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Die große NASCAR-Expertenrunde (1)
Es geht los: In Teil eins der NASCAR-Expertenrunde diskutieren Christian Kuhn und Günther Steiner über Hendrick Motorsports und Richard Childress Racing
(Motorsport-Total.com) - Was war los im Jahr 2010 und wie wird es 2011 in der NASCAR weitergehen? Unter diesem recht umfassenden Themengerüst stand die große Diskussionsrunde von 'Motorsport-Total.com' mit MST-Redakteur Pete Fink, sowie Christian Kuhn und Günther Steiner, den beiden wichtigsten NASCAR-Experten im deutschsprachigen Raum.

© HMS
Nicht nur Jimmie Johnson steht im Fokus des ersten Teils der Expertenrunde
Im Mittelpunkt des ersten Gesprächsteils stand natürlich NASCAR-Champion und Dauerdominator Jimmie Johnson, sowie die aktuellen Geschehnisse rund um dessen Team Hendrick Motorsports. Was passiert 2011 nach dem Umbau mit Johnson, Jeff Gordon und Dale Earnhardt Jr.? Und welche Rolle kann dabei das wieder erstarkte Childress-Team spielen?
Frage: "Ehre, wem Ehre gebührt: Wir sollten unser Gespräch natürlich mit dem Champion beginnen. Wir leben in der NASCAR-Ära von Jimmie Johnson, daran kann es gar keinen Zweifel geben. Ist Johnson damit der beste aktuelle NASCAR-Pilot?"
Christian Kuhn: "Jimmie Johnson ist der Fahrer, der die wenigsten Fehler macht. Das Gesamtpaket stimmt einfach und vor allem mental ist er ganz sicher der Stärkste. Auch vom Speed her ist er vorne dabei, aber nicht ganz vorne."
Günther Steiner: "Er ist in jedem Fall der kompletteste und professionellste Fahrer. Seine Arbeitsweise, sein ganzes Umfeld passt, und er ist in der Lage, jederzeit die Ruhe bewahren. Ob er wirklich der Schnellste ist, das weiß ich nicht. Aber NASCAR hat 36 Saisonrennen und da musst du auch einmal in der Lage sein, dass du dich mit einem dritten, vierten oder fünften Platz zufrieden gibst. Nur: Am nächsten Wochenende kommt er wieder topvorbereitet an die Strecke und fährt um den Sieg mit."
Frage: "Inwieweit ist dabei auch das Team um Crewchief Chad Knaus entscheidend?"
Steiner: "Sehr. Die ganze Mannschaft arbeitet schon so lange zusammen, da gibt es mittlerweile ein blindes Verständnis. Wenn dann einmal etwas geändert werden muss, dann kann jeder damit umgehen, weil niemand etwas beweisen muss. Wenn man soviel Erfolg hat, dann ist auch das Selbstvertrauen gewaltig und du gehst mit kitzeligen Situationen völlig anders um. Ich würde sagen: Sein Team ist genauso wichtig wie er selbst. Das gilt aber nicht nur für die Person Chad Knaus, das gilt für alle, die am Johnson-Auto im Hintergrund arbeiten."
Johnson und seine Ära

© Speed Services
Christian Kuhn ist als ehemaliger Teambesitzer ein NASCAR-Insider Zoom
Frage: "Fünf Titel in Folge hat noch keiner geschafft. Ist Johnson vielleicht sogar der beste NASCAR-Pilot aller Zeiten?"
Kuhn: "Das ist eine gute Frage, die man wahrscheinlich nicht beantworten kann. Es ist immer schwer, verschiedene Äras miteinander zu vergleichen."
Steiner: "Ich stelle eine Gegenfrage: Richard Petty hat sieben Titel gewonnen. Würde er das in der heutigen Zeit auch schaffen? Kann man das beantworten? Fakt ist: Johnson sitzt im besten Auto und hat das beste Team. Er ist der Champion dieser Zeit. Alles andere ist schwer einzuschätzen."
Kuhn: "Was ihm vielleicht fehlt, ist der große Feind, den etwa ein Dale Earnhardt Sr. immer gehabt hat. Und was Johnson besonders entgegen kommt, ist das Chase-System, das einen so nervenstarken Fahrer bevorteilt. Nicht vergessen: Nach der alten Punkteregelung hätte dieses Jahr Kevin Harvick den Titel geholt."
Frage: "Kann man das wirklich vergleichen? Heute hat das Team Johnson, das über seine Stärke ja ganz genau Bescheid weiß, 26 Rennen lang Zeit, Dinge zu testen, Dinge auszuprobieren. Erst in den letzten zehn Rennen geht es um die Wurst und dann sind sie da."
Kuhn: "Absolut. Auch deswegen kann man die alte Zeit nicht mit heute vergleichen. Heute muss man taktisch ganz anders an eine Saison herangehen als damals. Natürlich ist Johnson heute der beste Fahrer, aber bei ihm fehlt mir ein wenig das Spektakuläre. Also eben nicht nur die Tatsache, dass du am Ende des Rennens der beste Punktesammler bist, sondern ganz einfach gesagt, dass du immer vorne sein willst. In jedem Training, in jeder Qualifikation. Immer."
Steiner: "Ich glaube nicht einmal, dass sie im Chase etwas anderes machen als zuvor. Dafür sind die Jungs, bei dem was sie tun, einfach zu sehr konzentriert. Andere haben es mit Mühe in den Chase geschafft und sind nach den 26 Rennen müde. Dann müssen sich noch einmal richtig zusammenreißen. Bei Johnson ist das alles Alltag. Vor dem Chase und im Chase."
Frage: "Wenn man Jimmie Johnson ein wenig kennt, dann drängt sich der Eindruck auf, dass er sich in der Öffentlichkeit ein wenig wie damals Michael Schumacher in der Formel 1 verhält. Dass er privat ein ganz anderer Mensch ist als in der Öffentlichkeit. Ein Spaßvogel, der beim Feiern schon einmal vom Dach eines Golfwagens fällt und sich dabei den Arm bricht. Seine Frau Chandra bezeichnet ihn als albern und in der Öffentlichkeit kommt er eher spröde rüber. Ist da was dran?"
Kuhn: "Da ist was dran. Ich würde ihn jetzt nicht als Witzbold bezeichnen, sondern ganz einfach als netten Kerl. NASCAR tut sich mit ihm vor allem deshalb schwer, weil er als Kalifornier komplett anders gestrickt ist als die Südstaatler. Und die ganz Großen dieses Sports waren eben immer Südstaatler. Das ist in Deutschland in etwa zu vergleichen, wie wenn einer aus Sachsen kommt und einer aus Bayern. Das ist von der ganzen Art, der Sprache, der Mentalität her ganz einfach ein Riesenunterschied. Und deshalb sind die ganzen NASCAR-Hardcore-Fans nie mit Jimmie Johnson warm geworden. Das ist ein großes Problem. Und er schafft es auch nicht, sein wahres Ich so rüberzubringen, wie man es vielleicht tun sollte."
Von Jeff Gordon spricht keiner mehr

© Red Bull
Günther Steiner war lange Zeit NASCAR-Teamchef bei Red Bull Zoom
Steiner: "Vor allem ist Jimmie ein völlig normaler Mensch geblieben, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Ich glaube schon, dass er sich bei Interviews oder gegenüber den Medien so verhält wie er ist. Ich finde übrigens auch, dass er sehr wohl einen Humor hat und den auch zeigt. Er ist nur ganz einfach wahnsinnig fokussiert."
Frage: "Das Gegenbeispiel dazu wäre ja Jeff Gordon, der als Kalifornier in seinen frühen Jahren ja der absolute Buhmann war. Mittlerweile wird, das ist zumindest mein Eindruck, Jeff Gordon nicht mehr gehasst, sondern als eine Art 'elder statesman' durchaus anerkannt..."
Kuhn: "Das ist richtig. Gehasst wird er nicht mehr, aber er wird auch nicht geliebt. Ich glaube, dass Jeff Gordon mittlerweile ein Mitläufer ist, über den fast keiner mehr spricht. Klar ist er Papa und Familienvater und fährt mit, aber bei den Medien und den Fans ist er eigentlich kein richtiges Thema mehr."
Frage: "Was ist denn Jeff Gordon noch zuzutrauen?"
Kuhn: "Also ich traue Jeff Gordon in den nächsten fünf Jahren nichts mehr zu. Außer, dass er sich vernünftig verabschiedet."
Steiner: "Jeff Gordon hat viel erreicht und extrem viel Erfolg gehabt. Aber seine Zeit ist vorbei. Natürlich ist er immer noch gut, aber Jimmie ist einfach besser. Die Frage ist: Hat Jeff Gordon noch den Biss, den heute Johnson hat? Ich glaube auch nicht, dass Jeff noch einmal einen Titel holen kann."
Frage: "Ist Jeff Gordon dann so eine Art Spiegelbild für Hendrick 2010? Immerhin hat nur Jimmie Johnson Rennen gewinnen können. Also kein Jeff Gordon, kein Mark Martin und erst recht kein Dale Earnhardt Jr.?"
Steiner: "Hendrick war 2010 einfach nicht mehr so dominant wie in den Jahren zuvor. Auch Johnson hat ja nicht mehr soviel gewonnen wie noch 2009, und er musste sehr hart um diese Meisterschaft kämpfen. Immerhin wurde der Titel erst im letzten Rennen entschieden. Die anderen Teams haben aufgeholt und plötzlich konnte nur mehr der beste Hendrick-Pilot Rennen gewinnen."
Kuhn: "Mark Martin hat 2008 - und vor allem 2009 - Sensationelles vollbracht. Jetzt ist er ganz einfach ein wenig zu alt, um über alle 36 Rennen zu glänzen. Dale Earnhardt Jr. ist als Mensch ein Riesentyp, ein Klassekerl. Aber ich befürchte, ihm fehlt das letzte Quäntchen Talent, um ganz vorne mitfahren zu können. Trotz Hendrick-Auto."
Steiner: "Ich sehe das nicht so dramatisch. Solche Jahre gibt es halt im Motorsport, dass eine Saison plötzlich nicht mehr so läuft wie früher."
Kuhn: "So ist es. Und bei Hendrick wird die ganz große Frage sein, wie es 2012 laufen wird, wenn Kasey Kahne kommt. Das muss mittelfristig ein Meisterschaftskandidat sein und das wird spannend werden, wie sich Johnson dann gegen so einen Oberglüher durchsetzt."
Alles für Dale Earnhardt Jr.

© NASCAR
Dale Earnhardt Jr. steht im Mittelpunkt des Umbaus bei Hendrick Motorsports Zoom
Frage: "Ist es denn nicht ein unglaubliches Risiko, wenn ich nur zwei Tage nach dem Titelgewinn die ganze Firma auf den Kopf stelle? So wie es Rick Hendrick gemacht hat?"
Steiner: "Meine Meinung dazu ist ganz klar: Das wurde getan, um Dale Earnhardt besser zu machen. Und genau deswegen musste man da mehr umstellen. Vielleicht hat Jeff Gordon gesagt, dass er den alten Earnhardt-Crewchief nicht möchte. Vielleicht hat Gordon klar zum Ausdruck gebracht, dass er, wenn er denn schon wechseln muss, dann wenigstens Alan Gustafson haben will."
Kuhn: "Also ich habe es schon mehrfach betont: Rick Hendrick ist unter allen Ownern die Nummer eins. Er hat gesehen, dass seine Leute etwas betriebsblind geworden sind. Und er hat gesehen, dass ein 'Junior' unter Wert geschlagen wurde, denn ein Chase-Kandidat ist er durchaus. Der Chef hat nun gemerkt: 'Hoppla, dieses Jahr haben wir noch einmal Glück gehabt, aber jetzt muss ich was machen'. Denn eigentlich waren seine Autos nicht die Schnellsten, zum Beispiel die Boxenperformance von Jimmie Johnson war alles andere als meisterschaftswürdig. Das ist jetzt ein Wachrütteln. Aber vor allem steht meiner Meinung nach dahinter, dass er Dale Jr. noch eine letzte Chance geben möchte. Denn selbst seine Ergebnisse auf den Superspeedways sind weg - und das kann er wirklich sehr gut."
Steiner: "Einen mittelmäßigen Earnhardt kann sich NASCAR auf Dauer gar nicht leisten."
Frage: "Hatte da vielleicht sogar NASCAR die Finger im Spiel?"
Steiner: "Nein, das glaube ich nicht. Es ist sicher kein Zufall, dass Earnhardt im besten Team fährt. Aber so tief greifen sie nicht ein."
Frage: "Dann profitiert Earnhardt am meisten von dem Umbau?"
Kuhn: "Ja. Ich bin mir ganz sicher, dass 'Junior' in Sachen Abstimmung nicht gut ist. Die CoTs sind viel schwieriger abzustimmen als die alten Autos, die wesentlich mehr aerodynamischen und mechanischen Grip erzeugt haben. Die CoTs haben, je nach Streckenbeschaffenheit, ein ganz enges Funktionsfenster. Und der unangefochtene Meister in dieser Disziplin heißt Johnson. Sowohl in Sachen Intelligenz als auch in Sachen technisches Verständnis."
"Mein Verdacht ist, dass Hendrick bewusst will, dass sich Dale Jr. da einiges von Jimmie Johnson abschauen kann - und der ihm auch helfen soll. Und das geht auch. Wenn sich 'Junior' da in den Windschatten klemmen kann, dann ist er wenigstens so gut, dass er in den Chase kommt. Das ist nicht nur für Earnhardt wichtig, das ist - wie Günther gesagt hat - auch für NASCAR wichtig. Denn Platz 20 oder 21 ist für 'Junior' ein Witz."
Childress und sein Turnaround

© NASCAR
Kevin Harvick und Richard Childress sorgten 2010 für den Turnaround Zoom
Steiner: "Ich glaube sogar, dass Rick Hendrick ihn gefragt hat: 'Es geht nicht, dass du in jedem zweiten Rennen mit zwei Runden Rückstand ins Ziel kommst. Was willst du, um besser zu werden?' Ich glaube, dass Earnhardt zwei Probleme hat: Er hat kein Vertrauen in sich selbst und kein Vertrauen in seine Mannschaft. Zumindest bekommt man diesen Eindruck als Außenstehender. Es ist klar, dass 'Junior' kein Jimmie Johnson oder kein Kyle Busch ist. Aber dass er 21. wird, das ist es auch nicht. Earnhardt wird gerade weit unter seinem Wert geschlagen."
Frage: "Was ist mit Jeff Gordon und seinem sehr technisch angehauchten neuen Crewchief Alan Gustafson?"
Kuhn: "Ich glaube, dass Jeff Gordon mit seinen zwei Kindern, seinem Alter und seinem ganzen materiellen Erfolg immer gut genug sein wird, um den Chase zu schaffen. Aber sorry: Er ist kein Meisterschaftsanwärter mehr."
Steiner: "Man darf nicht vergessen, dass Jeff Gordon lange mit Ray Evernham zusammengearbeitet hat. Jeff weiß also, was ein guter Crewchief tun muss. Wenn Steve Letarte das Problem gewesen wäre, dann hätte man da viel früher reagiert."
Frage: "Für mich hat Childress eine Wahnsinnssaison 2010 hingelegt. 2009 noch kein einziges Auto im Chase, ein Jahr später mit Kevin Harvick einen heißen Meisterschaftskandidaten, einen Clint Bowyer, der eigentlich ebenfalls ganz vorne dabei war, und mit Jeff Burton auch der dritte Pilot im Chase. Ist Childress die Turnaround-Story des Jahres?"
Kuhn: "Absolut. Und das zeigt auch ganz klar, wie wichtig ein engagierter Owner ist, der eben nicht Investmentbanker oder Hedge-Fund-Manager ist. Auch wenn Childress mittlerweile um die 60 Jahre alt ist - dieses Benzin im Blut, diese Erfahrung lässt sich durch nichts ersetzen. Ich habe 2008 lange mit ihm gesprochen. Damals hat er mir erzählt, dass er auf Großwildjagd geht, dass in der ganzen Welt Urlaub macht und ein riesiges Weingut eröffnet hat. Mein Eindruck war, dass das alles für ihn wichtiger war als der Motorsport. Und in diesen zwei, drei Jahren, in denen er die Zügel in seinem Team ein wenig losgelassen hat, ist alles aus dem Ruder gelaufen. Doch dann ist ihm wieder klar geworden, dass das Childress-Team kein Mittelfeldteam ist."
Steiner: "Auffällig ist bei Childress vor allem, dass sie in ihrer Geschichte immer wieder Jahre hatten, an denen sie nichts zerrissen haben. Und plötzlich ging es wieder los. Dieses Spiel hat sich einige Male wiederholt. Dann springen ihnen wieder wichtige Sponsoren ab und dann müssen sie kämpfen. Childress müsste sich jetzt einmal stabilisieren. Wie Christian sagte: Einmal zu oft durchgeatmet und schon bist du weg vom Fenster. Das ist NASCAR."
NASCAR-Traum Clint Bowyer

© NASCAR
"Country-Boy" Clint Bowyer verkörpert den klassischen NASCAR-Star Zoom
Kuhn: "Dazu kommt noch eines, was kaum jemand weiß: Childress hat aus der McLaren-Mercedes F1-Motoren-Verbindung schon 2005 einen hochrangigen Motorenkonstrukteur abgeworben. Dieses Neuaufstellen, das Experimentieren im Motorenbereich dauert ein paar Jahre. Aber wenn man die Situation genau analysiert, dann hat Childress 2010 mit Abstand die besten Motoren gehabt, wovon auch Ganassi profitiert hat. Das war der große Umbruch. Jetzt haben sie mindestens die gleiche PS-Zahl wie Toyota, brauchen aber weniger Sprit."
Frage: "Der heimliche Gewinner der Saison 2010 ist für mich Kevin Harvick. Vor einem Jahr war er noch mit Childress verkracht und drohte sogar mit seiner Abwanderung. Dann hat man sich zusammengerauft und plötzlich platzt der Knoten. Wie ist so etwas möglich?"
Kuhn: "Happy Harvick war unhappy. Mit der Performance von Auto und Team, und meiner Meinung nach vor allem mit der Anwesenheit von Richard Childress. Nach dem Motto: 'Entweder du bewegst deinen - sorry - Hintern wieder jeden Tag ins Büro, oder ich mache mit meiner Frau DeLana meinen eigenen Deal.' Und DeLana ist verdammt ehrgeizig. Das weiß auch Childress."
Steiner: "Harvick ist ein richtig guter und fleißiger Pilot, da gibt es keinen Zweifel. Aber wenn ich Harvick wäre, dann würde ich mich einmal darauf konzentrieren, nur im Sprint-Cup zu fahren, anstatt in jeder Serie herum zu turnen."
Frage: "Ist Harvick dann der heimliche Teamleader oder doch Jeff Burton?"
Kuhn: "Jeff Burton ist hoch intelligent, denkt mit und hält den Laden da schon zusammen. Leider ist er vier, fünf Jahre zu alt, um ganz vorne mitfahren zu können. Aber von der Person her, ist er ein Supertyp. Ein idealer NASCAR-Botschafter."
Frage: "Was ist mit Clint Bowyer?"
Kuhn: "Clint Bowyer als Meister wäre für NASCAR einfach genial. Er ist genau einer vom alten Schlag. Völlig easy, offen, einer der Lieblinge von Presse und den weiblichen Fans."
Steiner: "Das stimmt. Bowyer ist ein richtig guter Typ, der auch gut rüberkommt. Als Fahrer verkörpert er den klassischen American Dream. Ein einfacher Karosseriespengler aus Kansas, also aus dem Mittleren Westen. Einer, der Dirt-Tracks gefahren ist, plötzlich von Richard Childress entdeckt wird und es bis ganz nach oben schafft. Bowyer ist einer aus den Reihen der Fans, der noch die Sprache der Leute auf der Straße spricht. Und ganz nebenbei ist er ein guter Fahrer."
Frage: "Ein sehr hemdsärmeliger Fahrer..."
Steiner: "Also genau das, was die NASCAR-Fans sehen wollen."
Kuhn: "Absolut. Auch im Auto immer gut für ein kleines Scharmützel. Leider war Bowyer nach seinem Punktabzug zwei Chase-Rennen lang komplett von der Rolle. Wenn das normal gelaufen wäre, hätte er bis zum Schluss im Titelkampf mitgemischt. Bowyer ist der genaue Gegenentwurf zu Jimmie Johnson."
Im zweiten Teil der großen NASCAR-Expertenrunde dreht sich am Samstag alles um Joe Gibbs Racing mit Kyle Busch und Denny Hamlin, wie Roush und die Ford Motor Company den Turnaround geschafft haben und was Juan Pablo Montoyas Probleme in der Saison 2010 waren.

