• 04.03.2013 00:35

  • von Pete Fink

Durststrecke beendet: Carl Edwards in Phoenix aus der Asche

Nach fast zwei Jahren Durststrecke gewinnt Carl Edwards in Phoenix wieder ein Sprint-Cup-Rennen - Jimmie Johnson schlägt Denny Hamlin auf der Ziellinie

(Motorsport-Total.com) - Der Back-Flip is back! Nach einer Durststrecke von ziemlich genau zwei Jahren gewinnt Carl Edwards (Roush-Ford) beim Subway Fresh Fit 500 auf dem Phoenix International Raceway wieder einmal ein Sprint-Cup-Rennen und darf seinen berühmten Rückwärtssalto zeigen. Zweiter wird Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) mit einem hauchdünnen Vorsprung von nur 12 Tausendstelsekunden vor Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) und dem amtierenden NASCAR-Champion Brad Keselowski (Penske-Ford), der seinem Markenkollegen Edwards beim letzten Restart den entscheidenden Push gab.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards

Endlich wieder Bodenturnen: Carl Edwards gewinnt nach fast zwei Jahren Durststrecke Zoom

Es war ein Green-White-Checkered-Finale über zwei fliegende Runden, in dem es noch einmal so richtig eng wurde. Eigentlich schien der zweifache Vizemeister Edwards die Schlussphase von Arizona im Griff zu haben und seine beiden Verfolger Johnson und Keselowski knapp, aber trotzdem sicher auf Distanz halten zu können. Da sorgte der letzte von vielen Reifenplatzern ausgerechnet am FAS-Ford von Edwards-Großonkel Ken Schrader (34.) drei Runden vor Schluss für eine Verlängerung.

Die hatte Edwards nach fast 120 Führungsrunden (plus den entsprechenden Bonuspunkten) natürlich so nötig wie einen Kropf. Auf der Innenbahn behielt der 33-Jährige - mit Anschieber Keselowskis leichter Hilfe - jedoch kühlen Kopf und bog als Erster in Turn 1 hinein. Weil sich hinter der gelben Startnummer 99 Keselowski und Johnson auf der Außenbahn kappelten, konnte der Roush-Ford schnell einige Meter zwischen sich und seine Verfolger legen. Das war die endgültige Entscheidung im zweiten Sprint-Cup-Saisonrennen.

"Ich danke allen, die immer an uns geglaubt haben", jubelte Edwards in der Victory Lane. Seinen Karriere-Erfolg Nummer 19 holte er im März 2011 in Las Vegas, danach musste er 70 (!) NASCAR-Wochenenden auf die Nummer 20 warten. "Wir sind zurück", lautete seine Kampfansage und natürlich folgte der Dank an seinen neuen Crewchief Jimmy Fennig samt Boxencrew, die ihn zuvor an die Spitze des Feldes gebracht hatten.

Enges Finale in der Verlängerung

Hinter Sieger Edwards ging es in der 316. und letzten Runde dann ganz eng zu: Weil sich Johnson und Keselowski intensiv beharkten, holte plötzlich Hamlin auf und setzte im Dog-Leg auf der Gegengerade zu einem Klasse-Manöver aus: Abkürzenderweise (was in Phoenix erlaubt ist) schnappte er sich beide Konkurrenten auf einen Schlag und lag eingangs von Turn 3 auf Rang zwei, Doch zumindest Johnson kämpfte sich auf der Außenbahn noch einmal heran und hielt den schwarzen Gibbs-Toyota mit der Startnummer 11 um Haaresbreite nieder.

Ryan Newman

Ryan Newman war einer der Leidtragenden von vielen Reifenschäden Zoom

"Ich bin stolz auf mein Team", sagte der alte und neue Sprint-Cup-Tabellenführer Johnson. "Eigentlich lief alles perfekt. Es war ein starkes Rennen. Auto, Boxencrew, Strategie - alles war gut." Hamlin wiederum musste sich nach einem Motorwechsel am Samstag von ganz hinten durch das 43-köpfige Feld arbeiten und merkte an: "Das Überholen ist auch mit dem neuen Gen6 nicht gerade einfach." Immerhin schaffte es der 32-jährige Vizechampion des Jahres 2010 von Startposition 42 auf Platz drei.

Der Leidtragende des letzten Restarts hieß Keselowski, der 1,3 Sekunden hinter Sieger Edwards als Vierter ins Ziel kam. Sein blauer Penske-Ford war in der Schlussphase eigentlich das schnellste Auto, denn der NASCAR-Champion hatte sich im langen Grün-Stint zuvor von Rang sechs auf drei nach vorne gearbeitet und saß dem Spitzenduo Edwards/Johnson bereits im Nacken. Am Ende büsste er nach dem Restart in der allerletzten Runde sozusagen noch eine Position ein.


Fotos: NASCAR in Phoenix


Fünfter wurde Dale Earnhardt Jr. in einem weiteren Hendrick-Chevrolet. "Junior" bog in Runde 238 als Leader zum entscheidenden Money-Stopp in die Box ab, wurde dort aber von der Edwards-Crew geschlagen. Mitverantwortlich dafür war auch der Germain-Ford von Casey Mears (15.), der sich gerade in der Anfahrt zu seiner Box befand, als Earnhardt wieder losfahren wollte. Das kurze, aber nötige Zögern der Startnummer 88 sorgte mit dafür, dass Edwards als Leader auf die Strecke ging.

Viele unterschiedliche Strategien

Überhaupt war das Subway Fresh Fit 500 ein abwechslungsreiches Sprint-Cup-Rennen, in dem allerdings fast jede der insgesamt acht Gelbphasen durch einen Reifenschaden ausgelöst wurde. Zu Beginn hatte Polesetter Mark Martin in seinem Waltrip-Toyota die Sache fest im Griff, wurde im weiteren Rennverlauf allerdings durch Handlingsprobleme bis auf Platz 21 zurück geworfen. Ganz ähnlich erging es dem Trainingszweiten Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet; 19.),

Kasey Kahne, Mark Martin

Mark Martin (55) und Kasey Kahne (5) bestimmten nur zu Beginn das Tempo Zoom

Durch die vielen und zeitlich breit gestreuten Reifenschäden samt Gelbphasen gab es von Beginn an die Möglichkeit, sich durch abweichende Boxenstrategien die nötige Track-Position zu erarbeiten. Dies nutzte unter anderem Juan Pablo Montoya, der in seinem Earnhardt/Ganassi-Chevrolet auf diese Art und Weise zu zwölf Führungsrunden kam. Am Ende landete der leicht verbesserte Kolumbianer auf Platz zwölf, sein etwas unauffälliger Teamkollege Jamie McMurray wurde 22.

Auch Kyle Busch (23.) musste - wie sein Gibbs-Teamkollege Hamlin - nach einem Motorwechsel von ganz hinten ins Rennen gehen und sorgte mit einem frühen Dreher samt leichtem Einschlag in Runde 48 für Gelbphase zwei. Der jüngere Busch-Bruder brauchte lange, um sich von diesem Malheur zu erholen. Erst in Runde 236 erwischte er den Lucky-Dog und befand sich damit wieder in der Führungsrunde, doch nur wenige Umläufe später kreiselte er erneut in die Streckenbegrenzung.

Es war quasi ein Parallel-Abflug, denn nur wenige Meter davor ereilte Kurt Busch das genau gleiche Schicksal. Auch Kurt Busch musste in seinem Furniture-Row-Chevy von ganz hinten ins Rennen gehen und hatte sich noch schneller als das Gibbs-Duo nach vorne gekämpft. Teilweise fuhr die schwarze 78 sogar in den Top 10 mit, doch der späte Vorfall machte dieses Achtungsresultat endgültig unmöglich: Kurt Busch wurde nur als 27. abgewunken.

Auch Danica Patrick mit Reifenschaden

Bezeichnend waren in Phoenix jedoch die vielen Reifenschäden. Am Schlimmsten erwischte es dabei das Stewart/Haas-Team. Ryan Newman (40.) landete gleich zweimal in der Mauer und Danica Patrick (39.) sorgte in Runde 184 für die vielleicht größte Schrecksekunde des Abends: Sie schlug genau an der Stelle ein, an der es im Herbst 2012 Jimmie Johnson erwischte. Direkt hinter ihr fuhr David Ragan (Front-Row-Ford), der sie voll auf der Fahrerseite erwischte. "Das waren zwei richtig harte Einschläge", kommentierte Patrick ihren Crash. Wie die meisten betroffenen Piloten stellte sie fest, dass sich der Reifen "ohne jede Vorankündigung verabschiedet hatte."

David Ragan, Danica Patrick

Der härteste Crash des Abends: Danica Patrick und David Ragan Zoom

Völlig unbehelligt durch die 316 Phoenix-Runden kam hingegen das Toyota-Duo Clint Bowyer (Waltrip) und Matt Kenseth (Gibbs), die ihre beiden Camrys grundsolide auf die Positionen sechs und sieben steuerten. Als einziger Stewart/Haas-Pilot blieb Tony Stewart von allen Reifenschäden verschont und wurde schlussendlich Achter. Jeff Gordon (Hendrick-Chevy) war zwischenzeitlich weit aus den Top 10 herausgefallen, kämpfte sich im Finale aber wieder auf Position neun zurück.

Für das Childress-Lager holte sich Jeff Burton als Zehnter die beste Platzierung ab, nachdem Herbstsieger Kevin Harvick nur zu Beginn glänzen konnte. Der Kalifornier wurde am Ende ein etwas enttäuschender 13. Genau im Gegensatz dazu konnte Rückkehrer A.J. Allmendinger vor allem im Finale aufzeigen: Ohne einen einzigen Testkilometer im neuen Gen6 steuerte er seinen Phoenix-Chevrolet auf einen starken elften Platz.

Die nächste große Nagelprobe für den neuen NASCAR-Boliden steht gleich am kommenden Wochenende bevor. Dann wird es das Gen6-Renndebüt auf einem 1,5 Meilen-Oval geben, wenn der Sprint-Cup-Tross auf dem Las Vegas Motor Speedway Station macht. Es ist die Rennpremiere auf den so wichtigen Intermediate-Ovalen, auf denen rund zwei Drittel der NASCAR-Rennen ausgetragen werden - fünf der zehn entscheidenden Chase-Strecken sind auch in dieser Saison wieder 1,5 Meilen-Ovale!

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