• 16.06.2008 15:05

  • von Pete Fink

Eury Jr. - Gedanken eines Crewchiefs

Tony Eury Jr. und Dale Earnhardt Jr. sind Cousins - der Crewchief des NASCAR-Superstars erklärt die Hintergründe des Michigan-Sieges

(Motorsport-Total.com) - "Ich zocke nicht viel, soviel ist sicher. Ich gehe nicht einmal nach Las Vegas und gebe ihnen 20 Dollar, denn es gibt einen Grund, warum dort das Licht brennt." Dieses Zitat stammt aus der Pressekonferenz nach dem LifeLock 400 vom geistigen Vater des Earnhardt-Sieges, denn es war die ungewöhnlich riskante Strategie von Crewchief Tony Eury Jr., die letztlich die Earnhardtsche Durststrecke beendete.

Titel-Bild zur News: Tony Eury Jr. und Dale Earnhardt Jr.

Tony Eury Jr. und Dale Earnhardt Jr. sind seit vielen Jahren ein Gespann

Eury Jr. ist in NASCAR-Kreisen eigentlich nicht bekannt dafür, dass er sich oft auf einen Spritpoker einlässt, doch in Michigan war alles anders. "Heute hatten wir eigentlich ein Top-5-Auto", beschrieb der Crewchief seine Sicht der Dinge. "Als die Gelbphase dann kam, hatten wir für etwa sechs Runden zu wenig Sprit im Tank. Geholfen hat uns die zweite Cautionperiode kurze Zeit später, das reduzierte unseren Rückstand auf zwei Runden."#w1#

Dann wurde es heiß am Funkgerät. "Ich habe zu Dale Jr. gesagt: 'Schau, das Auto hat mit nur zwei neuen Reifen nicht besonders gut funktioniert. Also bewahre Ruhe, entspann dich und spare Benzin. Die Gelbphase gerade hat uns in die Karten gespielt.' Aber ich wusste, dass ein paar Piloten gerade noch einmal getankt hatten, und dass die es tatsächlich schaffen können."

Die Logik war simpel: "Im schlimmsten Fall wären wir ohne Benzin 25. geworden. Wenn wir tanken gegangen wären, dann wären wir auch 25. geworden - oder würden siegen. Das war das Szenario. Dann rollte er herum, bis ihn Jamie McMurray einholte, und ich wusste, dass es Jamie wahrscheinlich bis ins Ziel schaffen würde."

Verlängerung - alles ist vorbei

"Warum soll ich einen fünften Platz aufs Spiel setzen, um am Ende 25. zu werden?" Tony Eury Jr.

"Ich habe ihm gesagt, dass er gegen Jamie fahren muss. Aber als dann die Verlängerung kam, ist mir beinahe schlecht geworden. Mir war klar, dass wir nun erledigt sind. 200 Runden konnten wir schaffen, 202 Runden haben uns riesige Probleme bereitet. Sobald die Gelbe Flagge kam, sagte ich ihm, dass er immer wieder den Motor abstellen soll. So ist er um die Strecke geschlichen und das hat uns den Sieg gebracht. Aber nun bin ich mit den Nerven völlig fertig."

Fahrer und Crewchief wollten ganz einfach diesen Sieg. "Diese vorletzte Gelbphase war richtig schlimm, das konnte alles eigentlich gar nicht gut gehen. Aber ich dachte mir, alles oder nichts, und wir hatten eine gute Chance dafür, dass wir ohne Benzin liegen bleiben würden. Dann ging er in die letzten zwei Runden und ich habe mir gewünscht, dass irgendeiner irgendetwas treffen soll, ohne dass ich ihm deswegen ein Unglück an den Hals hexen wollte."

Eury Jrs. Wunsch wurde ihm erfüllt und so ist die über zweijährige Abstinenz in der Victory Lane Geschichte. Für den Crewchief war die Wartezeit nicht so schlimm. "Wir haben beide ein Feuer in uns brennen, aber es ist kein Inferno. Wenn ich meine Frau im Arm halten kann, mich mit Leuten umgeben kann die ich mag und jede Woche in die Top 5 fahre, dann bin ich damit auch zufrieden."

Das reine Gewinnen ist für den Earnhardt-Cousin "ein Bonus. Wenn ich sehen kann, dass alle um mich herum glücklich sind, weil wir in die Top 5 gefahren sind, dann bin auch ich damit zufrieden und deswegen gehe ich nicht oft Risiken ein. Warum soll ich einen fünften Platz aufs Spiel setzen, um am Ende 25. zu werden? Warum sollte ich etwas unternehmen, das das ganze Team nach unten zieht? Ich sehe es lieber, wenn wir uns in Podestnähe aufhalten und die Stimmung richtig gut ist."