen kippte ein Szenario, das sich über 497 der geplanten 500 Runden entwickelt und zugespitzt hatte. Alles schien bereit für eine Hendrick-Party zum lang ersehnten Sieg Nummer 200 für Teambesitzer Rick Hendrick. Jeff Gordon führte 329 Runden, Jimmie Johnson deren 111. Ein ungefährdeter Doppelsieg stand ins Haus, denn die beiden Hendrick-Asse hatten satte sechs Sekunden Vorsprung herausgefahren.

Titel-Bild zur News: Ryan Newman

Der letzte Restart: Ryan Newman (re.) führt vor A.J. Allmendinger

Nur einer wollte offenbar nicht mitspielen. Denn während sich das klar dominierende Hendrick-Duo quasi intern um den Jubiläumssieg beim Goody's Fast Relief 500 stritt, machte der stark angeschlagene Baldwin-Chevrolet von David Reutimann den unmittelbar bevorstehenden Hendrick-Festvitäten einen saftigen Strich durch die Rechnung.

Jeff Gordon hatte in einem hoch spannenden Duell der Champions Jimmie Johnson gerade um eine Handbreit niedergerungen, als der humpelnde Reutimann-Chevy plötzlich ohne Vortrieb mitten auf der Strecke stehen blieb. Die Folge war Gelbphase Nummer sechs eines bis dato extrem ruhigen Short-Track-Rennens. Damit kam es zu einer Green-White-Checkered-Verlängerung und dort wurde es so richtig turbulent: Außer Gordon und Johnson ging die gesamte Verfolgermeute an die Box, unter anderem auch Clint-Bowyer (Waltrip-Toyota) und Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevy).


Fotos: NASCAR in Martinsville


Bowyer und Newman starteten auf neuen Reifen als Dritter beziehungsweise Fünfter auf der Innenbahn. Newman gab Bowyer einen kleinen Schubser, der Waltrip-Toyota machte auf dem Weg in Turn 1 ganz innen eine dritte Spur auf - und schob die beiden Hendrick-Chevys von Gordon und Johnson aus dem Weg. Dabei drehte sich Bowyer ebenfalls. Direkt dahinter stach Newman durch und lag urplötzlich in Front! Von 5 auf 1 in einer Kurve! Gleiches glückte in Newmans "Windschatten" A.J. Allmendinger im Penske-Dodge, der damit von Rang neun auf zwei nach vorne rempelte.

Was bitte macht Reutimann?

Plötzlich war das gesamte Klassement auf den Kopf gestellt, denn Johnson (12.) musste nach seinem Dreher samt Mauerkontakt an die Box, Jeff Gordon (14.) ging auf dem Weg zum Service der Sprit aus. Damit war die über dreistündige Hendrick-Party von Martinsville mit einem Schlag vorbei. Immerhin behielt Dale Earnhardt Jr. im finalen Chaos kühlen Kopf und fuhr wenigstens noch auf Rang drei. Vierter wurde der beste Roush-Ford von Matt Kenseth vor Martin Truex Jr. im schnellsten Waltrip-Toyota.

Clint Bowyer, Kasey Kahne, Kevin Harvick, Jeff Gordon

Pech für Jeff Gordon: 329 Führungsrunden und dann nur Platz 14 Zoom

Sieger Newman konnte sein Glück in der Victory Lane kaum selber fassen: "Klar war das ein Sieg, der durch die speziellen Umstände zustande kam", sagte der "Rocket-Man", der damit seinen 16. Sprint-Cup-Erfolg und seinen ersten Sieg in Martinsville feierte. "Nur deswegen kamen wir in diese Position. Aber ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, was die 10 (Reutimann; Anm. d. Red.) da veranstaltet hat."

Gleiches gab auch der vermeintliche Übeltäter Bowyer (10.) zu Protokoll: "Das war eine saublöde Situation für alle", sagte der Waltrip-Pilot. "Wir hatten neue Reifen, Jeff und Jimmie hatten die alten Reifen drauf. Ryan hat mir einen kleinen Schubser gegeben und es tut mir für alle leid. Aber ich muss schon die Frage stellen dürfen, was zum Henker die 10 da draußen verloren hatte?"

Jeff Gordon war nach dem Rennen verständlicherweise stinksauer: "Ich mag Clint, er ist ein Freund von mir. Und er hat mir erklärt, dass er von Ryan einen Schubser abbekam. Sehr schade, denn diese Gelbphase hätte es nicht gebraucht. Es wäre ein toller Kampf mit Jimmie geworden." Johnson gab in seiner ersten Reaktion Bowyer die Schuld: "Clint hätte geduldiger sein müssen, aber ich glaube er weiß selber, dass das keine gute Idee war."

Newman mit Abstaubersieg

Am Unglücklichsten war jedoch David Reutimann (35.), der den größten Erklärungsbedarf hatte: "An unserem Auto war irgendetwas an der Aufhängung gebrochen und ich humpelte um die Strecke. Wir kämpfen ja um die Top 35 und da zählt jede Position. Plötzlich starb der Motor ab und ich konnte wirklich nichts mehr machen. Es tut mir wahnsinnig leid und ich entschuldige mich bei allen."

Kasey Kahne

Wieder einmal Pech: Kasey Kahne gibt Rauchzeichen Zoom

Der letzte Restart verlief dann ruhig: Newman hielt den gesundheitlich angeschlagenen Allmendinger klar auf Distanz und gewann: "Ryan ist ganz sauber gefahren", sagte der Penske-Pilot, der damit zum ersten Mal für seinen neuen Arbeitgeber in die Top 10 vorstieß. Auffällig: Beide brandneuen Penske-Triebwerke "liefen wie am Schnürchen". Teamkollege Brad Keselowski kam nach einer späten Durchfahrtsstrafe als Neunter ins Ziel.

Martinsville-Lokalmatador Denny Hamlin hatte dieses Mal keine echte Siegchance: Zwar war sein Gibbs-Toyota in Runde 361 nach einem schnellen Service kurzzeitig in Führung gegangen, doch die schwarze 11 fand kein Gegenmittel gegen die so fulminant auftrumpfenden Johnson und Gordon. Am Ende reichte es für Platz sechs vor Champion Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet), der ein unauffälliges Rennen als Siebter beendete.

Kahne und Kyle Busch früh draußen

Auch das in Martinsville traditionell schwache Roush-Team betrieb Schadensbegrenzung. Lediglich Matt Kenseth tummelte sich über weite Strecken in den Top 10 und konnte als Vierter vom Schlusschaos profitieren. Carl Edwards und Tabellenführer Greg Biffle waren zeitweise sogar überrundet und fuhren am Ende die Plätze elf und 13 nach Hause. Zweitbester Ford war Petty-Pilot Aric Almirola als Achter.

Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet; 38.) bleibt der große Pechvogel der Saison 2012: Der Polesitter fuhr die erste Rennhälfte souverän vorne mit, als ihm zu Rennhalbzeit der Motor einging. Kyle Busch (36.) erwischte es früh mit einem Aufhängungsschaden an seinem Gibbs-Toyota. Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevy) trat nie in Erscheinung und wurde nach einem unverschuldeten Dreher 21.


Chaos-Finale in Martinsville

Am chaotischen Ende eines eigentlich ruhigen Martinsville-Sonntags gewann also doch noch ein Hendrick-Chevy, wenn auch nur aus dem so starken Hendrick-Kundenteam von Stewart/Haas-Racing. Mit diesem überraschenden Newman-Sieg stand bereits zum dritten Mal in sechs Saisonrennen ein Stewart/Haas-Chevy in der Victory Lane. Was aber weder Rick Hendrick, Jeff Gordon oder Jimmie Johnson trösten dürfte. Kommendes Wochenende ist NASCAR-Osterpause, dann geht es nach Texas.

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